Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 39† † Regulierherrenkapelle 14831)

Beschreibung

Grabplatte (?) der Stifterfamilie, Inschrift in den Stein eingehauen.2)

Text nach à Beeck.

  1. Strenuus in tumulo miles Cono iacet istoCum Machtilde sua coniuge magnificaEt prole Carolo de thoro secundo nativo.Anno 1483a)

Übersetzung:

In diesem Grab liegt der tüchtige Ritter Kuno mit Mechtild, seiner vorzüglichen Ehefrau, und Karl, seinem Sprößling aus zweiter Ehe.

Versmaß: Hexameter – Pentameter – Hexameter, leoninisch.

Kommentar

Kono (Konrad) von dem Eichhorn ist ab 1400 mehrfach als Aachener Schöffe belegt, bekleidete in den Jahren 1400, 1408 und 1414 das Bürgermeisteramt und gehörte zur Aachener Gesandtschaft beim Konstanzer Konzil.3) Er war in erster (kinderloser) Ehe verheiratet mit Mechtild Havermans, auf deren Wunsch das Paar 1417 in der Kölnstraße ein Hospital für dreizehn Arme stiftete. Drei Jahre später übergaben sie ihr Haus an der Stadtmauer den Neusser Augustinerchorherren, verbunden mit einer umfangreichen Schenkung zur Einrichtung eines Klosters. Nach Mechtilds Tod (1424) schloß Kono eine zweite Ehe mit Johanna von Bruest, aus der sein Sohn Karl hervorging. Kuno nahm daraufhin die Fundation des Hospitals zurück und entzog auch dem Kloster einen Teil der Güter. Nach seinem Tod im Jahre 1437 wurde er neben seiner ersten Frau im Chor der Kapelle beigesetzt, wo auch der 1483 ohne Nachkommen verstorbene Karl nachbestattet wurde.4) 1619 wurden die Gebeine der drei Verstorbenen in die 1505 geweihte Klosterkirche umgebettet und dort vor dem Altar beigesetzt. Das Epitheton strenuus findet in den Inschriften bis etwa 1500 regelmäßig in Verbindung mit der Standesbezeichnung miles Verwendung.5) Als miles strenuus ist Kono von dem Eichhorn auch im Klosternekrolog verzeichnet.6)

Textkritischer Apparat

  1. 1453 Noppius, Quix.

Anmerkungen

  1. Noppius und Quix überliefern die Jahreszahl 1453.
  2. à Beeck, p. 226: „epigraphica inscriptio incisa saxo“. Noppius, der bei der 1619 erfolgten Umbettung der Gebeine selbst anwesend war, berichtet, die Inschrift habe auf dem Grabstein der Familie gestanden (S. 79).
  3. Von Coels, Schöffen, S. 153f.
  4. Ebd. S. 156–160; Greving, Windesheimer Chorherren, S. 2ff.; à Beeck, p. 226.
  5. Vgl. u. a. DI IX (LK Naumburg) Nr. 355, DI XII (Heidelberg) Nr. 59, DI XVI (Mannheim/Sinsheim) Nr. 58, 217, 223, 224, DI XXIII (Oppenheim) Nr. 66, DI XXV (Ludwigsburg) Nr. 32, DI XXVII (Würzburg) Nr. 262, DI XXIX (Worms) Nr. 152, 209.
  6. Von Coels, a. a. O., S. 159.

Nachweise

  1. à Beeck, p. 226.
  2. Noppius, S. 79.
  3. Quix, St. Peter-Pfarrkirche, S. 51.
  4. Greving, Windesheimer Chorherren, S. 14.
  5. KDM 10,2, S. 333.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 39† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0003903.