Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 6 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche um 1300

Beschreibung

Mauerquader. Außen an der Südwand des Chores am vom Chorscheitel aus dritten Strebepfeiler. An dessen Stirnseite in etwa 12 m Höhe oberhalb des zweiten Wasserschlages von unten zwei eingemeißelte Buchstaben. Sandstein.

Maße: H. ca. 40, B. ca. 55, Bu. ca. 16 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

  1. ATa)

Kommentar

Die Kerben sämtlicher Balken und Schäfte sind gleichbleibend schmal geschlagen und an den Enden mit unscheinbaren Sporen ausgestattet. Das trapezförmige A besitzt einen gebrochenen Mittel- und einen beiderseits überstehenden Deckbalken, der sich in der Mitte mit dem kurzen, von unten rechtwinklig angesetzten T-Schaft verbindet.

Offenbar handelt es sich hierbei um ein Meister- oder Steinmetzzeichen.1 Die Verwendung von Buchstaben läßt sich seit der Romanik bis in das 16. Jahrhundert nachweisen, wobei sich die typischen Merkmale der jeweils zeitgenössischen epigraphischer Schriften darin oftmals nicht niederschlagen.2 Ein Datierungsvorschlag kann sich deshalb nur auf die bekannten baugeschichtlichen Zusammenhänge stützen. Der heutige Chor der Lichtenthaler Klosterkirche wurde nach urkundlicher Überlieferung am 1. November 1332 geweiht,3 dürfte aber in Hinblick auf die noch erhaltenen Fensterscheiben bereits vor 1306 begonnen worden sein.4 Die Zeichen entstanden zweifellos mit der Errichtung des aufgehenden Mauerwerks am Anfang dieser Bauperiode.

Textkritischer Apparat

  1. Auch die Lesart TA ist möglich.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu Steinmetzzeichen allg. Piper, Burgenkunde 162–167; Friedrich, Steinbearbeitung 13–25; Karl List, Frühe Steinmetzzeichen am Oberrhein, in: FDA 105 (1985) 5–45.
  2. Vgl. die zeitlich geordneten Tabellen zu den Steinmetzzeichen am Straßburger Münster von Knauth in Friedrich, Steinbearbeitung 96–103.
  3. Vgl. Coester, Klosterkirche 88; Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 69; allg. zur Errichtung des Chores s. a. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Baugeschichte, fol. 4r–6r.
  4. Vgl. nr. 7.

Nachweise

  1. Kdm. Baden-Baden 435 (Abb. 333).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 6 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0000604.