Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

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DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 1 Dom, Kreuzgang 5. Jh.

Beschreibung

Helacius-Stein. Herzogenrather Sandstein. Seitenflächen in römischer Zeit roh profiliert. Im unteren Teil unregelmäßige Bruchflächen, Reste römischen und karolingischen Mörtels. Inschrift zwischen Linien. Gefunden 1912 bei Grabungen an der Westseite des Domes zwischen der karolingischen Vorhalle und der Ungarischen Kapelle in gotischem Mauerwerk. Heute in die Südmauer des Kreuzgangs eingefügt.

Maße: H. 47, B. 37, Bu. 4,0–4,7 cm.

Schriftart(en): Frühchristliche Schrift.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. HELACIVS / FILIVSa) FICITb) / [T]ITOLOc) VI/[.]IOd) VIXIT / [A]NVSe) / [L]XXf)

Übersetzung:

Helacius hat als Sohn dem Vi[.]ius den Grabstein gemacht; er lebte 70 Jahre.

Kommentar

Die technische Ausführung der Inschrift ist ausgesprochen mangelhaft. Die Buchstaben sind zwischen den unregelmäßig gezogenen Linien weitgehend eingeritzt und lediglich ansatzweise eingehauen. Für die Datierung ins 5. Jh. sprechen aus philologischer Sicht das Vorherrschen vulgärlateinischer Formen und die noch klassisch geprägten Eigennamen.1) Die Nennung des Dedikanten bestätigt die zeitliche Einordnung.2) Auch der Schriftbefund weist ins 5. Jh.: A hat einen gebrochenen, L einen schrägen Querstrich3), das O ist kreisrund4). F ist mit drei Querstrichen in Form eines E ausgeführt.5) Titulus in der Bedeutung ‚Grabstein‘ ist vorwiegend in christlichen Inschriften bezeugt.6) Ebenso weist die Verwendung des A mit gebrochenem Querbalken auf den christlichen Charakter der Inschrift hin.7)

Textkritischer Apparat

  1. VILIVS Hs. 1048a.
  2. VICIT Hs. 1048a.
  3. Sic!
  4. VI[R]IO Klinkenberg; VI[N]IO Hs. 1048a. Da beide Namen und darüber hinaus auch Vitius und Vibius belegt sind, wird hier auf eine Ergänzung verzichtet.
  5. Sic! Vgl. zahlreiche inschriftliche Belege sowohl für den Wegfall des Doppelkonsonanten als auch für die fehlerhafte Flexionsendung bei W. Boppert (Die frühchristlichen Inschriften des Mittelrheingebietes, Mainz 1971, S. 22 u. 28) und Klinkenberg (a. a. O., S. 340).
  6. Querstrich des L noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Klinkenberg, S. 340.
  2. Vgl. Boppert, a. a. O., S. 44.
  3. Vgl. Kloos, Einführung, S. 110.
  4. Vgl. Boppert, a. a. O., S. 32.
  5. In dieser Form mehrfach belegt. Vgl. Klinkenberg mit Beispielen aus CIL XIII.
  6. Vgl. dazu Boppert, a. a. O., S. 23.
  7. Kloos, Einführung, S. 110.

Nachweise

  1. StA Hs. 1048a, Bl. 4r.
  2. J. Klinkenberg, Frühchristliches aus Aachen und Umgegend, ZAGV 37, 1915, S. 337–350 (338 mit Abb.) – Kaemmerer, Quellentexte, S. 6.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 1 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0000107.