Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 46 Dom, Schatzkammer 3. Viertel 14. Jh.

Beschreibung

Kapellenreliquiar (sog. Karlsreliquiar) aus größtenteils vergoldetem Silber, in Köln oder Aachen entstanden. Ob Karl IV., wie häufig angenommen, der Stifter ist, ist nicht gesichert. Die reich profilierte Sockelplatte ruht auf acht liegenden Löwen. Auf ihrem abgeschrägten Rand befindet sich ein Schriftband, das aus 24 mit schmalen Goldleisten eingefaßten Rechtecken zusammengesetzt ist. An den Langseiten der Grundplatte flankieren jeweils zwei Engel Figuren Papst Leos III. und des Erzbischofs Turpin von Reims bzw. Rolands und Oliviers. Zwischen ihnen erhebt sich auf acht Säulen ein kastenförmiger Schrein, dessen Fenster den Blick auf eine von zwei knienden Engeln getragene Armreliquie ermöglichen. Auf dem Schreinskasten stehen die gekrönte Madonna mit dem Kinde, die Hl. Katharina und Karl d. Gr. mit dem Münstermodell unter einer gotischen Dachkonstruktion. Auf das Dach sind drei Turmtabernakel aufgesetzt, in denen Christus und zwei Engel Passionsreliquien halten. Der Text, in goldenen Buchstaben auf blauem Emailgrund ausgeführt, läuft auf dem Schriftband am Sockelrand um, beginnend auf der Vorderseite. Die Worttrennung erfolgt durch kleine und große Rosetten.1)

Maße: H. 125, B. 72, T. 37, Bu. ca. 0,4 cm2).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. + heca) · sunt · reliq/uie · que · in · ist/o · feretro · cont/inentur ⋆ de · c/lauo · duminib) ⋆ / de · spinea · coro/na · de · ligno · cr/ucis · de · spongy//a ⋆ eiusdemc) ⋆ br/achium ⋆ tres / · dentes ⋆ ossa / minuta · plur//· ima · sancti · kar/oli · magni · imp/eratoris ⋆ de ⋆ c/apillis ⋆ sancti / · johannis · bap/tiste ⋆ de · pul/uere · sancti · io/hannis · ewan//geliste ⋆ de · / brachio · sancti / · nycolaid) ⋆ dens / · beate · katherine

Übersetzung:

Dies sind die Reliquien, die in diesem Reliquiar verschlossen sind: vom Nagel des Herrn, von der Dornenkrone, vom Kreuzesholz, vom Schwamm desselben, ein Arm, drei Zähne, verschiedene kleine Knochen des hl. Kaisers Karls d. Gr., von den Haaren Johannes’ des Täufers, von der Asche des hl. Evangelisten Johannes, vom Arm des hl. Nikolaus, ein Zahn der seligen Katharina.

Kommentar

Die gotische Minuskel ist noch weitgehend dem Zweilinienschema verhaftet. P, g und q sind leicht nach oben versetzt, die Oberlängen nur schwach ausgebildet. Langes und rundes s variieren unabhängig von der Stellung innerhalb des Wortes.

Textkritischer Apparat

  1. hoc Grimme, Kapellenreliquiare.
  2. Sic!
  3. eisdem Grimme, Kapellenreliquiare.
  4. nicolai Grimme, Kapellenreliquiare.

Anmerkungen

  1. Im Text sind die kleinen Rosetten durch Punkte, die großen durch Sternchen wiedergegeben.
  2. Die Buchstaben konnten nicht genau vermessen werden, da die Vitrine defekt und nicht zu öffnen ist.

Nachweise

  1. Grimme, Domschatz, Nr. 70, Farbtf. XIII, XIV, Tf. 83f.
  2. Ders., Kapellenreliquiare, S. 7.
  3. KDM 10,1, S. 228.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 46 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0004606.