Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 24 Dom, Schatzkammer um 1165

Beschreibung

Kapsel eines Kreuzreliquiars (sog. Brustkreuz Karls d. Gr.). Herkunft Lüttich (?). 1941 beim Bombenangriff stark beschädigt, 1972 restauriert. Silber vergoldet. Die Kreuzkapsel, die ein älteres Reliquiar mit zerstörter Kreuzreliquie umschließt, zeigt auf der Vorderseite den Gekreuzigten in Halbrelief mit eingraviertem Titulus (B), auf der Rückseite ein Rankenornament. Inschrift (A) in die zwölf Seitenflächen des Kreuzes eingraviert. Buchstaben doppellinig ausgeführt.

Maße: H. 8,5, B. 6,2, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. A

    ECCE CRVCEM / D(OMI)NI FV/GITE PARTE/S · AVE/RS/E · VIC/IT LEO · /DE · T/RIBV · I[V]DAa) · RADIX DAV/IDb)1)

  2. B

    (IESVS)c)

Übersetzung:

Siehe das Kreuz des Herrn. Fliehet, feindliche Mächte, gesiegt hat der Löwe vom Stamme Juda, der Wurzel Davids.

Kommentar

Die Schrift zeigt noch rein kapitale Formen. Sie ähnelt darin der Inschrift auf dem ebenfalls aus dem Lütticher Raum stammenden Armreliquiar Karls d. Gr. (Nr. 25).2) Karl d. Gr. soll das Kreuzreliquiar im Grab um den Hals getragen haben.3) Demnach wäre es identisch mit dem bei Thietmar von Merseburg erwähnten Kreuz, das Otto III. angeblich bei der Öffnung des Karlsgrabes fand.4) Es wurde vermutlich anläßlich der Erhebung der Gebeine Karls neu gefaßt.

Textkritischer Apparat

  1. YDA Kraus.
  2. Meyer überliefert nur den Text von VICIT bis IVDA.
  3. IHC.

Anmerkungen

  1. Antiphon aus dem Officium Exaltationis s. Crucis (14. September). Vgl. Liturgia Horarum, p. 1121.
  2. Demgegenüber sind die Inschriften des etwa gleichzeitig in Aachen entstandenen Barbarossaleuchters bereits stark unzial bestimmt (Nr. 28).
  3. Meyer, Hs. 260, fol. 20r.
  4. Chron. IV 47, MGH SS rer. Germ. N. S. IX, S. 186.

Nachweise

  1. StA, Meyer, Hs. 260, fol. 20r (nur A, unvollständig).
  2. Kraus II, Nr. 482.
  3. Grimme, Domschatz Nr. 34 (nur A) und Textabb. S. 53, Tf. 38.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 24 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0002400.