Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 162 Gernsbach, ev. Friedhof 1508

Beschreibung

Grabplatte für eine unbekannte Frau. Bis 1936 lag die Platte im Langhaus der Jakobskirche vor dem Taufstein etwa 25 cm unter Bodenniveau.1 Nach ihrer Freilegung wurde sie innerhalb der Kastschen Familiengrablege auf dem ev. Friedhof aufrecht und mit der Vorderseite nach Süden im Boden verankert. Rötlicher Sandstein. Am Rand zwischen zwei rahmenden Ritzlinien der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk. Im Binnenfeld zwei Wappenschilde nebeneinander in Ritzzeichnung. Über dem heraldisch linken eine etwa handgroße Oberflächenbeschädigung. Das untere Viertel der Platte wurde zu unbestimmter Zeit abgetrennt; dadurch erheblicher Textverlust.

Maße: H. 141, B. 96,5, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. An(n)o · Dom(ini)a) · 1508 · vff · / M[ari]ae · v(er)kvndv(n)ga) · Starb · die[– – – / – – – / – – –]rawb) · GeUesze · der · Got · Gnad

Datum: 25. März 1508.

Wappen:
unbekannt2, unbekannt3.

Kommentar

Unter den Gemeinen ist vor allem das stark überhöhte a hervorzuheben, dessen oberer Bogenabschnitt in den Oberlängenbereich hineinragt. Der obere Schrägbalken des k ist auf ein Quadrangel reduziert, der untere als gewölbte Haarlinie ausgeführt. Die Versalien weisen leichte Bogenschwellungen auf. Das pseudounziale A hat einen linksschräg gestellten und stark verkürzten Deck- und einen gebrochenen Mittelbalken. Das unziale D ist offen, das untere Bogenende des eingerollten G bis nah an das obere herangeführt. Die Bogenenden des symmetrischen offenen unzialen M sind nach außen umgebogen. Den Mittelschaft begrenzt unten ein rechtwinklig angesetzter Sporn. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Die vollkommen ausgerundeten Versalien und die Form des a finden sich bereits auf dem etwa vierzig Jahre früher entstandenen Fragment des Grabmals für Klaus Reinbolt, das anscheinend derselben Steinmetzwerkstatt zuzuordnen ist.4 Aus der Gestaltung der Wappenbilder geht hervor, daß die Verstorbene und ihr Ehemann offenbar aus Familien der Murgschifferschaft stammten.5

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungszeichen nicht erkennbar.
  2. Ergänze vermutlich zu havsf]raw. Verloren ist offenbar der Name der Verstorbenen und der ihres Ehemannes im Genitiv.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. (wie unten).
  2. Schifferzeichen nr. 1 (Querschindel, rechts oben begleitet von einer schräglinks liegenden Schindel und links oben von einer schrägliegenden Schindel).
  3. Schifferzeichen nr. 2 (Querschindel über drei schwebenden Schräglinksleisten).
  4. Vgl. nr. 75.
  5. Vgl. dazu die Zeichen der Murgschiffer in Scheifele, Murgschifferschaft 134; Jägerschmid, Murgthal 170f.

Nachweise

  1. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 5803.
  2. Kdm. Rastatt 150.
  3. Weber, Murgschiffer 124 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 162 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0016207.