Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 32 Dom, Schatzkammer Anf. 13. Jh.

Beschreibung

Hölzernes Bursenreliquiar mit Schiebedeckel am Boden. Im Depot. Das schmucklose Reliquiar enthält einen vernähten roten Seidenbeutel mit Reliquien.1) Inschrift in dunkler Tinte anderthalbzeilig auf einer der Breitseiten unten, auf dem Kopf stehend. Der Text beginnt im letzten Drittel der ersten Zeile.

Maße: H. 9,5, B. 8, Bu. 0,3–0,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel2)

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. De calcia/mentis (et)a) vestim(en)tis s(an)c(t)i joh(ann)is3)

Übersetzung:

Von den Schuhen und Kleidern des hl. Johannes.

Kommentar

Die et-Kürzung hat die Form eines z mit kurzen Armen und Querstrich. Bis zum Ende des 12. Jh. war die Verwendung dieses Kürzels in Handschriften und Urkunden ungebräuchlich, für das 13. Jh. hingegen ist sie häufig belegt.4) Die Aufschrift wird also kaum vor dem 13. Jh. auf dem Reliquiar angebracht worden sein. Da der Charakter der Schrift aber insgesamt eher ins 12. Jh. weist, ist sie vermutlich dem Beginn des 13. Jh. zuzuordnen. Die Herkunft des Schreinchens ist unbekannt. Da keines der älteren Reliquienverzeichnisse diese Reliquien nennt5), sind sie wahrscheinlich nach 1238 in den Besitz des Marienstifts gelangt.

Textkritischer Apparat

  1. Tachygraphisch.

Anmerkungen

  1. Bei den Reliquien soll sich ein angeblich merowingisches Zettelchen aus Leder mit einer Inschrift befunden haben (vgl. Nr. 5).
  2. Aufgrund der Ausführung der Inschrift wird der Begriff hier im Sinne der Buch- und Urkundenschrift verwendet.
  3. Kessel überliefert statt der Inschrift den Text eines heute verlorenen Beizettels des 9. oder 10. Jh.: Reliquias de calceamenti s(an)c(t)i Johannes [!] et de vestimenta sua [!] (Geschichtliche Mittheilungen, S. 133 Nr. 35).
  4. Vgl. z. B. Catalogue des manuscrits en écriture latine portant des indications de date ou de copiste, ed. par. Ch. Samaran/R. Marichal, Bd. I – VII, Paris 1959–1984.
  5. Alle Verzeichnisse nennen Reliquien sowohl des Täufers als auch des Evangelisten, die aber mit dieser Reliquie nicht identisch sind.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 32 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0003202.