Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 132 Suermondt-Ludwig-Museum 1624

Beschreibung

Tafelaufsatz. Silber vergoldet, mit Aachener Beschau und Meisterzeichen des Dietrich von Raedt (vgl. Anhang Nr. 12). Über einem runden Fuß ein achteckiger Schaft mit den Initialen BQ auf einer Seite. Darauf eine flache Schale, aus der sich ein achtkantiger Sockel mit der Figur Karls d. Gr. erhebt. Am Außenrand umlaufend ein graviertes Band mit Rankenornamenten, unterbrochen von acht gegossenen Löwenköpfen als Wasserspeier und acht Wappenschilden. Sechs der Schilde sind nur in den Umrissen eingraviert und leer, die beiden anderen, einander gegenüberliegenden, sind aufgelegt und zeigen das Aachener Stadtwappen bzw. das Wappen des Prinzen von Croy. Das Stadtwappen wird von der Inschrift (A), das des Prinzen von den Inschriften (B) und (C) eingerahmt.

Maße: H. 33, Dm. (Fuß) 21, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/4]

  1. A

    VRBS AQVENSIS / VRBS REGALISREGNI SEDES / PRINCIPALISPRIMA REGVM / CVRIA1)

  2. B

    1·624 / IAYME · QVI M' AYME

  3. C

    IAY SORBTENVa) CROY ·

Übersetzung:

Stadt Aachen, königliche Stadt, Hauptsitz des Reiches, erste Kurie der Könige.

Ich liebe den, der mich liebt.

Ich habe Croy erhalten.

Versmaß: Stabat-mater-Strophe (A).

Wappen:
Stadt Aachen, Croy

Kommentar

Der Tafelaufsatz, der nach dem Vorbild der 1620 gegossenen Schale des Aachener Marktbrunnens gestaltet ist (vgl. Nr. 118), wurde für Charles Alexandre, Duc de Croy, Marquis d'Havré, Freiherr von Vinstingen, Grande von Spanien und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, angefertigt, der am 10. November 1624 ermordet wurde.2) Er gehörte zur spanischen Garnison, die seit 1614 bei Aachen stationiert war, und erhielt den Pokal – offenbar kurz vor seinem Tode – von der Stadt.3) Die Devise (B) ist für seinen Vater, Charles Philippe de Croy, belegt.4) (C) stellt eine leichte Abwandlung einer anderen Devise der Familie dar: Je soutiendrai Croy et Havré.5) Die Initialen BQ bezeichnen einen der späteren Besitzer, Balthasar Quadflieg.6) Von ihm ging der Tafelaufsatz in den Besitz der Familie Loersch in Bonn über und wurde schließlich 1925 von Marga Zartmann (geb. Loersch) an das Aachener Museum verkauft.

Textkritischer Apparat

  1. N retrograd.

Anmerkungen

  1. Sequenz „De s. Karolo Magno Imperatore“ (Analecta Hymnica 55, 225). Vgl. dazu die Einleitung, S. XXX.
  2. Europ. Stammtafeln VI, Tf. 98.
  3. Loersch, ZAGV 25, S. 378.
  4. Chassant/Tausin, Suppl., p. 256.
  5. Ebd., p. 263.
  6. Zugangsinventar des Museums 1901–1961, 1925/3.

Nachweise

  1. KDM 10,3, S. 212.
  2. Grimme, Große Jahrhunderte, S. 162f. mit Abb.
  3. Schmitz-Cliever, AKB 47, 1976/77, S. 242. – Loersch/Rosenberg, S. 80 Nr. 32, S. 95 Nr. 68.
  4. Kisa, Denkschrift, S. 39.
  5. H. Loersch, Rezension zu: Kisa, Denkschrift, in: ZAGV 25, 1903, S. 375–379 (378).
  6. Rhein. Kunstwerke von der Renaissance bis zum Expressionismus (Kunst und Altertum am Rhein Bd. 29), Düsseldorf 1970, S. 89 H 13 u. Abb. 63.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 132 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0013202.