Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 135 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Fragment eines Kaselkreuzes. Erstmals bezeugt durch ein Photo des badischen Hofphotographen Wilhelm Kratt.1 Bereits damals unten beschnitten und auf ein Holzbrett aufgezogen. Nach 1942 auf eine Kasel barocken Zuschnitts aufgenäht.2 Später auf ein hochrechteckiges und unten gefranstes Leinentuch appliziert. Leinen- und Seidenstickerei. Im Zentrum Christus am Kreuz. Hinter seinem Haupt ein großer Kreuznimbus; darüber der Kreuztitulus auf einem um den Stamm gelegten Schriftband. Die Konturen der weißen Buchstaben sind durch rotes Garn hervorgehoben. Das Kreuz überhöht vom Abbild Gottvaters, der die Rechte segnend erhoben hat und in der Linken die Weltkugel hält. Der Balken flankiert von den Brustbildern der hl. Margareta (links) und der hl. Katharina (rechts) mit ihren jeweiligen Attributen. Zu Füßen des Gekreuzigten ein Wimperg, von dem nur noch ein Eselsrücken zwischen zwei breiten Fialen erkennbar ist. Der sich ehemals daran anschließende Abschnitt verloren. Die gesamte Stickerei ist von einer Rahmenleiste mit einer Stabranke umgeben. An die Außenkante wurde in jüngerer Zeit ein Flechtband angesetzt. Die Stickerei ist stellenweise beschädigt.

Maße: H. 74, B. 59, Bu. ca. 1,5 cm.3

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

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Kommentar

Die stilistische Gestaltung der Stickerei deutet auf eine Anfertigung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hin.5 Möglicherweise entstand sie im Zusammenhang mit der Neuausstattung des Frauenchors nach dem Umbau von ca. 1470.6 Zumindest zeigt der 1496 angefertigte Altar im Schrein ebenfalls die Figuren der hl. Margareta und der hl. Katharina.7

Anmerkungen

  1. Vgl. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv (wie unten).
  2. In Kdm. (wie unten) noch auf dem Holzbrett beschrieben. Zum Zustand nach dem Zweiten Weltkrieg vgl. 750 Jahre Lichtenthal (wie unten).
  3. Die Maße bis auf die näherungsweise ermittelte Buchstabenhöhe nach 750 Jahre Lichtenthal (wie unten).
  4. Io 19,19.
  5. Vgl. 750 Jahre Lichtenthal (wie unten). Sr. Mafalda Bauer datiert die Arbeit um 1480, vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer (wie unten).
  6. Vgl. zu den Baumaßnahmen Coester, Klosterkirche 94.
  7. Vgl. nr. 127.

Nachweise

  1. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 0540, 07551 (Anf. 20. Jh.).
  2. Kdm. Baden-Baden 490 nr. 1, 494 (Abb. 399).
  3. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 10: Handarbeit, Stickereien, Reliquien, Kleinkunst, fol. 5r (Photo Wilhelm Kratt).
  4. 750 Jahre Lichtenthal 252 nr. 84, 253 (Abb. 84).
  5. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Ordner: Museum, Fürstenzimmer 1, Mittelvitrine, Fensterseite, o. S. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 135 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0013500.