Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 102†? Sulzbach (Stadt Gaggenau), kath. Pfarrkirche St. Anna 1477

Beschreibung

Glocke. Vermutlich identisch mit der heute unzugänglichen, da im Dachreiter des Kirchturms befindlichen Glocke. Erstmals im Speyerer Visitationsprotokoll von 1683 erwähnt. Danach sei sie kurz zuvor gemeinsam mit der neu errichteten St.-Anna-Kapelle zu Ehren der Heiligen Maria (und) Margareta geweiht worden.1 Nach Abbruch der Kapelle wurde die Glocke 1884 offenbar in die neu errichtete Kirche übernommen.2 Bronze. An der Schulter zwischen glatten Stegen der Gußvermerk.3 Am Schlag ein Stegbündel sowie ein schmales leeres Band zwischen weiteren Stegen.

Inschrift nach Dt. Glockenatlas (Baden).

Maße: H. 29, Dm. 35 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. +a) anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxvii · iar

Kommentar

Die Inschrift ist in einer Bandminuskel ausgeführt; die Worttrenner sind paragraphzeichenförmig.3 Auch aufgrund dieser Schriftmerkmale wird die Glocke bisher dem Werk des Gießers Jörg von Gontem in Speyer zugewiesen.4

Aus dem inschriftlich überlieferten Gußjahr geht hervor, daß die Glocke 1683 bereits für eine Zweitverwendung geweiht wurde. Da man sich bei der Wahl der Schutzpatrone am Namen der regierenden Äbtissin von Frauenalb (Schielberg-Frauenalb, Gde. Marxzell, Lkr. Karlsruhe), Maria Margareta von Greith,5 orientierte, wird die Glocke vermutlich aus diesem Kloster stammen, dem bis zur Säkularisation die Ortsherrschaft in Sulzbach zustand.6

Textkritischer Apparat

  1. Kleeblattkreuz.

Anmerkungen

  1. Vgl. Trenkle, Beiträge (1881) 195: „(…) campanam in honorem S. Mariae Margarethae ob patrinam abbatissam Frauenalbensem, quae hoc nomine nominatur, benediximus (…).“ Zur Kapelle siehe die 1828 angefertigte Skizze in GLA Karlsruhe H Baden–Land 4, Zeichnungen, Bd. 4, 1, abgedr. in Bittmann (wie unten) 26.
  2. Zum neuromanischen Kirchenbau vgl. Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 206–208; Kdm. Rastatt 359.
  3. Die Angaben zur Beschreibung nach Dt. Glockenatlas (Baden) 549f. nr. 1761.
  4. Vgl. ebd.; zum Gießer siehe Dt. Glockenatlas (Baden) 20; Walter, Glockenkunde 788.
  5. Vgl. zu ihrer Biographie Karl Obser, Beiträge zur Baugeschichte des Klosters Frauenalb, insbesondere im Zeitalter des Barock, in: ZGO 72 NF 33 (1918) 213–269, hier 219f.; ders., Miszelle. Äbtissinnen und Konventslisten des Klosters Frauenalb, in: ZGO 72 NF 33 (1918) 424–432, hier 428.
  6. Vgl. zu den Herrschaftsverhältnissen in Sulzbach Landkreis Rastatt, Bd. 2, 48.

Nachweise

  1. StdtA Gaggenau Su 2, Langenbach, Chronik von Sulzbach, Bd. 2, fol. 102r.
  2. Kdm. Rastatt 359 (erw.).
  3. Meinrad Bittmann, 300 Jahre St. Anna Sulzbach. Zur Erinnerung an die 300-jährige St.-Anna-Verehrung in Sulzbach und an die bischöfliche Weihe der gleichnamigen Kapelle als erster Kirche im damaligen frauenalbschen Klosterdorf Sulzbach im Jahre 1683, Gaggenau-Sulzbach 1983, 37 (erw.) – Dt. Glockenatlas (Baden) 549f. nr. 1761.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 102†? (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0010201.