Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 23† St. Adalbert 1410

Beschreibung

Marienglocke. 1896 eingeschmolzen. Die vermutlich einzeilig umlaufende Inschrift war beidseitig von jeweils drei Stegen eingefaßt. Darunter jeweils viermal die Darstellung Mariens und der Verkündigung. Am Anfang des Textes eine Marienfigur. Worttrennung durch vier rautenförmig angeordnete Punkte.

Lesung nach Faksimile.1)

Maße: H. 92, Dm. 118 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.2)

  1. ave · maria · maria · vocor · magister · petrus · de · beyschena) · conmoransb) · treverisc) · me · operatus · est · in · vigilia · s(ancti) · johannis · baptiste · anno · d(omi)ni · mccccx

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, Maria. Maria werde ich genannt. Der Meister Peter von Beyschen, wohnhaft in Trier, hat mich gemacht am Vorabend des Festes des hl. Johannes des Täufers im Jahre des Herrn 1410.

Datum: 23. Juni

Kommentar

Die Oberlängen der Minuskelbuchstaben sind kaum ausgeprägt, die Unterlängen des g, p und y stehen auf der Linie. S ist regelmäßig seitenverkehrt. Peter von Beyschen goß vielleicht auch die Jakobsglocke der Kirche St. Jakob (Nr. 22). 1414 ist ein Peter von Trier als Gießer einer Glocke für den Ort Hoensbroek (NL) bezeugt,3) der seit dem 19. Jh. in der Literatur mit Peter von Beyschen identifiziert wird. Die Marienglocke von St. Adalbert wurde daher bislang als das älteste sichere Zeugnis für die Tätigkeit der Glockengießerfamilie von Trier in Aachen betrachtet. Neuerdings stellt jedoch Poettgen die Identität der beiden Gießer aufgrund stilistischer Vergleiche in Frage.4)

Textkritischer Apparat

  1. Beschen Umständlicher Bericht, Gatzweiler.
  2. commorans Umständlicher Bericht, KDM, Gatzweiler.
  3. Treviris Umständlicher Bericht, Gatzweiler.

Anmerkungen

  1. Boeckeler, Beiträge, Tf. VII a.
  2. Angaben nach Boeckeler.
  3. Boeckeler, Beiträge, S. 20.
  4. Vgl. demnächst: J. Poettgen, Studien zur Geschichte der Glockengießer „van Trier“. Die drei ersten Generationen der Aachener Werkstatt von 1483 bis 1593, voraussichtlich in: Jahrbuch für Glockenkunde 5, 1993. Ich danke Herrn Poettgen sehr herzlich dafür, daß er mir Teile seines Manuskripts vorab zur Verfügung gestellt hat.

Nachweise

  1. Umständlicher Bericht, S. 23.
  2. Lersch, Glockengießer, S. 339.
  3. Boeckeler, Beiträge, S. 27 u. Tf. VII a.
  4. KDM 10, 2, S. 26 – Gatzweiler, Adalbertstift, S. 254 Anm. 4.
  5. Dorgelo, S. 5.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 23† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0002308.