Der Band ‚Die Inschriften der Stadt Aachen’ ist 1993 im Druck erschienen. Er enthält die kommentierte Edition der Inschriften an 210 Trägern, die vor dem Stadtbrand am 2. Mai 1656 im heutigen Aachener Stadtbereich außerhalb des Domes nachweisbar sind. Der Katalog der Inschriften wird durch eine Einleitung, einen Abbildungsteil und mehrere Register ergänzt.

Die ältesten Inschriften des Bestandes befinden sich an wertvollen Schatzstücken der beiden ehemaligen Abteikirchen in Kornelimünster und Burtscheid. Inschriften am ältesten Rathaus, an seinem gotischen Nachfolger und am repräsentativen Marktbrunnen heben die Bedeutung Aachens als sedes regni hervor, die das Selbstverständnis der Stadt über Jahrhunderte hinweg geprägt hat. In der epigraphischen Überlieferung des 16. und 17. Jahrhunderts spiegeln sich die innerstädtischen Glaubenskämpfe zwischen Katholiken und Protestanten ebenso wie der Zustrom calvinistischer Flüchtlinge aus den spanischen Niederlanden in die Stadt.

Im Abbildungsteil der Online-Fassung fehlen aus Gründen des Copyrights einige Fotos, die die Druckversion bietet; andere Artikel sind durch zusätzliche Bilder ergänzt worden. Aus technischen Gründen weicht auch die Zählung der Abbildungen in der Online-Version von der Zählung im Buch ab, so dass Abbildungshinweise im Text hier nicht gültig sind.

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1. VORWORTE, VORBEMERKUNGEN UND BENUTZUNGSHINWEISE

GELEITWORT

Weniger als ein Jahr nach dem Erscheinen des 1. Bandes der „Düsseldorfer Reihe“ der „Deutschen Inschriften“, der die Inschriften des Aachener Doms enthält, kann der 2. Band der Reihe mit den „Inschriften der Stadt Aachen“ vorgelegt werden. Beide Bände sind eine Frucht der im Geleitwort zum 1. Band skizzierten, zunächst ungeteilten Sammlung und Bearbeitung der Inschriften im Bereich der Stadt Aachen aus der Zeit bis zum Stadtbrand 1656. Gemäß den Zielen der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der „Deutschen Inschriften“ (d. h. der Inschriften aus Deutschland bis ca. 1650) ist versucht worden, alle original erhaltenen, kopial überlieferten oder evtl. auf anderen Wegen bezeugten Inschriften zu erfassen.

Der 2. Band unterscheidet sich vom ersten durch den größeren Gesamtumfang, durch die um die Hälfte höhere Zahl der Inschriften (210:138) – unter ihnen jedoch eine relativ kleinere Zahl an Originalen –, insbesondere durch die Vielfalt der Herkunft, des Materials und der Bearbeitung der Inschriftenträger. Vorherrschend sind Grab- und Glockeninschriften sowie Werke der Kleinkunst seit dem 14. Jahrhundert, nur wenige gestiftet bzw. in Auftrag gegeben von Angehörigen des hohen Adels. Das herausragende Bauwerk war das Rathaus. Die beiden alten Abteien, aus denen nicht wenige Objekte stammen, lagen damals außerhalb der Stadt: die karolingische Benediktinerabtei Kornelimünster und das ursprünglich ebenfalls benediktinische, ca. 1220 von Zisterzienserinnen übernommene Kloster Burtscheid. Die Unterschiede zwischen den beiden Bänden spiegeln insgesamt ein wenig die Geschichte, vor allem die Kirchen- und Sozialgeschichte Aachens im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.

Daß auch im 2. Band die Inschriften umsichtig erschlossen und mit reichen Informationen dargeboten sind, ist in erster Linie wieder das Verdienst von Frau Dr. Helga Giersiepen. Sie erhielt weiterhin wertvolle Unterstützung in Fachfragen von Herrn Clemens Bayer M. A., bei der Registerherstellung von Frau Ursula Schmitz und bei allen photographischen Arbeiten von Frau Gerda Hellmer. Dankbar zu erinnern ist hier auch an die stete Förderung der Arbeit durch den Ende 1992 pensionierten Geschäftsführer der Düsseldorfer Akademie, Herrn Ministerialrat Helmut Szawola, und – in nicht selbstverständlicher Intensität – durch die Inschriften-Kommission dieser Akademie unter dem Vorsitz von Herrn Professor Dr. Werner Besch. Allen Genannten sei herzlich gedankt.

Bonn, 1. März 1993

Raymund Kottje
Leiter der Arbeitsstelle »Inschriften« der RWAW
Düsseldorf

[Druckseite IX]

VORWORT

Der vorliegende Band der Reihe „Die Deutschen Inschriften“ enthält die Inschriften der Stadt Aachen in ihren heutigen Grenzen mit Ausnahme der separat behandelten Inschriften des Aachener Doms (vgl. DI 31).

Das Manuskript wurde in den Jahren 1986 bis 1990 erstellt und 1992 für den Druck vorbereitet. Seine Fertigstellung wurde auf vielfältige Weise unterstützt und gefördert.

Freundliches Entgegenkommen und zuweilen tatkräftige Hilfe habe ich durch die Damen und Herren der von mir benutzten Archive und Bibliotheken, insbesondere des Stadtarchivs Aachen, sowie durch die Pfarrer und Küster der Aachener Kirchen erfahren. Herr Dr. Ulrich Schneider, Direktor der Museen der Stadt Aachen, und Herr Dr. Adam C. Oellers, Städtischer Kustos, haben mir bereitwillig den Zugang zu den Beständen der Aachener Museen ermöglicht. Dankenswerte Unterstützung gewährten auch die Aachener Heimat- und Geschichtsvereine sowie das Kunstgewerbemuseum SPKM Berlin, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund, das Erzbischöfliche Diözesanmuseum Köln, das Musée Cluny in Paris und das Töpfereimuseum in Raeren. Herr Prof. Dr. Werner Besch (Bonn) und Herr Dr. Walter Hoffmann (Bonn) haben sich Zeit für die Klärung germanistischer Fragen genommen. Wertvolle Hinweise und Anregungen habe ich von Frau Dr. Andrea Boockmann (Göttingen), Frau Beate Braun-Niehr M. A. (Berlin), Frau Irmgard Jeffré (Neuss), Frau Dr. Christine Wulf (Göttingen), Herrn Dr. Rüdiger Fuchs (Mainz), Herrn Dr. Lutz H. Meyer (Rheinisches Amt für Denkmalpflege Brauweiler), Herrn Dr. Sebastian Scholz (Mainz) sowie insbesondere von Herrn Dr. Christof Spuler (Aachen) erhalten. Ihnen allen danke ich sehr herzlich.

Frau Dr. Helga Hemgesberg (Trier) hat mit einer gründlichen Durchsicht der Quellen und der Literatur in den Jahren 1977 bis 1987 eine Grundlage für die Bearbeitung der Aachener Inschriften geschaffen. Frau Ursula Schmitz (Bonn) fertigte die Karten, Grundrisse und die Liste der Haus- und Meisterzeichen. Darüber hinaus leistete sie bei der Erstellung des Registers und des Literaturverzeichnisses sowie bei den Korrekturen wertvolle Hilfe. Frau Gerda Hellmer (Bonn) hat die überwiegende Zahl der Fotos im Abbildungsteil aufgenommen und in überaus hilfsbereiter Weise umfangreiche Laborarbeiten durchgeführt. Mein Kollege Clemens Bayer M. A. (Bonn) gab manchen Hinweis und leistete Hilfestellung bei einigen philologischen Fragen sowie bei den Korrekturarbeiten. Ihnen gilt mein besonderer Dank.

Nicht zuletzt bin ich der Inschriftenkommission der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere dem Arbeitsstellenleiter, Herrn Prof. Dr. Dr. Raymund Kottje, für stete Unterstützung zu Dank verpflichtet.

Bonn, im November 1992

Helga Giersiepen

VORBEMERKUNG UND BENUTZUNGSHINWEISE

Die Bearbeitung der Aachener Inschriften erfolgte gemäß den Arbeitsrichtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der deutschen Inschriften. Der vorliegende Band enthält die Inschriften aus dem heutigen Aachener Stadtgebiet bis zum Mai 1656. Ausgenommen sind die Inschriften des Aachener Domes, die in einem separaten Band behandelt worden sind (DI 31). Die für das Inschriften-Unternehmen allgemein vorgegebene Zeitgrenze 1650 wurde um einige Jahre verschoben, da am 2. und 3. Mai 1656 ein verheerender Brand in Aachen wütete, der einen tiefen Einschnitt in die bauhistorische Entwicklung der Stadt mit sich brachte.1) Inschriften aus der Zeit vor 1656, deren Träger nachweislich erst später nach Aachen gelangten, finden keine Berücksichtigung. Hingegen umfaßt der Katalog auch Inschriftenträger Aachener Provenienz, die sich heute an anderen Orten befinden.

Die Edition erfaßt sowohl die erhaltenen als auch die nichtoriginal, d. h. in ungedruckten oder gedruckten Quellen, auf Fotos oder in Nachzeichnungen überlieferten Inschriften. Die angestrebte Vollständigkeit der Erfassung wird dadurch erschwert, daß gerade die nichtoriginale Überlieferung recht verstreut ist.

Aufgenommen wurden nur solche Inschriften, die nicht Gegenstand von Spezialdisziplinen wie etwa der Sphragistik und der Numismatik sind.2) Jahreszahlen, Monogramme, Hausmarken und Meisterzeichen wurden nur berücksichtigt, sofern sie im Zusammenhang mit einer Inschrift stehen. Auf Meisterzeichen und Hausmarken, die im Anhang wiedergegeben sind, wird in den entsprechenden Kommentaren verwiesen.

Die Kriterien, die das Deutsche Inschriftenwerk der Aufnahme der Inschriften zugrunde gelegt hat, orientieren sich an der von Rudolf Kloos vorgeschlagenen Definition: „Inschriften sind Beschriftungen verschiedener Materialien ..., die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.“3) Ungeachtet dieser Einschränkung wurde die mit Feder und Tinte auf einer Stoffreliquie angebrachte Inschrift aus dem Schatz der ehemaligen Abteikirche in Kornelimünster (Nr. 1) aufgenommen, da zwar nicht das zu ihrer Ausführung benutzte Schreibgerät, wohl aber der Beschreibstoff der Kloos'schen Denotation entspricht.

Der Katalogteil des Bandes ist chronologisch aufgebaut. Zur Anlage der einzelnen Artikel:

1 Die Kopfzeile jedes Artikels enthält links die fortlaufende Nummer.
Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften.
(†) Befinden sich mehrere Inschriften am selben Träger, von denen ein Teil erhalten, der andere verloren ist, steht das Kreuz in Klammern.
In der Mitte der Kopfzeile befindet sich die Angabe des aktuellen bzw. letzten feststellbaren Standortes.
Ein Kreuz neben der Standortangabe markiert heute nicht mehr vorhandene Gebäude.
1300 Die Datierung am rechten Rand der Kopfzeile gibt, sofern feststellbar, das Entstehungsjahr der Inschrift an, das übrigens nicht zwangsläufig mit dem Entstehungsjahr des Trägers übereinstimmt. Bei Grabinschriften wird angenommen, daß sie im Todesjahr ausgeführt wurden, falls keine Hinweise auf eine andere Datierung vorliegen.
Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wurde mit Hilfe historischer Belege, anhand einer paläographischen Untersuchung der Inschrift oder stilistischer Merkmale des Trägers so genau wie möglich bestimmt. Sie sind jeweils am Ende des in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet (Beispiel: „Ende 13. Jh.“ folgt auf „1299“).
[Druckseite XII] Konnte ein Terminus ante oder post quem ermittelt werden, ist die Inschrift vor bzw. hinter dem nächstliegenden Datum plaziert.
1300? Unsichere Datierungen sind mit einem Fragezeichen versehen.

Der auf die Kopfzeile folgende Abschnitt enthält eine Beschreibung des Inschriftenträgers mit Angaben zu Material, Erhaltungszustand und Ikonographie, der Position der Inschrift(en) am Träger und deren technischer Ausführung. Die Beschreibung erfolgt vom Betrachter aus, nur für Wappenbeschreibungen ist der heraldische Standort maßgeblich. Bei nichtoriginal überlieferten Inschriften wird die für die Textwiedergabe herangezogene Quelle genannt. Der Abschnitt schließt mit den Maßen des Trägers, der Buchstabenhöhe und der Schriftart. Die Angabe der Buchstabenhöhe orientiert sich an n bzw. N. Am Rand werden Hinweise auf Abbildungen im Tafelteil gegeben.

Zur Wiedergabe des Inschriftentextes:

A, B, C... Mehrere Inschriften am selben Träger werden durch Großbuchstaben unterschieden.
Der Text wird fortlaufend wiedergegeben, nur metrische Inschriften sind versweise angeordnet.
/ Ein Schrägstrich kennzeichnet das Zeilenende auf dem Träger bzw. eine Unterbrechung des Textes durch eine Darstellung.
// Ein doppelter Schrägstrich gibt den Übergang auf eine andere Beschriftungsfläche an.
( ) Abkürzungen werden (unter Fortfall des Kürzungszeichens) in runden Klammern aufgelöst.
Unterstreichungen unter der Zeile markieren Buchstabenligaturen.
[ ] Eckige Klammern machen Textverlust oder nicht mehr sicher lesbare Stellen kenntlich. Ist der verlorene Text anhand der nichtoriginalen Überlieferung rekonstruierbar, wird er in eckigen Klammern aufgenommen.
[..] Ist eine Ergänzung nicht möglich, deuten Punkte zwischen den Klammern den Umfang des Textverlustes an. Die Zahl der Punkte entspricht dann in etwa der Anzahl fehlender Buchstaben. Große Lücken werden durch zehn Punkte gekennzeichnet.
〈 〉 Im Inschriftentext freigelassene bzw. am Träger nachträglich eingefügte Stellen werden durch spitze Klammern bezeichnet.

Wappenbeischriften werden nicht im Textteil, sondern im Zuge der Wappenangaben aufgeführt, und zwar in ihrer Schreibweise am Träger.

Dem Text der Inschriften folgen gegebenenfalls eine Übersetzung, die Angabe des Versmaßes und der am Inschriftenträger befindlichen Wappen sowie die Auflösung des Datums. Bei Ahnenproben sind die Wappen ihrer Anbringung am Träger entsprechend spaltenweise angeordnet.

Der nachfolgende Kommentar enthält Erläuterungen zum historischen Hintergrund, zum paläographischen Befund und zu philologischen Besonderheiten des Textes sowie unter Umständen zu Fragen der kunsthistorischen Zuordnung des Inschriftenträgers.

Der Anmerkungsapparat gliedert sich in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen. Die Buchstabenanmerkungen verweisen auf Textvarianten in der Parallelüberlieferung, orthographische Besonderheiten und unsichere Lesarten oder fehlerhafte Stellen. Die Ziffernanmerkungen enthalten Zitat- und Literaturnachweise sowie ergänzende Bemerkungen zum Kommentar.

Das die Katalognummern abschließende Literaturverzeichnis nennt die wichtigsten Überlieferungen des Inschriftentextes in Quellen und Literatur sowie Abbildungen, ohne dabei Vollständigkeit gewährleisten zu wollen.

2. DIE ÜBERLIEFERUNG

Von den 210 im vorliegenden Band behandelten Inschriftenträgern sind 106 nicht im Original erhalten, sondern nur abschriftlich, in Nachzeichnungen oder fotografisch überliefert. Die Gründe für die hohe Verlustquote, die für städtische Inschriftenbestände allerdings durchaus nicht untypisch ist,4) liegen vor allem in einschneidenden äußeren Ereignissen. Zahlreiche Inschriften sind dem zerstörerischen Stadtbrand im Mai 1656 zum Opfer gefallen, der weite Teile des Stadtkerns in Schutt und Asche legte,5) oder [Druckseite XIII] gingen während der mehrmaligen Bombardierung Aachens im Zweiten Weltkrieg6) unter. Daneben war es ein Wandel des Zeitgeschmacks, der dem Abriß und Neubau eines Bürgerhauses oder der Neugestaltung eines Kircheninnenraumes häufig genug den Vorzug gegenüber der Erhaltung des Überkommenen gab. Eine der ältesten und für die Stadtgeschichte aufschlußreichsten Inschriften, nämlich die Fassadeninschrift am sog. Grashaus (Nr. 10), dokumentiert, daß das Interesse an historischen Denkmälern über die Jahrhunderte hinweg durchaus nicht gleichmäßig ausgeprägt war. Wurden Bau und Inschrift nach ihrer Zerstörung im Stadtbrand ohne Zögern wiederhergestellt, so bedurfte es im 19. Jahrhundert des Einsatzes einer Gruppe geschichtsbewußter Bürger, um das mittlerweile verwahrloste Gebäude und mit ihm die Reste seiner Inschrift vor dem Abriß zu bewahren.7)

Die Erkenntnis, daß selbst die Summe der original und kopial überlieferten Inschriften stets nur einen (und vielleicht den kleineren) Teil des ursprünglichen Gesamtbestandes ausmacht, wird durch Quellen bestätigt, die von der Beseitigung zahlreicher alter Grabplatten aus verschiedenen Kirchen im 18. und 19. Jahrhundert berichten – leider ohne die entfernten Monumente zu dokumentieren.8)

Systematische Inschriftensammlungen, wie sie anderwärts seit dem 17. Jahrhundert angelegt wurden,9) fehlen für Aachen. Auch die niederrheinischen Sammlungen historischer Nachrichten und Quellenabschriften, insbesondere die ‚Farragines' der Brüder Johann und Ägidius Gelenius10) und die Sammlung des jülisch-bergischen Archivars Johann Gottfried von Redinghoven11) aus dem 17. Jahrhundert, die Sammlung des Bartholomäus Joseph Blasius Alfter zur Geschichte von Stadt und Erzbistum Köln aus dem 18. Jahrhundert12) sowie die um 1800 angelegte Sammlung des Ludwig von Büllingen13), enthalten nur vereinzelt Inschriften Aachener Provenienz.

Reicher ist hingegen die Ausbeute an Aachener Inschriften in den genealogisch-heraldischen Sammlungen der Lütticher Le Fort und Abry. Der Historiker, Genealoge und Heraldiker Louis Abry (1643–1720) hinterließ eine Zusammenstellung von Wappenzeichnungen und Beischriften, die sich heute in der Bibliothek des Zisterzienserklosters Val-Dieu (Diözese Lüttich) befindet.14) In dieser Sammlung, die als Grundlage für genealogische Studien zum Lütticher Adel dienen sollte, verzeichnet Abry eine Reihe von Inschriften an Aachener Standorten, insbesondere in der Abteikirche St. Johann Baptist in Burtscheid, in der Ägidiuskapelle des Deutschen Ordens und in der Karmeliterkirche, die er bei einem Besuch in Aachen 1704 kopierte. Nicht in allen Fällen gibt er den Standort der Inschrift an, gelegentlich bleibt auch der Inschriftenträger unerwähnt.

Weniger zahlreich sind die auf Aachen bezogenen Notizen in der sehr umfangreichen Sammlung Jean-Gilles Le Forts († 1718), der Wappenherold des Landes Lüttich und seit 1688 auch kaiserlicher Wappenherold für den Niederrhein war.15) Das Ergebnis seiner langjährigen Tätigkeit in diesem Amt besteht in einer 52 Foliobände und mehrere tausend lose Dokumente umfassenden Zusammenstellung heraldischer und genealogischer Aufzeichnungen.16) Le Fort überliefert aus Aachen Nachzeichnungen mehrerer Grabplatten und Epitaphien sowie Wappen und Inschriften auf zwei Glasfenstern17) und einem Altar.18)

Quelle für die Überlieferung verlorener Inschriften sind neben diesen Sammlungen in erster Linie [Druckseite XIV] Aachener Chroniken und Stadtbeschreibungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie verbinden eine unterschiedlich ausführliche, allerdings nicht immer zuverlässige Darstellung der Stadtgeschichte mit einer Beschreibung der wichtigsten Aachener Bauten. Die erste Quelle dieser Art ist das in lateinischer Sprache abgefaßte, 1620 gedruckte „Aquisgranum“ des Petrus à Beeck, eines Kanonikers des Marienstifts und Propstes von St. Adalbert.19) Der Schwerpunkt des Buches liegt zum einen auf der Aachener Karlstradition, zum anderen auf der Geschichte der einzelnen Kirchen, Klöster und Stifte. Petrus à Beecks Werk, das in der historischen Darstellung teilweise fehlerhaft ist, enthält wichtige bau- und kunsthistorische Informationen, bietet in einigen Fällen die früheste Überlieferung eines Inschriftentextes und liefert damit zugleich für die entsprechenden Inschriften, sofern sie nicht anhand des Textes oder des Trägers datierbar sind, den Terminus ante quem.

1632 veröffentlichte der Doktor beider Rechte Johannes Noppius als erste deutschsprachige Stadtgeschichte seine „Aacher Chronick“.20) Ursprünglich als Übersetzung von à Beecks „Aquisgranum“ geplant, dann aber durch die Ergebnisse eigener Forschungen ergänzt, führt sie in vielen Punkten über die lateinische Vorlage hinaus. Für die Inschriften ist besonders das erste Buch des dreiteiligen Werkes von Interesse, das über die Entstehung und Entwicklung der Stadt und ihrer Institutionen handelt und eine Beschreibung kirchlicher und profaner Bauten beinhaltet.21)

Der Aachener Jesuit Heinrich Thenen verfaßte 1669 handschriftlich eine umfangreiche historische Stadtbeschreibung, die ebenfalls „Aquisgranum“ betitelt ist.22) Gleichfalls aus jesuitischer Feder stammen zwei Werke, die sich – im Unterschied zu Thenens „Aquisgranum“ – inhaltlich auf die Geschichte des Jesuitenklosters und des angeschlossenen Gymnasiums konzentrieren. Ihr Autor, Lambert du Chasteau, überliefert in der 1729 niedergeschriebenen „Historia collegii Aquensis Societatis Iesu“23) und im „Archivum collegii Aquisgranensis Societatis Iesu“ von 1726 (mit Nachträgen bis 1745)24) vor allem die Bauinschriften an der Jesuitenkirche St. Michael und am Jesuitengymnasium.

1781 erschien der erste Band der „Aachenschen Geschichten“ Karl Franz Meyers des Älteren.25) Ähnlich wie Noppius hatte Meyer drei Teile geplant, die eine chronologische Darstellung der Stadtgeschichte (Band 1), eine Stadtbeschreibung und eine Sammlung von Urkunden umfassen sollten. Zu einer Veröffentlichung des zweiten und dritten Bandes kam es nicht mehr, doch hinterließ Meyer umfangreiches handschriftliches Material.26) Ist der Quellenwert für die historische Forschung auch nicht allzu hoch anzusetzen, so beinhaltet die Materialsammlung doch wichtige Zeugnisse für die Baugeschichte.

Alle diese Arbeiten überliefern eine Reihe von Inschriften. Doch richtet sich ihr Augenmerk vor allem auf Inschriften, die besonders bekannt oder an auffälliger Stelle angebracht waren. Dazu gehören in erster Linie Ausstattungsinschriften in der Marienkirche (dem heutigen Dom) sowie an öffentlichen Bauwerken. Grab- und Glockeninschriften etwa werden nur in Ausnahmefällen überliefert.

Hinzu kommen vereinzelte Abschriften inschriftlich ausgeführter Texte in Handschriften unterschiedlicher Provenienz, insbesondere in solchen Aufzeichnungen, die sich mit der Geschichte bestimmter Orden bzw. Ordensniederlassungen befassen.27) Von der umfangreichen historiographischen, bau- und kunstgeschichtlichen Literatur des 19. Jahrhunderts sei nur das Werk des Lehrers und städtischen Bibliothekars Christian Quix erwähnt, der eine Vielzahl von Abhandlungen über die Geschichte einzelner Ortschaften und Kirchen Aachens und seiner Umgebung verfaßt hat.28)

3. DER HISTORISCHE HINTERGRUND DER INSCHRIFTEN

3.1. Die innere und äußere Entwicklung der Stadt

Der Beginn einer römischen Besiedlung des Aachener Raumes läßt sich aufgrund archäologischer Untersuchungen in tiberische Zeit datieren. Um 15 n. Chr. dürfte an der Stelle des heutigen Stadtkerns ein römischer Badeort gegründet worden sein, dessen älteste Thermenanlage an der Kaiserquelle (später Bücheltherme genannt) gegen Ende des ersten Jahrhunderts erweitert und durch die Anlage einer zweiten Badeanlage, der sog. Münstertherme, ergänzt wurde.29) Die römische Siedlung ist der Zeitstellung des Grabungsbefundes zufolge nach mehrmaligen Frankeneinfällen Ende des 4. Jahrhunderts untergegangen.30) Eine Siedlungskontinuität in fränkischer Zeit läßt sich nicht nachweisen.

Ins Licht der schriftlichen Überlieferung tritt Aachen mit der ersten Erwähnung zum Jahre 765/66, als Pippin den Winter „in Aquis villa“ verbrachte.31) Der erste Aufenthalt Karls des Großen in Aachen ist schon für 768 bezeugt32); doch erst als Karl das „Aquis palatium33) seit 794 regelmäßig als Winterpfalz nutzte, erlangte es eine herausgehobene Stellung unter den Königspfalzen.34) Die anhand archäologischer Forschungsergebnisse und schriftlicher Quellenzeugnisse von Leo Hugot rekonstruierte Pfalzanlage35) reichte im Süden bis zur Marienkirche36) und wurde im Norden durch einen großen, in der Forschung als Königshalle bezeichneten Saalbau an der Stelle des heutigen Rathauses beschlossen.37) Zwischen dem Atrium westlich der Kirche und der Königshalle erstreckte sich ein schmaler, zweigeschossiger Verbindungstrakt, in dessen Mitte ein ebenfalls doppelgeschossiger Bau als Tor- und Gerichtshalle gedient haben könnte.38)

Der bei Einhard erwähnte karolingische vicus39), der in der Nähe der königlichen Pfalz entstand und dessen Kern im Bereich der heutigen Jakobs- und Großkölnstraße lag,40) nahm nicht nur reisende Händler auf, sondern wurde auch von ortsansässigen Kaufleuten und Handwerkern bewohnt.41) Am 8. Januar 1166 stellte Friedrich Barbarossa ein Privileg aus, in dem er eine gefälschte Urkunde Karls des Großen bestätigte, Aachens Stellung als „caput civitatum“ hervorhob und die Freiheiten der Aachener Bürger festschrieb.42) Lassen die Quellen zunächst noch den rechtlichen Vorrang des Marienstifts ge-[Druckseite XVI]-genüber dem Ort Aquisgrani43) erkennen,44) so wird doch ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine allmähliche Differenzierung zwischen stiftischen und städtischen Interessen ersichtlich, die die Stadt schließlich als eigenständiges Rechtsgebilde faßbar macht.45)

Bis zum Ende des Alten Reiches blieb Aachen Reichsstadt. Ein am 9. Januar 1166 ausgestelltes Markt- und Münzprivileg förderte die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes.46) 1171 leisteten die Aachener Bürger Kaiser Friedrich I. das eidliche Versprechen, ihre Stadt innerhalb von vier Jahren „muro et menibus“ zu befestigen.47) Wenn auch nicht sicher davon ausgegangen werden kann, daß die Bauarbeiten tatsächlich in diesem kurzen Zeitraum vonstatten gingen,48) so ist doch die Existenz einer Stadtmauer spätestens im frühen 13. Jahrhundert durch mehrere Quellenbelege sicher bezeugt.49) Der Verlauf dieser ersten Mauer im Bereich des jetzigen Graben-Ringes ist noch heute am Stadtbild ablesbar.50) Das rasche Wachstum der Stadt machte es erforderlich, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Anlage eines zweiten Mauerringes zu beginnen, dessen vier Haupttore spätestens 1318 fertiggestellt waren.51) Von den elf Toren dieses äußeren Ringes sind das Marschier- und das Ponttor sowie mehrere Türme bis heute erhalten, darunter die im 16. Jahrhundert neuerbaute „Marienburg“ zwischen Pont- und früherem Bergtor (vgl. Nr. 56, 57).

Seit Mitte des 13. Jahrhunderts ist die Existenz eines städtischen Rates und zweier Bürgermeister nachgewiesen.52) An der Entstehung einer städtischen Selbstverwaltung53) war wohl seit Ende des 12. Jahrhunderts auch das aus Rittern und Kaufleuten zusammengesetzte Schöffenkollegium beteiligt.54)

1272 werden die jeweils einen Teil des Gebietes innerhalb der Mauern umfassenden und nach einem der Stadttore benannten sog. Grafschaften erstmals urkundlich erwähnt,55) in denen die Bürgerschaft zur Übernahme von Wehr- und Wachaufgaben organisiert war.56) Den neun Grafschaften standen ‚Christoffel' als städtische Beamte vor, die auch als Ratsmitglieder bezeugt sind. Neben dem eigentlichen, vermutlich aus dreizehn Mitgliedern bestehenden Rat,57) der sich zu einem von den Patrizierfamilien beschickten Erbrat entwickelte,58) bestand ein größeres Gremium, das 1273 erstmals als „plenum consilium59) belegt ist. Im 15. Jahrhundert erstritten die Gaffeln die Beteiligung an der Besetzung der [Druckseite XVII] städtischen Selbstverwaltungsorgane, die im Gaffelbrief von 1450 festgeschrieben wurde.60) Seit 1513 nahmen die Gaffeln ihre Aufgabe bei der Beschickung des Rates bis zum Ende des Alten Reiches unangefochten wahr.61) Die zunehmende Verschmelzung des Schöffenkollegiums mit den Kreisen, die die städtischen Amtsträger stellten, zeigt sich darin, daß Schöffen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts auch als Bürgermeister nachweisbar sind.62)

Um 1267 wurde das erste Bürgerhaus, 1385 erstmals als „der burger Grass“ bezeichnet,63) zur Nutzung für städtische Zwecke errichtet (vgl. Nr. 10). Die Figurenreihe an seiner Fassade, die nach neueren Erkenntnissen den König und jeweils drei geistliche und drei weltliche Fürsten zeigt,64) ist die früheste bekannte Darstellung der Königswähler. Entstehungszeit und Ikonographie sind deshalb für die verfassungsgeschichtliche Forschung von großem Interesse.65) Die in die Fassade eingehauene Inschrift, die erste Strophe der Sequenz „Urbs Aquensis“,66) demonstriert das Selbstbewußtsein der Stadt, die sich zu diesem Zeitpunkt längst aus der Unterordnung unter das Marienstift befreit hatte.67) Im 14. Jahrhundert wurde an der Stelle, wo sich die Königshalle der Pfalz befunden hatte, das gotische Rathaus errichtet. Die genaue Bauzeit ist nicht bekannt, doch begann sie vor 133468) und dauerte wohl bis in die siebziger Jahre an.69) Auch die Fassade des neuen Rathauses wurde mit figuralem Schmuck versehen, zu dem allein dreißig Kaiserstatuen gehörten. Zwei Inschriften an der Frontseite des Baus (Nr. 68, 116) betonten, wie schon die Inschrift an der Fassade des Grashauses, die hervorragende Stellung Aachens und deren Herleitung von Karl dem Großen.70)

Dabei spielte die Tradition der 936 erstmals durchgeführten, 1356 in der Goldenen Bulle festgeschriebenen Krönung des deutschen Königs in Aachen eine zentrale Rolle; sie verlieh nicht nur der Marienkirche als dem eigentlichen Krönungsort, sondern der ganzen Stadt besonderen Glanz. Neben diesen Feierlichkeiten, die 1531 (Krönung Ferdinands I.) letztmalig in Aachen stattfanden, führte die siebenjährliche Heiligtumsfahrt zu den Reliquien der Marienkirche eine große Gästeschar aus zahlreichen Ländern in die Stadt.71) Die Zeigung des Marienkleides und der Windeln Jesu, die beide zu den vier Großen Aachener Heiligtümer zählen,72) ist auf dem Epitaph der aus Namur nach Aachen gereisten Maria de Froidcour zum erstenmal bildlich dargestellt (Nr. 25). Sie findet sich ähnlich auch auf einer Pilgerflasche aus dem 16. Jahrhundert, dort in Verbindung mit einer Inschrift, die zum Kauf heiligen Wassers auffordert (Nr. 59).

Während die Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Aachen kaum Wirkung entfaltet hat, ist die Geschichte der Stadt in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch zum Teil heftige Auseinandersetzungen zwischen dem altgläubigen und dem protestantischen Teil der Bürgerschaft geprägt. 1560 hatten sich die Katholiken im Stadtregiment durchgesetzt, den Ausschluß der Protestanten aus den städtischen Ämtern und Zünften und sogar ein Verbot protestantischer Gottesdienste erreicht.73) Trotz dieser Entwicklung erhielt die Stadt seit 1544 starken Zustrom von wallonischen und flandrischen Flüchtlingen calvinistischen Glaubens, der Ende der sechziger Jahre aufgrund [Druckseite XVIII] der Verfolgungen Albas seinen Höhepunkt erreichte.74) Die 1560 beschlossenen Beschränkungen wurden 1574 auf Druck der zunehmend einflußreicheren Protestanten in der Bürgerschaft zurückgenommen. 1580/81 gelang den Protestanten, unter denen die Calvinisten zahlenmäßig und organisatorisch dominierten,75) ein Sieg bei den Ratswahlen. Die protestantische Regierung dauerte bis 1598. In dieser Zeit verließ eine Reihe katholischer Ratsherren die Stadt und begründete ein Exilregiment.76) Zu ihnen gehörte der Sendschöffe und nachmalige Bürgermeister Jakob Moll; sein in Öl gemaltes Porträt wurde noch mehr als vierzig Jahre nach den Ereignissen mit einer Inschrift versehen, die daran erinnert, daß er „umb des katholischen Glaubens will viel ausgestanten auch umbt die 14 Jahr lang deswegen ins Elendt vertriben worden“ (Nr. 104). Das protestantisch geführte Aachen stand unter starkem Druck von außen, der vor allem vom Herzog von Jülich ausging.77) Ein 1593 vom Reichshofrat getroffener Beschluß, den Zustand von 1560 wiederherzustellen,78) wurde 1598 nach Verhängung der Reichsacht durch Kaiser Rudolf II. exekutiert.79) An die Absetzung des protestantischen und die Wiedereinsetzung des katholischen Regiments erinnerte eine Inschrift am Altar in der Ratskammer (Nr. 88). Die Exilanten kehrten in die Stadt zurück und übernahmen – wie Albrecht Schrick (vgl. Nr. 90) und Jakob Moll (vgl. Nr. 104) als Bürgermeister – sogleich führende Ämter. 1611 kam es zu einem gewaltsamen Umsturz unter Führung des Calvinisten Adam Schanternel und des Lutheraners Johann Kalckberner, der sich insbesondere gegen die Niederlassung der Jesuiten wandte.80) Die Ereignisse zogen eine erneute Verhängung der Reichsacht nach sich, und im August 1614 wurde Aachen von den Truppen General Spinolas besetzt.81) Der Restituierung des katholischen Rates folgte ein hartes Strafgericht, bei dem gegen mehrere Aufständische Todesurteile ausgesprochen und vollstreckt wurden.82) Johann Kalckberner, der lutherische Führer der Protestanten, der nach Jülich hatte fliehen können, wurde in Abwesenheit und nach seinem bereits kurz darauf eingetretenen natürlichen Ableben posthum zum Tode verurteilt. An diese Vorgänge erinnerte bis 1792 eine Säule auf dem Marktplatz, die neben drastischen Darstellungen der fiktiven Hinrichtung Kalckberners eine vor Nachahmung warnende Inschrift trug (Nr. 106). Bis 1632 blieb eine Abteilung des kaiserlichen Heeres in Aachen stationiert, um den Fortbestand der katholischen Regierung zu sichern (vgl. Nr. 126).83)

Der Abzug der Soldaten brachte nur kurzzeitig eine Erleichterung, da im Zuge des Dreißigjährigen Krieges mehrfach kaiserliche Truppen in der Stadt Quartier nahmen. 1638 verweigerte die Stadt die Aufnahme der Truppen des Generals de Grana, der daraufhin mit der Beschießung Aachens begann.84) Die militärischen Aktionen zielten vorwiegend auf die Stadtbefestigung, doch scheint auch das Dominikanerkloster in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein (vgl. Nr. 157). Bereits nach wenigen Tagen gab die Stadt ihren Widerstand auf und gewährte den Truppen etwa zweieinhalb Monate lang Quartier.

Neben den inneren und äußeren Auseinandersetzungen infolge der konfessionellen Spaltung brachten immer wieder Seuchen Leid über die Stadt. Die Grabinschriften geben uns nur selten einen direkten Hinweis auf die Todesursache, ergänzen jedoch die Aufzeichnungen in Chroniken und Totenbüchern und erlauben gelegentlich Rückschlüsse aufgrund des Überlieferungszusammenhangs. So läßt etwa die Darstellung des hl. Sebastian auf dem Epitaph der 1426 verstorbenen Maria de Froidcour (Nr. 25) die Folgerung zu, daß sie einer seuchenartigen Erkrankung erlag, deren Ausbreitung durch extreme Witterungsbedingungen und die Anwesenheit großer Menschenmengen während der Heiligtumsfahrt in der Stadt begünstigt worden sein dürfte.85) Die Verbreitung der Bubonenpest in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts86) spiegelt sich in der auffallend großen Zahl von Grabkreuzen aus dem entsprechenden Zeitraum wider (vgl. Nr. 148–150, 152–155).

[Druckseite XIX]

3.2. Kirchen, Klöster und Stifte

Die Ende des 8. Jahrhunderts an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus errichtete Marienkirche war Pfarrkirche des königlichen Fiskus Aachen.87) Im 12. Jahrhundert wurde in unmittelbarer Nähe der Marienkirche, aber unbeschadet deren Pfarrechte die Foillanskirche als Leutkirche erbaut.88) Ein in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichteter gotischer Neubau von St. Foillan wurde 1656 im Stadtbrand stark zerstört.89) Dem langwierigen Wiederaufbau folgten im 18. Jahrhundert verschiedene Baumaßnahmen, darunter die Anlage eines Totenkellers, die mit der Zerstörung der romanischen Krypta verbunden war.90) Durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden das Mittelschiff und das nördliche Seitenschiff, die Sakristei und der östliche Teil des Totenkellers in Mitleidenschaft gezogen.91) Aus St. Foillan sind für den untersuchten Zeitraum hauptsächlich Inschriften an Objekten des Kirchenschatzes (Nr. 42, 49, 63, 113), hingegen keinerlei Inschriften am Gebäude selbst und nur eine Grabinschrift überliefert.

Der Bau der Kapellen St. Jakob im Südwesten und St. Peter im Nordosten vor den Toren der Stadt wurde wohl ebenfalls noch im 12. Jahrhundert begonnen.92) Sie übernahmen, wie auch die Stiftskirche St. Adalbert, immer mehr Funktionen einer Pfarrkirche für die außerhalb der Stadtmauern lebende Bevölkerung.93) Zu Pfarrkirchen im kirchenrechtlichen Sinne wurden sie jedoch, ebenso wie St. Adalbert, St. Foillan und Heilig Kreuz, erst nach der Säkularisation erhoben. Außerhalb des inneren Mauerrings gelegen, blieben St. Peter und St. Jakob vom Stadtbrand 1656 verschont.94) St. Jakob wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und durch einen Neubau in neuromanischem Stil ersetzt,95) in den die Glocken der alten Kirche übernommen wurden (Nr. 22, 52, 168). St. Peter wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit niedergelegt und nach Plänen von Laurenz Mefferdatis neugebaut.96) Bei dem Bombenangriff 1943, der diesem Bau schweren Schaden zufügte, ging das Geläut unter, darunter die älteste erhaltene Glocke der Stadt (Nr. 9).97)

Neben den Kirchen bzw. Kapellen, die Aufgaben der Pfarrseelsorge übernahmen, ist in Aachen eine Reihe von Kloster- und Stiftskirchen errichtet worden. Noch unter Otto III. wurde einige hundert Meter östlich der Marienkirche der Bau von Adalbertkirche und -stift begonnen und 1005 unter Heinrich II. vollendet.98) Finanzielle Schwierigkeiten führten dazu, daß Kirchen- und Stiftsgebäude in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und im 16. Jahrhundert in einem schlechten Zustand waren. Zugleich befand sich das religiöse Leben am Stift in einer Krise, der der 1603 gewählte Dechant Johannes Neumann mit einer umfassenden Reform zu begegnen suchte (vgl. Nr. 94, 205).99) Den Bemühungen um eine Ausbesserung der baufälligen Gebäudeteile im Laufe des 17. Jahrhunderts kam zugute, daß St. Adalbert vom Stadtbrand verschont blieb.100) Der nach der Säkularisierung zur ausschließlichen Nutzung als Pfarrkirche umgestaltete Bau brannte nach dem Bombenangriff 1943 aus.101) Dabei wurde u. a. ein mit zahlreichen Inschriften versehener, angeblich aus der Renaissance stammender Reliquien-[Druckseite XX]-schrank vernichtet (Nr. 92).102) Die alten Glocken der Kirche waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts eingeschmolzen bzw. zerschlagen worden (vgl. Nr. 23, 60). Gerettet wurden über die Jahrhunderte hinweg große Teile des Kirchenschatzes, darunter ein Chormantel, eine Kasel und eine Dalmatik sowie ein Kelch mit Inschriften (Nr. 35–37, 51).

Die Franziskaner, die sich bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in der heutigen Großkölnstraße niedergelassen hatten,103) errichteten zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Klosterkirche St. Nikolaus.104) 1333 zerstörte ein Brand die Glocke der Klosterkirche und machte die Anschaffung einer neuen Glocke notwendig (vgl. Nr. 13). Nach verschiedenen Um- und Ausbaumaßnahmen an der Kirche im Laufe des 14. Jahrhunderts und nach einem Neubau der Klostergebäude um 1630 erforderten die durch den Stadtbrand entstandenen Schäden eine Wiederherstellung des Kirchendaches und eine völlige Erneuerung der Klostergebäude.105) 1786 wurden die Grabplatten aus der Kirche entfernt und ein Totenkeller angelegt.106) Zwei Jahre nach der Auflösung des Klosters 1802 wurde die Kirche zur Pfarrkirche bestimmt. Bei den Bombenangriffen während des Zweiten Weltkrieges wurde St. Nikolaus dreimal schwer getroffen und u. a. der Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert stark beschädigt (vgl. Nr. 161).

Ende des 13. Jahrhunderts gründeten die Dominikaner ein Kloster in der Jakobstraße. Ob die Klosterkirche St. Paul annähernd gleichzeitig oder erst im Laufe der folgenden hundert Jahre errichtet wurde, konnte aufgrund der ungünstigen Quellenlage bislang nicht sicher geklärt werden.107) Gesichert ist jedoch aufgrund eines Schlußsteines mit Jahreszahl die Fertigstellung des Chores 1405.108) 1493 wurde zur heutigen Paulusstraße hin eine Gartenmauer gebaut, an deren Errichtung eine Inschrift erinnert (Nr. 43). Nachrichten über Umbauten, Erweiterungen oder Reparaturen größeren Ausmaßes an Kloster und Kirche sind aus den folgenden Jahrhunderten nicht überliefert, bis der Stadtbrand 1656 die Klostergebäude und die Kirchendächer vernichtete und umfassende Aufbauarbeiten erforderlich machte.109) Auch St. Paul diente als Begräbnisstätte;110) eine Reihe von Grabplatten wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus der Kirche entfernt.111) Die ursprünglich vorhandenen Grabplatten und Epitaphien sind heute mit einer Ausnahme (vgl. Nr. 72) verloren, die meisten wurden vor ihrer Zerstörung nicht abgeschrieben oder nachgezeichnet. Die wenigen überlieferten Inschriften beziehen sich ausschließlich auf Laien (vgl. Nr. 15, 25, 32, 72, 97). Das für die Geschichte der Heiligtumsfahrt besonders interessante Epitaph der Maria de Froidcour (Nr. 25) fiel dem Bombenangriff am 14. Juli 1943 zum Opfer, bei dem das Dach, die Gewölbe und die Säulen der Kirche zerstört wurden.112)

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gründete auch der Deutsche Orden eine Niederlassung in Aachen, die der Ballei Altenbiesen untergeordnet war. Die zur Kommende gehörige Ägidiuskapelle wurde 1312 geweiht.113) Sie wurde Mitte des 17. Jahrhunderts vom Landkomtur der Ballei Altenbiesen, Gottfried Huyn von Geleen, mit drei Altären großzügig ausgestattet (Nr. 190–192). Die zentral in der Pontstraße gelegene Deutschordenskommende wurde durch den Stadtbrand 1656 in Mitleidenschaft gezogen;114) die umgebauten und profanen Zwecken zugänglich gemachten Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg endgültig zerstört.115)

Erst Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das Benediktinerinnenkloster St. Anna (und Joachim) in der heutigen Annastraße gegründet.116) Die 1532 geweihte Klosterkirche (vgl. Nr. 65) wurde Mitte des 18. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt und dient heute als evangelische Pfarrkirche.

[Druckseite XXI] 1618 wurde der Grundstein für St. Michael, die Kirche des seit 1603 bestehenden117) Jesuitenkollegs, gelegt.118) Der Fortgang der Bauarbeiten läßt sich anhand mehrerer als Chronogramm gestalteter Bauinschriften nachvollziehen. Noch 1618 wurde ein Inschriftstein in 1,78 m Höhe in die Außenmauer eingefügt (Nr. 111), und 1619 war die Höhe des Seitenfensters erreicht (Nr. 114). Die Weihe der Kirche fand 1628 durch den kölnischen Nuntius Carafa statt (vgl. Nr. 138). Bereits vor dem Beginn des Kirchenbaus wurde ein Schulgebäude für das Jesuitengymnasium fertiggestellt, dessen Errichtung in den Jahren 1615 und 1616 ebenfalls durch Chronogramminschriften dokumentiert wurde (vgl. Nr. 102, 103, 107).

Außerhalb des engeren Stadtkerns lagen zwei Klöster, deren Geschichte bis in das 9. bzw. 10. Jahrhundert zurückreicht.

Ludwig der Fromme gründete um 816 ein Benediktinerkloster im Tal des Flüßchens Inde, dessen Leitung Benedikt von Aniane (†821) übernahm.119) Das zunächst dem Salvator geweihte Inde-Kloster120) wurde nach der Überführung von Reliquien des hl. Kornelius bald zu einem Zentrum der Kornelius-Verehrung121) und schließlich in den Quellen meist auch nach diesem benannt: monasterium sancti Cornelii – Kornelimünster. Die inschriftlichen Zeugnisse aus dem Bearbeitungszeitraum belegen allerdings, daß die ältere Bezeichnung nach der Inde durchaus nicht unterging. Werden in einigen Inschriften sowohl der Name des Patrons als auch die geographische Lage angegeben,122) so heißt es an anderer Stelle „monasteri[um] Indensis“ (Nr. 158), „monasterium ad Indam“ (Nr. 193) oder einfach „Inda“ (Nr. 165).

Die zur Zeit der Gründung erbaute dreischiffige Abteikirche123) wurde Ende des 9. Jahrhunderts um ein Martyrium an ihrer Südseite erweitert.124) Ende des 10. Jahrhunderts wurde ein größerer, ebenfalls dreischiffiger Neubau errichtet, dessen Westbau mehrere (anonyme) Gräber aufnahm.125) Der Erneuerung der Klosterkirche126) und dem Ausbau des karolingischen Martyriums zu einer einschiffigen Pilgerkirche127) im 13. Jahrhundert folgte in den 60er oder frühen 70er Jahren des 14. Jahrhunderts die Zerstörung von Kloster und Kirche durch einen Brand.128) Die umfangreichen Neu- und Ausbauarbeiten erstreckten sich über das 14. und 15. Jahrhundert und umfaßten u. a. die Errichtung eines gotischen Chores im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts.129) In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die südliche Pilgerkirche zu zwei Seitenschiffen umgestaltet und in die Klosterkirche einbezogen.130) Von der Fertigstellung des südlicheren Seitenschiffes im Jahre 1470 kündet die Inschrift auf einem der Gewölbeschlußsteine (Nr. 34). Abt Heinrich von Binsfeld (1491–1531) veranlaßte weitere aufwendige Baumaßnahmen an den nördlichen Seitenschiffen.131) Restaurierungsarbeiten wurden nötig, nachdem 1643 ein Hochwasser der Inde schwere Schäden in der Kirche angerichtet hatte (vgl. Nr. 165). Die Säkularisation führte zur Profanierung der Klostergebäude und zur Nutzung der Abteikirche als Pfarrkirche.132)

Die Pilgerkirche bzw. die beiden südlichen Seitenschiffe dienten u. a. der Ausstellung der Reliquien.133) Die hervorragenden Stücke des umfangreichen klösterlichen Reliquienschatzes sind die sog. evangelischen Heiligtümer, nämlich das Schürztuch (vgl. Nr. 1), das Grabtuch und das Schweißtuch [Druckseite XXII] Jesu, sowie Reliquien des hl. Kornelius. Sie bildeten das Ziel der seit dem hohen Mittelalter belegten Pilgerfahrten nach Kornelimünster, die spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts im Anschluß an den Sieben-Jahres-Rhythmus der Aachener Heiligtumsfahrt stattfanden und wie diese mit einer Reliquienzeigung verbunden waren.134) Zeugnis dieser Wallfahrten sind die Pilgerflaschen aus Keramik, auf deren Vorderseite die Zeigung des Marienkleides bei der Aachenfahrt wiedergegeben ist, während die Rückseite Darstellungen des hl. Kornelius und des in Maastricht verehrten hl. Servatius trägt (vgl. Nr. 59).135) Die für die Kopfreliquie des hl. Kornelius angefertigte Reliquienbüste (vgl. Nr. 17) ist das kunsthistorisch bedeutendste Objekt des Kirchenschatzes. Sie ist eines der zahlreichen Beispiele großzügiger Stiftungen, die die Äbte von Kornelimünster ihrem Kloster zukommen ließen. Für das von Abt Johannes von Levendael (1360–1382) geschenkte Reliquiar stiftete Abt Heribert von Lülsdorf in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen neuen Sockel. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war es Abt Hermann von Eynatten, der den Kirchenschatz bereicherte, vor allem um eine Anzahl von Gemälden (vgl. Nr. 122–127, 173).

Die in Kornelimünster durchgeführten Grabungen haben eine größere Zahl von Grabstätten im Westbau136), in der Pilgerkirche137) und im Kreuzgang138) nachgewiesen. Die erhaltenen Zeugnisse für Inschriften des Totengedenkens im Klosterbereich beschränken sich jedoch auf zwei Abtsgrabplatten (Nr. 38, 80)139) aus dem 15. und 16. sowie vier Epitaphien aus dem 17. Jahrhundert (Nr. 117, 145, 174, 193).140)

In den letzten Jahren des 10. Jahrhunderts gründete Otto III. in Burtscheid ein Benediktinerkloster zu Ehren der Heiligen Apollinaris und Nikolaus, mit dessen Leitung er den aus Kalabrien stammenden Abt Gregor betraute (vgl. Nr. 2).141) Das erstmals im Rheinland gewählte Nikolauspatrozinium dokumentiert ein bewußtes Anknüpfen an griechische Traditionen. Schon 1029 wird in der urkundlichen Überlieferung Johannes der Täufer als dritter Hauptpatron genannt;142) dieser verdrängte die beiden ursprünglichen Patrone in der Folgezeit. An das Nikolauspatrozinium erinnert eine als wundertätig verehrte Nikolaus-Ikone wohl des 12. Jahrhunderts, deren Rahmen neben Szenen aus der Nikolauslegende Darstellungen des Ordensgründers Benedikt und des Gründungsabtes Gregor trägt (Nr. 6). Als das Bild Anfang des 13. Jahrhunderts mit dem Rahmen versehen wurde, war das Kloster bereits im Niedergang begriffen, der wenig später die Auflösung des Konvents nach sich zog.143) Das Burtscheider Kloster wurde unter demselben Patrozinium von Zisterzienserinnen übernommen, die zuvor auf dem Lousberg ansässig gewesen waren.144) Aus der Frühzeit des neuen Burtscheider Konvents stammt ein qualitätvoll gearbeitetes Vortragekreuz, dessen umlaufende Inschrift den umfangreichen Reliquienbesitz des Klosters aufzählt (Nr. 7). 1252 wurde dem Kloster die Pfarrkirche St. Michael in Burtscheid inkorporiert145) und der Abtei damit zugleich ein Teil der Baulast übertragen, die unter anderem zum Unterhalt der beiden Kirchenglocken verpflichtete.146) Das Burtscheider Kloster wurde nicht nur von den Konventsmitgliedern147), sondern auch von Laien gerne als Begräbnisstätte gewählt.148) Unter ihnen befanden sich mehrere Ausländer, die aufgrund der politischen Entwicklungen nach Aachen gelangt waren, wie die vor den religiösen Unruhen aus Antwerpen geflüchtete Maria Bombergen (Nr. 73) und ihr Schwiegersohn (Nr. 74) oder die zweijährige Tochter des Kommandeurs der spanischen Besatzungstruppen (Nr. 89).

[Druckseite XXIII] Die Burtscheider Zisterzienserinnen unterstanden zunächst dem Heisterbacher Abt, später dem Abt von Himmerod als Vaterabt, der jedoch die geistliche Betreuung an die Zisterzienser in Gottestal (Val-Dieu) in der Diözese Lüttich delegierte.149) Dem Gottestaler Konvent gehörte auch Petrus Kerchof an, der in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts als Beichtvater der Burtscheider Zisterzienserinnen und als Stifter der Muttergotteskapelle Klein-Scherpenhövel bezeugt ist (vgl. Nr. 166, 169, 175).150) Von 1614 an wurde das Kloster über einen Zeitraum von sechzig Jahren von Äbtissinnen aus der Familie Raitz von Frentz geleitet, die eine umfassende Bautätigkeit entfalteten.151) Die Äbtissin Anna Raitz von Frentz (1616–1639) wird in ihrem Epitaph als „templi restauratr[i]x, abbat[i]a[e] aedificatrix“ gepriesen (Nr. 160). Inschriftliche Dokumente ihrer Bautätigkeit befanden sich am Pfarrhaus von St. Michael (Nr. 129), am Gästehaus (Nr. 139) und am Gartenhaus der Abtei (Nr. 159). Annas Großnichte Henrica Raitz von Frentz (1639–1674) ist als Bauherrin des Klostertores (Nr. 170) und des Südflügels der Klostergebäude (Nr. 184) bezeugt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließ die Äbtissin Anna Karola Margareta von Renesse die Klosterkirche nach Plänen von Johann Joseph Couven von Grund auf neu erbauen.152) 1802 mit dem Kloster säkularisiert, wurde St. Johann Baptist 1806 zur zweiten Burtscheider Pfarrkirche neben St. Michael erhoben.153) In einem Teil der ehemaligen Klostergebäude wurde das Marienhospital untergebracht (vgl. Nr. 184).

3.3. Das Aachener Reich und die angrenzenden Gebiete

Der karolingische vicus lag im Mittelpunkt des Fiskus Aachen, der sich aus dem Aachener Haupthof sowie den Nebenhöfen in Seffent, Richterich, Orsbach, Vaals, Würselen, Haaren und Eilendorf zusammensetzte.154) Der Fiskus wurde von Vogt, Schultheiß, Meier und Untervogt als königlichen Beamten verwaltet,155) bis die Ämter im 14. Jahrhundert durch Verpfändungen in Jülicher Hand gerieten. Zwar kam es nicht zu einer Eingliederung des Reichsgutes in das Jülicher Territorium,156) doch behielt der Graf und – seit 1356 – Herzog von Jülich durch die Bestellung des Vogtmeiers bis zum Ende des Alten Reiches eine wichtige Einflußmöglichkeit.

Der königliche Verwaltungs- und Gerichtsbezirk bildete die territoriale Grundlage des seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bezeugten sog. „Aachener Reichs“.157) 1336 und 1349 wurde die Zugehörigkeit der innerhalb der Bannmeile liegenden Dörfer zum Aachener Territorium und somit die Ausweitung des städtischen Satzungsrechts auf diese Reichsdörfer durch Ludwig den Bayern bestätigt.158) Zum Aachener Reich gehörten die Quartiere Laurensberg, Orsbach, Soers und Vaals sowie die drei Quartiere „over Worm“ (also auf der anderen Seite des Wurmbaches) Würselen, Haaren und Weiden.159) In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Territorium durch einen Landgraben befestigt,160) der es, von einigen kleineren Lücken abgesehen, vollständig umgab.161)

Im Norden grenzte mit dem Land zur Heyden eine Jülicher Unterherrschaft an das Aachener Reich, zu der unter anderem die heutigen Stadtteile Horbach und Richterich gehörten.162) Die Unterherrschaft wurde im 14. Jahrhundert an den Besitzer der Wasserburg Heyden verpfändet, in dessen Hand sie bis zum Ende des Alten Reiches blieb (vgl. Nr. 133, 209).163)

Östlich von Aachen lag das Territorium der Reichsabtei Kornelimünster, das sog. Münsterländchen, [Druckseite XXIV] das sich aus der Immunität des abteilichen Grundbesitzes entwickelt hatte.164) Zum Abteibesitz gehörte die Herrschaft Gressenich sowie die Herrschaft Eilendorf165), deren Grenze zum Münsterländchen durch einen Grenzstein markiert wurde (vgl. Nr. 185).

Auch der Abtei Burtscheid gelang es, ihre Rechte in unmittelbarer Nähe des Klosters zu einer Herrlichkeit auszubauen.166) Allerdings übertrug die Burtscheider Äbtissin 1351 die Gerichts- und Herrschaftsrechte in Burtscheid der Stadt Aachen, die seitdem das Amt des Meiers besetzte.167)

4. INSCHRIFTEN UND INSCHRIFTENTRÄGER

4.1. Inschriften des Totengedenkens

4.1.1. Überlieferung

54 der 210 im vorliegenden Band behandelten Inschriftenträger überliefern Inschriften des Totengedenkens. Mit gut 25 % liegt der Anteil der Grab- und Gedächtnisinschriften am Aachener Inschriftenmaterial ungewöhnlich niedrig.168) Für eine Untersuchung der künstlerischen Gestaltung der Grabdenkmäler und der Ausführung der Inschriften wird die Materialdecke durch den hohen Anteil verlorener Träger zusätzlich ausgedünnt: Nur zehn von 26 Grabplatten und vier von sieben Epitaphien, deren Inschriften überliefert sind, sind im Original erhalten. Die große Zahl der Verluste läßt sich nicht allein als Folge von Kriegen, Bränden oder der natürlichen Vergänglichkeit des Materials erklären, sondern ist sicher auch auf ein wenig ausgeprägtes Interesse an historischen Quellen dieser Art zurückzuführen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Grabplatten aus mehreren Aachener Kirchen entfernt, ohne daß ihre Gestaltung und ihre Inschriften zuvor festgehalten wurden.169) Noch im 20. Jahrhundert waren die Totengedächtnismale vergangener Jahrhunderte nicht vor der fahrlässigen oder gar bewußten Zerstörung gefeit. Die Grabplatte des Aachener Bürgermeisters Johann Ruland (†1579) etwa wurde als Standfläche für ein Regenfaß verwendet, bevor sie 1937 in fragmentarischem Zustand zwar wiederentdeckt, wenige Jahre später aber dennoch zu Schotter verarbeitet wurde (Nr. 78). Auch mehrere Grabplatten des 17. Jahrhunderts, die erst 1958 aus einem Kanal geborgen und der Obhut der Stadt übergeben wurden, sind heute nicht mehr auffindbar (vgl. Nr. 200, 201). Die nichtoriginale Überlieferung ist zu dürftig, um die Lücken des original erhaltenen Bestandes wesentlich zu verkleinern, geschweige denn zu schließen.170) Die fehlende Beschäftigung mit den Aachener Grabinschriften, die sich bis in die jüngste Vergangenheit feststellen läßt, mag mit auf die Vielzahl herausragender inschriftlicher Dokumente in der Stadt zurückzuführen sein, die das historische und kunstwissenschaftliche Interesse banden.

Allerdings kann der Befund hinsichtlich Umfang und Zusammensetzung der Inschriften des Totengedenkens nicht ausschließlich auf die ungünstige Überlieferungssituation zurückgeführt werden. Auffällig ist das nahezu völlige Fehlen von Epitaphien des Stadtbürgertums, wie sie in den bislang im Rahmen des Deutschen Inschriftenwerkes bearbeiteten städtischen Gebieten in großer Zahl begegnen. Die einzige Ausnahme bildet das (verlorene) Metallepitaph des Kupfermeisters Peter Amya (Nr. 70), das allerdings der Beschreibung nach zu urteilen keinen repräsentativen Charakter gehabt haben dürfte.171) Die übrigen Epitaphien für Personen aus dem weltlichen Bereich wurden für Zugereiste hergestellt (Nr. 25, 32, 73, 74). Es scheint, daß die Anfertigung von Epitaphien für bürgerliche, ja allgemein für weltliche Verstorbene in Aachen nicht üblich war.

Anders als im alten Aachener Stadtkern und im Bereich der beiden großen Abteien Burtscheid und Kornelimünster stellt sich die Situation in den eingemeindeten Orten am Rande des heutigen Stadtge-[Druckseite XXV]-bietes dar. Auf den Friedhöfen in Eilendorf, Laurensberg, Orsbach und Richterich ist eine größere Zahl von Grabkreuzen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts172) erhalten, deren Inschriften allerdings in einigen Fällen bereits abgewittert sind. Immerhin sind von 17 Grabkreuzinschriften, die überliefert sind, bis heute 14 am Original überprüfbar. Auffällig ist die relative Häufung von Todesfällen in den Jahren 1633 und 1635,173) die sich vermutlich auf die Verbreitung einer seuchenartigen Krankheit zurückführen läßt.174)

4.1.2. Gestaltung der Grabdenkmäler

Im Aachener Material lassen sich drei, vielleicht vier Formen von Totengedächtnismalen unterscheiden: Grabplatte, Grabkreuz und Epitaph, dazu möglicherweise ein Totenschild (vgl. Nr. 188). Die horizontal über der Grabstätte liegenden Grabplatten175) tragen in der Mehrzahl der Fälle neben der (meist umlaufenden) Inschrift nur das Familien- oder die Ahnenwappen des bzw. der Verstorbenen, entsprechen also dem Typ der Wappengrabplatte. Gelegentlich werden Umschrift und Wappen durch Ornamente, Todessymbole oder – bei zwei Priestergrabplatten (Nr. 21, 194) – durch Kelch und Hostie ergänzt. Darstellungen des Verstorbenen selbst bilden die Ausnahme. Lediglich die Messingplatte, die in die steinerne Grabplatte des Abtes Heribert von Lülsdorf eingelassen war, zeigt eine gravierte Halbfigur des Toten (Nr. 38). Hinzu kommt wahrscheinlich auch ein in Nachzeichnung überliefertes Steinfragment mit Teilen einer Ritzzeichnung, bei dem es sich ebenfalls um eine Grabplatte gehandelt haben dürfte (Nr. 8). Die Seltenheit figürlicher Darstellungen Verstorbener auf Aachener Grabplatten, die auch für den umfangreicheren Bestand an Kanonikergrabplatten im Dom feststellbar ist,176) kann wohl kaum nur auf Überlieferungslücken zurückgeführt werden. Sie dürfte vielmehr als regionale Eigenart zu interpretieren sein, doch kann ein solcher Schluß erst nach einer Untersuchung des Materials in den umliegenden Gebieten, insbesondere im Landkreis Aachen sowie in den angrenzenden Gebieten in Belgien und in den Niederlanden, mit einiger Sicherheit gezogen werden.

Weitgehend einheitlich sind die aufrecht über dem Grab errichteten steinernen Grabkreuze gestaltet, die immer glatte Armenden sowie meist einen sog. Kopfsattel und Viertelzylinder als Winkelstützen haben.

Das Epitaph, das der Sicherung des Gebetsgedenkens dient, unterscheidet sich von der Grabplatte und dem Grabkreuz nicht nur in seiner möglichen räumlichen Trennung vom Grab, sondern vor allem durch „die beliebige Umrißform und Größe, die aufrechte Anbringung an der Wand und die Beliebigkeit des Materials und der technischen Ausführung“.177) Neben der Inschrift trägt es häufig – aber nicht notwendigerweise – eine bildliche Darstellung, die im allgemeinen den Verstorbenen allein oder als Beter in die szenische Gestaltung eines Andachtsbildes eingefügt zeigt.178) Beide Typen sind für Aachen nachweisbar. Das in St. Paul auf den Putz eines Pfeilers gemalte Epitaph der Maria de Froidcour (Nr. 25) zeigt diese als Priantin vor Maria mit dem Kinde kniend, der Gottesmutter vom hl. Sebastian empfohlen. Zur Linken Mariens knien Mann und Kinder der Verstorbenen, begleitet vom hl. Gerhard von Brogne. Diese typische Bildanordnung wird durch eine Darstellung der Zeigung des Marienkleides während der Heiligtumsfahrt ergänzt und enthält somit ein für Aachen spezifisches Element. Ebenfalls gemalt ist das Epitaph des Johannes von Hall (Nr. 145), das ihn betend vor dem gekreuzigten Jesus zeigt.

Besonders bemerkenswert unter den Aachener Stücken sind die Steinepitaphien dreier Äbte von Kornelimünster aus dem 17. Jahrhundert mit überlebensgroßen, vollplastischen Ganzfiguren der Verstorbenen (Nr. 117, 174, 193). Die porträthafte Darstellung, die feine Ausarbeitung aller Details und [Druckseite XXVI] die sorgfältige Schriftgestaltung weisen die Epitaphien als hervorragende Werke der Grabmalkunst aus.

Die überwiegende Zahl der Grabplatten, Epitaphien und Grabkreuze besteht aus Blaustein, einem südlich von Aachen abgebauten, verhältnismäßig verwitterungsresistenten Kalkstein. Auch für die verlorenen Totengedächtnismale, deren Material nicht überliefert ist, wird man in der Mehrzahl der Fälle mit Blaustein zu rechnen haben. Unpoliert wurde er gelegentlich für Grabplatten und regelmäßig für Grabkreuze verwendet. Da der hellgraue, leicht bläuliche Stein durch Witterungseinflüsse stark ausbleicht, weisen die Kreuze heute eine weißgraue Färbung auf. Der annähernd schwarz wirkende polierte Blaustein wurde für die Mehrzahl der Grabplatten und für die erwähnten Abtsepitaphien in Kornelimünster gewählt.179)

Zwei der nicht im Original überlieferten Epitaphien sind aus Metall gefertigt worden (Nr. 70, 160). Eines von ihnen ist das Epitaph des 1564 verstorbenen Kupfermeisters Peter Amya und seiner Frau, das nur wenige Jahre nach den Metalltafeln für die Kanoniker des Marienstifts Johannes Pael und Johannes und Lambert Munten180) angefertigt wurde und möglicherweise aus derselben Werkstatt stammte.

4.1.3. Form und Inhalt der Grabinschriften

Unterscheiden sich Grabplatte und Grabkreuz auch in ihrer äußeren Form, so ist ihnen doch die Funktion gemeinsam, die Grabstätte des Verstorbenen zu kennzeichnen. Ihre Inschriften überliefern daher ähnliche Informationen, nämlich in erster Linie den Namen und das Sterbedatum des Toten, denen meist eine Fürbittformel und – auf Grabkreuzen allerdings nur in Ausnahmefällen – eine Grabbezeugung hinzugefügt wird. Bei Kindergrabplatten (Nr. 89, 97, 186) wird das Alter, in einem Fall auch die Todesstunde angegeben. Bei weiblichen Verstorbenen wird stets der Name des nächsten männlichen Verwandten bzw. des Ehemannes genannt, sofern es sich um Laien handelt. Die Inschriften auf den Grabplatten von Nonnen oder Kanonissen hingegen unterscheiden sich in Aufbau und Wortwahl nicht von den Mönchs- oder Kanonikergrabplatten. Lassen sich zwischen Grabplatten und Grabkreuzen hinsichtlich des Formulars der Inschriften also Übereinstimmungen feststellen, so unterscheiden sie sich deutlich im Anteil deutschsprachiger Inschriften. Während sich die Inschriften auf den Grabplatten im Verhältnis von 3:2 auf die deutsche und die lateinische Sprache verteilen, sind die Kreuzinschriften ausnahmslos in der Volkssprache abgefaßt. Die Erklärung dafür ist einerseits in der unterschiedlichen zeitlichen Verteilung der Inschriftenträger, andererseits in der sozialen Zusammensetzung der Verstorbenen zu suchen. Die Grabkreuze stammen, wie erwähnt, durchweg erst aus dem 17. Jahrhundert, einer Zeit, in der sich die deutsche Sprache als Schrift- und damit auch als Inschriftensprache seit langem fest etabliert hatte.181) Die Verstorbenen, denen die Grabkreuze errichtet worden waren, gehörten weder dem Adel noch dem Stadtbürgertum, sondern der nichtadeligen ländlichen Bevölkerung an. Die Überlieferung von Grabplatten hingegen verteilt sich vermutlich vom 13., sicher vom 14. bis ins 17. Jahrhundert. Die einzige deutschsprachige Grabplatteninschrift, die vor dem 16. Jahrhundert entstand, ist die des Martin Colreportz aus dem Jahre 1400 oder dem (beginnenden?) 15. Jahrhundert (Nr. 21). Seit dem 16. Jahrhundert jedoch dominiert die deutsche Sprache auch auf den Grabplatten deutlich; lediglich Inschriften auf Grabplatten einiger geistlicher Personen und Verstorbener aus dem fremdsprachigen Ausland (Nr. 89) sind noch lateinisch abgefaßt. Damit ist zugleich ein Hinweis auf die soziale Komponente der Sprachwahl gegeben. Nur der Klerus scheint im 16. und 17. Jahrhundert noch das Lateinische, die Sprache der Liturgie und der humanistisch Gebildeten, für seine Grabinschriften gewählt zu haben,182) während das städtische Bürgertum die Volkssprache bevorzugte.

Läßt sich demnach festhalten, daß im Bereich des heutigen Aachener Stadtgebietes sowohl Grabplatten als auch Grabkreuze seit dem 16. Jahrhundert überwiegend deutschsprachige Inschriften tragen, die überdies weitgehende Übereinstimmungen im Formular aufweisen, so sind hinsichtlich der sprachlichen Gestaltung dennoch Unterschiede feststellbar. Sie erstrecken sich vornehmlich auf die Fürbittformel, die auf den Grabkreuzen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, entweder „Gott tröst die Seel“ oder [Druckseite XXVII]Bitt Gott für die Seel“ lautet,183) auf den Platten hingegen variantenreicher formuliert ist: „bid god vor die seele“ (Nr. 72); „Bit got voir syn seil in alle geloifgen selen, amen“ (Nr. 21); „dem Gott gnadich wille sein“ (Nr. 59); „Gott begnad die seel“ (Nr. 59); „d(ie) S(eele) G(ott) b(egnad)“ (Nr. 200); „Gott trost die liebe sele amen“ (Nr. 164); „[Gott] wilt siend seelen [gnedig sien e]nde hem ende ons [ein frohlich] operstantnis gevn“ (Nr. 78); „got gebe inen ein selich Aferstentnus“ (Nr. 79).

Im Unterschied zu den Grabkreuzen und -platten tragen alle Epitaphien mit Ausnahme des Epitaphs des Peter Amya (Nr. 70) lateinische Inschriften. Peter Amya ist allerdings, wie erwähnt, der einzige Bürger der Stadt Aachen, für den ein Epitaph nachweisbar ist; die übrigen Epitaphien sind entweder geistlichen Personen oder zugereisten Flamen und Franzosen gewidmet. Die Sprachverteilung weicht also nicht grundsätzlich von dem Befund ab, der sich aus der Untersuchung der Grabplatten ergab. Auch die Epitaphien überliefern den Namen und das Sterbedatum des Toten, gelegentlich auch sein Alter und – bei geistlichen Personen – die kirchlichen Ämter. Auf den Epitaphien für Äbte und Äbtissinnen wird zudem meist die Dauer der Amtszeit angegeben. Daß die Inschriften nur in wenigen Fällen auch eine Grabbezeugung beinhalten, kann angesichts der nicht an die Grabstätte gebundenen Funktion des Epitaphs nicht verwundern. Umfangreiche, sprachlich anspruchsvolle Texte, wie sie andernorts in großer Zahl und auch im Aachener Dom184) bezeugt sind, fehlen in der Aachener Überlieferung. Lediglich die Inschrift auf dem Epitaph der Äbtissin Anna Raitz von Frentz (Nr. 160) läßt in der Leseranrede und in Anleihen bei antiken Autoren Merkmale eines humanistisch beeinflußten Textes erkennen und bereitet zugleich gewisse Verständnisschwierigkeiten, die allerdings weniger auf den komplizierten Sprachstil als auf die mangelhafte Qualität der kopialen Überlieferung zurückzuführen sind.

Die Inschrift auf dem Epitaph der Äbtissin Anna Raitz von Frentz greift paraphrasierend die weit verbreitete Sentenz „pulvis et umbra sumus185) auf und gehört damit zu den Epitaphtexten, die sich (zumeist in Bibel-und Liturgiezitaten) mit dem Themenkreis Vergänglichkeit – Tod – Jenseits auseinandersetzen.186)

4.2. Kirchenschätze

Eine größere Anzahl von Inschriften befindet sich an den liturgischen Gerätschaften und Gewändern, Reliquiaren und Altargemälden der Aachener Kirchen. Zu den ältesten dieser insgesamt 48 Objekte187) zählen ein Vortragekreuz (Nr. 7) und eine Nikolaus-Ikone in einem silbernen Rahmen (Nr. 6) aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts in der ehemaligen Abteikirche St. Johann Baptist in Burtscheid. Beides sind kunsthistorisch hervorragende und paläographisch aufschlußreiche Arbeiten aus der Blütezeit der rhein-maasländischen Goldschmiedekunst, deren gotische Majuskelinschriften in Niellotechnik ausgeführt sind. Von kunstgeschichtlicher Bedeutung sind auch die Korneliusbüste im Schatz der ehemaligen Abteikirche Kornelimünster aus dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts (Nr. 17) sowie mehrere Arbeiten der Aachener Goldschmiede Hans von Reutlingen (vgl. Nr. 63, 64) und Dietrich von Raedt (Nr. 113, 115).

Bei den Inschriften auf den kirchlichen Ausstattungsgegenständen handelt es sich in der Mehrzahl um Tituli, Reliquienangaben oder Stifterinschriften. Die Tituli beschränken sich meist auf eine bloße Namensangabe der dargestellten Heiligen oder biblischen Personen, erläutern aber unter Umständen – so auf dem Rahmen der Nikolaus-Ikone - inhaltsreiche szenische Darstellungen in poetischer Form. Als Titulus im weitesten Sinne ist auch die Inschrift auf der Manschette eines Abtsstabes zu verstehen (Nr. 5), die die gekrümmte Form des Stabes erklärt.

Die Reliquiare tragen eine als Inschrift ausgeführte Reliquienangabe, die aus einer kurzen Benen-[Druckseite XXVIII]-nung oder Aufzählung bestehen oder, wie an einem verlorenen Kreuzreliquiar des Karmeliterklosters (Nr. 16), poetisch gestaltet sein kann.

Während die Mehrzahl der Stifterinschriften nur den Namen des Stifters und das Jahr der Schenkung mitteilt, wird in der Inschrift auf einem Kelch in St. Foillan (Nr. 42) dem Stiftervermerk eine Aufforderung zur Fürbitte vorangestellt: „Orate pro domino Jaspero Reneck de Eschwege ... 1492 me fieri fecit.“ Hier wird der Zusammenhang zwischen einer Schenkung und dem „Anspruch“ auf Fürbitte deutlich.188)

4.3. Glocken

Von den zwanzig inschrifttragenden Glocken, die für das Aachener Stadtgebiet (ohne den Dom) im Bearbeitungszeitraum nachgewiesen sind, sind lediglich sechs erhalten. Der Bestand wurde vor allem durch Brände, insbesondere durch den großen Stadtbrand am 2. Mai 1656 und durch die Feuerschäden infolge der Bombardierung der Stadt 1943 und 1944, stark dezimiert. Unter den Verlusten des Zweiten Weltkrieges befindet sich auch die älteste überlieferte Glocke Aachens, die Jakob von Croisilles wohl 1262 für St. Peter gegossen hat (Nr. 9). Ihre Inschrift erläutert in gebundener Sprache die Funktion der Glocke und fügt in Prosa den Gießernamen und das Gußdatum hinzu. Aus diesen Angaben – Funktion der Glocke, Name des Gießers, Datum des Gusses – setzt sich der typische, ex persona der Glocke formulierte Glockenspruch zusammen, der sich auf der Mehrzahl der Aachener Glocken findet. Er ist sowohl in deutscher als auch in lateinischer Sprache, in Prosa wie in Versform, in knapp formulierter und in poetisch ausgestalteter Form überliefert. Im Mittelpunkt des Glockenspruches steht die apotropäische Wirkung der Glocke, wie sie in der Inschrift der Burtscheider Brida-Glocke deutlich zum Ausdruck kommt: „Grando michi cedit, tonitrus fugit, ignis obedit“ (Nr. 12).189) Da die Glocke an der Heiligkeit ihres Namenspatrons teil hat, wird die unheilabwendende Funktion im Glockenspruch häufig auf konkrete Bedrohungen bezogen, die zum Patron in einer direkten Verbindung stehen.190) So schützt die Sebastianus-Glocke in St. Michael/Burtscheid vor der Pest (Nr. 53), verjagt die Bartholomäus-Glocke in St. Jakob den Teufel (Nr. 52). Die Inschrift der Michaels-Glocke in St. Michael/Burtscheid (Nr. 53) nimmt Bezug auf die Aufgaben des Erzengels als Seelenwäger („die seillen offer ich“) und Bezwinger Luzifers („lucefer ersloch ich“) nach der Apokalypse (Apc. 12,7–9).

Neben der Betonung dieser magischen Schutzfunktion weist der Glockenspruch auf die Aufgabe der Glocke hin, Gottesdienste und kirchliche Feste anzukündigen („Signum dono choro, fleo funera, festa decoro“, Nr. 18), unter Umständen aber auch zu profanen Zwecken zu läuten („dat recht rofen ich, de misdaet beklagen ich“, Nr. 54).

Neben dem Gießer wird auf einer der Aachener Glocken auch der Stifter genannt (Nr. 40). Eine weitere gewährt sogar Einblick in den Entscheidungsprozeß, der ihrer Anschaffung voranging: Der Pfarrer erteilte mit Genehmigung der Gemeindeversammlung den Auftrag zum Guß, der von der Gemeinde finanziert wurde (Nr. 168).

Latein ist die vorherrschende Sprache der Aachener Glockeninschriften. Von den nur vier Glocken, die Inschriften in deutscher Sprache tragen, wurden drei in den Jahren 1502 bzw. 1504 von Gregor I. von Trier gegossen. Unter den lateinischen Inschriften sind einige ganz oder teilweise in Versform abgefaßt. Mehrere Glocken sind mit einer Inschrift versehen, die die Funktion der Glocke in leoninischen Hexametern, das Datum (und in einem Fall den Gießer) aber in ungebundener Sprache nennt.191)

Sprachlich fällt die lange Inschrift auf der 1523 von Johann von Trier gegossenen Laurentius-Glocke in St. Adalbert (Nr. 60) aus dem Rahmen, die durch den anspruchsvollen, humanistisch beeinflußten Sprachstil besticht.

Die Mehrzahl der Aachener Glocken wurde von Mitgliedern der in der Stadt selbst ansässigen Familie von Trier angefertigt, die über Jahrhunderte hinweg zu den führenden rheinischen Glockengießerfamilien gehörte. Als ältestes nachweisbares Mitglied der Familie von Trier galt bislang ein „Petrus de Bey-[Druckseite XXIX]-schen conmorans Treveris“, der 1410 eine Glocke für St. Adalbert in Aachen goß (vgl. Nr. 23) und mit einem 1414 in Hoensbroek/Niederlande bezeugten Gießer Peter von Trier identifiziert wurde.192) Aufgrund der neuesten Untersuchungen Poettgens muß allerdings an der Identität beider Personen gezweifelt werden.193) Peter de Beyschen ist demzufolge vermutlich nicht der Familie von Trier zuzurechnen. Zumindest seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts jedoch haben Mitglieder der Familie mehrere Generationen hindurch in Aachen als Gießer gewirkt. Tatsächlich ist nach der 1451 von Johannes Hoerken de Vechel gegossenen Glocke für St. Michael in Burtscheid (Nr. 30) bis zum Ende des Bearbeitungszeitraumes keine Glocke eines Gießers aus einer anderen Familie überliefert.194) Der erste als Gießer einer Aachener Glocke sicher belegte Meister des Geschlechts war der bereits erwähnte Gregor (I.)195), der etwa zwanzig Jahre vor den drei oben genannten Glocken für St. Jakob (Nr. 52, 1502) und St. Michael in Burtscheid (Nr. 53–54, 1504) bereits eine Glocke für die Abteikirche in Kornelimünster gegossen hatte (Nr. 40, 1484). 1523 fertigte ein Johann von Trier, vermutlich ein Sohn Gregors I., eine Glocke für St. Adalbert an (Nr. 60).196) Bei dem gleichnamigen Gießer einer Glocke für St. Peter aus dem Jahre 1582 (Nr. 81) dürfte es sich um einen Sohn dieses Johann handeln. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlangte Franz (I.) unter den Gießern der Familie Trier besondere Bedeutung. Er goß 1620 gemeinsam mit seinem Bruder Peter die Bronzeschale des Marktbrunnens (Nr. 118), 1644 zusammen mit seinem Sohn Jakob eine Glocke für St. Jakob (Nr. 168)197) und zwei Jahre später eine weitere für die Hahner Kirche (Nr. 178).

4.4. Gebäudeinschriften

Der Überlieferung zufolge ist bzw. war eine Reihe von kirchlichen, privaten und öffentlichen Gebäuden, Denkmälern oder Befestigungsanlagen mit Inschriften versehen. Es fällt auf, daß sich darunter nur zwei städtische Bürgerhäuser befinden (Nr. 44, 83), während immerhin sieben der insgesamt 40 Inschriften an Gütern und Burgen des heute zum Stadtgebiet gehörigen Aachener Umlandes angebracht waren.198) Dem öffentlichen Bereich sind die Inschriften am Grashaus (Nr. 10), am gotischen Rathaus (Nr. 31, 68, 116), an Linzenshäuschen (Nr. 29) und an der Stadtbefestigung (Nr. 4, 56, 57) sowie am Marktbrunnen zuzurechnen (Nr. 118). Der zahlenmäßige Schwerpunkt jedoch liegt bei den Inschriften an Kirchen und Klostergebäuden. Daß unter diesen insbesondere die Jesuitenkirche St. Michael (mit dem Jesuitengymnasium) und die Gebäude der Abtei Burtscheid reichhaltig mit Inschriften ausgestattet waren, dürfte mit der Entstehungszeit dieser Inschriften zusammenhängen. Während nämlich bis zum 16. Jahrhundert nur zwei Schlußsteininschriften (Nr. 11, 34) und zwei Inschriften am Äußeren von Kirchen- bzw. Klostergebäuden (Nr. 43, 65) überliefert sind, wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts neben der Jesuitenkirche und verschiedenen Gebäuden des Burtscheider Zisterzienserinnenklosters das Dominikaner- und das Klarissenkloster, die Klosterkapelle Marienthal und die Dreifaltigkeitskapelle in Schleckheim mit Inschriften ausgestattet. Eine verstärkte Bautätigkeit fällt also hier offenbar mit einer größeren Neigung zur Anbringung von Inschriften zusammen. Diese Beobachtung wird durch eine Auswertung aller 40 erfaßten Gebäudeinschriften bestätigt, von denen 24 im 17. Jahrhundert angebracht wurden.

[Druckseite XXX] Bei den Inschriften an Gebäuden handelt es sich überwiegend um Bauinschriften, die das Jahr des Baubeginns, der Fertigstellung oder das Erreichen eines bestimmten Baustadiums dokumentieren. Letzteres gilt etwa für die zahlreichen (mit einer Ausnahme verlorenen) Chronogramme, die in den Bau des Jesuitengymnasiums und der Jesuitenkirche St. Michael eingefügt wurden und die es erlauben, den Fortgang der Bauarbeiten von 1615 bis 1619 nachzuvollziehen.199) Gelegentlich wird der Bauherr genannt, sei es in Form einer bloßen Namensangabe (Nr. 44, 76f., 184, 208), sei es in ausführlicher, unter Umständen sogar poetischer Form (Nr. 170, 43). Die aus einer Gartenmauer des Dominikanerkonvents stammende Bauinschrift, die heute in St. Paul aufbewahrt wird (Nr. 43), fügt der Jahresangabe in deutscher Sprache und der Nennung des Bauherrn in einem lateinischen Hexameter ebenfalls in Lateinisch die Erwähnung eines Ereignisses hinzu, das für das Aachener Dominikanerkloster von Bedeutung war: Die Zusammenkunft des Provinzialkapitels der Dominikaner in Aachen.

Neben den Bauinschriften ist für Aachen eine weitere, historisch besonders bemerkenswerte Gruppe von Inschriften an öffentlichen Gebäuden überliefert. Der Kerngedanke dieser Inschriften ist die besondere Stellung Aachens als „sedes regni“, die erstmals in dem vor 1158 gefälschten Privileg Karls des Großen schriftlich formuliert wurde.200) Ihm zufolge war die Marienkirche als Standort der regia sedes, des Königsthrons, Ausgangspunkt dieser Sonderrolle als „caput Galliae trans Alpes“, die sich bald von der Kirche auf die Stadt übertrug. Schon Ende des 12. bzw. zu Beginn des 13. Jahrhunderts war der Karlsschrein mit einer Inschrift versehen worden, die einen Teil der Urkunde zitiert.201) In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde an der Fassade des neu erbauten ersten Aachener Rathauses, des sog. Grashauses, eine Inschrift angebracht, die eine ähnliche Aussage in anderer sprachlicher Form beinhaltet: „Urbs Aquensis, urbs regalis, regni sedes principalis, prima regum curia“ (vgl. Nr. 10). Der Text ist die erste Strophe der Sequenz „De sancto Karolo Imperatore202), die vermutlich in Zusammenhang mit der 1165 erfolgten Heiligsprechung Karls des Großen entstand.203) An der Fassade des Grashauses angebracht, erfüllte der Text keine liturgische Funktion mehr. Seine Aufgabe lag vielmehr darin, die hervorragende Stellung Aachens auszudrücken, und zwar an einem Ort, der profanen Zwecken diente und geradezu Kristallisationspunkt des entstehenden bürgerlichen Selbstbewußtseins war. Während die Karlsschrein-Inschrift – ebenso wie ihre urkundliche Vorlage selbst – die Bedeutung der Marienkirche hervorhebt, wird in der Inschrift am Grashaus der Stadt eine Sonderrolle zugewiesen.204) Denselben Text brachte der Aachener Goldschmied Dietrich von Raedt im Jahre 1624 an einem Tafelaufsatz an, den er in städtischem Auftrag nach dem Vorbild des kurz zuvor errichteten Marktbrunnens anfertigte (Nr. 132). Auch in diesem Zusammenhang ist die Strophe als Städtelob zu verstehen.205)

Die Funktion des Grashauses wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von dem neuerbauten gotischen Rathaus übernommen. Eine Inschrift über dem Haupteingang erinnerte in leoninischen Hexametern an die angebliche Privilegierung der Stadt durch Karl den Großen, der sie zur regia sedes erwählt und somit allen anderen Städten nördlich der Alpen vorgezogen habe (Nr. 68). Eine weitere Inschrift über einem der Nebeneingänge zitierte sogar wörtlich einen Passus aus der Karlsurkunde (Nr. 116). In diesem Zusammenhang ist auch die Inschrift auf der 1620 gegossenen Bronzeschale des Marktbrunnens zu erwähnen, die ebenfalls an das Karlsprivileg anknüpft.206)

[Druckseite XXXI] Die Bestimmungen des gefälschten Karlsprivilegs haben also über Jahrhunderte hinweg das Selbstverständnis der Stadt bestimmt. Auch zu einer Zeit, als sich die deutschen Herrscher längst nur noch zu seltenen Gelegenheiten in Aachen aufhielten, ja selbst als die Königskrönungen nach 1531 andernorts stattfanden, hielten die Aachener Bürger an der Vorstellung von der Rolle ihrer Stadt als caput regni fest.

5. SCHRIFTFORMEN

Die Möglichkeiten, zu aussagekräftigen Ergebnissen hinsichtlich einer Entwicklung der epigraphischen Schriftformen im Aachener Stadtgebiet zu gelangen, werden durch den hohen Prozentsatz verlorener Inschriften begrenzt. Nur 102 von 210 Inschriftenträgen sind im Original erhalten, vier weitere immerhin im Foto überliefert und somit wenigstens in beschränktem Maße einer paläographischen Auswertung zugänglich.207) Die hohe Verlustrate erschwert eine vergleichende Untersuchung der epigraphischen Schrift und verhindert die Feststellung von Werkstattzusammenhängen etwa bei den (ohnehin nur in geringer Zahl überlieferten) Grabplatten und Epitaphien.

Ein weiterer Faktor, der die Schriftuntersuchung beeinflußt, ist die zeitliche Streuung der Inschriften. Bis 1300 sind lediglich elf Inschriftenträger überliefert, neun weitere gehören dem 14. Jahrhundert an. Läßt sich mit 30 bzw. 42 Trägern für das 15. und 16. Jahrhundert bereits eine deutliche Steigerung feststellen, so entstanden 118 Träger und damit auch die ganz überwiegende Mehrzahl der Inschriften erst zwischen 1600 und 1656. Aufgrund dieser Zusammensetzung ist es nicht verwunderlich, daß weder im Original noch im Foto oder auch nur in einer Nachzeichnung Inschriften in alter Kapitalis überliefert sind. Allerdings steht die zeitliche Verteilung der Inschriften in keinem direkten Verhältnis zur Aussagekraft für die Schriftgeschichte. So befinden sich unter den nur fünf erhaltenen Objekten, die Inschriften in gotischer Majuskel tragen, mit der Nikolaus-Ikone (Nr. 6) und insbesondere mit dem Vortragekreuz (Nr. 7) Stücke, deren Buchstabenbestand aufgrund seines Umfanges und Variantenreichtums für die epigraphische Paläographie von großem Interesse sind. Demgegenüber sind unter der Vielzahl von Inschriften in Kapitalis des 16. und 17. Jahrhunderts nur einige wenige unter schriftgeschichtlichem Gesichtspunkt bedeutsam.

5.1. Romanische und gotische Majuskel

Fällt die Überlieferung für die alte Kapitalis, wie erwähnt, gänzlich aus, so stellt sich die Situation hinsichtlich der romanischen Majuskel, die an zwei Objekten überliefert ist,208) nur wenig besser dar. Beide entstammen zudem dem 12. Jahrhundert und stehen damit dem Übergang zur gotischen Majuskel zeitlich näher als der Entstehungsphase der romanischen Majuskel im 11. Jahrhundert. Das gilt insbesondere für die Inschrift auf einem kleinen Burtscheider Reliquiar (Nr. 3, Abb. 1 a–b), deren Buchstaben schon Schaftverbreiterungen zum Ende hin zeigen. Ein widersprüchliches (Schrift-)Bild bietet die Inschrift auf der Manschette eines Abtsstabes aus dem 12. Jahrhundert (Nr. 5, Abb. 2). Jeweils ein in schwungvollem Duktus gestaltetes unziales A und T durchbrechen den Gesamteindruck einer ungleichmäßigen, fast ungelenk wirkenden Schrift mit konservativen, behäbigen Formen. Der Rückgriff auf ältere Buchstabenformen mag erfolgt sein, um ein höheres Alter der Manschette (die noch im 19. Jahrhundert zuweilen mit dem 999 verstorbenen Gründerabt in Verbindung gebracht wurde) vorzutäuschen.

Wie die romanische, so ist auch die gotische Majuskel in Aachen häufiger in Metall als in Stein gearbeitet überliefert. Herausragend unter schriftgeschichtlichem Aspekt ist sicherlich das Burtscheider Vortragekreuz (Nr. 7, Abb. 4a–c), dessen umfangreiche Inschrift zahlreiche verschiedene Buchstaben enthält, von denen viele wiederum sowohl in eckiger als auch in runder Form gestaltet sind. Wenn auch die Kapitalbuchstaben zahlenmäßig dominieren und Schwellungen an Bögen und Cauden nur sparsam eingesetzt werden, so ist doch das für die gotische Majuskel typische Formempfinden schon deutlich spürbar. Gleiches gilt für die Rahmeninschriften der Nikolaus-Ikone (Nr. 6, Abb. 3 a–b), die [Druckseite XXXII] E, H, M und N in unzialer bzw. runder Form zeigen. Ein verspieltes Element sind die Einrollungen am Bogen des runden N und an der Cauda des R.

Die Schriftform auf einer untergegangenen Glocke, die wohl 1262 für St. Peter gegossen wurde, kann anhand der Nachzeichnung bei Boeckeler unter Vorbehalt in die schriftgeschichtliche Auswertung einbezogen werden (Nr. 9, Abb. 5). Demnach variierte der Gießer Jakob de Croisilles zwischen kapitalem und unzialem A, E und N sowie zwischen rundem und eckigem, offenem und geschlossenem C. H, M und T werden stets unzial verwendet. Eigentümlich erscheint die Vermischung „moderner“ runder Formen mit altertümlichen Buchstaben wie dem eckigen C und dem N mit eingezogenem Schrägbalken.

Ganz andere Züge trägt die Inschrift einer 1384, also mehr als 120 Jahre später gegossenen Glocke aus St. Germanus in Haaren, die heute im Erzbischöflichen Diözesanmuseum in Köln aufbewahrt wird (Nr. 18, Abb. 6 a–b). Sie zeigt eine voll entwickelte gotische Majuskel stark ornamentalen Charakters, deren Buchstaben völlig abgeschlossen sind.

5.2. Gotische Minuskel

Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts setzte sich für die Gestaltung von Inschriften auch in Aachen zunehmend eine Minuskelschrift durch, die an der Textura der Buchschrift orientiert war.209) Die frühesten Belege für die Verwendung dieser gotischen Minuskel, zwei der drei Inschriften an der Reliquienbüste des hl. Kornelius in Kornelimünster (Nr. 17), sind durch die Amtszeit des Stifters, des Abtes Johannes von Levendael, in die Jahre zwischen 1360 und 1382 datierbar. Die übrigen Inschriften in gotischer Minuskel, soweit sie überliefert sind, enstanden im 15., einige erst im 16. Jahrhundert. Dieser Befund ist jedoch nicht etwa auf eine besonders späte Verbreitung der gotischen Minuskel in Aachen,210) sondern zweifellos auf die geringe Überlieferungsdichte zurückzuführen: Aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind lediglich sieben Inschriftenträger bekannt, von denen vier nur nichtoriginal überliefert sind. Die äußere Gestaltung der Inschrift(en) ist bei drei der vier verlorenen Objekte nicht bezeugt. Nur über vier Träger können also überhaupt Aussagen getroffen werden. Es ist sicher damit zu rechnen, daß nicht nur die Zahl der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandenen Inschriftenträger weitaus größer war, sondern daß zumindest ein Teil von ihnen auch bereits die gotische Minuskel aufnahm. Es ist wohl kaum als Zufall zu betrachten, daß sich die früheste Minuskelinschrift an einer Goldschmiedearbeit befindet. Der für diesen Zeitraum weit ergiebigere Inschriftenbestand des Aachener Domes läßt erkennen, daß die Goldschmiede die neue Schriftform rasch aufgriffen.211) Im allgemeinen geht man davon aus, daß neue Schriftformen in den sogenannten weichen Techniken (gemalte, gestickte, gewebte Inschriften), die wie die Buchschrift nur eine zweidimensionale Gestaltung erfordern, früher rezipiert wurden als etwa in den (dreidimensionalen) Steininschriften.212) Die in Metall gearbeiteten Inschriften sind hinsichtlich der Leichtigkeit und Flexibilität ihrer Strichführung zwischen diesen beiden Gruppen anzusiedeln. Eine materialabhängige zeitliche Staffelung in der Anwendung der gotischen Minuskel ergibt sich jedoch aufgrund des Aachener Materials (auch unter Einbeziehung der zahlreicheren Inschriften des Domes) nicht.

Im Unterschied zu den früheren Majuskelschriften läßt sich für die gotische Minuskel nur schwer eine Entwicklungslinie nachzeichnen. Zwar scheinen die mehr oder weniger starke Ausprägung der Ober- und Unterlängen und die Verwendung von Versalien einen Anhaltspunkt für die Charakterisierung als frühe oder spätere gotische Minuskel zu geben,213) doch erweisen sich auch diese Kriterien häufig als unzuverlässig. Gerade die Ober- und Unterlängen sind in hohem Maße abhängig von der Gesamtgestaltung der Inschrift. Ist diese etwa zwischen Linien oder in einem eingetieften Schriftband ausgeführt, so ergeben sich schon aus der Begrenzung des Beschriftungsfeldes Vorgaben für die Schriftaufteilung. Die Ober- und Unterlängen der Grabinschrift des 1481 verstorbenen Abtes Heribert von Lülsdorf [Druckseite XXXIII] (Nr. 38, Abb. 12), die fast die ganze Breite des Metallstreifens einnimmt, auf dem sie umläuft, sind deshalb nur schwach ausgeprägt im Vergleich zu denen der nur einige Jahre später entstandenen Bauinschrift am Türbogen eines Patrizierhauses (Nr. 44, Abb. 15).

Auch die Verwendung von Versalien, von Kloos seit der Mitte des 15. Jahrhunderts beobachtet,214) ist nach ihrem ersten Auftreten bei weitem nicht regelmäßig feststellbar und somit auch als Anhaltspunkt für die Datierung nur sehr bedingt tauglich. Für die gleichmäßige, sehr sorgfältig gestaltete Bauinschrift aus der Gartenmauer des ehemaligen Dominikanerklosters (Nr. 43, Abb. 14) wurden überhaupt keine Versalien verwendet, obwohl diese den dekorativen Charakter der Inschrift zweifellos hätten unterstreichen können. Dieser wird durch die schmale Form der Buchstaben betont, die ein gitterartiges, ornamentales Erscheinungsbild der Schrift bewirkt.

Ganz andere Mittel wurden bei der Gestaltung der Inschrift am Linzenshäuschen, einem Turm des Befestigungsgrabens vor der Stadt, angewandt (Nr. 29, Abb. 9). Einige der verhältnismäßig breiten Buchstaben215) laufen in Schnörkeln aus, die Schäfte von h und k sind gegabelt. Das Majuskel-A wird aus einem gebrochenen rechten und einem hakenförmigen linken Schaft gebildet. Besonders auffällig sind die herzförmigen D und G. Beide Versalien finden sich in dieser Form in den Bauinschriften an der Marienburg wieder (Nr. 56, Abb. 20; Nr. 57, Abb. 21). Da der zeitliche Abstand der Bauinschriften zur Inschrift am Linzenshäuschen mehr als sechzig Jahre beträgt und sich die Schrift zudem in einigen Buchstaben deutlich unterscheidet, kann man wohl nicht darauf schließen, daß alle drei Inschriften vom selben Steinmetzen ausgeführt wurden. Zumindest aber scheint man sich hinsichtlich der Gestaltung der Versalien in den beiden jüngeren Inschriften an Linzenshäuschen (bzw. an einer verlorenen Inschrift vergleichbaren Charakters) orientiert zu haben.

5.3. Kapitalisschriften

Wurde die gotische Minuskel noch bis ins 16. Jahrhundert hinein für Aachener Inschriften verwendet, so begann in ihrer späten Phase Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts parallel dazu die Hinwendung zu neuen Stilformen epigraphischer Schrift. Vornehmlich auf humanistischen Einfluß geht die am antik-römischen Vorbild orientierte Entwicklung neuer Kapitalisschriften zurück, und dementsprechend sind es Zentren humanistischen Wirkens, die als erste im deutschsprachigen Bereich die Anregungen des italienischen Ausstrahlungsgebietes aufgreifen.216)

Bevor sich die reine, an der Capitalis quadrata ausgerichtete Kapitalis durchsetzte, wurde über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten der Formenkanon um eine Reihe neuer, aus anderen Schriften abgeleiteter und variierter Buchstabenformen erweitert. Diese frühhumanistischen Kapitalisformen217) sind in Aachen nur an wenigen Inschriftenträgern zu beobachten, die gegen Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden sind. Am stärksten ausgeprägt findet man sie an einer Kelchinschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts (Nr. 48, Abb. 22a–b), in der A mit gebrochenem Querbalken und breitem Deckstrich, unziales E und H, offenes D und spitzovales O verwendet werden. Die flächige Ausgestaltung der Buchstaben durch die Gravur der Konturen wird durch ausgeprägte Verbreiterungen der Hastenenden etwa beim T und durch starke Bogenschwellungen bei D und O betont und trägt zu einem gewissen „Verfremdungseffekt“ bei. Nur in einer Nachzeichnung ist die Schriftform auf einer 1523 gegossenen Glocke aus St. Adalbert überliefert, die demnach neben A mit gebrochenem Querbalken, retrogradem N und H mit ausgebuchtetem Querstrich auffällige Formen des D und B aufwies (Nr. 60, Abb. 23). Hinsichtlich der Einflüsse, die bei der epigraphischen Schriftentwicklung wirksam sind, erscheint die Inschrift auf einer schlichten Tischglocke aus dem Jahre 1487 bemerkenswert (Nr. 41, Abb. 13). Sie weist zwar mit dem retrograden N und einem ausgebuchteten Suspensionsstrich zwei frühhumanistische Elemente auf, bemüht sich jedoch in ihren übrigen Formen und in der Proportion218) schon um eine Angleichung an die antike Kapitalis. Dieser für Aachener Verhältnisse recht weit fortgeschrittene Entwicklungsstand mag darauf zurückzuführen sein, daß dem Auftrag-[Druckseite XXXIV]-geber des Glöckchens, Peter von Erkelenz, als Kämmerer des Nikolaus von Kues sicherlich humanistisches Kunst- und Formempfinden vertraut war und er bei seinen Reisen auch selbst einen Eindruck von „moderner“ epigraphischer Schriftgestaltung gewonnen haben wird.219)

Konnte sich die Kapitalis im Laufe des 16. Jahrhunderts als deutlich dominierende epigraphische Schrift durchsetzen, so entstanden die schönsten Beispiele für ihre Anwendung doch erst im 17. Jahrhundert. Dazu zählt sicherlich die Inschrift an der Bronzeschale des Marktbrunnens mit ihren gleichmäßigen, wohlproportionierten Antiqua-Buchstaben (Nr. 118, Abb. 33), deren hohe Qualität angesichts der Gießer – Franz und Peter von Trier gemeinsam mit Daniel Laner – nicht überrascht. Hervorragende Arbeiten sind auch die Inschriften an den Epitaphien Johanns von Gertzen (Nr. 117, Abb. 35a–b) und Hermanns von Eynatten (Nr. 174, Abb. 36a-b), beide Äbte von Kornelimünster. Die Inschrift am Epitaph des auf Eynatten folgenden Abtes, Heinrichs von Fremerstorf, nimmt überraschenderweise mit dem A mit gebrochenem und H mit ausgebuchtetem Querbalken Formen der seit mehr als hundert Jahren ungebräuchlichen frühhumanistischen Kapitalis wieder auf (Nr. 193, Abb. 37a–b).

5.4. Andere Schriftformen

Nach der gotischen Minuskel konnte sich in Aachen keine Minuskelschrift mehr durchsetzen. Die Fraktur, in anderen Bereichen durchaus in großer Zahl belegt,220) ist lediglich zweimal bezeugt, für die humanistische Minuskel ist sogar überhaupt kein Beispiel überliefert. Die Inschrift auf dem Portät des Aachener Bürgermeisters Moll (Nr. 104) wurde in schreibschriftlicher Kursive ausgeführt, wobei sicherlich das Schreibgerät Pinsel die Wahl der Schriftart beeinflußt haben dürfte.

Nicht zu den epigraphischen, sondern zu den Buch- und Urkundenschriften zählt die Unziale, in der die Aufschrift auf einer Stoffreliquie in Kornelimünster ausgeführt ist (Nr. 1).

Zitationshinweis:

DI 32, Stadt Aachen, Einleitung (Helga Giersiepen), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di032d002e004.

  1. Einige Inschriftenträger, die, wie die beiden Glocken im Turm des Rathauses, zwar 1656, aber nachweislich erst nach dem Brand entstanden sind, wurden deshalb nicht aufgenommen. »
  2. Vgl. KLOOS, Einführung, S. 2. »
  3. Ebd. »
  4. Vgl. etwa DI 26 (Osnabrück), 28 (Hameln), 29 (Worms). »
  5. Vgl. RHOEN, Der große Brand, und unten S. XIXf. »
  6. Vgl. Das alte Aachen (Aachen 1953). Von den Folgen der kriegerischen Ereignisse des 16. und 17. Jahrhunderts hingegen blieb die Stadt weitgehend verschont (vgl. WOHLHAGE, Aachen im Dreißigjährigen Kriege, S. 14; J. HANSEN, Kriegsdrangsale Aachens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: ZAGV 7, 1885, S. 65–104 [70–73]). »
  7. Als erster stritt 1837 C. P. BOCK in mehreren Ausgaben des ‚Wochenblattes für Aachen und Umgegend' „Für die Erhaltung eines alten Baudenkmals“. Vgl. KDM 10,3, S. 185. »
  8. Vgl. KDM 10,2, S. 38 für das Alexianerkloster; ebd., S. 162 für St. Nikolaus; ebd., S. 197 für St. Peter. »
  9. Vgl. etwa die Heidelberger Sammlung des Adamus (DI XII [Heidelberg], S. XVII), die Nürnberger Sammlung Rötenbecks (DI XIII [Nürnberg], S. XIIIff.) und die Sammlungen Mainzer Inschriften von Heimbach, Helwich, Gudenus und Würdtwein (DI II [Mainz], S. 18ff.). Zu Helwich vgl. R. FUCHS, Georg Helwich – zur Arbeitsweise eines Inschriftensammlers des 17. Jh., in: Deutsche Inschriften. Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik Worms 1986, Vorträge und Berichte, hrsg. von H. ZIMMERMANN, Stuttgart 1987, S. 73–99. »
  10. HAStK Best. 1039: Gelenii Farragines. Zu den Brüdern Gelenius vgl. NDB Bd. 6, S. 173f. »
  11. Bayerische Staatsbibliothek München, Cod. germ. 2213. Vgl. zu Redinghoven ADB Bd. 27, S. 534–536. »
  12. HAStK Bestand 1001. Zu Alfter vgl. NDB Bd. 1, S. 199. »
  13. HAStK Chroniken und Darstellungen 184. »
  14. Sie trägt den Titel „La noble antiquité Liégeoise. Tirée de diverses Archives, Sépultures, Verrières et autres monuments publicques. Exposée à son aimante Posterité par leurs propres seels et blasons tirés de diverses archives par Louis Abry.“ Fotografien der Aufzeichnungen befinden sich im Stadtarchiv Aachen (Hs. 945). Vgl. HUYSKENS, Verschwundene Grabsteine, S. 128. »
  15. Biographie Nationale de Belgique Bd. 11, Sp. 679f. »
  16. Die Sammlung wird heute in den Archives de l'État in Lüttich aufbewahrt. »
  17. Vgl. Nr. 104; DI 31 (Aachen Dom) Nr. 109a»
  18. Vgl. Nr. 100»
  19. Vgl. A. HUYSKENS, Peter von Beeck, der Verfasser der ersten gedruckten Aachener Geschichte, in: DERS., Heimatgeschichte, S. 300; MEUTHEN, Aachen in der Geschichtsschreibung, S. 385ff.; NDB Bd. 1, S. 731. »
  20. Vgl. A. HUYSKENS, Der Geschichtschreiber Noppius, in: DERS., Heimatgeschichte, S. 323; MEUTHEN, Aachen in der Geschichtsschreibung, S. 387f.; ADB Bd. 24, S. 4f. »
  21. Im zweiten Teil folgt eine städtische Chronik von 814 bis 1629, im dritten ein Quellenanhang. »
  22. Neben der vollständigen Fassung des Werkes (Hs. 16) besitzt das Stadtarchiv Aachen einen weitaus kürzeren, rein chronologisch geordneten Entwurf (Hs. 335). Vgl. MEUTHEN, Aachen in der Geschichtsschreibung, S. 388ff.; A. FRITZ, Der Aachener Geschichtsschreiber Heinrich Thenen, in: ZAGV 33, 1911, S. 267–276. »
  23. HAStK, Jesuiten-Abt. 661. »
  24. StA Aachen, KK Jesuiten 10. »
  25. Vgl. W. MUMMENHOFF, Der Geschichtschreiber Karl Franz Meyer der Ältere, in: HUYSKENS, Heimatgeschichte, S. 316f.; MEUTHEN, Aachen in der Geschichtsschreibung, S. 391f.; ADB Bd. 21, S. 605–608. »
  26. StA Aachen, Hss. 258 bis 273. »
  27. Das trifft etwa auf die „Descriptio brevis ortus et progressus almae provinciae Coloniensis Fratrum Minorum Francisci Recollectorum“ des Honoratus HERPERS (Mönchengladbach, Franziskanerarchiv) und auf das von Jakob MILENDUNCK niedergeschriebenen „Chronicon fratrum ordinis B. M. V. de Monte Carmeli in Germania existentium“ (StA Frankfurt, Karmeliterbücher 46) zu. »
  28. Über Quix vgl. C. WACKER, Christian Quix. Sein Leben und seine Werke, in: AAV IV, 1891, S. 41–80, 89–125; J. PLUM, Der Geschichtsforscher Christian Quix, in: HUYSKENS, Heimatgeschichte, S. 325f.; ADB Bd. 27, S. 62–64. »
  29. Vgl. H. CÜPPERS, Beiträge zur Geschichte des römischen Kur- und Badeortes Aachen, in: Aquae Granni, S. 1–75 (5–8). »
  30. Vgl. L. HUGOT, Die Pfalz Karls des Großen in Aachen, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, Bd. 3, S. 534–572 (537); CÜPPERS, wie Anm. 29, S. 14. »
  31. Annales regni Francorum ad a. 765, rec. F. KURZE, MGH SS in usum schol. [8], S. 22: „Et celebravit natalem domini in Aquis villa et pascha similiter“. »
  32. Annales regni Francorum ad a. 768 (wie Anm. 31), S. 28. »
  33. Chronicon Moissiacense ad a. 796, ed. G. H. PERTZ, MGH SS I, Hannover 1826, p. 302. »
  34. Vgl. F. L. GANSHOF, Charlemagne et les institutions de la monarchie franque, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, Bd. 1, S. 349–393 (361); E. EWIG, Résidence et capitale pendant le haut Moyen Âge, in: Revue historique 230, 1963, S. 25–72 (61); P. CLASSEN, Bemerkungen zur Pfalzenforschung am Mittelrhein, in: Deutsche Königspfalzen. Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung, Bd. 1 Göttingen 1963 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 11/1), S. 75–96 (77); C. BRÜHL, Fodrum, gistum, servitium regis. Studien zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Königtums im Frankenreich und in den fränkischen Nachfolgestaaten Deutschland, Frankreich und Italien vom 6. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, Bd. I: Text (Kölner Abhandlungen 14/I), Köln/ Graz 1968, S. 19–24. »
  35. Vgl. L. HUGOT, Die Pfalz Karls des Großen in Aachen (wie Anm. 30), S. 542–572. Vgl. dazu L. FALKENSTEIN, Zwischenbilanz zur Aachener Pfalzenforschung, in: ZAGV 80, 1970, S. 7–71 (14–16, 28–31, 52–58 und passim). »
  36. Zur Diskussion um die Funktion der karolingischen Marienkirche vgl. DI 31 (Aachen Dom), S. XIXf. »
  37. Vgl. HUGOT, Die Pfalz Karls des Großen (wie Anm. 30), Fig. 2. »
  38. Vgl. F. KREUSCH, Kirche, Atrium und Portikus der Aachener Pfalz, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, Bd. 3, S. 463–533 (511–532); HUGOT, Die Pfalz Karls des Großen (wie Anm. 30), S. 567f.; dazu FALKENSTEIN, Zwischenbilanz (wie Anm. 35), S. 58f., und DERS., Charlemagne et Aix-la-Chapelle, S. 249. »
  39. Einhardi translatio et miracula Sanctorum Marcellini et Petri 4,4, ed. G. WAITZ, MGH SS XV/1, p. 257. »
  40. Vgl. FLACH, S. 70. »
  41. Vgl. FLACH, S. 75. »
  42. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 1–2, S. 116–119. Vgl. dazu ausführlich ebd., S. 81–113; MEUTHEN, Barbarossa und Aachen, RhVjbll. 39, 1975, S. 37ff.; B. DIESTELKAMP, Staufische Privilegien für Städte am Niederrhein, in: Königtum und Reichsgewalt am Niederrhein, hrsg. von K. Flink/W. Janssen (Klever Archiv 4), Kleve 1983, S. 103–144 (112–123). »
  43. Zum Ortsnamen vgl. W. KAEMMERER, Die Aachener Pfalz Karls des Großen in Anlage und Überlieferung, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, Bd. 1, S. 322–348 (326 Anm. 30). »
  44. Dieser Vorrang tritt schon in einigen Formulierungen des gefälschten Karls- und des Barbarossaprivilegs hervor, wird aber am augenfälligsten in der Aufbewahrung des seit Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadtsiegel bezeichneten alten Karlssiegels durch den Dechanten des Marienstifts, die noch 1221 durch den kaiserlichen Hofkanzler bestätigt wurde (MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 73). Vgl. dazu E. MEUTHEN, Zur Datierung und Bedeutung des älteren Aachener Karlssiegels, in: ZAGV 77, 1965, S. 5–16; DERS., Karl der Große – Barbarossa – Aachen, S. 64–67; M. GROTEN, Studien zum Aachener Karlssiegel und zum gefälschten Dekret Karls des Großen, in: ZAGV 93, 1986, S. 5–30 (5–15). »
  45. Vgl. FLACH, S. 351–363; DIESTELKAMP (wie Anm. 42), S. 120f.; MEUTHEN, Barbarossa und Aachen (wie Anm. 42), S. 39–46. »
  46. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 3, S. 125–127. »
  47. Annales Aquenses, S. 38. Die dort zu 1172 vermerkte Angabe muß sich dem Itinerar Friedrichs I. entsprechend auf 1171 beziehen. Vgl. PICK, AAVerg., S. 118f., 143f. und Nr. 4. »
  48. F. PETRY (Die niederrheinische Stadt als Festung, in: RhVjbll. 45, 1981, S. 50) nimmt an, daß sich die Bauarbeiten bis in die Regierungszeit Heinrichs VI. hinzogen. Er widerspricht damit vor allem PICK, der anhand von Parallelbeispielen „mit ziemlicher Gewissheit“ nachweisen zu können glaubt, daß die Frist von vier Jahren tatsächlich eingehalten wurde (AAVerg., S. 143). »
  49. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 207 von 1215, Nr. 211 von 1219 Nov. 22. »
  50. Die Mauer und die zehn in sie einbezogenen Tore wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bzw. unter französischer Herrschaft niedergelegt. Vgl. PICK, AAVerg., S. 148f. »
  51. MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 2, Nr. 246 von 1318 Dez. 14. Vgl. SCHMITT, Städtebauliche Entwicklung, S. 39. »
  52. MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 1, Nr. 14 von 1252 Feb. 17; Nr. 153 von 1260 Juni 22. »
  53. Vgl. FLACH, S. 373f.; HUYSKENS, Verfassungsleben, S. 79–85. »
  54. Vgl. FLACH, S. 376. »
  55. MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 1, Nr. 251 von 1272 Apr. 30. »
  56. Vgl. SCHMITT, Städtebauliche Entwicklung, S. 131. »
  57. Vgl. HUYSKENS, Verfassungsleben, S. 83. »
  58. Vgl. MEUTHEN, Gesellschaftlicher Hintergrund, S. 305. »
  59. MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 1, Nr. 265; vgl. FLACH, S. 379. Zu seiner Zusammensetzung vgl. HUYSKENS, Verfassungsleben, S. 83. »
  60. Die Bürgerschaft organisierte sich in den nur teilweise handwerklich gebundenen elf (ab 1513 fünfzehn) Gaffeln. Vgl. MEUTHEN, Gesellschaftlicher Hintergrund, S. 303f. »
  61. Zu den Verfassungskämpfen 1477 und 1513 sowie zur weiteren Entwicklung vgl. MEUTHEN, Gesellschaftlicher Hintergrund, S. 339–370. »
  62. Vgl. FLACH, S. 378; MEUTHEN, Gesellschaftlicher Hintergrund, S. 342. »
  63. LAURENT, Stadtrechnungen, S. 336. »
  64. Vgl. A. WOLF, Von den Königswählern zum Kurfürstenkolleg. Bilddenkmale als unbekannte Dokumente der Verfassungsgeschichte, in: Wahlen und Wählen im Mittelalter, hrsg. von R. Schneider/H. Zimmermann (Vorträge und Forschungen XXXVII), Sigmaringen 1990, S. 17–26; vgl. auch Nr. 10»
  65. Die Zusammenstellung und Anordnung der Figuren weist Parallelen zu Abbildungen der Königswähler in den Bildhandschriften des Sachsenspiegels auf, deren Archetyp in die neunziger Jahre des 13. Jahrhunderts datiert wird. Vgl. WOLF, wie Anm. 64, S. 27. »
  66. Vgl. dazu unten S. XXX. »
  67. Vgl. MEUTHEN, Karl der Große – Barbarossa – Aachen, S. 68f., 71. »
  68. Das ist einer Ausgaberechnung aus dem Jahr 1334/35 zu entnehmen (vgl. LAURENT, Stadtrechnungen, S. 240). »
  69. Vgl. KDM 10, 3, S. 120. »
  70. Vgl. dazu unten S. XXXf. »
  71. Vgl. W. MUMMENHOFF, Die europäische Bedeutung der Aachenfahrt, in: Aachen zum Jahre 1951 (Rhein. Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 1951), S. 179–185; H. SCHIFFERS, Aachener Heiligtumsfahrt. Reliquien – Geschichte – Brauchtum (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs 5), Aachen 1937. »
  72. Dazu gehören außerdem das Lendentuch Jesu und das Enthauptungstuch des Johannes. »
  73. Vgl. VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 82. »
  74. Vgl. VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 79; G. PARKER, Der Aufstand der Niederlande. Von der Herrschaft der Spanier zur Gründung der Niederländischen Republik 1549–1609, München 1979, S. 138. »
  75. Vgl. VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 88. »
  76. Vgl. SCHMITZ, Verfassung und Bekenntnis, S. 101–109. »
  77. Vgl. VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 92f.; SCHMITZ, Verfassung und Bekenntnis, S. 140–154. »
  78. Vgl. SCHMITZ, Verfassung und Bekenntnis, S. 172f.; VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 94. »
  79. Vgl. SCHMITZ, Verfassung und Bekenntnis, S. 193–211; VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 108. »
  80. A BEECK, p. 307ff.; NOPPIUS, S. 186. Vgl. CLASSEN, Bewegung, S. 321–360; VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 110. »
  81. Vgl. SCHMITZ, Verfassung und Bekenntnis, S. 330f. »
  82. Vgl. ebd., S. 346f. »
  83. Vgl. VON ASTEN, Religiöse Spaltung, S. 125. »
  84. Vgl. WOHLHAGE, Aachen im Dreißigjährigen Kriege, S. 24f. »
  85. Vgl. SCHMITZ-CLIEVER, Pest, S. 128, 166. »
  86. Vgl. SCHMITZ-CLIEVER, Pest, S. 149. »
  87. Zur Funktion der Marienkirche als Pfarrkirche vgl. L. FALKENSTEIN, Karl der Große und die Entstehung des Aachener Marienstiftes (Quellen u. Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte, hrsg. von L. Boehm u. a., N. F. Heft 3), Paderborn/München/Wien/Zürich 1981, S. 125–132; FALKENSTEIN, Charlemagne et Aix-la-Chapelle, S. 264ff. Zur Ausdehnung der Pfarrei vgl. FLACH, S. 158 und Karte 3; dazu korrigierend FALKENSTEIN, Kapellenstiftung, S. 87–94. »
  88. Zur Bauzeit vgl. NOPPIUS, S. 81. »
  89. St. Foillan war die am schwersten vom Brand betroffene Kirche der Stadt. Neben den Dächern wurde auch das nördliche Seitenschiff gänzlich zerstört. Der Innenraum brannte völlig aus. Vgl. RHOEN, Der große Brand zu Aachen, S. 14. »
  90. Vgl. KDM 10,2, S. 59. »
  91. Vgl. Das alte Aachen, S. 22–24. »
  92. Vgl. KDM 10,2, S. 76, 194. St. Peter ist 1215 erstmals urkundlich belegt (MEUTHEN, Aachener Urkunden, S. 476, 478 Nr. 207). »
  93. 1260 erhielten die drei Kapellen vor der Stadt die Genehmigung, neben anderen Sakramenten die Taufe und die letzte Ölung zu spenden (MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 1, Nr. 152). »
  94. RHOEN, Der große Brand zu Aachen, S. 13. »
  95. KDM 10,2, S. 79. Der Neubau wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite errichtet. »
  96. KDM 10,2, S. 196ff. »
  97. Vgl. HAEK, Nachlaß Schaeben 1870. »
  98. Die ebenfalls von Otto III. in Aussicht genommene Gründung eines Benediktinerinnenklosters auf dem Lousberg kam erst im 12. Jh. zur Ausführung. Vgl. J. FRIELINGSDORF, Die Entstehung des Nonnenklosters auf dem Salvatorberge bei Aachen, in: ZAGV 43, 1921, S. 228–265; WURZEL, S. 33–37. »
  99. Vgl. GATZWEILER, Adalbertstift, S. 91–100; BRECHER, Kirchliche Reform, S. 339. »
  100. RHOEN, Der große Brand zu Aachen, S. 13. »
  101. Das alte Aachen, S. 19. »
  102. Vgl. GATZWEILER, Adalbertstift, S. 262 Anm. 2. »
  103. Vgl. NEU, Franziskanerkloster, S. 14. »
  104. KDM 10,2, S. 158; NEU, Franziskanerkloster, S. 14. »
  105. RHOEN, Der große Brand zu Aachen, S. 15; KDM 10, 2, S. 160. 1692 wurde die Kirche durch ein starkes Erdbeben erneut in Mitleidenschaft gezogen. KDM 10,2, S. 162; NEU, Franziskanerkloster, S. 43–48. »
  106. KDM 10,2, S. 162. »
  107. Vgl. Nr. 11»
  108. Vgl. KDM 10,2, S. 179. »
  109. RHOEN, Der große Brand zu Aachen, S. 15. »
  110. Bei Arbeiten am Fußboden vor dem ehemaligen Chor wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Erdbestattungen wohl aus der Zeit vor der Säkularisation entdeckt, die jedoch nicht durch Inschriften bezeichnet waren (Das alte Aachen, S. 37). »
  111. KÖNIGS, Grabplatten, S. 401f. »
  112. Das alte Aachen, S. 36. »
  113. Vgl. KÄNTZELER, Chronik, S. 94. »
  114. RHOEN, Der große Brand zu Aachen, S. 12. »
  115. Das alte Aachen, S. 41. »
  116. KDM 10,2, S. 46. »
  117. Vgl. SCHEINS, Geschichte, S. 14. »
  118. Vgl. ebd., S. 18. »
  119. Vgl. KÜHN, S. 6. »
  120. In einer Urkunde Ludwigs des Frommen heißt es „...monasterio nostro quod dicitur enda ...“ (Th. J. LACOMBLET, UB für die Geschichte des Niederrheins ... Bd. 1, Düsseldorf 1840, Nr. 41 von 821 Feb. 21). »
  121. Vgl. KÜHN, S. 12. »
  122. monasterium sancti Cornelii Indensis“ (Nr. 38), „monasteri[um] Cornelii ad Indam“ (Nr. 117, 171). »
  123. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 103–110. »
  124. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 110; KÜHN, S. 51. Zur Baugeschichte von Kloster und Ort Kornelimünster vgl. auch W. M. KOCH, Kloster und Profansiedlung Aachen-Kornelimünster. Entwicklung und Geschichte anhand einer Ortskernuntersuchung, in: Dörfer und Städte. Ausgrabungen im Rheinland, 85/86 (Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege in Zusammenarbeit mit Rheinisches Landesmuseum Bonn), Köln/Bonn 1987, S. 103–112. »
  125. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 113ff., 119. »
  126. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 127–131. »
  127. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 124–126. »
  128. Vgl. Th. KRAUS, Kornelimünster in Flammen, in: ZAGV 96, 1989, S. 103–110. »
  129. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 136. »
  130. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 139. »
  131. Vgl. KDM 9, 2, S. 44; HUGOT, Kornelimünster, S. 140. »
  132. Vgl. KÜHN, S. 11. »
  133. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 139. »
  134. Vgl. KÜHN, S. 12f. »
  135. Auch in Maastricht fand in zeitlichem Anschluß an die Aachenfahrt eine Heiligtumsfahrt statt. Vgl. P. C. BOEREN, Heiligsdomsvaart Maastricht, Maastricht 1962, bes. S. 180f., 183ff. »
  136. Vgl. HUGOT, Kornelimünster, S. 109, 119. »
  137. Vgl. ebd., S. 125. »
  138. Vgl. ebd., S. 136. »
  139. Eine weitere Grabplatte befindet sich heute im Bereich des Eingangs an der Südwestseite. Sie ist jedoch so abgetreten, daß von der Inschrift in gotischer Minuskel außer einigen unverbundenen Hasten nichts mehr erkennbar ist. »
  140. Unter den Letztgenannten befinden sich drei hervorragend gearbeitete Blausteinepitaphien. Vgl. zu diesen unten S. XXV. »
  141. Zur Gründung vgl. WURZEL, S. 11–13. »
  142. MGH DK II 141 von 1029 Juni = WISPLINGHOFF, Rheinisches UB Nr. 113. Vgl. WURZEL, S. 14. »
  143. Vgl. WURZEL, S. 23. »
  144. Vgl. WURZEL, S. 34. »
  145. MUMMENHOFF, Regesten Bd. 1, Nr. 27f. »
  146. Vgl. WURZEL, S. 136 und Nr. 53, 54. Die Verpflichtungen der Abtei erstreckten sich nicht auf eine weitere Glocke, die profanen Zwecken diente (vgl. Nr. 30). »
  147. Vgl. Nr. 2, 99, 160, 175, 189»
  148. Zu Bestattungen in Zisterzienserklöstern allgemein vgl. E. J. NIKITSCH, Zur Sepulchralkultur mittelrheinischer Zisterzienserklöster, in: Epigraphik 1988, S. 179–193 (187f., 191f.). »
  149. WURZEL, S. 47ff. »
  150. Vgl. TEICHMANN, Klein-Scherpenhövel, S. 170–181. »
  151. Vgl. dazu KÖNIGS, Unbekannte Darstellung, S. 499–552. »
  152. Vgl. KDM 10,2, S. 245. »
  153. Vgl. KDM 10,2, S. 247f. »
  154. Vgl. FLACH, S. 179–181. »
  155. Vgl. dazu ausführlich FLACH, S. 244–280; FALKENSTEIN/NOLDEN, Königliche villa, S. 957. »
  156. Dem Bestreben der Aachener Bevölkerung, den Anfall an Jülich zu verhindern, fielen 1278 Graf Wilhelm IV. von Jülich und sein Sohn zum Opfer. Vgl. Th. KRAUS, Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Jülich bis zum Jahre 1328 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Aachen Bd. 5), Aachen 1987, S. 137–149. »
  157. MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 2, Nr. 306, 314, 315, 595. Vgl. FLACH, S. 382 Anm. 220. »
  158. MUMMENHOFF, Regesten, Bd. 2, Nr. 580, 837. Vgl. FLACH, S. 264. »
  159. Vgl. FLACH, S. 173. »
  160. Vgl. HUYSKENS, Stadtbefestigungen, S. 183. »
  161. Vgl. ebd., S. 185. »
  162. Vgl. GROSS, Geschichte XVIII, S. 9. »
  163. Vgl. GROSS, ebd., S. 10; SCHMITZ, Horbach, S. 39–46. »
  164. Vgl. u. a. zur Ausdehnung des Münsterländchens FLACH, S. 122–126; KÜHN, S. 50–56; F. NAGEL, Geschichte der Reichsabtei Cornelimünster und des Münsterländchens, Cornelimünster 1925. »
  165. Vgl. KÜHN, S. 53f.; DERS., Eilendorf im Mittelalter, in: Eilendorf in seiner Geschichte, hrsg. v. H. LEPPER, Aachen 1988, S. 43–54; Th. KRAUS, Die Grenzen der Herrschaft Eilendorf, in: ebd., S. 55–66. »
  166. Vgl. WURZEL, S. 84f. »
  167. Vgl. WURZEL, S. 90–94. »
  168. Gleiches läßt sich für den Inschriftenbestand des Aachener Domes feststellen. Vgl. DI 31 (Aachen Dom), S. XXVI und Anm. 188. »
  169. Vgl. oben S. XIII Anm. 8. »
  170. Vgl. oben S. XIIff. »
  171. Zur repräsentativen Funktion von Epitaphien vgl. H. VALENTINITSCH, Grabinschriften und Grabmäler als Ausdruck sozialen Aufstiegs, in: Epigraphik 1988, S. 15–25. »
  172. Das älteste stammt aus dem Jahre 1621 (vgl. Nr. 121). »
  173. Aus diesen beiden Jahren stammen allein sechs der 17 Kreuze. »
  174. Vgl. oben S. XVIII. »
  175. Zum Begriff vgl. A. SEELIGER-ZEISS, Grabstein oder Grabplatte? – Anfrage zur Terminologie des mittelalterlichen Grabmals, in: Epigraphik 1988, S. 289. »
  176. Vgl. DI 31 (Aachen Dom), S. XXVIIIf. Von den 19 Grabplatten, deren Inschriften im Band DI 31 publiziert sind, tragen bzw. trugen drei eine Metallauflage mit Darstellung des Verstorbenen, eine weitere eine Ritzzeichnung in Stein. Dieser Befund wird noch aussagekräftiger, wenn man diejenigen Platten in der Nikolauskapelle berücksichtigt, deren Inschriften völlig abgetreten sind und deshalb nicht in die Edition einbezogen werden konnten und die ebenfalls keine figürlichen Darstellungen tragen. »
  177. A. SEELIGER-ZEISS, wie Anm. 175, S. 286. Zur Problematik des vielschichtigen Begriffs „Epitaph“ vgl. ebd. S. 289f.; G. SCHMIDT, Zur terminologischen Unterscheidung mittelalterlicher Grabmaltypen, in: Epigraphik 1988, S. 293–304 (301f.); unter literaturhistorischem Gesichtspunkt F. RÄDLE, Epitaphium. Zur Geschichte des Begriffs, in: Epigraphik 1988, S. 305–310. »
  178. Vgl. SEELIGER-ZEISS, wie Anm. 175, S. 286. »
  179. Auch die Grabplatten der Kanoniker des Marienstifts wurden größtenteils aus Blaustein gefertigt. Vgl. DI 31 (Aachen Dom), S. XXVIII»
  180. Vgl. DI 31 (Aachen Dom), Nr. 107, 109»
  181. Die Verwendung der (nieder-)deutschen Volkssprache als Schreibsprache ist im Rhein-Maas-Gebiet seit dem 13. Jahrhundert vereinzelt, seit dem 15. Jahrhundert vielfach bezeugt. Vgl. J. GOOSSENS, Zur sprachlichen Teilung des Rhein-Maas-Raumes, RhVjbll. 55, 1991, S. 274–293 (278). Zum Eindringen der Volkssprache in inschriftliche Texte vgl. NEUMÜLLERS-KLAUSER, Schrift und Sprache, S. 74. »
  182. Vgl. die ausschließlich lateinisch abgefaßten Inschriften auf den Grabplatten der Kanoniker am Aachener Marienstift (DI 31 [Aachen Dom], S. XXIX). »
  183. Davon weichen nur Nr. 137 („requiescat“), Nr. 197 („welche Seel Gott begnade“) und Nr. 204 („Got deren Seelen begnade“) ab. »
  184. Vgl. etwa das Epitaph der Kanoniker Johann und Jakob Brecht (DI 31 [Aachen Dom], Nr. 115). »
  185. Vgl. WALTHER, 22889; 39827. »
  186. Vgl. Nr. 70, 117, 145»
  187. Ihr Anteil am Gesamtbestand nähert sich damit dem der Totengedächtnismale an. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß die Zahl der Inschriften nicht mit der der Träger identisch ist, da sich häufig mehrere Inschriften am selben Objekt befinden. So tragen die 48 zu verschiedenen Kirchenschätzen gehörigen Träger insgesamt 88 Inschriften. Vgl. zum Problem der Abgrenzung verschiedener Inschriften am selben Träger BAYER, Entwicklung des Reimes, S. 125–132. »
  188. Vgl. R. FAVREAU, Les commanditaires dans les inscriptions, in: Committenti e produzione artistico-letteraria nell'alto medioevo occidentale (Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'alto medioevo XXXIX), Spoleto 1992, p. 681–727 (703–707). »
  189. Als unheilabwendend galt auch die Aufzählung der Evangelistennamen, die nur eine der Aachener Glocken trägt (Nr. 14). »
  190. Vgl. dazu E. KIZIK, Die Funktion der Glockeninschriften. Ein Versuch ihrer Einteilung unter methodologischem Aspekt, in: Vom Quellenwert der Inschriften. Tagungsband Esslingen 1990 (im Druck). »
  191. Nr. 9, 12, 18, 22, 60. »
  192. Vgl. BOECKELER, Beiträge, S. 20. »
  193. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden unter dem Titel „Studien zur Geschichte der Glockengießer ‚van Trier'. Die drei ersten Generationen der Aachener Werkstatt von 1483 bis 1593“ voraussichtlich im Jahrbuch für Glockenkunde 5, 1993, erscheinen. Ich danke Herrn POETTGEN sehr herzlich dafür, daß er mir großzügig Einsicht in Teile seines Manuskriptes gewährt hat. »
  194. Unbekannt sind allerdings die Gießer einer Glocke in St. Heinrich in Horbach von 1624 (Nr. 131) sowie einer nicht sicher datierbaren Glocke aus Kornelimünster (Nr. 207). Eine weitere Glocke ohne Gießervermerk dürfte aufgrund der Übereinstimmung des Wortlautes der in Form eines Chronogrammes abgefaßten Inschrift mit einer anderen Glockeninschrift der Werkstatt von Trier zuzuweisen sein (Nr. 177a). »
  195. Die Numerierung orientiert sich an der neuesten Genealogie der Familie, mit der POETTGEN die älteren Darstellungen korrigiert (vgl. Anm. 193). Die Nennung eines Gregor I. von Trier, der bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gearbeitet haben soll, bei WALTER und DORGELO beruht demnach wahrscheinlich auf der irrigen Lesung einer Jahreszahl auf einer Glocke. Auch im weiteren erfolgt die genealogische Einordnung der Gießer nach den Erkenntnissen POETTGENS. »
  196. Er ist auch der Gießer der beiden 1535 entstandenen großen Glocken des Aachener Domes (vgl. DI 31 [Aachen Dom], Nr. 99f.). »
  197. Beide gossen auch 1659 die neuen Glocken der Aachener Marienkirche, des heutigen Domes, nachdem der Stadtbrand die alten Glocken zerstört hatte. »
  198. Vgl. Nr. 27, 33, 76, 77, 133, 179, 209. »
  199. Vgl. Nr. 102, 103, 107, 109–112, 114. »
  200. Vgl. dazu MEUTHEN, Aachener Urkunden, S. 99–104 und DERS., Karl der Große – Barbarossa – Aachen, S. 57–60. Einen neuen Datierungsansatz bietet M. GROTEN, der die Anfertigung der Fälschung schon zur Zeit der Regierung Heinrichs V. vermutet (Studien zum Aachener Karlssiegel und zum gefälschten Dekret Karls des Großen, in: ZAGV 93, 1986, S. 5–30 [15–30]). »
  201. Vgl. DI 31 (Aachen Dom), Nr. 34. In dieser Inschrift wird der Schwerpunkt ebenfalls auf die Marienkirche gelegt. »
  202. Vgl. Analecta Hymnica 55, S. 225. »
  203. Vgl. dazu R. FOLZ, Études sur le Culte liturgique de Charlemagne dans les églises de l'Empire, Paris 1951, ND Genève 1973, S. 121–124; R. SCHIEFFER, Bleibt der Archipoeta anonym?, in: MIÖG 98, 1990, S. 59–79 (73 mit Anm. 54); Die früheste bekannte Überlieferung des Textes ist in einem Aachener Graduale erhalten, dem sog. Graduale des Arnoldus. Es wurde bislang allgemein in den Beginn des 13. Jahrhunderts datiert (vgl. O. GATZWEILER, Die liturgischen Handschriften des Aachener Münsterstifts, ZAGV 46, 1924, S. 80f.). Nunmehr schlägt jedoch E. EISEN- LOHR vor allem aufgrund der Ergebnisse einer paläographischen Untersuchung vor, die Niederschrift im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts anzusetzen. Vgl. E. EISENLOHR, Die älteste Niederschrift der Sequenz Urbs Aquensis urbs regalis im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts und ihre mögliche Verbindung zum Karlskult Barbarossas, in: ZAGV 96, 1989, S. 35–67. »
  204. So auch schon in dem 1215 von Friedrich II. ausgestellten Privileg für die Stadt (vgl. MEUTHEN, Aachener Urkunden, S. 129–132 Nr. 5). »
  205. Vgl. auch Nr. 199. »
  206. Vgl. Nr. 118: „...per divum Carolum magnum imperatore constituto ut locus hic sit caput et regni sedes trans Alpes...“. Die Schale trägt die Wappen mehrerer Aachener Bürgermeister des frühen 17. Jahrhunderts. »
  207. Hinzu kommen 13 Inschriftenträger, die in Nachzeichnungen überliefert sind. Da die Zuverlässigkeit solcher Zeichnungen sehr unterschiedlich zu beurteilen ist, können sie nur mit großer Vorsicht für paläographische Fragen herangezogen werden. »
  208. Zu diesen beiden im Original bzw. im Foto überlieferten Stücken aus Metall gesellt sich eine verlorene fragmentarische Steininschrift (Nr. 4), die nur durch eine Nachzeichnung aus dem 18. Jahrhundert bezeugt ist. »
  209. Zur Entstehung und Verbreitung vgl. R. NEUMÜLLERS-KLAUSER, Schrift und Sprache; zur Textura vgl. B. BISCHOFF, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters (Grundlagen der Germanistik 24), Berlin 21986, S. 171-183. »
  210. Eine solch späte Aufnahme der gotischen Minuskel – allerdings bei ungleich reichhaltigerem Material – hat R. FUCHS für Worms festgestellt (DI XXIX, S. LXIX). »
  211. Vgl. DI 31, S. XXXVI»
  212. Vgl. NEUMÜLLERS-KLAUSER, Sprache und Schrift, S. 64. »
  213. Vgl. KLOOS, Einführung, S. 137. »
  214. Vgl. KLOOS, ebd. Dieser Befund ist den regionalen Gegebenheiten entsprechend zu korrigieren. R. NEUMÜLLERS- KLAUSER, Sprache und Schrift, S. 70, weist darauf hin, daß im mittelrheinisch-fränkischen Gebiet schon kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts Versalien in Minuskelinschriften bezeugt sind. »
  215. Das Verhältnis von Höhe zu Breite beträgt hier 1,27:1. »
  216. Vgl. dazu F.-A. BORNSCHLEGEL, Die frühe Renaissancekapitalis in Augsburg, in: Epigraphik 1988, S. 217–225. »
  217. Vgl. dazu R. NEUMÜLLERS-KLAUSER, Epigraphische Schriften zwischen Mittelalter und Neuzeit, in: Epigraphik 1988, S. 315–328. »
  218. Höhe und Breite der Buchstaben stehen zueinander in einem Verhältnis von 1:1 (gemessen an N). »
  219. Zur Person vgl. E. MEUTHEN, Peter von Erkelenz (ca. 1430) – 1494, in: ZAGV 84/85, 1977/78, S. 701–744. »
  220. Vgl. z. B. DI XXV (LK Ludwigsburg), S. XLVII; DI XXIX (Worms), S. LXXI f. »