Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 157† † Dominikanerkloster 1638

Beschreibung

Gedenkstein, in eine Mauer der Konventsgebäude eingefügt.

Text nach Meyer.

  1. A(nn)o 1638. 4 MayiMajus fundat opus praesens atque exstruit illeGrana ipsis Granis fregit turrim urbis Aquensis;Grana haeca) conventus perculit hocce loco.

Übersetzung:

Jener gründet ein größeres Werk und errichtet das gegenwärtige.

Grana zerstörte mit Kugeln den Turm der Stadt Aachen.

Diese „grana“ des Konventes streckte er an dieser Stelle nieder.

Versmaß: Zwei Hexameter und ein Pentameter.

Kommentar

Der fehlende Zusammenhang des ersten Verses läßt vermuten, daß der Text unvollständig überliefert ist. Es ist anzunehmen, daß auf den ersten Hexameter mindestens ein weiterer Pentameter folgte, die Inschrift also ursprünglich in elegischen Distichen abgefaßt war. Das Wortspiel mit dem Namen Grana erschwert das Verständnis der Verse. Im zweiten Vers wird die Bedeutung von granum = ‚Korn‘ wohl zu ‚Kugel‘ erweitert. Möglicherweise kann man grana im dritten Vers in Anlehnung an Augustinus i. S. von ‚gute Christen‘ verstehen.1)

Im März 1638 wurde Aachen von den Truppen des kaiserlichen Generals de Grana beschossen, nachdem die Stadt ihnen das Winterquartier verweigert hatte. Dabei wurde der Lange Turm, ein Teil der Stadtbefestigung, zerstört. Inwieweit das Dominikanerkloster durch die Beschießung in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist nicht bekannt, doch weist die Inschrift darauf hin, daß es sogar Opfer unter den Mönchen gegeben hat. Nach der Kapitulation der Stadt am 21. März zogen die Truppen in die Stadt ein und blieben dort bis zum 1. Juni.2) Das in der Inschrift genannte Datum gibt wohl nicht den Tag des Beschusses, sondern der Anbringung der Inschrift an.3)

Textkritischer Apparat

  1. hoc Schmalhausen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Augustinus, Serm. 223; vgl. auch Forcellini 3, 232.
  2. Wohlhage, Aachen im Dreißigjährigen Kriege, S. 24ff.
  3. Der Überlieferung zufolge waren die Kampfhandlungen auf die Zeit zwischen dem 12. und dem 21. März beschränkt (Wohlhage, a. a. O., S. 24ff.).

Nachweise

  1. StA, Meyer, Hs. 270, f. 39r.
  2. Schmalhausen, S. 139f.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 157† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0015709.