Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 8† Dom, oberer Umgang um 800?

Beschreibung

Inschrift auf dem südöstlichen Pfeiler des oberen Umgangs. Der in schwarzer Farbe auf den nackten Stein geschriebene Text wurde in den siebziger Jahren des 19. Jh. bei der Entfernung des Wandputzes freigelegt, verblaßte dann aber innerhalb weniger Jahrzehnte.1)

Wortlaut nach Scheins.

  1. Por[ta] hec / clausa erit et n(on) / aperietur et vir / n(on) transi[bit]2)

Übersetzung:

Diese Tür wird verschlossen sein und nicht geöffnet werden, und der Mensch wird sie nicht durchschreiten.

Kommentar

Die Inschrift war nachlässig ausgeführt. Die geringe Schriftgröße – die zweite als längste der vier Zeilen war lediglich 40 cm lang, die Buchstaben 3–4 cm hoch3) – machte ein Erkennen der Inschrift von der Unterkirche aus unmöglich. Clemen stellt sie in einen Zusammenhang mit mehreren ebenfalls in schwarzer Farbe auf den Stein aufgetragenen Skizzen (vgl. Nr. 7) und deutet sie als Maßstabsprobe. Die Bibelstelle nimmt typologisch Bezug auf Maria als jungfräuliche Muttergottes4) und porta caeli.5) Ihre Auswahl ist daher vielleicht nicht zufällig erfolgt, sondern im Hinblick auf das Marienpatrozinium der Kirche. Möglicherweise war die Ausführung desselben Textes als Monumentalinschrift oder als Beischrift zu einer bildlichen Darstellung vorgesehen.6)

Anmerkungen

  1. Nach Scheins war er bereits um die Jahrhundertwende nicht mehr sichtbar.
  2. Ez. 44,2.
  3. Diese Angaben nach Scheins.
  4. Vgl. die Auslegung der betr. Bibelstelle bei Ambrosius, Ep. 42,6 (Migne, PL 16, Sp. 1174): „Nonne haec porta Maria est, per quam in hunc mundum redemptor intravit?
  5. Vgl. A. Salzer, Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der deutschen Literatur und lateinischen Hymnenpoesie des Mittelalters, ND Darmstadt 1967, S. 28.
  6. Die gleiche Bibelstelle ist im Zusammenhang mit einem Relief der Maria lactans (vermutlich des 12. Jh.) inschriftlich ausgeführt, das im Lütticher Musée Curtius aufbewahrt wird (J. Thill, L'inscription de la Vierge de Dom Rupert, Bulletin de l'Institut Archéologique Liégeois 88, 1976, S. 75–88).

Nachweise

  1. Clemen, Roman. Monumentalmalerei, S. 33.
  2. Scheins, Widmungsinschrift, S. 407.
  3. Buchkremer, BJbb. 110, 1903, S. 256.
  4. Faymonville, Dom, S. 82.
  5. KDM 10, 1, S. 161.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 8† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0000806.