Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 29 Ebersteinburg (Stadt Baden-Baden), Burgruine Alteberstein M. 14. Jh.

Beschreibung

Drei Fragmente einer oder mehrerer Schrift- bzw. Wappentafeln. Ursprünglicher Standort unbekannt.1 Die Spolien unterschiedlicher Größe befinden sich heute im Burghof über dem südlichen Eingang am westlichen Gebäudetrakt des Palas.2 Die zwei größeren querrechteckigen Platten im Mauerwerk nebeneinander (links IIB, rechts IIC), über dem linken das kleinere, hochrechteckige Teilstück (IA). Das größte Fragment (IIB) an dieser Stelle bereits 1884 bezeugt; die beiden übrigen vermutlich erst später hinzugefügt.3 Sandstein. Alle Bruchstücke zeigen mindestens drei eingeritzte Zeilen, die von den eingemeißelten Inschriften gänzlich ausgefüllt werden und die am Rand von schmalen, nur noch teilweise erhaltenen Rahmenleisten umgeben sind. Text (IIB) wird in der Mitte von einem reliefierten Vollwappen unterbrochen, das das gesamte Schriftfeld vertikal in zwei Hälften unterteilt. Die Oberflächen sämtlicher Bruchstücke stark verwittert.

Maße: I. H. 34, B. 19, Bu. 6–7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [– – –]C̣RẠa)[– – – / – – –]T ·b) IRI[– – – / – – –]T · HVc) · CA[– – –]

Maße: II. H. 33 (B), 24 (C), B. 54 (B, C), 4,5–6 cm (B, C).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. B

    WIS · //d) SEL/BER · H//[.]Be) / ES · //d) IR/[.]Ṭf) //d) ẒṾg)

  2. C

    [. . . . .]//GEh) ·i) / [. .]RV[.] · WEN · R/[. .]ESk) · JST · GVOTi)

 
Wappen:
Baden.4

Kommentar

Die Buchstaben weisen tiefe Kerben, deutliche, teilweise spitz ausgezogene Bogenschwellungen und kräftige Sporen auf, die am geschlossenen unzialen E mit dünnen, nach rechts weisenden Zierhäkchen versehen sind. Auch wenn die Buchstabenhöhe zwischen den Fragmenten (I) und (II) nicht identisch ist, lassen die Schriftformen und -proportionen doch auf eine zeitgleiche Entstehung schließen. In unzialer bzw. runder Form erscheinen außerdem H, N und T. Das C ist offen, die Cauda des R geschwungen und mit einer starken Schwellung versehen. Die freien Enden gekrümmter Buchstabenbestandteile münden häufig in feinstrichige, eingebogene Zierlinien. Als Worttrenner dienen kleine Kreise etwa auf halber Zeilenhöhe.

Da die unteren Fragmente (IIB) und (IIC) dieselbe Breite haben und beide Inschriften etwa in der Achse von einem Relief unterbrochen werden, dürften diese Teilstücke wohl ursprünglich zusammengehören. Allerdings ist in Anbetracht des bisher nicht nachvollziehbaren Sinnzusammenhanges mit einem größeren Textverlust zu rechnen. Aus dem noch erhaltenen Schild geht hervor, daß die Inschrift nicht vor der Übernahme der Burg durch Markgraf Rudolf I. von Baden im Jahre 1283 entstanden sein kann.5 In Anbetracht der markanten Zierlinien an den Bogenenden des E, die sich ebenso in den Grabschriften für Markgräfin Irmengard von Baden und Konrad von Fürstenberg beobachten lassen, dürfte die Ausführung jedoch erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts anzusetzen und vermutlich einem in Straßburg geschulten Steinmetzen zuzuweisen sein.6 Mit dieser Zeitstellung lassen sich ebenso die kreisförmigen Worttrenner und der gedrungene Wappenschild vereinbaren.7

Textkritischer Apparat

  1. Das C auch als unziales E lesbar. Vom A nur noch die linke Hälfte sichtbar, Deckbalken überstehend, linker Schrägschaft geschwungen, Mittelbalken gebrochen.
  2. Der Worttrenner (?) undeutlich und innerhalb der oberen Zeilenhälfte.
  3. Das V kleiner ausgeführt und über den Bogen des unzialen H gestellt.
  4. Unterbrechung durch das Vollwappen.
  5. H//[.]B] Lies vermutlich H//[A]B. H//CB Naeher. Unterbrechung durch das Vollwappen.
  6. Vom T lediglich der Balken noch erkennbar.
  7. Nur noch die obere Hälfte beider Buchstaben erkennbar. Ob darunter weitere Schriftzeilen folgten, bleibt ungewiß.
  8. Das G könnte auch ein rundes T sein. Die Unterbrechung davor durch fünf senkrecht von oben in die Zeile hineinragende Streifen; möglicherweise das untere Ende einer gezaddelten Helmdecke.
  9. Worttrenner unsicher, möglicherweise auch ein Abtrennungszeichen.
  10. Das R könnte auch ein B sein. Lies möglicherweise auch R//[. .] ES.

Anmerkungen

  1. Naeher, Burgen u. Schlösser 6, vermutet ohne konkrete Indizien: „Dieser Wappenstein dürfte übrigens einst den Thoreingang (…), welcher den ältesten Burghof abschloß, geziert haben.“
  2. Vgl. zur näheren Lokalisierung den Lageplan der Burg in Hoffmann (wie unten) 88.
  3. Vgl. Naeher, Burgen u. Schlösser 6, der an beschriebener Stelle nur das Fragment (B) wiedergibt, aber hinzusetzt: „Andere Bruchstücke von Inschriften aus dieser Zeit enthalten Hausteine, welche am westlichen Ende der großen Schildmauer herumliegen.“
  4. Der untere Teil des gelehnten Schildes weggebrochen. Als Helmzier zwei Bockshörner. Nach links abflatternde Helmdecke.
  5. Vgl. Stadtkreis Baden-Baden 148; Andermann, Glanz und Niedergang 208; Schwarzmaier, Baden (2005) 90.
  6. Vgl. nrr. 23, 24 und Einl. Kap. 5.1, LXXVII.
  7. Vgl. zu den kreisförmigen Worttrennern die Nachweise in Reg. 10a (Lemma: Trennzeichen – Kreis auf halber Zeilenhöhe). Zur zeitlichen Einordnung der gedrungenen Schildform vgl. Neubecker, Heraldik 76.

Nachweise

  1. Naeher, Burgen u. Schlösser, o. S. (Taf.).
  2. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 98/35.
  3. Kdm. Rastatt 84.
  4. Gerhard Hoffmann, Die Burg Alt-Eberstein, in: Burgen und Schlösser 85–89, hier 87.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 29 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0002904.