Inschrift im Fokus

DER OSTERTEPPICH AUS DEM KLOSTER LÜNE

von Sabine Wehking

Stickkunst der Nonnen und spätmittelalterliche Gelehrsamkeit vereint der im Jahr 1504 im Kloster Lüne fertiggestellte Bildteppich, in dessen Mittelpunkt der auferstehende Christus und mit ihm das Ostergeschehen steht. Bildlich ist Christus hier mit dem die Auferstehungsszene umgebenden Morgenstern gleichgesetzt. Die Lichtsymbolik drückt sich auch im Kreis der zwölf Monde und in dem sternenübersähten Bildhintergrund aus. In Text umgesetzt wird sie in den in zwei Kreisen um die Bildmitte verlaufenden Inschriften mit ihren Zitaten aus Liturgie und geistlicher Dichtung. Auf den Schriftbändern, die den musizierenden Engeln und den sinnbildlich für Christus stehenden Tieren aus dem Physiologus – Adler, Phönix, Löwe, Pelikan – beigegeben sind, wird die Auferstehung inschriftlich gefeiert. Besonders reizvoll, aber eher selten beachtet sind die auf dem linken und rechten Randstreifen dargestellten Vögel Papagei, Wiedehopf, Pfau, Kuckuck sowie zwei nicht zu bestimmende Vögel, die auf den ihnen beigegebenen Schriftbändern das Ostergeschehen in ihrer Weise bejubeln (Papagei: Papegoyeke papegoyke; Wiedehopf: up up up; Pfau: eo eo eo).

Aber auch der Bezug zum Kloster Lüne und seinen Konventualinnen wird inschriftlich hergestellt. Die außen vierseitig um den Teppich verlaufende Inschrift setzt die Herstellung des Teppichs in Bezug zu der Ende des 15. Jahrhunderts im Kloster durchgeführten Reform und erinnert zugleich mit einer Fürbitte an die 1504 verstorbene Reformäbtissin Sophia von Bodenteich. Die stickenden Nonnen haben ihre Initialen in den Schriftbändern verewigt, die den Fabelwesen und Tieren auf dem unteren Randstreifen beigegeben sind.

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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg | DI 24, Nr. 60 - Lüneburg, Kloster Lüne - 1504 | Nr. 60, Abb. 1
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