Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 62 Dom, Schatzkammer bzw. neue Sakristei nach 1439

Beschreibung

Meßornat. Zwei Dalmatiken und eine Kasel. Grüner Samt mit Granatapfelmuster. Stäbe und Ärmeleinfassungen aus golddurchwirkter Kölner Borte. Die Kaselstäbe sind Arbeiten des 19. Jh., gehen aber sicher auf das Original zurück. Auf der Vorderseite der Dalmatiken ist das Wappen der Walburg von Moers teils eingewebt, teils eingestickt. Die Inschrift (A) auf dem Kaselkreuz, (B) und (C) auf dem rückwärtigen Querriegel der Dalmatiken. Die Buchstaben sind eingewebt. Der erste und letzte Buchstabe jeder Zeile geht in ein Rankenornament über, das die Schrift einrahmt.

Maße: L. 119, Bu. 4–4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Domkapitel Aachen [1/1]

  1. A

    walburch / va(n) moirs

  2. B

    vrauwe zoa) / hensbergheb)

  3. C

    indc) tzo le / we(n)berge

Wappen:
Moers-Heinsberg

Kommentar

Die Paramente sind ein Geschenk der Walburg von Moers, Schwester des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers und Gattin Johanns III. von Loen, Herrn zu Heinsberg († 1443). Ihr Schwiegervater, Johann II. von Loen, unternahm 1428/29 einen Überfall auf Stadt und Stift Aachen.1) Das Ornat wurde deshalb häufig als Sühnegeschenk interpretiert.2) Da sich Walburg als Frau zu Heinsberg und Löwenberg bezeichnet, kann die Stiftung allerdings wohl erst erfolgt sein, nachdem Johann III. im Jahre 1439 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters als Herr von Heinsberg und Löwenberg angetreten hatte3), also frühestens zehn Jahre nach dem Überfall. Walburg wird als alleinige Stifterin genannt, so daß der Zeitpunkt der Schenkung vielleicht sogar erst nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1443 liegt. Da sich die streitenden Parteien bereits kurz nach dem Überfall wieder miteinander versöhnt hatten4), ist die Absicht einer Sühneleistung eher zweifelhaft. Möglicherweise war es die Teilnahme an einer Heiligtumsfahrt, die die Stifterin zu ihrem Geschenk bewog.

Textkritischer Apparat

  1. za Herbst des Mittelalters; zu Nellessen.
  2. henwerghe Herbst des Mittelalters.
  3. und Herbst des Mittelalters.

Anmerkungen

  1. R. Pick, Aus dem Aachener Stadtarchiv. II. Fehdebriefe, ZAGV 9, 1887, S. 42–144 (45f.).
  2. Loersch, a. a. O.; Nellessen, a. a. O.
  3. Pick, AAVerg., S. 376.
  4. Schiffers, a. a. O., S. 64.

Nachweise

  1. H. Loersch, Ein Sühnegeschenk für das Aachener Münster, ZAGV 11, 1889, S. 1–7 (2).
  2. KDM 10,1, S. 179 u. Fig. 124.
  3. H. Schiffers, Ein Heinsberger Meßornat im Aachener Münster, Heimatkalender der Heinsberger Lande 1929, S. 63f. (63).
  4. Grimme, Domschatz, Nr. 105 u. Tf. 117.
  5. Herbst des Mittelalters Nr. 429.
  6. E. Nellessen, Herrschaft und Amt Löwenberg – Denkmäler zu 800 Jahren Geschichte, Rhein. Heimatpflege N. F. 18, 1981, S. 94–101 (99).

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 62 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0006200.