Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 56 Baden-Baden, Stadtmuseum (Depot Im Baldreit, Küferstraße 3) 1420

Beschreibung

Glocke. Am 11. Dezember 1970 in Baden-Baden auf der Geroldsauer Straße aus 2 m Tiefe geborgen.1 Herkunft ungewiß. Bronze. Die Krone besteht aus einem Mittelöhr und sechs einfach profilierten Seitenöhren. Die flach und fast geradlinig abfallende Haube umläuft ein wulstartiger Ring. An der Schulter zwischen zwei Schnurstegen Gußvermerk und Anrufung. Die Flanke unverziert; ein weiterer Steg am Wolm. Die Schärfe stark bestoßen und stellenweise ausgebrochen.

Maße: H. 41, Dm. 46, Bu. 3,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Stadtmuseum Baden-Baden [1/5]

  1. +a) anno domninb) m° cccc° xx° hilf got vnd mariac) vnd santd)

Kommentar

Da der Neigungswinkel der Buchstaben und die Spatien stark variieren, dürfte die Inschrift über Wachsbuchstaben gefertigt worden sein, wobei deren Abdrücke im Mantel möglicherweise noch zusätzlich mit dem Stichel verziert wurden. Ober- und Unterlängen sind in das Mittelband gezwängt. Der Balken und der abgeknickte obere Bogenabschnitt am f, die Fahne des r sowie der Balken des t besitzen dünne, nach rechts eingerollte Zierlinien. Am oberen Schaftabschnitt des g setzt ein nach rechts überstehender Zierbalken an. Die Schrägschäfte beider x, deren Form einer verkleinerten Gotischen Majuskel entspricht, sind unten stark verkürzt, der linksschräge geschwungen und im unteren Bereich mit einer Schwellung versehen. Das freie Ende des h-Bogen mündet in ein sich nach links einrollendes Zierhäkchen.

Das Gebet hilf got, an das sich zahlreiche Heiligenanrufungen anschließen können, ist seit dem 15. Jahrhundert auf zahlreichen Glocken belegt.2

Textkritischer Apparat

  1. Kleines, schräggestelltes griechisches Kreuz auf halber Zeilenhöhe.
  2. So statt domini durch eine überflüssige Haste.
  3. Das i spiegelverkehrt; durch Gußfehler nur die obere Buchstabenhälfte ausgeführt.
  4. Das Bogen-s retrograd ausgeführt. Der Name des angerufenen Heiligen offenbar aus Platzmangel nicht ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inventarbuch 1b, 193 zu Inv.-nr. 10209; Dt. Glockenatlas (wie unten).
  2. Vgl. Otte, Glockenkunde 124.

Nachweise

  1. Dt. Glockenatlas (Baden) 118 nr. 8 (Abb. Z 53).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 56 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0005604.