Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 63 St. Foillan 1520–30

Beschreibung

Paxtafel. Silber vergoldet, gemarkt mit dem Meisterzeichen des Hans von Reutlingen (vgl. Anhang Nr. 3) und der Aachener Stadtbeschau. Das quadratische Täfelchen wird von zwei auf kleinen, rundwülstigen Scheiben befestigten Putten getragen; sie halten zugleich das stark geschwungene Spruchband mit der eingravierten Inschrift. Das rechte Drittel des Spruchbands ist abgebrochen, der Text daher nur bis sepultus erhalten. Im Maßwerkrahmen ein übereck gestelltes Reliquiar mit Reliquie des hl. Timotheus. Oberhalb der Tafel unter einem spätgotischen, fialenbesetzten Bogen das segnende Jesuskind mit Kreuz in der Linken. Auf der Rückseite ein s-förmiger Griff und das Stifterwappen.

Maße: H. 17,5, B. 8, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. PAX VIVIS / SEPVLTVSa) / [REQVIES AETERNA]

Übersetzung:

Friede den Lebenden, ewige Ruhe den Toten.

Wappen:
Munten

Kommentar

Der Text, der Anklänge an die Totenliturgie aufweist, ist nicht gleichmäßig über das Spruchband, sondern auf die weniger stark geschwungenen Teile verteilt und dadurch auseinandergezogen. Sepultus ist spiegelverkehrt ausgeführt, vielleicht um die Windung des Spruchbandes anzudeuten. Der Text auf dem rechten Spruchbandende wird zwar durchgängig von der Literatur überliefert, ist jedoch bereits auf den ältesten Abbildungen verloren. Das Täfelchen gelangte durch testamentarische Verfügung des Stiftskanonikers Johannes Munten (†1546) in den Besitz der Sakramentsbruderschaft von St. Foillan1), die von dessen Vetter Lambert Munten begründet worden war.2)

Textkritischer Apparat

  1. Falsch für sepultis.

Anmerkungen

  1. Gaspers, Sakramentsbruderschaft, S. 26. Johannes Munten ist von 1495 bis zu seinem Tode als Kanoniker am Marienstift belegt (Offergeld, S. 603f.; vgl. DI Aachen Dom, Nr. 107).
  2. Gaspers, Sakramentsbruderschaft, S. 20.

Nachweise

  1. KDM 10,2, S. 66 u. Fig. 33.
  2. Große Kunst, Nr. 55 u. Tf. 75.
  3. Gaspers, Sakramentsbruderschaft, S. 26 u. Abb. 7 S. 28.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 63 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0006302.