Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 168† Ottersweier, Kirchhof St. Johannes d. Täufer, Kapelle St. Barbara 1512, 1531

Beschreibung

Wappentafel. „Jn dem gernner ist in ain stain Jn ain Wand gehauwen volgendt schrifft, mit zwey wappen (…).“1 Letztmalig 1575 bezeugt.2 Zu dieser Zeit nur noch ein tartschenförmiger Wappenschild überliefert, über dem Bauinschrift und Sterbevermerk angebracht waren.2 Verlustumstände unbekannt. Das Gebäude war offenbar bereits im Jahre 1761 schadhaft;3 der endgültige Abriß erfolgte erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts.4

Inschrift nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. Anno dominj. 1512. Vfa) denn 21.b) tag dessc) Aprilensd). ist der erst Stein gelegt disz buwse), Durch denn würdigen Kürchherren Sebastian vonn Winndeckhf) ⟨vnd gestorben anno. 1531g).⟩

Wappen:
Windeck5, Enzberg6.

Kommentar

Die Bauinschrift belegt, daß Kirchherr Sebastian von Windeck bereits fünf Jahre vor der Erweiterung der Ottersweierer Kirche (1517) Baumaßnahmen im Bereich des Kirchhofs durchführen ließ.7 Unter der St.-Barbara-Kapelle befand sich ein Ossarium,4 weshalb sie auch als Kerner oder Beinhaus bezeichnet wurde. Ihre letzte Renovierung geschah im Jahre 1744.4

Für eine Grundsteinlegungsinschrift ungewöhnlich ist die hier überlieferte Verbindung mit einem Sterbevermerk. Er fügt sich semantisch nur schlecht ein und stellt wohl einen späteren Nachtrag dar. Hingegen dürften die Wappen, die auf die Eltern des Kirchherrn, Reinhard d. Ä. von Windeck und dessen erste Frau Barbara von Enzberg,8 verweisen, bereits vom Jahre 1512 stammen. Sie sind ebenso unter der Bauinschrift von 1517 an einem ehemaligen Strebepfeiler der Kirche nachweisbar.9 Da sowohl der Vater als auch die Mutter 1512 längst verstorben waren,10 sind die Schilde nicht als Stifter-, sondern als Elternwappen aufzufassen.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt in Verzaichnüs.
  2. Rechts oberhalb der 1 ein geschwungener Kürzungsbalken.
  3. Fehlt in Verzaichnüs.
  4. Aprilis Verzaichnüs.
  5. bauws Verzaichnüs.
  6. Windeck Verzaichnüs.
  7. Über der Jahreszahl ein Balken mit einer Ausbuchtung nach oben.

Anmerkungen

  1. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 10v.
  2. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 62r.
  3. Vgl. Müller, Ortenau 65.
  4. Vgl. Reinfried, Pfarrei Ottersweier 60; ders., Inschriften 274 Anm. 6.
  5. Identifiziert nach tingierter Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 62r.
  6. Angabe nach PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 10v.
  7. S. a. nr. 172. Zum Neubau der Kirche vgl. nr. 189. Zu Sebastian von Windeck vgl. nrr. 237, 241.
  8. Vgl. Gartner, Die Windecker, o. S. (hinterer Klappeinband, Stammtafel Neu-Windeck). S. a. Reinfried, Pfarrei Ottersweier 72.
  9. Vgl. nr. 189.
  10. Barbara von Enzberg war bereits 1472 verstorben, vgl. nr. 92, Reinhard d. Ä. von Windeck im Jahre 1502, vgl. nr. 190.

Nachweise

  1. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 10v.
  2. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 62r.
  3. GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 52r.
  4. Reinfried, Inschriften 274f. (nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch).
  5. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Fauler, Repertorium, fol. 16r (nach Verzaichnüs).
  6. Regesten von Windeck 173 nr. 174 (nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 168† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0016809.