Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 45 Durmersheim, Wallfahrtskirche Maria Bickesheim 1391

Beschreibung

Grabplatte für einen Priester Heinrich. Bis 1972 im Boden des nördlichen Seitenschiffes vor dem Katharinenchor am Aufgang zur Kanzel.1 Seither vor dem nördlichen Nebeneingang der Westfassade aufrecht an der Umfassungsmauer des angrenzenden Klostergartens. Rötlicher Sandstein. Hochrechteckige Platte mit giebelförmiger oberer Schmalseite. Das untere Fünftel heute durch zwei Stufen der Kirchtreppe verdeckt. Im etwas eingetieften Binnenfeld nur noch schemenhaft die flach reliefierte Figur eines Geistlichen erkennbar, deren Kopf am Scheitelpunkt in den am Rand umlaufenden Sterbevermerk ragt.2 Rechts vom Haupt der Beginn der eingemeißelten Inschrift. Stark abgetreten und verwittert.

Maße: H. 185, B. 102, T. 15-18 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. ANNO / D(OMI)NI M CCC LXXXXI Ọ(BIIT) ḤEINRI[CVS //a) F]VGIENS Ṿ[. . . .]Ab) DIE LṾCIE VIṚG̣(IN)/IS

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1391 starb Heinrich am Tag der Jungfrau Lucia und entfloh (…).

Datum: 13. Dezember 1391.

Kommentar

Aufgrund der starken Verwitterung sind von den Buchstaben in der Regel nur noch die stärkeren Vertiefungen im Bereich der Bogenschwellungen oder der Sporen zu erkennen. Das flachgedeckte A hat einen geschwungenen linken Schaft und einen rechtsschrägen Mittelbalken. In unzialer bzw. runder Form sind E, H, das links geschlossene M und das N wiedergegeben. Abschlußstriche lassen sich lediglich am C deutlich wahrnehmen. Den Balken des L ersetzt ein Balkensporn. Der Rechtsschrägschaft des X ist stark geschwungen.

Der Verstorbene ließ sich bisher nicht näher identifizieren.

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung der Inschrift durch die unbeschriftete untere Randleiste, vgl. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv. Fortsetzung der Inschrift auf der linken Randleiste unten.
  2. Das V könnte auch ein X sein. Davor ein senkrechter Strich innerhalb des Spatiums nach FVGIENS; vermutlich eine Beschädigung. Vom verlorenen Buchstabenbestand (in Gotischer Minuskel?) lediglich noch sechs senkrechte Schäfte in unregelmäßigen Abständen wahrnehmbar. Die Lesung V[MBR]A scheint mit dem Befund nicht vereinbar. V.. mba Mone.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kehrer, Geschichtliche Nachrichten 5; RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 01717 (Aufn. von 1908); Schneider, Beiträge 219; Kdm. Rastatt 73; Blaschka, Wallfahrtskirche 13.
  2. Die Figur wurde bereits 1875 als Kleriker identifiziert, vgl. Burkhart, Durmersheim 416 Anm. 367, hier unter Berufung auf einen im Pfarrarchiv Durmersheim aufbewahrten Briefwechsel zwischen Benefiziat Kehrer und dem erzbischöflichen Archivar Franz Zell.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe N Mone 105, Mone, Aufzeichnungen östl. Obere Hard, fol. 88v. (incl. 3 eingeklebte Zettel mit Skizzen).
  2. Kehrer, Geschichtliche Nachrichten 5 (erw.).
  3. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 01717 (Aufn. 1908).
  4. Schneider, Beiträge 219.
  5. Kdm. Rastatt 73.
  6. Burkhart, Durmersheim 259 mit Anm. 367 (erw.).
  7. Durmersheim in Vergangenheit und Gegenwart 185 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 45 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0004501.