Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 31: Aachen (Dom) (1992)
Nr. 49 Cleveland, Museum of Art1) 3. Viertel 14. Jh.
Beschreibung
Rahmen einer byzantinischen Lukasmadonna. Silber vergoldet. Der Steatitschnitt des 9. bis 11. Jh.2) zeigt in Flachrelief die Hodegetria. Der Stein ist in ein kielbogenförmiges Gehäuse eingefaßt, das seine Vorderseite freiläßt. Am oberen Teil des von einer gekordelten Leiste gefaßten Rahmens sind zwei Ösen befestigt, die eine Verwendung als Kettenanhänger ermöglichen. In die vordere Rahmenleiste ist, in der Mitte oben beginnend, die Inschrift (A) eingraviert, die Bogenspitze wird von zweigartigen Ornamenten ausgefüllt. Die mit Scharnieren befestigte Rückwand des Gehäuses zeigt auf scharriertem Grund den Lukasstier, der auf einem Spruchband mit der Inschrift (B) steht. Worttrennung in (A) durch sechsstrahlige Sternchen.
Maße: H. 6,4, B. 5,5, Rahmenleiste 0,7, Bu. 0,4 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
ha(n)c · ymagine(m)a) · fec(it)b) · s(anctus) / lucas · eva(ngelist)ac) · ad · cl(ar)itudine(m)d) · b(ea)te · mariee) ·
- B
s(anctus) lucas
Übersetzung:
Dieses Bild machte der heilige Evangelist Lukas entsprechend der Herrlichkeit der seligen Maria.
Textkritischer Apparat
- imaginem Grimme.
- Kürzung durch liegendes Majuskel- T über dem c.
- Letzter Buchstabe hochgestellt.
- similitudinem Grimme.
- B.M.V. Grimme.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. 51445.
- Datierung nach dem Bulletin of the Cleveland Museum of Art 7, 1963, S. 208.
- Domschatz Nr. 33, S. 50.
Nachweise
- Grimme, Domschatz, Nr. 33 u. Tf. 35f.
Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 49 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0004904.
Kommentar
Stilistische Parallelen u.a. zum Karlsreliquiar (Nr. 46) und zu einer der Chormantelschließen im Domschatz (Nr. 48) verweisen den Rahmen ins 3. Viertel des 14. Jh. Übereinstimmungen lassen sich auch für den Entwicklungsstand der gotischen Minuskel feststellen, die hier allerdings graviert, nicht in Email ausgeführt ist. Grimme vermutet, daß es sich bei der Fassung um eine Stiftung Karls IV. handelt, die für die Karlsbüste im Aachener Domschatz bestimmt war.3)
Die Lukasmadonna, die Karl d. Gr. im Grab um den Hals getragen haben soll, gelangte 1804 als Geschenk an die Kaiserin Josephine nach Paris, über mehrere Stationen in die dortige Sammlung Daguerre und wurde aus dieser für das Cleveland Museum angekauft.