Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 111 Baden-Baden, Stadtmuseum (Lichtentaler Allee 10) 1487

Beschreibung

Gußerker. Ehemals am Gernsbachertor bzw. Spitaltor, das 1821 von Gastwirt Ludwig Hofmann abgerissen wurde.1 1834/35 auf Veranlassung Großherzog Leopolds von Baden auf das Schloß Hohenbaden verbracht.2 Hier 1892 einem neugotischen Bogen am Burgrestaurant aufgesetzt.3 1956 den Stadtgeschichtlichen Sammlungen übergeben.4 Sandstein. Der kastenförmige Erker wird durch eine breite, gekehlte Leiste umrahmt. Die Deckplatte mit schrägem Sims ist verloren.5 Auf der Stirnseite zwischen zwei in der Mitte kreisförmig erweiterten Schießscharten ein plastisch ausgehauener Wappenschild. Darunter auf der Rahmenleiste die eingemeißelte Jahreszahl. Der Erker vor allem im unteren Bereich stark verwittert und zerbrochen. Stellenweise noch Reste einer jüngeren Fassung erkennbar.

Maße: H. 52, B. 97, T. 59, Zi. 5 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Stadtmuseum Baden-Baden [1/2]

  1. 1̣487a)

Wappen:
Baden.

Kommentar

Die Kerben der Ziffern sind gleichmäßig schmal geschlagen. Die 4 ist schlingen-, die 7 lambdaförmig gestaltet. Als Zifferntrenner dient ein Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Die mittelalterliche Stadtbefestigung der Stadt Baden, die sich mehr oder minder bis in das 17. und 18. Jahrhundert erhalten hatte, war vermutlich schon im 13. Jahrhunderts begonnen worden.6 Feststeht, daß das Gernsbacher Tor bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts bestanden haben muß, da das damals direkt davor eingerichtete Spital seit jeher außerhalb der Mauern lag.7 Insofern ist die inschriftliche Jahreszahl zunächst lediglich auf die Fertigung bzw. Anbringung des Erkers zu beziehen, die freilich mit Baumaßnahmen am Tor einhergegangen sein wird.

Textkritischer Apparat

  1. Die 1 unter der verblaßten Farbschicht nur schemenhaft erkennbar. Der anstrichlose Schaft schräggestellt und unten nach links umgebogen. Siehe dazu Schaffroth, Zeichnung.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Herkunft den Eintrag in Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inventarbuch 1b, 182 nr. 9945: „das Gernsbacher Tor Wappen gefunden auf dem alten Schloß“. S. a. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inv.-nr. 8530, Schaffroth, Zeichnung (wie unten), hier die Bildbeischrift: „am Gernsbacher Thor zu Baden (…)“. Zum Abriß des Gernsbacher- oder Spitaltores vgl. Kdm. Baden-Baden 65f.; Julius Kraetz, Das Spitaltor zu Baden-Baden, auch Gernsbacher Tor genannt, in: Der Merkur. Heimatkalender auf das Jahr 1964 für die Kreise Bühl und Rastatt und die Kurstadt Baden-Baden, hg. v. R. Gustav Haebler, Baden-Baden 1964, 40–42.
  2. Vgl. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inv.-nr. 8530, Schaffroth, Zeichnung (wie unten), hier die Bildbeischrift: „Dieser Stein ist auf das alte Schloß Baden bei der Erbauung des Saals, den Großherzog Leopold hat erbauen laßen, gebracht.“ S. a. Kdm. Baden-Baden 294.
  3. Vgl. Linde (wie unten).
  4. Vgl. ebd. Der Eintrag in Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inventarbuch 1b, 182 nr. 9945 undatiert.
  5. Vgl. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inv.-nr. 8530, Schaffroth, Zeichnung (wie unten).
  6. Vgl. zur Stadtbefestigung und den einzelnen Toren Ortskernatlas Baden-Baden 16–18; Coenen, Aquae 102–109; Emil Lacroix, Die städtebauliche Entwicklung von Baden-Baden, in: Badische Heimat 24 (1937) 237–249, hier 243; Kdm. Baden-Baden 62–68; Haebler, Geschichte, Bd. 2, 66–68, 283.
  7. Zur Baugeschichte des Spitals vgl. Kdm. Baden-Baden 195–210, hier 195f. S. a. die Stadtansichten vom Jahre 1643 in Merian, Topographia Sueviae 27f. (Abb.), und von 1657 in Rott, Baden-Baden o. S. (Abb. 1).

Nachweise

  1. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inv.-nr. 8530, Johann Stanislaus Schaffroth, Zeichnung (Repro nach Original im Album Inv.-nr. 11028, fol. 8v).
  2. [Otto Linde], Am Tore vor dem Brunnen. Die Wappentafel des Gernsbacher Tores in Baden-Baden, eine letzte Erinnerung an das Stadtbild der mittelalterlichen Bäderstadt, in: Zwischen Murg und Kinzig (1956) H. 60, o. S.
  3. Julius Kraetz / Rolf Gustav Haebler, Das Spitaltor zu Baden-Baden auch Gernsbacher Tor genannt, in: Der Merkur. Heimatkalender für die Kreise Bühl und Rastatt und die Kurstadt Baden-Baden 2 (1964) 41f., hier 41 (erw.).
  4. 500 Jahre Stadtordnung 36 (Abb. 1), 91 nr. 13.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 111 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0011100.