Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 31: Aachen (Dom) (1992)
Nr. 73 Dom, Schatzkammer 1480–1490
Beschreibung
Vier Türflügel mit Darstellungen aus dem Leben Mariens (sog. Aachener Marientafeln). Öl auf Eiche, aus dem Kreis des Kölner Meisters des Marienlebens.1) Die Tafeln sind auf der Innenseite durch Holzlisenen horizontal unterteilt und zeigen dort jeweils zwei Szenen vor einem reich gestalteten landschaftlichen oder architektonischen Hintergrund. Die Außenseiten bieten über die ganze Höhe Darstellungen des Hl. Leopardus mit Palmzweig und Schwert, Karls d. Gr. mit dem Münstermodell, Marias mit dem Kinde sowie des Hl. Blasius. Alle vier stehen in Pfeilerhallen vor aufgehängten Teppichen. Inschriften (A), (B) und (D) bis (V) punziert in den Nimben der dargestellten Personen, (W) bis (Z) über deren Köpfen aufgemalt. Der Titulus (C) auf dem Kreuz im Bildhintergrund. Worttrennung in (A) bis (V) teils durch kleine Kreuzchen2), teils durch fünf kreuzförmig angeordnete Kreise mit Verzierungen in den Zwickeln.3) In (W) bis (Z) Häkchen als Trennornamente.
Maße: H. 105, B. je 62,5, Bu. 0,5 (C, V), 0,7 (A, B, D–U), 2,0–3,2 cm (W bis Z).
Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B, D–Z), Kapitalis (C).
Textkritischer Apparat
- Anfang der Inschrift durch den linken Bildrand abgeschnitten. Zu ergänzen ist Iacobus.
- Nimbus durch Kopf abgeschnitten.
- Wortende durch rechten Bildrand abgeschnitten.
Anmerkungen
- KDM, Grimme, Stange (Ein Kapitel gotischer Malerei in Aachen, AKB 34, 1967, S. 162–174 (163)). Bei H. Busch (Meister des Nordens. Die altniederdeutsche Malerei 1450–1550, Hamburg 1940, S. 106) und Thieme-Becker (Bd. 37, S. 152) dem Meister des Hildesheimer Johannes-Altars zugeschrieben.
- Im Text als Kreuz wiedergegeben.
- Im Text als Punkt wiedergegeben.
- Die Reihenfolge entspricht der heutigen Aufhängung in der Schatzkammer, beginnend mit der linken Tafel von oben nach unten usw.
- Io. 19,19.
- Dom, S. 245f.
- Dom, S. XXXV.
- Kritisches Verzeichnis, Nr. 227.
- Goldschmiedekunst, S. 15, 142 Anm. 166.
Nachweise
- KDM 10,1, S. 197 Fig. 135.
- Grimme, Domschatz, Abb. 132–137 zu Nr. 110.
Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 73 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0007303.
Auf den Innenseiten4): 1. Geburt Mariens.
[s(an)cta] · anna
2. Begegnung des Schmerzensmannes mit seiner Mutter.
s(an)cta maria mater dei
INRI5)
3. Heimsuchung.
s(an)cta maria mater dei
s(an)cta · elisabeth
4. Mariä Himmelfahrt.
[......]minora)
s(an)ct(u)s · paulus
s(an)ct(u)s + mathes
s(an)ct(u)s · andreas
s(an)ct(u)s · petrus
iacob(us) + maio[r]b)
s(an)ct(u)s · mathias
s(an)ct(u)s · symon
s(an)ct(u)s · phillippus
s(an)ct(u)s · thomas
s(an)ct(u)s + Joha(n)nes + ewa(n)gelista
s(an)ct(u)s · bartholom[eus]c)
5. Mariä Verkündigung.
s(an)cta maria mater dei
6. Darstellung Jesu im Tempel.
s(an)cta maria mater dei
7. Begegnung an der goldenen Pforte.
s(an)cta · [an]na
8. Tempelgang Mariens.
s(an)cta · maria
Auf den Außenseiten:
s(an)c(tu)s · leopardus
s(an)ct(u)s · blasius
s(an)ct(u)s · karolus
s(an)cta · Maria
Die von Faymonville vermutete Zugehörigkeit der Tafeln zum alten Schutzkasten des Marienschreins6) wird heute allgemein abgelehnt. Schnitzler7) und Stange8) nehmen eine Verwendung für die Archivschränke des Domes an. Grimme hingegen hat sie in einem Rekonstruktionsversuch dem alten Choraltar zugeordnet.9)