Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 12† Burtscheid, St. Johann Baptist Anf. 14. Jh. ?

Beschreibung

Glocke. Krone aus imitierten Seilen gebildet, über dem Schlag drei, am unteren Rand zwei Ringe. Inschrift vermutlich einzeilig umlaufend. Doppelpunkte als Worttrenner, im Anschluß an den Text Rankenornament.

Wortlaut nach Boeckeler.

Maße: H. 77, Dm. 92 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.1)

  1. + GRANDO : MICHI : CEDIT : TONITRVS : FVGIT : IGNIS : OBEDIT : VOCOR : NOVA : BRIDA

Übersetzung:

Der Hagel weicht vor mir zurück, der Donner flieht, das Feuer gehorcht [mir]. Die neue Brida werde ich genannt.

Versmaß: Ein leoninischer Hexameter (grando – obedit).

Kommentar

C und das nur kapital verwendete E sind, der Nachzeichnung nach zu urteilen, geschlossen. Unziale Formen kommen bei A, N, M und T vor. Der Schaft des I hat einen Nodus. Konservative Tendenzen finden in der Aufnahme eines eckigen C in vocor sowie von R und B mit einem kleinen Zwischenraum zwischen den Bögen bzw. Bogen und Cauda Ausdruck. Die von Boeckeler behauptete große Ähnlichkeit der Schriftform mit der Inschrift einer Glocke der Kirche in Haaren (vgl. Nr. 18) und die darauf basierende Datierung der Bridaglocke ins Ende des 14. Jh. ist nicht nachvollziehbar. Vielmehr läßt die Schrift der Bridaglocke auf ein deutlich höheres Alter schließen. Loersch stellt Parallelen zur Glocke des Jakob von Croisilles in St. Peter fest (vgl. Nr. 9). Er vermutet deshalb, daß dieser Ende des 13. Jh. auch die Bridaglocke gegossen hat. Die tatsächlich vorhandenen Schriftähnlichkeiten sollten jedoch nicht überbewertet werden, da ihnen deutliche Unterschiede gegenüberstehen. Die Inschrift der Glocke von St. Peter weist weder Knoten am Schaft des I noch die erwähnten Zwischenräume zwischen den Bögen des B und zwischen Bogen und Cauda des R auf, und die Buchstaben sind mit einer Ausnahme noch nicht abgeschlossen.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Boeckeler.

Nachweise

  1. Boeckeler, Beiträge, S. 15 u. Tf. VIb.
  2. Loersch, Meister und Entstehungszeit, S. 327 Anm. 4.
  3. KDM 10, 2, S. 260.
  4. von Coels, Beiträge zur Geschichte des Kölnischen Fronhofs Bardenberg, ZAGV 44, 1922, S. 65–84 (71 Anm. 1).

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 12† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0001205.