Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 169† Burtscheid, Muttergotteskapelle 1644

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Leinwand. Im Vordergrund links der kniende Stifter in Zisterziensertracht1), der auf die Himmelskönigin mit Kind im rechten Bildbereich blickt. Ausgehend von einer Taube links oben führt ein Lichtband zwischen Maria und Mönch hindurch. Darin die Inschrift (A) in roter Farbe. Die Darstellung wird von zwei Marmorsäulen eingerahmt. Hintergrund neutral. Schwarzer Rahmen. Inschrift (B) unter dem Bild, (C) auf die obere und untere Rahmenleiste verteilt. Im 19. Jh. restauriert, stellenweise übermalt. 1944 zerstört.

Text nach Teichmann.

Maße: H. 82, B. 65 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    O MATER DEI MEMENTO MEI

  2. B

    Ia) PETRVS KERCHOF A D(EN) LINDEN CONFESSARIVS / PORTZETI ANNO 1630 AETATIS ANNO 452)

  3. C

    HANC CAPELLAM AD HONOREM DEIPARAE ET GLORIOSAE / VIRGINIS MARIAE ASPRICOLLIS CONSTRVXIT ANNO 1644

Übersetzung:

O Mutter Gottes, gedenke meiner.

Petrus Kerchof von den Linden, Beichtvater von Burtscheid, im Jahre 1630, im Alter von 45 Jahren.

Diese Kapelle erbaute er zu Ehren der gottgleichen und ruhmreichen Jungfrau Maria von Scherpenhövel (scharfer Hügel) 1644.

Kommentar

Für die beiden unterschiedlichen Jahresangaben bieten sich mehrere Erklärungsmodelle an. So kann das Gemälde als Porträt des Petrus Kerchof 1630 für die Abteikirche St. Johann Baptist angefertigt und 1644 oder später um die Stifterinschrift ergänzt worden sein. Denkbar ist auch, daß sich, wie Faymonville (KDM) und Teichmann vermuten, die Darstellung auf eine Vision des Stifters im Jahre 1630 bezieht, die später (vielleicht erst 1644) im Bild festgehalten wurde. Eine solche Vision könnte den Anstoß zur Errichtung der Muttergotteskapelle gegeben haben. Der Bittspruch O mater Dei memento mei als Ausdruck der Marienverehrung kehrt in allen drei auf Petrus Kerchof bezogenen Inschriften wieder (vgl. Nr. 166, 175). Zur Person des Stifters vgl. Nr. 166. Die Inschrift (C) ist die einzige schriftliche Quelle für den Zeitpunkt der Errichtung der Muttergotteskapelle.3) 1697 wurde die Kapelle, die ursprünglich mit einer Einsiedelei verbunden war, abgebrochen und neu errichtet. Ein weiterer Neubau erfolgte 1903.

Textkritischer Apparat

  1. Iohannes? om. KDM.

Anmerkungen

  1. Es handelt sich hier wohl nicht um den hl. Bernhard von Clairvaux, da die Darstellung von der Ikonographie Bernhards mit der Gottesmutter abweicht. Vgl. LCI 5, S. 376ff.
  2. Ein ähnlicher Text findet sich auf einem im 18. Jh. angefertigten Plan der Abteianlage unterhalb der Darstellung der Muttergotteskapelle: „D(ominus) petrus Kerckof a leiden V(irginum) D(ominarum) Rel(igiosarum) C(on)fessarius porceti 1630 aetatis 45 1643“. Die Herkunftsangabe ist sicherlich auf eine fehlerhafte Lesung der Vorlage zurückzuführen. Vgl. Königs, Unbekannte Darstellung, S. 533.
  3. Vgl. Teichmann, S. 172.

Nachweise

  1. Teichmann, Klein-Scherpenhövel, S. 173 f.
  2. KDM 10,2, S. 294 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 169† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0016906.