Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 117 Baden-Baden-Fremersberg, Klostergut Fremersberg 1491

Beschreibung

Bildstock. Ehemals im Botagelrain des Stadtwaldes an der Landstraße L 84a zwischen dem Klostergut Fremersberg und Baden-Baden.1 Im Dezember 1999 durch den Orkan „Lothar“ umgestürzt und beschädigt.2 Danach innerhalb des Fremersberger Klostergutes nördlich des Hauptgebäudes unter einem Baum aufgestellt. Rötlicher Sandstein. Der hohe Pfeiler auf quadratischem Grundriß mit gefasten Kanten trägt einen hochrechteckigen Aufsatz. In dessen Giebelfeld ein reliefierter Wappenschild. Das Originalbild der Nische verloren. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts befand sich darin eine Holztafel mit dem Bildnis der Muttergottes mit Kind, dabei die Inschrift Heilige Maria bitte für uns.3 Heute birgt der Bildkasten eine Madonnenstatue und ist mit einem schwarzen Eisengitter verschlossen. Auf der vorderen Schrägfläche zwischen Pfeiler und Ädikula die eingemeißelte Jahreszahl.

Maße: H. 250, B. 43,5, Zi. 6 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. · 1 · 4 · 9 · 1 ·

Wappen:
Ulrich.4

Kommentar

Die Schäfte beider 1 sind unten rechtsschräg geschnitten und leicht unter die Grundlinie verlängert. Die 4 ist schlingenförmig. Als Zifferntrenner dienen paragraphzeichenförmige Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Wappen und Jahreszahl verweisen auf Hans Ulrich, den Leibarzt Markgraf Karls I. von Baden.5 Der Standort des von ihm gestifteten Bildstockes in der Nähe des ehemaligen Franziskanerklosters Fremersberg, das sich bis 1828 an der Stelle des heutigen Klostergutes befand,6 dürfte kein Zufall sein. In dessen Totenbuch wird Ulrich als bedeutender Wohltäter genannt, da er dem Konvent nicht nur aus eigenem Aufkommen erhebliche Baumittel zur Verfügung stellte, sondern weitere Zuwendungen auch von dritter Seite erwirkte.7 Noch heute befindet sich am Torbogen der Hofeinfahrt sein Wappenstein.

Anmerkungen

  1. Vgl. StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale (wie unten); Kdm. Baden-Baden 404.
  2. Seither ist der Stamm zerbrochen. Freundliche Auskunft des derzeitigen Besitzers des Hofgutes Fremersberg, Herrn Dr. Klaus Wiendieck.
  3. Vgl. Müller, Alte Bildstöcke in der Ortenau (wie unten) 73.
  4. Schrägliegender, gefiederter Pfeil; vgl. zur Identifizierung nr. 118.
  5. Vgl. die biographischen Angaben in nr. 118.
  6. Vgl. zur Geschichte des Klosters Fremersberg Wolfgang Müller, Das Franziskanerkloster Fremersberg, in: Die Klöster der Ortenau 438–444; Bleibrunner, Fremersberg 7–33; P. Vigilius Greiderer, Germania Franciscana. Capita selecta e tomo III nondum edito de Provinciae Argentinensis Fratrum Minorum domibus tam virorum quam sororum tractantia (Alemania Franciscana antiqua 11/12), Landishuti 1964, 14–16.
  7. Vgl. Liber Mortuorum 53: „(…) plura etiam contulit pro structura huius loci, ac etiam talia ab aliis procuravit (…).“

Nachweise

  1. Chézy, Rundgemälde 139.
  2. StdtA Baden-Baden, Bildersammlung, Bildstock v. Hans Ulrich Scherer, Neg.-nr. F 001-576 (Gesamtaufnahme), F 001-577 (Detail), Photograph Werzinger, um 1900.
  3. Otto August Müller, Alte Bildstöcke in der Ortenau, in: Die Ortenau 18 (1931) 68–98, hier 72f.
  4. Kdm. Baden-Baden 403f. (Abb. 311).
  5. Otto August Müller, Alte Bildstöcke in Mittelbaden, in: Soweit der Turmberg grüßt. Beiträge zur Kulturgeschichte, Heimatgeschichte und Volkskunde 3 (1951) nrr. 9/10, 35f., 39f., hier 39.
  6. Ders., Bildstöcke in Mittelbaden, in: Soweit der Turmberg grüßt. Beiträge zur Kulturgeschichte, Heimatgeschichte und Volkskunde 10 (1958) nrr. 6/7, 61–84, hier 76.
  7. StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale, Flurstück-nr. 5161, OZ 1.
  8. Robert Erhard, Kulturgut am Wege. Feldscher des Markgrafen als Kunstmäzen, in: Badisches Tageblatt v. 27.12.1979, o. S.
  9. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Denkmallisten BAD, Ordner zu Balg, Ebersteinburg, Gaisbach, Haueneberstein, Lichtental, Müllenbach, Neuweier, Oos, Sandweier, Steinbach, Varnhalt, o. S.
  10. Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 328.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 117 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0011702.