Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 48 Dom, Schatzkammer 3. Viertel 14. Jh.1)

Beschreibung

Chormantelschließe mit der Verkündigung an Maria. Silber vergoldet, größtenteils gegossen. Rahmen in Form eines Vierpasses mit eingefügtem Rechteck, mit Perlen und silbernen Rosetten besetzt. In den oberen zwei Dritteln des Rechtecks die vollplastische Verkündigung unter drei Baldachinen. Links Maria auf einer Thronbank sitzend, rechts der kniende Engel mit Spruchband in den Händen. Zwischen beiden eine Kanne mit Lilienzweig. Darunter in drei mit Maßwerk geschmückten Feldern Figuren des Hl. Christophorus, eines Papstes mit Tiara, Kreuzstab und Buch2) sowie eines knienden Stifters in Stiftsherrentracht. Im oberen Paßsegment ein Engel mit Almandin in den Händen, im unteren ein aufgesetzter, emaillierter Wappenschild. Buchstaben schwarz auf goldenem Grund emailliert, das Majuskel-A rot.

Maße: H. 20, B. 18,6, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. Avea) · graciab) · plena3)

Wappen:
Heimbach4) (in Rot ein goldenes Mühleisen, von einem fünfstrahligen Stern begleitet)

Kommentar

Die farbliche Hervorhebung der Initiale, die zudem neben dem g als einziger Buchstabe durch Verdickungen und feine Zierstriche ausgeschmückt ist, entspricht den von Grimme hervorgehobenen stilistischen Parallelen zur Buchmalerei.5)

Mehrere Mitglieder der Familie Heimbach sind als Kanoniker des Marienstifts nachweisbar. In zeitlicher Übereinstimmung mit der Entstehungszeit der Schließe befindet sich das Kanonikat eines Winand von Heimbach, der zwischen 1342 und 1377 belegt ist.6) Folgt man Kohlhaussens Annahme, dass die Gesamtkomposition eher störende Stifterwappen sei nachträglich angebracht worden7), so kommen als Stifter ein weiterer Winand (um 1385 – 1402) sowie ein Gottfried von Heimbach († vor 1385) in Frage.8)

Textkritischer Apparat

  1. a(ve) m(aria) Grimme, Domschatz.
  2. gratia KDM.

Anmerkungen

  1. Die Datierung folgt Kohlhaussen (Kunsthandwerk, S. 160). Zu abweichenden Datierungsvorschlägen vgl. Grimme, Datierung, S. 78f.
  2. Von Grimme als der hl. Cornelius interpretiert (Goldschmiedekunst, S. 85; Domschatz, S. 97).
  3. Lc. 1,28.
  4. Müller-Westphal korrigiert die bisherige Zuweisung des Wappens an die Familie Schanternel (S. 430 Anm. 2).
  5. Goldschmiedekunst, S. 86.
  6. Offergeld, S. 911.
  7. Kunsthandwerk, S. 160.
  8. Offergeld, S. 914.

Nachweise

  1. KDM 10,1, S. 243 u. Fig. 117.
  2. Grimme, Domschatz, Nr. 72 u. Farbtf. XVI S. 98.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 48 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0004800.