Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 67 St. Paul 1539

Beschreibung

Medaillon, dient als Anhänger an einer jüngeren Monstranz. Gold. Auf der Vorderseite die Kreuzigung Christi mit Titulus und Umschrift (A) am Rand. Auf der Rückseite vor den Zelten des Volkes Israel ein Kreuz mit der ehernen Schlange. Zu Füßen des von einer Menschenmenge umgebenen Kreuzes ein Leichnam. Am Rand Umschrift (C).

Maße: Dm. 5,3, Bu. 0,15 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/5]

  1. A

    CHRISTI · CREVTZ · VND · BLVT · IST · ALLEIN · GERECHT · VND · GVT · MDXXXIX

  2. B

    INRI1)

  3. C

    CHRISTI * TODT * WEIT * VERTRIFT * DER * ALTEN * SCHLANGE * GIFT * NVMERI * XXI2)

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Die hochdeutsche Sprache in Inschriften des 16. Jh. ist für Aachen ungewöhnlich. Die Echtheit des Medaillons vorausgesetzt, ist anzunehmen, daß es, ebenso wie die Monstranz selbst, nicht aus Aachen stammt. Die Monstranz trägt zwar auf der Unterseite des Fußes neben einer Stifterinschrift des 19. Jh.3) die eingravierte Jahreszahl 1616, ist aber aus mehreren Teilen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Provenienz wohl nicht vor dem Ende des 17., vielleicht erst zu Beginn des 19. Jh. zusammengesetzt.4) Während das zylindrische Schaugefäß stilistisch dem ersten Viertel des 17. Jh. entspricht, dürften Fuß und Aufsatz erst um 1680 entstanden sein. An bzw. auf dem Schaugefäß befestigte Engel und Figuren Josephs mit dem Kinde und Johannes des Täufers entstammen ebenfalls einem anderen Zusammenhang.5) Meisterzeichen unter dem Fuß und an einer der Säulen des Schaugefäßes sind verschliffen. Wann die Monstranz nach Aachen gelangte, ist unbekannt. Im Kirchenschatz von St. Paul ist sie seit 1817 nachgewiesen.6)

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Vgl. Nm. 21,6–9.
  3. DONATIONE I.L.W. MONS & M.C. DAVVEN CON[IV]G[..].
  4. Es ist nicht auszuschließen, daß auch die Jahreszahl erst im 19. Jh. eingraviert wurde.
  5. Alte Befestigungslöcher und Farbunterschiede in der Vergoldung weisen auf die nachträgliche Zusammenfügung nicht zusammengehöriger Teile hin. Zur Monstranz vgl. KDM 10,2, S. 190f. und Große Kunst, Nr. 64 u. Abb. 83, die jedoch die Datierung ins Jahr 1616 nicht in Frage stellen. Abweichend von der dortigen Beschreibung ist statt des hl. Franz Xaver ein Franziskaner (Franz von Assisi oder Antonius von Padua) dargestellt.
  6. KDM 10,2, S. 190. Vgl. auch Nr. 75 und 206.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 67 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0006700.