Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 66 Dom, Schatzkammer um 1461

Beschreibung

Krone der Margarethe von York. Gold mit Perlen- und Edelsteinbesatz. Die acht großen und acht kleinen strahlenförmigen Kronzacken enden in Drei- und Fünfpässen. Auf der vorderen Mitte des Stirnreifs ein Diamantkreuz auf weißer Emailrose, auf der Gegenseite das burgundische Wappen. Die mit rotem, grünem und weißem Email überzogenen Goldbuchstaben der Inschrift (A) sind einzeln auf den Kronreif aufgesetzt, abwechselnd mit weiß emaillierten, edelsteinbesetzten Rosen als Zeichen des Hauses York. Die Initialen (B) wiederholen sich jeweils im Ansatz der kleinen Strahlen.

Maße: H. 13,2, Dm. 12,5, Bu. 1,2 (A), 0,6 (B) cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), gotische Majuskel (B).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. A

    Margarit[a] de [Y]o[r]k

  2. B

    CM

Wappen:
Burgund

Kommentar

Die Inschrift (A) wurde, vermutlich Anfang des 19. Jh. bei einer Umarbeitung der Krone, verstümmelt und falsch zusammengesetzt; um 1865 erfolgte die Rekonstruktion der Inschrift durch Umstellung der erhaltenen und Ergänzung der verlorengegangenen Buchstaben. Die schmalen, gitterartigen Buchstaben der gotischen Minuskel entsprechen dem ausgeprägten Ziercharakter der Inschrift (A). Das r hat einen weit herabgezogenen Zierstrich. In (B) werden sowohl das unziale M als auch das C in geschlossener Form verwendet.

Während ein Großteil besonders der älteren Literatur in der Krone ein Hochzeitsgeschenk Karls d. Kühnen für seine Braut Margarethe von York vermutet, hält Squilbeck wegen des starken Übergewichts der Symbole des Hauses York zu Recht ihre Anfertigung aus Anlaß der Krönung Edwards IV., des Bruders der Margarethe, im Jahre 1461 für wahrscheinlich.1) Der Schmuck der Krone wäre dann für die Hochzeit (1468) nur um das burgundische Wappen und die Initialen der Brautleute ergänzt worden. 1475 schenkte Margarethe die Krone im Rahmen einer umfangreicheren Stiftung anläßlich einer Wallfahrt nach Aachen dem Münster, wo sie seither als Votivkrone für das Gnadenbild dient.

Anmerkungen

  1. J. Squilbeck, Marguerite d'York et son temps, Brüssel 1967, p. 45ff.

Nachweise

  1. Bock, Pfalzkapelle II, S. 97 (A), 99 (B).
  2. KDM 10,1, S. 246.
  3. Schramm, Herrschaftszeichen III, S. 1002 u. Abb. 153.
  4. Grimme, Domschatz, Nr. 98 u. Tf. 109.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 66 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0006608.