Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 130 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1497

Beschreibung

Grabplatte für den Priester Nikolaus Brun. Bis zur 1965 begonnenen Neugestaltung1 der Klosterkirche rechts neben dem nördlichen Seitenaltar im Boden.2 Seither aufrecht an der nördlichen Innenwand östlich des Eingangs. Rötlicher Sandstein. Im oberen Abschnitt des Binnenfeldes ein eingetieft reliefierter Wappenschild, im unteren Bereich die eingemeißelte, auf dem Kopf stehende Zahl 13. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.3 Auf der durch eine Ritzlinie abgesetzten Randleiste der rechts unten einsetzende und umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Teilweise stark abgetreten und unleserlich. Die linke obere Ecke neu angestückt.

Maße: H. 201, B. 86, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/3]

  1. Anno Domini · M cccc · / lxxxx · vii · Jn die nat(ivit)atisa) domini obctb) honorabilis sacerdos / Ḍ(ọṃị)ṇ(ụ)ṣ Nicolaus · Brunc) · De / Spira · hic beneficiatus · Cuius a(n)i(m)ad) · requiẹṣc̣ạṭ ịṇ P̣ạc̣ẹ · Amen ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1497 am Tag der Geburt des Herrn verstarb der ehrbare Priester, Herr Nikolaus Brun aus Speyer, hiesiger Pfründner, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen.

Datum: 25. Dezember 1497.

Wappen:
Priesterwappen.4

Kommentar

Die Kerben der Buchstaben sind äußerst schmal gemeißelt. Die freien Schaftenden sind nicht oder nur ganz knapp umgebrochen. Die Oberlängen ragen nur geringfügig aus dem Mittelband heraus. Der untere Bogenabschnitt des c ist stark reduziert, der obere – wie teilweise auch der des Bogen-s – waagerecht gestellt. Der etwas verlängerte linke Schrägschaft des v ist leicht nach innen eingebogen. Das A erscheint in der Grundform des Minuskelbuchstaben, wobei der senkrechte Teil des gebrochenen unteren Bogens doppelt gezogen und der linke Teil des gebrochenen oberen Bogens linksschräg gestellt ist. Der Schaft des D und der Bogen des C wurden ebenfalls doppelt ausgeführt. Als Worttrenner dienen kleine Quadrangel auf halber Zeilenhöhe, die zumindest teilweise paragraphzeichenförmig gestaltet sind.

Nikolaus Brun ist für die Jahre 1481 und 1482 als Kaplan des Klosters Lichtenthal bezeugt.5 Im Alten Nekrolog wird als Zeitpunkt seines Todes das Jahr 1498 angegeben.6

Textkritischer Apparat

  1. Kein Kürzungszeichen erkennbar.
  2. So statt obiit.
  3. Brem Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata, Kdm.
  4. De / Spira · hic beneficiatus · Cuius a(n)i(m)a] des Spithales Baden Cappelan. Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata; De / Spita . hic beneficcatus. Cuius a(n)i(m)a Kdm.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu den Baumaßnahmen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Stober, Denkmalpflege 148–151; Stober, Baugeschichte 117.
  2. Vgl. zur genauen Lokalisierung GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Lichtenthal (wie unten).
  3. Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  4. Kelch.
  5. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 159f.
  6. Vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 24v: „viij kl (…) obiit niclaus brun sacerdos et capellanus in lucida valle anno Mcccc°xcviij°.“ Offenbar rechnete der Schreiber nach dem Weihnachtsstil.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 17 nr. 13.
  2. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 9r nr. 13.
  3. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 13, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416; unvollst.).
  4. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 199r.
  5. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 31.
  6. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 274.
  7. Deodata, Frauenkloster Lichtental 171.
  8. Kdm. Baden-Baden 503 nr. 13.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 130 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0013005.