Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 38 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 2. D. 14. Jh.?

Beschreibung

Grabplatte für Georg von Sachsenheim. Fragment am von Westen aus dritten Strebepfeiler der äußeren Nordwand der Kirche. Hier in etwa 12 m Höhe sekundär vermauert. Rötlicher Sandstein. Das verbliebene untere rechte Viertel der Platte im Binnenfeld unbehauen. Auf dem Rand die eingemeißelte, ehemals umlaufende Inschrift zwischen zwei begleitenden Rahmenritzlinien.

Maße: H. ca. 60, B. 83, Bu. ca. 11,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

  1. [– – – / – – –]GEORGI(VS)a) · DE · SAS/E(N)HEIṂb)[– – – / – – –]

Übersetzung:

(…) Georg von Sachsenheim (…).

Kommentar

Die Buchstaben weisen deutliche Bogenschwellungen auf. Das flachgedeckte A hat einen geschwungenen linken Schaft, besitzt einen beiderseits überstehenden Deck- und einen rechtsschrägen Mittelbalken. Das geschlossene E, H und M sind als Unzialbuchstaben wiedergegeben. Das obere Bogenende des G begrenzt ein kräftiger, gebogener Sporn, der an beiden Seiten spitz ausgezogen ist. Ähnlich gestaltet sind die Sporen am C und S. Das freie Bogenende des H ist hakenförmig nach oben umgebogen. Die Cauda des R wurde nahezu rechtwinklig umgebogen und trifft mit dem Bogen erst am Schaft zusammen. Als Worttrenner dienen Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Die Genealogie der Familie von Sachsenheim ist noch nicht ausreichend ermittelt, um den Verstorbenen identifizieren zu können.1 Die Buchstabenformen lassen darauf schließen, daß die Grabplatte im zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts angefertigt worden sein dürfte. Dafür spricht vor allem das A, das sich in nahezu identischer Form auf der Grabplatte für Agnes von Tübingen-Asperg (gest. 1343) und auf dem Tischgrabmal der Klosterstifterin Irmengard (1341–44) beobachten läßt.2

Textkritischer Apparat

  1. Das O ist kleiner ausgeführt und in den oberen Zeilenbereich gestellt. Der nur unsicher wahrnahmbare us-Haken scheint am oberen Sporn des I anzusetzen und die obere Rahmenritzlinie zu durchschneiden.
  2. Der waagerechte Kürzungsstrich über dem ersten E oberhalb der Rahmenritzlinie.

Anmerkungen

  1. Vgl. bisher nur die Stammtafel in Bucelinus, Germania, pars 3, darin: Gabrielis Bucelinus, Sacri Romani imperii principum, comitum, baronum et equestris ordinis dynastarum stemmata et probationes, Francofurti ad Moenum 1672, 165–167; DI 25 (Ludwigsburg) 468f. Allg. zur Familie siehe Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 8, 6 (Lit.).
  2. Vgl. nrr. 21, 23.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 38 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0003806.