Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 31: Aachen (Dom) (1992)
Nr. 50 Dom, Schatzkammer letztes Viertel 14. Jh.
Beschreibung
Schulterband eines Jagdhorns. Die silbervergoldeten Buchstaben und Trennornamente der Inschrift sind ausgestanzt und einzeln auf den Riemen aus dunkelrotem Genueser Samt des 17. Jh. aufgenäht. Die Inschrift wiederholt sich auf dem Band viermal. Zudem ist sie jeweils einmal in angedeutete Spruchbänder auf den beiden Beschlägen eingraviert. Auf dem Riemen werden die einzelnen Wörter durch einfache senkrechte Striche sowie durch gitterartig verzierte Volutenornamente voneinander getrennt, die sich ähnlich an der Unterlänge des y wiederholen.
Maße: Trageband: B. 5,5, Bu. 3,5 cm; Schnalle: H. 8,5, B. 3,8, Bu. 0,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
deina) eynb)
Textkritischer Apparat
- deyn Grimme, Karl d. Gr., Fingerlin; mein Thenen.
- ein auf einer der Schnallen. dein Thenen.
Anmerkungen
- Fingerlin, Gürtel, S. 164ff. Ein Lütticher Gürtel trägt die Inschrift pour loyauté maintenir in ähnlichen Buchstaben, denen jedoch die Zierelemente des Aachener Stücks fehlen.
- Bereits 1619 überliefert Pierre Bergeron „ces mots redoublez en vieilles lectres dein, Eyn, ce qui est interpreté diversement.“ (Voyage, S. 202).
- Geschichtliche Nachrichten (1855), S. 170.
- Reliquienschatz (1860), S. 41.
- Bonner Jbb. 38, 1865, S. 125.
- Geschichtliche Mittheilungen (1874), S. 63.
- ZAGV 25, 1903, S. 14.
- Grimme, Domschatz (1972), Nr. 11, S. 18; Fingerlin (1971), S. 166.
- Grimm, Dt. Wörterbuch Bd. 3, Sp. 92.
Nachweise
- Voyage de Pierre Bergeron, S. 202.
- StA, Thenen, Aquisgranum, f. 215r.
- Floss, Geschichtliche Nachrichten, S. 170.
- Bock, Reliquienschatz, S. 41.
- P. St. Käntzeler, Die Legende „Deyn eyn“ an dem Kaiserhorn, BJbb. 38, 1865, S. 123–130 (124).
- Kessel, Geschichtliche Mittheilungen, S. 63.
- E. Teichmann, Zur Deutung der Worte „Deyn eyn“, ZAGV 25, 1903, S. 1–27 (14).
- Grimme, Domschatz, Nr. 11, S. 18.
- Karl d. Gr. Werk und Wirkung, S. 499.
- I. Fingerlin, Gürtel des hohen und späten Mittelalters (Kunstwiss. Studien Bd. XLVI), München/Berlin 1971, S. 166.
Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 50 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0005000.
Kommentar
Beschläge und Besatz des Riemens gehörten ursprünglich zu einem Gürtel; der Ansatz für die Befestigung eines Schnallenrahmens ist an einem der Beschläge noch erkennbar.1)
Die Inschrift hat in der Literatur sehr unterschiedliche Deutungen erfahren.2) Floss versteht sie als ‚dein einziges‘ im Sinne des einzigen oder liebsten Horns Karls d. Gr.3) Bock bietet die Auflösung ‚dein eigen (Horn)‘.4) Käntzeler will in den Worten die Devise ‚Diene einer!‘5), Kessel eine Nachahmung des Horntons mit Echo erkennen.6) Teichmann schlägt vor, die zweifache Wiederholung der Inschrift als Einheit zu betrachten und als Liebes- und Treueschwur ‚dir gewidmet, dir allein‘ zu interpretieren.7) Die jüngere Literatur schließt sich zu Recht der Deutung im Sinne von ‚dir zugehörig‘ an.8) Die Form eyn für ‚eigen‘ ist – allerdings in Zusammensetzungen – bei Grimm belegt.9)