Die Inschriften der Stadt Wiesbaden

1. VORWORT, VORBEMERKUNGEN UND BENUTZUNGSHINWEISE

1.1. Vorwort

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Wiesbaden bis zum Jahre 1700. Der ursprüngliche Plan einer Edition der Inschriften der Stadt zusammen mit denjenigen der angrenzenden Landkreise Main-Taunus und Hoch-Taunus wurde im Sommer 1998 zugunsten einer eigenständigen Publikation des überschaubaren Wiesbadener Materials geändert.

Der Band ist trotz seines geringen Umfangs auch ein Produkt vielfältiger Hilfestellungen und Unterstützungen. Es ist mir eine angenehme Pflicht, Dank zu sagen allen Institutionen und Privatpersonen, die zum Gelingen des Buches beitrugen, den Zugang zu Inschriftenstandorten ermöglichten, Material bereitstellten und Hilfe zuteil werden ließen. Mein herzlicher Dank gilt vor allem Herrn Dr. Günter Kleineberg, Sammlung Nassauischer Altertümer des Wiesbadener Museums, der gerne die Magazine öffnete und Rat und Anregungen gab, Herrn Dr. Hartmut Heinemann vom Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hessischen Landesbibliothek für die zuvorkommende und gerne gewährte Hilfe. Frau Dr. Martina Bleymehl-Eiler, Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, verdanke ich vielfachen wertvollen Rat. Sie stellte mir dankenswerterweise ihr umfangreiches, noch ungedrucktes Dissertationsmanuskript zur Wiesbadener Verfassungsgeschichte des 17. Jahrhunderts zur Verfügung und half mit etlichen personengeschichtlichen Hinweisen. Herrn Dr. Hellmuth Gensicke, Wiesbaden, danke ich für manchen Hinweis zur Geschichte der Wiesbadener Pfarrer. Einem fruchtbaren Informationsaustausch mit Herrn Prof. Dr. Wolfgang Haubrichs, Universität des Saarlandes, ist die gentile Zuordnung des frühchristlichen Namenmaterials zu verdanken.

Innerhalb der Mainzer Arbeitsstelle der Akademie der Wissenschaften und der Literatur ist Dank an Fachkollegen und weitere Mitarbeiter zu sagen. Frau Gepa Spitzner oblag das akribische Korrekturlesen des Gesamtmanuskriptes. Dem Fotografen der Arbeitsstelle, Herrn Thomas G. Tempel, sind die fotografische Aufnahme der Denkmäler, die digitale Bildbearbeitung, die Erstellung der Abbildungs-Layouts sowie die Umschlaggestaltung zu verdanken. Die Übersetzung längerer lateinischer Texte lag in der Hand von Herrn Dr. Sebastian Scholz, der auch die übrigen Textübersetzungen überprüfte. Herrn Dr. Eberhard J. Nikitsch, der das erste sorgsame Korrekturlesen des Manuskriptes übernahm, sind wertvolle stilkritische Hinweise zu verdanken. An hervorgehobener Stelle sei die Leistung von Herrn Dr. Rüdiger Fuchs gewürdigt, der das Manuskript einer akribisch prüfenden und mehr als helfenden Durchsicht unterzog, die Einfluß auf nahezu alle Katalogkommentare nahm. Seine Mitarbeit konzentrierte sich auf die Überprüfung und Ergänzung von Lesungen, Datierungen, epigraphische Spezialfragen und die Lösung vornehmlich historischer Probleme.

Herrn Prof. Dr. h.c. mult. Dr. Dr. Harald Zimmermann, Tübingen, gebührt als Vorsitzendem der Mainzer Inschriftenkommission abschließender Dank, vor allem für seinen Einsatz für die Belange der Arbeitsstelle und sein stets wohlwollendes Interesse an ihrer Arbeit.

Mainz, im August 2000

Yvonne Monsees

1.2. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Wiesbaden in ihren modernen Verwaltungsgrenzen einschließlich der eingemeindeten Vororte, zu denen auch Mainz-Amöneburg, Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim gehören. Die bisher für das Inschriften-Unternehmen allgemein vorgegebene untere Zeitgrenze 1650 wurde bis 1700 erweitert, um Veränderungen und Akzente im Wiesbadener Inschriftenbestand zu dokumentieren, namentlich eine Verspätung von Phänomenen. Erst nach der Mitte des 17. Jahrhunderts nimmt die Zahl der erhaltenen Inschriften stark zu. Auch setzt die Ablösung aristokratisch geprägter Grablegen durch bürgerliche verstärkt erst nach dem Dreißigjährigen Krieg ein. Die Pfarrgeistlichkeit tritt ebenfalls erst in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts vermehrt als Auftraggeber von Inschriften in Erscheinung. Durch die Erweiterung der Zeitgrenze soll dem Benutzer dieses weitergefaßte Spektrum neuzeitlicher Inschriften zugänglich gemacht werden.

Die Bearbeitung der Inschriften folgt den Richtlinien des interakademischen Inschriften-Unternehmens der Deutschen Akademien. Aufgenommen wurden alle greifbaren erhaltenen, der Bearbeiterin zugänglichen Inschriften mit ihren Trägern, die sich in kirchlichem oder privatem Besitz oder in öffentlichen Sammlungen befinden, sofern ihre Herkunft aus dem Bearbeitungsgebiet bzw. ihre Anfertigung für Orte und Personen innerhalb dieses feststellbar waren. Inschriften, die heute verloren und in Abschriften, Nachzeichnungen, Drucken oder auf Fotos überliefert sind, wurden ebenfalls in den Band aufgenommen und als verlorene Inschriften gekennzeichnet. Ausgeschlossen blieben Inschriftenträger, deren Zugehörigkeit zum Bearbeitungsgebiet unklar bzw. nicht feststellbar war oder die erst in jüngerer Vergangenheit dahin gelangten. Nicht aufgenommen wurden Inschriften des jüdischen Kulturkreises. Reproduzierbare Inschriften, etwa auf Münzen und Siegeln, wurden nicht aufgenommen, zumal diese von Spezialdisziplinen aufgearbeitet werden, auch nicht solche auf Ton- und Ofenplatten. Bei Fragmenten von weniger als drei Buchstaben und Runen unterblieb die Aufnahme; der Kreuztitulus inri wurde nur in Zusammenhang mit Jahreszahlen o.ä., Steinmetz-, Meister-, Goldschmiede- und Beschauzeichen nur in Zusammenhang mit einer Inschrift aufgenommen und im Anhang in einer eigenen Tafel abgebildet. Alle bekannten Bau- und Jahreszahlen an verschiedenen Standorten wurden in einer Sammelnummer (Nr. 130) vereinigt und außerhalb der chronologischen Ordnung an den Katalog angefügt. Bei Flur-, Grenz- und Gemarkungssteinen wurden nur die auffindbaren und in der zugänglichen Literatur besprochenen Objekte verzeichnet; ungedrucktes Archiv-Material in Form von Grenzbegehungs- und Absteinungsprotokollen blieb unberücksichtigt.

Der Katalog ist chronologisch aufgebaut; folgendes Schema liegt den einzelnen Katalognummern zugrunde:

Die Kopfzeile jeder Inschrift zeigt in der Mitte den letztbekannten Standort in seiner heutigen Schreibweise und Bezeichnung; wenn die Herkunft des Inschriftenträgers von einem anderen Standort bekannt ist, wird dieser in Klammern hinzugefügt. Da zum Stadtgebiet Wiesbadens etliche Vororte gehören, wird der jeweilige Name des Ortsteils angegeben. Ehemalige Klöster werden mit ihrem gängigen Namen bezeichnet.

1 Links in der Kopfzeile steht die fortlaufend gezählte Katalognummer.
Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften.
(†) Das Kreuz steht in Klammern, wenn sich innerhalb einer Nummer erhaltene und nichterhaltene Inschriften befinden oder wenn Inschriftentexte auf alten oder kopierten Trägern modern ausgeführt sind.
1400 Rechts in der Kopfzeile steht die Datierung; es handelt sich in der Regel um das in der Inschrift mitgeteilte oder sonst ermittelte Entstehungsjahr der Inschrift. Bei Grabinschriften [Druckseite XII] wird in der Regel von einer Entstehung kurz nach dem Todesfall ausgegangen, weshalb alle Grabmäler üblicherweise unter dem inschriftlich angegebenen Todesdatum eingeordnet sind, falls nicht konkrete Informationen zur Herstellungszeit vorliegen. Entstanden Inschriften eines Trägers zu unterschiedlichen Zeiten, so werden die Entstehungsjahre in chronologischer Reihenfolge und durch Kommata getrennt angegeben. Bei undatierten Inschriften erfolgt die Bestimmung durch paläographische, stilistische oder andere Kriterien. Diese Inschriften werden am Ende des in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet.
1400? Unsichere Datierungen sind mit Fragezeichen versehen.

Der auf die Kopfzeile folgende Absatz beginnt im Regelfall mit der Benennung von Inschriftenart und Inschriftenträger. Es folgen Informationen zum Standort des Trägers und Versetzungen, zu Ikonographie, Gestaltung und Material, zur Anbringung der Inschriften am Träger und zu ihrer Ausführung sowie zum Erhaltungszustand. Die möglichst genauen Beschreibungen gehen stets vom Blickpunkt des Betrachters aus, außer bei Blasonierungen. Verwendete Worttrenner werden beschrieben. Bei nichtoriginal überlieferten Inschriften wird die Textvorlage genannt. Am Schluß des Abschnitts folgen die ermittelten Maße (in cm) des Inschriftenträgers und der Buchstaben (wenn möglich am N/n gemessen) und die genaue Schriftbezeichnung. Am Rand steht bei abgebildeten Inschriften die zugehörige Nummer des Tafelteils.

Bei der Wiedergabe der Inschrifttexte werden folgende Zeichen verwendet:

A, B, C Großbuchstaben kennzeichnen mehrere Inschriften auf einem Träger.
/ Kennzeichnung des realen Zeilenendes auf einem Träger bzw. der Ecken bei Umschriften. Metrische Inschriften sind versweise angeordnet.
// Kennzeichnung des Übergangs in ein anderes Inschriftfeld.
= Worttrennstriche an Zeilenenden und –anfängen originaler Inschriften sind durch Doppelstriche wiedergegeben.
( ) Kennzeichen für die Auflösung von Abkürzungen ohne Wiedergabe der Kürzungszeichen. Bei nur abschriftlich überlieferten Texten wird keine Markierung vorgenommen, es sei denn, daß dem Gewährsmann eine originalgetreue Wiedergabe des Inschrifttextes zugetraut wird.
[ ] Kennzeichnung von Textverlusten, nicht mehr sicher lesbaren Stellen, Konjekturen des Bearbeiters und Ergänzungen aus nichtoriginaler Überlieferung.
[....] Kennzeichnung von nicht mehr ergänzbaren Textverlusten durch Punkte auf der Zeile.
[. . .] Ist die Länge einer Fehlstelle ungewiß, werden nur drei durch Spatien getrennte Punkte gesetzt.
⟨. . .⟩ Kennzeichnung bei der Herstellung der Inschrift absichtlich freigelassener Stellen – etwa für später nachzutragende Sterbedaten. Die spitzen Klammern können Punkte oder den jeweiligen Nachtrag enthalten.
NE Kennzeichnung von Nexus litterarum und Ligaturen durch kleine unter die Buchstaben gesetzte Bögen. Andere Buchstabenverbindungen werden nicht kenntlich gemacht, sondern im Kommentar beschrieben.

Bei erhaltenen Inschriften wird der erkennbare Buchstabenbestand wiedergegeben. Nichtoriginale Texte werden nur dann buchstabengetreu ediert, wenn die texttreue Wiedergabe durch den Gewährsmann gesichert ist. Andernfalls werden lateinische Texte normalisiert und die Eigennamen groß geschrieben. Deutsche Texte folgen der Vorlage, eine Normalisierung erfolgt nur bei Groß- und Kleinschreibung.

Dem Inschrifttext folgen gegebenenfalls eine Übersetzung, die Auflösung des Datums, die Angabe der Reimform oder des Versmaßes sowie die Nennung der am Träger befindlichen Wappen. Um die Abstammungslinien deutlicher zu machen, wird bei der Wiedergabe der Wappen folgendermaßen verfahren: An erster Stelle wird das Stamm- bzw. Allianzwappen genannt, danach folgen jeweils durch einen Strichpunkt getrennt die Wappen der linken, dann die der rechten Seite. In der Literatur nicht nachweisbare, nicht identifizierte sowie zusammengesetzte Wappen werden beim ersten Vorkommen in den Anmerkungen blasoniert.

Der Kommentarteil enthält den paläographischen Befund, text- und gattungskritische Erläuterungen sowie Hinweise zur Biografie der genannten Personen, zum historischen Hintergrund und [Druckseite XIII] gegebenenfalls zur kunsthistorischen Einordnung des Trägers. Die Schriftbeschreibungen folgen den Angaben der „Terminologie zur Schriftbeschreibung“1).

Der Anmerkungsapparat ist in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen unterteilt; die Buchstabenanmerkungen enthalten textkritische Angaben wie etwa Textvarianten in der Parallelüberlieferung, orthografische Besonderheiten und Bemerkungen zu Formen im Text vorkommender Zeichen. Die Ziffernanmerkungen umfassen Zitat- und Literaturbelege sowie ergänzende Erläuterungen zum Kommentar.

Das Literaturverzeichnis am Ende der Katalognummern enthält die chronologisch geordneten, erreichbaren Nachweise der Inschrift; hier werden auch gegebenenfalls zeichnerische und fotografische Wiedergaben des Textes berücksichtigt.

Am Ende des Katalogteils bietet das Literaturverzeichnis die benutzte Literatur; ein zehnteiliges Register erschließt dem Benutzer die edierten Texte und ihre Träger nach unterschiedlichsten Gesichtspunkten mit Verweisen auf die jeweilige Katalognummer.

Der Abbildungsteil enthält außer erhaltenen Inschriftenträgern auch solche in Nachzeichnungen. Den Abschluß bilden die Tafel der Steinmetz- und Meisterzeichen sowie Marken und die Übersichtskarten des Bearbeitungsgebietes.

Zitationshinweis:

DI 51, Wiesbaden, Einleitung, 1. Vorwort, Vorbemerkung und Benutzungshinweise (Yvonne Monsees), in: inschriften.net,   urn:nbn:de:0238-di051mz05e001.

  1. DI Terminologie. »