Inschrift im Fokus

Rhein-Hunsrück-Kreis: Andachtsstein der Eheleute Niclas Ley und Sophia Valwig

Die vermutlich aus Lay (bei Koblenz) und Valwig (an der Mosel) stammenden Eheleute bürgerlicher Herkunft ließen das imposanten Andachtsbild 1621 errichten, vermutlich um sich und ihren Nachkommen ein wenig vergängliches Denkmal zu setzen. Der Text der Inschrift lobt die Allmacht Gottes und spricht von der Errichtung zu seinen Ehren, beeinhaltet aber keinen konkreten Stiftungsgrund oder gar ein Gelübde von seiten des Ehepaars.

Heute ist das ädikulaförmige Andachtsbild an der Nordwand des Chors der kath. Pfarrkirche St. Severus angebracht:

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 332 Boppard, Kath. Pfarrkirche St. Severus

Beschreibung

Andachtsbild der Eheleute Niclas (von) Ley und Sophia (von) Valwig, befestigt an der Nordwand des Chors. Ädikulaförmiger Aufbau aus gefaßtem Sandstein und Marmor, die Schrifttafeln aus Schiefer. Im Unterhang Rollwerkkartusche, darin sechszeilige Stifterinschrift (A). In der von zwei Säulen flankierten Nische Relief mit der Anbetung der hl. drei Könige, darüber Kartusche mit zweizeiligem Bibelzitat (B), als Aufsatz Tondo mit Gottvater. Die Inschriften sind durchgehend vorliniert und waren ehemals golden gefaßt.

Maße: H. 210, B. 105, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    GOTT BEVORAB ZV EHRENa) / IHNEN SELBST VND DEN IHHRI=/GENb) ZV GVTEM HAT DIESES WERCK / AVFRICHTEN LASSEN: DER EHRNHAFT / NICLAS VON LEŸ VND SOPHIA VON / VALWIG SEIN HAVSFRAW A(NN)Oc) 1621 / DEN 12 (NOVEM)BRISd)

  2. B

    ADORABVNT DOMINVM O(MN)ES REGES TERRAE / O(MN)ES GENTES SERVIENT EI. PSAL(MO) 21e)1)

Übersetzung:

Es werden den Herrn alle Könige der Erde anbeten, alle Völker ihm dienen.

Kommentar

Die ohne Worttrenner und deshalb nahezu in scriptura continua ausgeführte Kapitalis zeigt diesselben Schrifteigentümlichkeiten wie das Epitaph Adenau2) und ist deshalb derselben Werkstatt zuzuschreiben.

Bei dem als Schiffer tätigen Niclas Ley und seiner Ehefrau Sophia3) dürfte es sich um wohlhabende Bopparder Bürger gehandelt haben, die mit diesem der Andacht dienenden WERCK zunächst den Herrgott ehren, dann aber sich selbst und ihren Nachkommen noch zu Lebzeiten ein Denkmal setzen wollten. Allerdings wird nicht mitgeteilt, ob der Stiftung ein spezielles Gelübde zugrunde lag. Aufgrund der fehlenden Wappen und angesichts des bürgerlichen Epithetons ist davon auszugehen, daß es sich bei beiden Familiennamen um Herkunftsbezeichnungen handelt, die Familie des Ehemanns also aus Lay bei Koblenz (heute Koblenz-Lay), die seiner Frau aus dem moselländischen Valwig stammte. Unterstützt wird diese Vermutung durch die zeitgenössische Bezeichnungen des Ehemanns als Clas Ley bzw. Clas Schiffer, der 1630 als Pate und Ratsherr bezeugt und spätestens um 1635 als verstorben bezeichnet wird.

Textkritischer Apparat

  1. N aus Platzgründen etwas kleiner.
  2. Sic!
  3. O klein hochgestellt.
  4. Kürzung durch 9 angezeigt; die ganze Zeile aus Platzgründen in deutlich kleinerer Schrift.
  5. So für 71.

Anmerkungen

  1. Ps 71,11; dort eum statt dominum.
  2. Vgl. Nr. 316.
  3. Vgl. zur Familie Frauenberger, Bürgerbuch 1, 462.

Nachweise

  1. Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 82.
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 255 mit Abb. 149.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 332 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0033202.