Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 126† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1496

Beschreibung

Grabplatte für Markgräfin Margareta von Baden, Äbtissin des Klosters Lichtenthal. Ehemals nahe der Chorachse zwischen dem Chorschluß und dem ersten Chorjoch von Osten im Boden.1 Im Zuge der Fußbodenerneuerung von 1893 überdeckt oder abgegangen.2 Im Binnenfeld der hochrechteckigen Platte ein Äbtissinnenstab, der bereits 1804 nur noch „mit Mühe“3 wahrgenommen werden konnte. Links und rechts davon in der Mitte die auf dem Kopf stehende Zahl N. // IV. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.4 Auf dem Rand der umlaufende Sterbevermerk mit Fürbitte, der sich nach der Abzeichnung Louis Wagners im Binnenfeld über der Krümme auf zwei Zeilen fortsetzte.1 Der Zustand der Platte zum Ende des 19. Jahrhunderts als „ganz ausgetreten und unkenntlich“ beschrieben.5

Inschrift nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr; Zeilenumbruch nach GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche.

Maße: L. ca. 207, B. ca. 102 cm.6

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien?7

  1. + Anno . Domini . M . CCCC . LXXXXVIa) / uff den XIIb) Tag . des . Jenners . ist . die . erwirdig . hochgeborn . Fierstin . / Marg[aretha / A]pptissinc) . desd) . Gotzhaus . Lichtental . geborne . Marg(r)efine) . / von . Baden . verschieden . / deren . Sele . Got . gnad

Kommentar

Margareta war die Tochter Markgraf Karls I. von Baden und der Herzogin Katharina von Österreich.8 Nach dem Ableben ihrer Vorgängerin, Anna Strauler, wurde sie offenbar mit Unterstützung ihres Bruders, Markgraf Christophs I. von Baden, als Äbtissin eingesetzt,9 nachdem sie zuvor Siechen- und Krankenhausmeisterin des Klosters gewesen war.10 In der neuen Funktion urkundet sie erstmals am 29. September 1476, letztmalig am 22. Januar 1495.11 Nach dem Lichtenthaler Totenbuch verstarb sie erst am 14. Januar 1496.12 Das Kloster verdankt ihr mehrere Kunstwerke, unter anderem auch den ehemaligen Hochaltar von 1489.13

Textkritischer Apparat

  1. M . CCCC . LXXXXVI] 1495. Sachs; CCCCLXXXXVI. Glyckher; MCCCCLXXXX Grundriß Klosterkirche.
  2. VI Grundriß Klosterkirche; 6.ten Junglerus, Vera et genuina origo; VI. Glyckher.
  3. Marg[aretha / A]pptissin] Die Schreibweise des Namens innerhalb der Ergänzung ungewiß. Fraw Margretha Abbtißin Junglerus, Vera et genuina origo; Fr(aw) Margaretha, äbtißin Junglerus, Stemmatis (…) origo; fraw Margaretha Ebbtisszin Glyckher; Frau Margaretha, Aebtißin Sachs; Marg – – – /pptissin Grundriß Klosterkirche; Margaret Apptissin Gutgesell, Bauer.
  4. disz Glyckher.
  5. Über dem g im Ms. ein waagerechter Kürzungstrich.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche (wie unten).
  2. Vgl. Kdm. Baden-Baden 520; Bauer, Kloster Lichtenthal 268. Zu den Baumaßnahmen von 1893 vgl. Stober, Denkmalpflege 141–143. Als Ersatz für die Grabplatte hat man damals eine Gedenktafel mit einem ähnlichen Wortlaut anfertigen lassen, vgl. Einl. Kap. 6 nr. *73.
  3. GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten).
  4. Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  5. Bauer (wie unten).
  6. Maße errechnet nach den Angaben in GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten): „6’ 9’’ lang und 3’ 4’’ breit“. Zur Umrechnung der Längenmaße „Fuß“ (= ca. 30 cm) und „Zoll“ (= ca. 3 cm) in Baden zu Beginn des 19. Jahrhunderts vgl. Alte Meß- und Währungssysteme 20, 65.
  7. Erschlossen aus Franz Josef Herrs Transkription und seinem Vermerk „mit deutschen Buchstaben“, vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten).
  8. Vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 267. Ausführliche Angaben zu ihr in Bernhard von Baden 36–71; Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 148–155; Schindele, Abtei Lichtenthal (1978) 409; Krimm, Markgrafen 71–74.
  9. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 148f.
  10. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1978) 409.
  11. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 148, 151.
  12. Vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 1v. Franz Josef Herr weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß im Lichtenthaler Nekrolog häufiger statt des Sterbedatums der Bestattungstag verzeichnet sei, vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten). In Necrologium 164 ist als Todestag der 15. Februar angegeben.
  13. Vgl. nr. 114. Zu ihren Erwerbungen gehören außerdem das Triumphkreuz im Ostchorgewölbe der Klosterkirche und die Holzstatue Christus im Elend, vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 154.

Nachweise

  1. BLB Karlsruhe D 113, Junglerus, Vera et genuina origo, fol. 29r.
  2. BLB Karlsruhe D 162, Junglerus, Stemmatis (…) radix, fol. 32r.
  3. KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher, Chronik 94.
  4. Sachs, Einleitung, T. 2, 505.
  5. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 12 nr. IV.
  6. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 7r nr. IV.
  7. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. IV, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416).
  8. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 25.
  9. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 268.
  10. Deodata, Frauenkloster Lichtental 166.
  11. Kdm. Baden-Baden 520 nr. IV.
  12. Bernhard von Baden 70.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 126† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0012601.