Inschrift im Fokus

Rhein-Hunsrück-Kreis: Hochaltar von St. Martin in Oberwesel

Der imposante Hochaltar in der kath. Pfarrkirche St. Martin in Oberwesel wurde von dem Schöffen und Ratsbürgermeister der Stadt Martin Eschweiler gestiftet. Dies bezeugt seine von den Initialen M und E begleitet Marke in der Kartusche über dem zweiten Geschoss der viergeschössigen Ädikula, sowie die Stifterinschrift in der ovalen Kartusche über dem Bild im untersten Geschoss. Neben einem Kreuzestitulus und den inschriftlich bezeichneten Apostelfiguren Petrus und Paulus, wird der Altar von einer weiteren Inschrift bekrönt: eine Sonnenscheibe mit Jesusmonogramm an der Spitze des Gesamtwerkes.

Mehr Informationen und Abbildungen finden Sie wie immer in der angehängten Katalognummer:

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 438 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche St. Martin

Beschreibung

Hochaltar, teilweise vergoldeter Altaraufsatz aus marmoriertem Holz in Form einer viergeschossigen Ädikula mit gedrehten Säulen. In der Sockelzone auf der Mensa des Altars polygonaler Tabernakel mit eingestelltem Kruzifix und Titulus (A). Im mittleren Bildfeld des dreiachsigen Hauptgeschosses bogenförmige Tafel mit der in Ölmalerei ausgeführten Kreuzabnahme Christi1), in den Abseiten vor Muschelnischen die inschriftlich bezeichneten Apostelfiguren Petrus (B) und Paulus (C). Über dem Mittelbild querovale Kartusche mit der fünfzeiligen, in Gold auf Schwarz gemalten Stifterinschrift (D). Im zweiten Geschoß ein weiteres Ölbild mit dem hl. Martin zu Pferd, darüber eine Wappenkartusche mit der von seinen Initialen (E) begleiteten Marke des Stifters. In den beiden folgenden Geschossen ebenfalls Ölgemälde mit der Krönung Mariens und der Vera Icon. Den abschließenden Segmentgiebel bekrönt eine mit Strahlen versehene Sonnenscheibe mit dem Jesusmonogramm (F). Der Altaraufsatz wurde in den letzten beiden Jahrhunderten mehrfach repariert und restauriert2).

Maße: H. ca. 1600, B. 410, Bu. 1 (A) cm.

Schriftart(en): Kapitalis, gemalt (A, F); Humanistische Minuskel, gemalt (B, C); Fraktur mit Kapitalis, gemalt (D); Kapitalis, erhaben (E).

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)3)

  2. B

    St. Petrus.

  3. C

    St. Paulus.

  4. D

    Zu der Ehren der allerheÿligsten Drÿfaltigkeit / hat herr Martin Eschweiler desz Gerichts vndt rathsa) / alhie vndt Margreta Vhlerin Eheleuth dieszen altar / von newen auffrichten vndt machen laszen / ANNO 1.6.82

  5. E

    M(ARTIN) E(SCHWEILER)

  6. F

    IH(ESV)Sb)

Wappen:
Martin Eschweiler4)

Kommentar

Trotz später Verwendung ist die Fraktur erstaunlich gut ausgeführt, wenn auch in der letzten Zeile der Stifterinschrift vermutlich durch die Restaurierung verfälschte Buchstaben zu beobachten sind.

Der als Synodal in Liebfrauen sowie als Schöffe und Ratsbürgermeister der Stadt Oberwesel bezeugte Martin Eschweiler5) gehörte mit seiner Frau Margareta Uhler zu den Honoratioren der Stadt. Wenn auch der Anlaß für die gemeinsame Stiftung des neuen Altaraufsatzes6) unbekannt ist, wurde jedenfalls erst ihretwegen der bisherige "alte Stiffts Choraltar"7) abgebaut und in den Nebenchor von St. Martin versetzt. Da trotz des Patroziniums der hl. Dreifaltigkeit eine entsprechende Darstellung fehlt, wurde die Vermutung geäußert8), daß das zentrale Gemälde mit der Kreuzabnahme Christi nachträglich eingefügt worden sei.

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen wäre etwa raths verwandter.
  2. Balken des H mit Ausbuchtung nach unten, senkrecht darüber ein nach unten gerichteter Pfeil, dessen Spitze in ein Herz stößt.

Anmerkungen

  1. Als Vorbild diente offenbar das bekannte, in den Jahren 1611-14 von Peter Paul Rubens geschaffene Kreuzabnahme-Triptychon; vgl. dazu Kdm. 498.
  2. Vgl. dazu Kdm. 496.
  3. Joh 19,19. - Nach Kdm. 500 ist das Altarkreuz in die erste Hälfte des 18. Jh. zu datieren.
  4. Marke Nr. 111, begleitet von den Initialen M E.
  5. Vgl. zu ihm und zum Folgenden Schaaf, Familienbuch Oberwesel 230. - Laut Kirchenbuch verstarb Eschweiler 1695 an Hirnschlag und wurde in Liebfrauen beerdigt.
  6. Der gotische Kastenaltar aus der Erbauungszeit wurde zwar beibehalten, jedoch barock verkleidet.
  7. Vgl. Pauly, Stifte 417 ( mit Hinweis auf BAT Abt. 71/129 Nr. 240, 28).
  8. Vgl. dazu Kdm. 498.

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 496ff. mit Abb. 323-325.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 438 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0043806.