Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 143†? Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum um 1500

Beschreibung

Tafelbild mit der Verkündigung an Maria. Das Gemälde wurde zwischen 1926 und 1928 an den Photographen Wilhelm Kratt verkauft oder verschenkt.1 Seither verschollen. Öl auf Leinwand.1 Maria sitzt innerhalb eines ummauerten Gartens auf einer ausgebreiteten Decke und liest in einem Buch. Rechts hinter ihr ein hohes, turmartiges Gebäude. Links daneben im Himmel das Brustbild Gottvaters mit der Weltkugel, der segnend den Hl. Geist herabsendet. Der Erzengel ist in Tunika und Pluviale gehüllt und tritt von links an Maria heran. Er hat die Rechte zum Gruß erhoben und hält in der Linken ein Lilienzepter, um das sich ein weißes Schriftband entrollt. Darauf in schwarzen Buchstaben das Gebet. Das ursprüngliche Bild wurde offenbar allseits beschnitten. In der linken unteren Ecke eine Blumenvase mit Lilien, die nur noch zur Hälfte erkennbar ist. Von dem die Szene ehemals überspannenden Rundbogen lediglich in den oberen Ecken noch ein geringer Rest erhalten.

Inschrift nach RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

  1. A//vea) · //b) maria · gr(aci)ạ //b) plena //b) d(omi)n(u)s tecum2)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.

Kommentar

Die Buchstaben haben relativ breite Schäfte und scheinen zumindest teilweise nachgezogen worden zu sein. Der untere Bogen des g holt nach rechts aus und ist stumpfwinklig gebrochen. Die in den Ober- bzw. Unterlängenbereich hineinragenden Schaftenden von p und l sind gespalten. Es wurde stets das Bogen-r verwendet. Als Worttrenner dienen paragraphzeichenförmige Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Die Datierung des Bildes orientiert sich an stilistischen Kriterien sowie an den genannten Schriftmerkmalen, die in mehreren gemalten Inschriften der Zeit um 1500 nachweisbar sind.3

Textkritischer Apparat

  1. Das trapezförmige A in anderer Farbe und mit beiderseits überstehendem Deckbalken. Danach eine Unterbrechung durch die linke Hand des Erzengels.
  2. Wechsel zwischen Vorder- und Rückseite des Schriftbandes.

Anmerkungen

  1. Vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer (wie unten).
  2. Beginn des Ave Maria (liturgischer Text nach Lc 1, 28, vgl. z. B. CAO, Bd. 3, 64 nr. 10539).
  3. Vgl. zu den gespaltenen Schaftenden und dem stumpfwinklig gebrochenen unteren Bogen des g nrr. 127, 142. S. a. nr. 137.

Nachweise

  1. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 0882 (Photo Wilhelm Kratt, 1923).
  2. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 7: Gemälde, fol. 45r (Photo Wilhelm Kratt, 1923).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 143†? (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0014302.