Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 32: Stadt Aachen (1993)

Nr. 11† St. Paul Ende 13. Jh. oder später

Beschreibung

Schlußstein des ersten Gewölbes über dem ehem. Kreuzaltar. Plastische Darstellung der Verkündigung an Maria. Links der niederkniende Engel, der mit beiden Händen ein Spruchband mit der Inschrift festhält. Rechts Maria stehend mit einem Buch in der Linken und zum Gruß erhobener Rechter.

Inschrift nach Heß.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. MARIA

Kommentar

Eine Datierung des Schlußsteins anhand paläographischer Kriterien ist im Hinblick auf die Kürze der Inschrift kaum möglich. Es handelte sich bei der Schrift jedenfalls um eine gotische Majuskel, deren M geschlossen und deren A in pseudounzialer Form ausgeführt war. Beides schließt weder eine Anfertigung des Schlußsteins Ende des 13. Jh. noch eine spätere Entstehung aus. Die Bauzeit der Kirche ist umstritten. Während à Beeck zu 1294 die Gründung des Klosters berichtet, ohne den Bau einer Kirche zu erwähnen1), vermeldet Noppius zum selben Jahr die Errichtung »dero Herren Prediger Kirch«.2) Die in der Literatur gerne als Anhaltspunkt für die Datierung des Gesamtbaus herangezogene Fertigstellung des Chores 14053) ist angesichts der zahlreichen Beispiele für die nachträgliche Erweiterung einer Kirche um einen Chorbau fragwürdig. In den Schriftquellen wird eine Klosterkirche seit der Mitte des 14. Jh. mehrfach erwähnt.4) Ob es sich dabei, wie Faymonville vermutet, lediglich um ein kleines Hausoratorium gehandelt hat,5) sei dahingestellt. Der Schlußstein wurde mit dem Gewölbe beim Bombenangriff 1943 zerstört.6)

Anmerkungen

  1. à Beeck, p. 225.
  2. Noppius, S. 88, der darin mit einer ebenfalls im 17. Jh. verfaßten anonymen Chronik übereinstimmt (StA, Hs. 35, p. 160).
  3. Vgl. KDM 10, 2, S. 179.
  4. Vgl. Quix, Dominikaner-Kloster, S. 56; Jeuckens, St. Paul, S. 13.
  5. KDM 10, 2, S. 179.
  6. Das alte Aachen, S. 36.

Nachweise

  1. Heß, Festschrift, S. 7f. mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 11† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0001108.