Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 21 Dom, Hauptaltar um 1020

Beschreibung

Altartafel. Getriebenes Goldblech in neuem Holzrahmen. Die Tafel ist in drei Reihen mit jeweils vier Rechtecken aufgeteilt. Darin zeigen getriebene Reliefs zehn Szenen aus der Passion: Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Fußwaschung, Gethsemane, Gefangennahme, Geißelung, Dornenkrönung, Weg nach Golgatha, Kreuzigung, Frauen am Grabe. Der Gekreuzigte, von Sol und Luna beweint, ist mit Longinus und Stephaton dargestellt. Über ihm der Kreuztitulus (A). In der mittleren Reihe als zweite und dritte Darstellung Maria und der Hl. Michael. Dazwischen ist eine spitzovale Mandorla mit dem segnenden Christus aufgesetzt. Auf die linken Ecken des Marien- sowie die rechten Ecken des Michaelreliefs wurden nachträglich Rundmedaillons mit den Evangelistensymbolen aufmontiert. Über Maria der Titulus (B). In der linken oberen Ecke ist ein CA erkennbar, vermutlich die letzten Buchstaben eines bei der Anbringung der Evangelistensymbole zerstörten sancta, das aus Platzgründen gekürzt gewesen sein muß. Die Beischrift (C) über dem Hl. Michael ist durch die Anbringung heute verdeckt.

Maße: H. 87, B. 125 cm.1)

Schriftart(en): Kapitalis.

Domkapitel Aachen [1/3]

  1. A

    (IESVS)a) NAZAREN(VS) / REX IVDEORVM2)

  2. B

    [S(AN)]C(T)A MARIA

  3. C

    S(ANCTVS) MICHAEL

Kommentar

Die Tafel stammt aus derselben Werkstatt wie der goldene Buchdeckel.3) Ihr ursprünglicher Standort ist nicht belegt. 1480 wurde die Tafel zum Retabel umfunktioniert und in Holzkassetten gefaßt.4) 1857 wurden die Reliefbilder in Gips nachgeformt und dabei ausgebeult. 1872 fertigte Witte eine neuromanische Fassung5), die 1950 durch die heutige schlichte Holzeinfassung ersetzt wurde. Heutiger Standort als Antependium vor dem wiederaufgestellten vorderen Choraltar.

Textkritischer Apparat

  1. IHC.

Anmerkungen

  1. Die Buchstabengröße konnte nicht gemessen werden, da sich die Altartafel heute unter einer Glasplatte befindet und nicht zugänglich ist.
  2. Io. 19,19.
  3. Nr. 20. Vgl. dort zur Herkunft und zur Datierung.
  4. Schnitzler, Goldaltar, S. 8.
  5. Dieser Rahmen wird im Depot der Schatzkammer aufbewahrt und trägt in goldenen Buchstaben auf blauem Grund die Inschrift: WILHELMUS GERMANIAE IMPERATOR ET BORUSSORUM REX HUIUS TABULAE AB / OTTONEM III UTI FERTUR BASILICAE REGALI AQUENSI DEDICATAE / IMAGINES AUREAS, PRISTINIS IUNCTURIS TEMPORIS INIURIA SUBLATIS, PRETIOSIS / HISCE MARGINIBUS DENUO INCLUDI IUSSIT. A(NNO) D(OMINI) MDCCCLXXII.

Nachweise

  1. Kraus II, Nr. 480.
  2. Schnitzler, Schatzkammer I, Abb. 71, 76, 77, 86.
  3. Weisweiler/Richter, Kunststadt Aachen, Abb. S. 61.
  4. Grimme, Domschatz, Tf. 16, 21.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 21 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0002109.