Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 42 Baden-Baden, altkath. Pfarrkirche St. Maria u. Vierzehn Nothelfer (ehem. Spitalkirche) 1382

Beschreibung

Grabplatte für Heinrich (?) von Neuenburg. Ursprünglicher Standort unbekannt. Im Zuge der Kirchenrenovierung von 1865 im mittleren Langhausjoch als zweite Platte von Osten aufrecht an die Südwand gestellt.1 An dieser Stelle nach der Verkürzung des Kirchenschiffes von 1963 offenbar nur geringfügig verschoben.2 Rötlicher Sandstein. Die hochrechteckige Platte unten beschnitten. Im Binnenfeld zwei reliefierte Vollwappen übereinander; der untere Schild zur Hälfte verloren. In der umlaufenden Rahmenleiste der eingemeißelte Sterbevermerk. Der linke Längsabschnitt fast gänzlich leer.

Maße: H. 109, B. 200, Bu. 8–9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel mit einem einzelnen Buchstaben der Gotischen Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. +a) ANNỌ [·] Ḍ(OMI)NIb) · M · C/C̣C̣ · L · XXX · II · O(BIIT) · H(ENRICVS)c) [·] DE · NvWENBVRGd) · A[ – – – / – – – / – – – ]Ẓ

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1382 verstarb Heinrich von Neuenburg (…).

Wappen:
Neuenburg3, unbekannt4.

Kommentar

Die Buchstaben weisen deutliche Bogenschwellungen auf. Das flachgedeckte A hat einen geschwungenen linken Schaft und einen rechtsschrägen Mittelbalken. Die Bögen des B berühren einander nicht. An unzialen bzw. runden Formen finden sich C und E, die beide geschlossen sind, H, das links geschlossene M und N. Das G ist eingerollt; den Balken des L ersetzt ein keilförmiger Balkensporn. Die Schrägschäfte des X sind beide geschwungen. Als Worttrenner dienen Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Da bisher kein Geschlecht von Neuenburg nachgewiesen ist, das das abgebildete Wappen führte, aber auch innerhalb der bekannten Familien dieses Namens kein Heinrich bezeugt ist, der 1382 starb, läßt sich der Verstorbene nicht näher identifizieren.5

Textkritischer Apparat

  1. Das Invokationskreuz schräggestellt.
  2. ANNO [·] D(OMI)NI] Der Bereich von O bis D durch eine große Ausbruchstelle am Plattenrand beschädigt bzw. zerstört.
  3. Abkürzung durch einen gebogenen langen Haken; Auflösung unsicher.
  4. Über dem v ein kleines i oder ein Häkchen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Baden-Baden 216, 221 nr. 31; zu den Renovierungsmaßnahmen von 1865 s. a. RP Karlsruhe (Denkmalpflege) I/281, Spitalkirche, passim.
  2. Vgl. Stadtkreis Baden-Baden 139.
  3. Gespalten, vorn unkenntlich (nach der Skizze in GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 132r ein gekrönter oberhalber Löwe), hinten ein geteilter Balken. Als Oberwappen ein Kübelhelm mit Büffelhörnern.
  4. Der untere Schildteil verloren, die verbliebene obere Hälfte gerautet. Auf dem Kübelhelm eine mit einem trichterförmigen Federbusch (?) besteckte Kugel.
  5. Negativer Befund in Oberbad. Geschlechterbuch; Kindler v. Knobloch, Adel im Oberelsass; Kindler v. Knobloch, Das goldene Buch, T. 1/2; Becke-Klüchtzner, Stamm-Tafeln; Deutsches Adels-Lexicon; Adelslexikon; RMB; Europ. Stammtafeln NF, Bd. 5, Taf. 11; Bd. 15, Taf. 6f.; Bd. 16, Taf. 48; Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 273.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 135v.
  2. Kdm. Baden-Baden 221 nr. 31.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 42 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0004200.