Inschrift im Fokus

Stadt Hannover: Der Gedenkstein für Gerd Deters

Zwischen Hannover und Herrenhausen wurde am 22. Mai 1633 der ehrbar Gert Deters vom Osterwald (Osterwald gehört heute zur Stadt Garbsen) im Alter von 28 Jahren von einem Reiter ohne ersichtlichen Grund erschossen. Dies erzählt die Inschrift auf einem Gedenkstein, der ursprünglich am Ort des Geschehens aufgestellt war. Obwohl der Stein nicht mehr erhalten ist, sind uns Text und Darstellung auf dem Objekt dank der Historischen Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residenzstadt Hannover des Johann Heinrich Redecker von 1762 erhalten geblieben. Redecker gibt in seiner Sammlung viele Inschriften in Text und Zeichnung wieder. Die Zeichnung des Gedenksteins bei Redecker zeigt in der oberen Hälfte unter einem Engelskopf eine Darstellung des Verstorbenen in Bethaltung vor dem Kreuz. Im Hintergrund sind die Kirche und einige Häuser einer Ortschaft zu sehen. Unten auf dem Stein befand sich die Gedenkschrift, die auf das Geschehnis Bezug nimmt, zusammen mit einer Fürbitte für Gerd Deters, darunter ein Zitat aus dem Psalter, das die Seelenrettung des Ermordeten thematisiert. Bemerkenswert ist bei der Wiedergabe der Inschriften in der Zeichnung, dass Redecker alle ihm ungewöhnlich vorkommenden Schreibungen mit roten Kreuzchen markiert hat, zu denen er ausdrücklich anmerkt: Die Fehler sind so vorhanden. Ob der Mord an Gerd Deters aufgeklärt und sein Mörder gefasst wurde, wissen wir nicht. Auch sonst ist über den Ermordeten abgesehen von den Angaben in der Inschrift nichts bekannt.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 304† Nikolaifriedhof

Beschreibung

Gedenkstein für Gerd Deters. Laut Redecker befand sich der Stein ursprünglich an dem Weg zwischen Hannover und Herrenhausen und wurde 1726 auf den Nikolaifriedhof versetzt.1) Der Stein war zu Beginn dieses Jahrhunderts noch vorhanden, jedoch in stark beschädigtem Zustand. Über den Verbleib ist nichts bekannt. Eine Aufnahme bei Siedentopf und eine Zeichnung Redeckers zeigen oben einen giebelartigen Abschluß, darin ein Engelskopf, in der oberen Hälfte des Steins die Darstellung des Verstorbenen in Bethaltung unter dem Kreuz, in der unteren Hälfte die Inschrift. Der linke und rechte Rand des Steins war zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgeschlagen, die rechte untere Ecke fehlte schon zur Zeit Redeckers.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A(NN)O 1633. DEN 22. MAY IST DER EHRBAR GERT DETERS / VOM OSTERWALDT BV¨RDIG ISTa) ALHIER AN DIESEM / ORTE VON EINEN REV¨TER OHNE EINIG VHRSACHE / PLOTZLICH ERSCHOSSEN WORDEN, SEINES ALTERS / 28. IAHR, DESSEN SELE GOTT GENEDIG SEY.PSALM.116. / STRICKE DES DOTES HATEN MICH VMBFANGEN,/ VND ANGEST DER HELEN HATEN MICH TROFEN,/ ICH KAM IN IAMER VND NODT ABER ICH REIF AN DEN / NAMEN DES HEREN O HERE EHRETE MEINE SELE.2)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Von Redecker markiert und mit dem Zusatz versehen: Die Fehler sind also vorhanden.

Anmerkungen

  1. Redecker, Bd. 2, fol. 44r.
  2. Ps. 116, 3-4.

Nachweise

  1. Siedentopf, Alte Steine, Abbildungsteil Nr. 48a.
  2. Redecker, Bd. 2, fol. 44r (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 304† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0030403.