Die Inschriften der Stadt Stralsund

7. Schriftarten

7.1. Gotische Majuskel

Die gotische Majuskel vereint kapitale und unziale bzw. runde Buchstabenformen bei einer sich im Laufe der Zeit verstärkenden Tendenz zu runden Formen. Charakteristisch sind auch keilförmige Verbreiterungen der Schaft- und Bogenenden sowie Bogenschwellungen. Die an Schaft-, Balken- und Bogenenden angesetzten Sporen werden besonders betont und können vor allem bei C und E zu einem durchgehenden Abschlussstrich zusammenwachsen. Im Nordosten wird die gotische Majuskel seit dem früheren 14. Jahrhundert allmählich durch die gotische Minuskel abgelöst, bleibt aber beispielsweise für Versalien (Zierbuchstaben v. a. am Wortanfang) weiterhin im Gebrauch.

In Stralsund liegen 21 Inschriften in gotischer Majuskel vor, davon zwei gemischt mit gotischer Minuskel (Kat.-Nr. 118, 15. Jh.). In 38 Inschriften des 14. bis frühen 16. Jahrhunderts sind Versalbuchstaben in gotischer Majuskel gestaltet.

Von neun erhaben in Stein ausgeführten gotischen Majuskeln liegen lediglich drei Inschriften auf Grabplatten vor, die datiert und einigermaßen erhalten sind, Kat.-Nr. 2 (1320 o. später), Kat.-Nr. 4 (1333) sowie der beste Beleg Kat.-Nr. 6 (1338). In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand die nur noch fotografisch überlieferte Platte Kat.-Nr. 12. Nahezu alle anderen Grabplatten bieten Material, das aus wenigen Buchstaben besteht oder zu stark beschädigt ist, als dass Detailbeobachtungen oder Rückschlüsse auf Schriftentwicklungen möglich wären. Anders als in Greifswald94) sind in Stralsund aus der Zeit vor 1300 oder auch aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts keine datierten gotischen Majuskeln in Stein erhalten. Als Datierungsrahmen für solche Inschriften wurde daher die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts angenommen.

Gemalte gotische Majuskeln finden sich in Wandmalereien, diese in der Regel nur in Gestalt der vier Buchstaben INRI des Kreuzestitulus und nur überformt oder teilweise erhalten (Kat.-Nr. 5, 8, 48); des Weiteren auf einem aus Venedig importierten Glasbecher (Kat.-Nr. 18) und einem Kelch (Kat.-Nr. 36, B). Die längere Weiheinschrift in St. Jakobi (1351) stellt den jüngsten datierten Beleg dar, ist aber verloren oder nicht zugänglich (Kat.-Nr. 20).

7.2. Gotische Minuskel

Die epigrafische gotische Minuskel entspricht im Idealfall der Textura (Textualis formata) der Buchschrift. Kennzeichen der gotischen Minuskel ist die Brechung von Schäften und Bögen. Die im Mittelband stehenden Schäfte (von i, m, n, u und v etc.) werden an der Oberlinie des Mittelbandes und an der Grundlinie gebrochen, die Bögen durch stumpfwinklige Brechung oder spitzwinkliges Abknicken in senkrechte und schräge Bestandteile umgeformt. Diese Umformung der Bögen und die Schaftbrechungen geben der Schrift einen von der Vertikale dominierten, gleichförmig gitterartigen Charakter.

In Stralsund kommt die gotische Minuskel in etwa 250 Inschriften vor. Drei vertieft eingehauene Steininschriften stellen die ältesten Beispiele dar (Kat.-Nr. 1, 1318; Kat.-Nr. 3, 1329; Kat.-Nr. 16, 1. H. 14. Jh.). Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes der Inschriften von 1318 und 1329 sind allerdings nur einzelne paläografische Beobachtungen möglich.95) Das älteste Beispiel, das Details der Schriftausführung erkennen lässt, ist Kat.-Nr. 21 (1353). Diese erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift weist noch viele stumpf endende Schäfte und Oberlängen, aber bereits v mit senkrechtem [Druckseite 38] Schaft auf.96) Ein spätes Beispiel mit durchgängig stumpf endenden Schäften von i, m, n und u ist Kat.-Nr. 24 (1390). Hingegen zeigt die ältere Inschrift auf derselben Platte (A, 1361) mit Ausnahme der u-Schäfte bereits überall Brechungen. Diese Merkmale gelten auch für die Inschrift auf der Grabplatte Kat.-Nr. 44 (1415). Erst etwa seit dem dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts scheinen Schaftbrechungen für alle Mittelbandbuchstaben kanonisch zu sein (Kat.-Nr. 46, 1420; Kat.-Nr. 52, 1437).97) Der Prozess sich vermehrender Schaftbrechungen zieht sich also über mehr als fünfzig Jahre hin. Im späten 14. Jahrhundert ist neben der üblicheren breit proportionierten auch eine gestreckt wirkende gotische Minuskel möglich (Kat.-Nr. 30, 1376, Kat.-Nr. 32, 1380). Paläografisch und auch anderweitig nicht datierbare Inschriften in voll ausgeprägter gotischer Minuskel wurden in den Zeitraum ‚Mitte 14. bis Mitte 15. Jahrhundert‘ eingeordnet.

Die Spätform der gotischen Minuskel entwickelte sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus, die häufig, aber nicht immer in Kombination auftreten:98) Der Gesamteindruck wird bestimmt durch schlankere Proportionen und ineinander übergehende, spitz ausgezogene Schaftbrechungen (Kat.-Nr. 53, 1441; Kat.-Nr. 54, 1447; Kat.-Nr. 93, 1451 o. später). Ein Schaftende von u endet oben abgeschrägt. Oberlängen werden länger ausgeführt, Quadrangel spitz ausgezogen (Kat.-Nr. 88, 1463). Am deutlichsten sind diese Merkmale an einem gut erhaltenen Stein an St. Annen (Kat.-Nr. 136, 1519 o. später) und einem aus derselben Werkstatt stammenden Wangenstein (Kat.-Nr. 139, um 1523) zu erkennen. Die jüngsten sicher datierten Fragmente in gotischer Minuskel entstanden im vierten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts (Kat.-Nr. 141, 1537–1539; Kat.-Nr. 142, 1540). Auf dieser Grundlage und in Anlehnung an Greifswalder Befunde wurde für zahlreiche Stralsunder Inschriften, die in dieser späten gotischen Minuskel ausgeführt sind, jedoch keine Jahreszahl tragen, die Datierung ‚Mitte 15. bis Mitte 16. Jahrhundert‘ gewählt.

Eine späte Sonderform der gotischen Minuskel99) zeichnet sich durch kastenförmiges a, e mit dünnem senkrechten Balken, der unten eingerollt und oben über den Bogen hinaus verlängert ist, i mit Punkt sowie u mit nach außen abgeschrägten oberen Schaftenden aus. Oberlängen ragen weit über den Mittelbandbereich hinaus. In Stralsund gibt es sechs undatierte Belege für diese Schriftform; sie wurden analog zu datierbaren Beispielen aus Greifswald ‚Ende 15. bis Mitte 16. Jahrhundert‘ datiert.100)

Die meisten der insgesamt fünfzehn Gewölbe-, Retabel- und Wandmalereien liegen nur in teilweise stark erneuerter Form vor101) oder weisen (als Fragmente) einen nur geringen Buchstabenbestand der gotischen Minuskel auf. Die älteste Wandmalerei, gleichzeitig diejenige mit dem umfangreichsten Text, ist lediglich auf einer unscharfen Fotografie dokumentiert (Kat.-Nr. 7, 1350?). Ungewöhnlich und wohl unverändert erhalten ist die von Hufnagelneumen begleitete Inschrift C in der ehem. Sakristei von St. Marien (Kat.-Nr. 42, A. 15. Jh.).

Detailliertere Beobachtungen als für die auf Putz angebrachten Malereien lassen die in Stralsund erhaltenen neun Beispiele für Tafelmalerei zu. Die Inschriften an der astronomischen Uhr in St. Nikolai (Kat.-Nr. 35, 1394) sind nicht im Originalzustand erhalten, bieten aber – neben besonders frühen arabischen Ziffern – ein relativ großes Buchstabenrepertoire. u ist mit stumpfen ebenso wie mit abgeschrägten, in einigen Fällen auch mit gebrochenen Schaftenden gestaltet; es ist jedoch nicht zu entscheiden, ob diese Merkmale der ursprünglichen Schriftausführung entsprechen. Etwa bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts wurden drei Retabel mit punzierten (Kat.-Nr. 64, A, B, um 1440–1450) und gemalten Inschriften (Kat.-Nr. 56, E–H, um 1450; Kat.-Nr. 63, M. 15. Jh.) angefertigt. Diese Beispiele und ein weiterer Beleg (Kat.-Nr. 61, 1. H. 15. Jh.) zeigen verschiedene Schriftproportionen, Buchstabenformen und Zierelemente. Die niederdeutschen Inschriften des Retabels der Riemer und [Druckseite 39] Beutler (Kat.-Nr. 56) können wohl angesichts vieler ohne Brechung endender Schäfte als die konservativsten gelten.

Die Heiligentituli der Chorschranken von St. Nikolai (Kat.-Nr. 108, A–D, 2. H. oder 4. V. 15. Jh.) sind bereits in der hohen, schlanken Spätform der gotischen Minuskel mit cadellenartigen Versalien ausgeführt. Unter zwei Importstücken, dem Franziskusretabel sowie dem in Antwerpen gefertigten Schnitzretabel (Kat.-Nr. 138, um 1515–1520, Kat.-Nr. 140, um 1520–1525) zeigt das Antwerpener Stück breite Buchstabenformen, die im Kontext der übrigen hier genannten gemalten gotischen Minuskeln fremd anmuten.

Unter zehn Goldschmiedearbeiten mit Inschriften in gotischer Minuskel stellt der Kelch Kat.-Nr. 36 (4. V. 14. Jh.) das mit Abstand früheste Beispiel dar. Obwohl die Buchstaben nur wenige Millimeter groß sind, lassen sie doch erkennen, dass Brechungen konsequent durchgeführt sind. Unter den nachfolgenden Belegen, deren Buchstabenbestand umfangreicher ist als ihesvs auf dem Nodus oder inri102) zu einer Kreuzigungsdarstellung, ist zunächst Kat.-Nr. 96 (1473) zu nennen, der neben einer ebenmäßigen Fertigungsinschrift (A) eine deutlich unsauberer gravierte Warnung vor Diebstahl (B) zeigt. Die einzige in einer ornamentalen, konsequent durchstilisierten Bandminuskel ausgeführte Textinschrift stellt der Eigentumsvermerk A auf dem wenige Jahre jüngeren Kelch Kat.-Nr. 101 (1487) dar. Zwei zu Beginn des 16. Jahrhunderts angefertigte Kelche zeigen Inschriften mit lang gespaltenen Oberlängen und e, dessen Balken zu einem langen, gebogenen Zierstrich reduziert ist (Kat.-Nr. 126, C, 1503; Kat.-Nr. 127, A, 1506). Zuletzt sei auf die ebenmäßig eingeschnitzten gotischen Minuskeln hingewiesen, die Peter Wyhagen 1518 an der Nordempore von St. Nikolai hinterließ (Kat.-Nr. 439, A1).

7.3. Frühhumanistische Kapitalis und (Renaissance-)Kapitalis

Der Begriff ‚frühhumanistische Kapitalis‘ bezeichnet eine Mischschrift, die auf das Formenrepertoire verschiedener Großbuchstabenschriften zurückgeht. Neben kapitalen, runden und unzialen Formen stehen eckige Buchstaben (C, G und O), gelegentlich werden auch Minuskeln und Elemente aus byzantinisch-griechischen Schriften einbezogen sowie besondere Einzelformen geschaffen. Diese Schriftart entstand im Umfeld italienischer Humanisten und wurde im 15. Jahrhundert zunächst auf den Reformkonzilien von Konstanz und Basel im deutschen Sprachraum über Handschriften, später auch über Druckschriften bekannt gemacht. Zeitlich parallel zur gotischen Minuskel wurde sie aufgrund ihres dekorativen Charakters für Inschriften seit dem späten 15. Jahrhundert besonders im sakralen Bereich an Altarretabeln, Heiligenfiguren und Kelchen verwendet. Zum Formenkanon dieser Schrift gehören: epsilonförmiges (zweibogiges) E, retrogrades (spiegelverkehrtes) N, M in der Form des byzantinischen M (dieses in Form eines kapitalen H mit an den Balken angehängtem Mittelschaft) oder als konisches M mit durchgebogenen Schäften und kurzem Mittelteil sowie offenes kapitales D. An Zierformen kommen Ausbuchtungen sowie Nodi und Halbnodi an Schäften, Balken und Schrägschäften vor.

In Stralsund ist die frühhumanistische Kapitalis in wenigen Inschriften belegt, die zwischen dem Ende des 15. und dem Ende des 16. Jahrhunderts entstanden und sich im wesentlichen zunächst auf Kreuzestituli (Kat.-Nr. 102, 1480–1490) und teilweise unvollständig erhaltene Gewandsauminschriften (Kat.-Nr. 103, um 1500, Kat.-Nr. 132, 133, beide 1490–1510, Kat.-Nr. 138, um 1515–1520) beschränken. Eine Ausnahme stellt das Antependium aus dem Birgittenkloster mit einer aufgenähten Inschrift dar (Kat.-Nr. 104, E. 15. Jh.). Die frühhumanistische Kapitalis wurde auch noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf einigen repräsentativen Inschriftenträgern eingesetzt. Die Inschriften auf den Totenschilden für die Bürgermeister Christoph Lorbeer und Nikolaus Steven in St. Nikolai (Kat.-Nr. 172, 173, beide 1555) stammen von demselben Meister und weisen bewusst variierende Buchstabenformen auf. Auch die Kramerzunft wählte für den 1574 an ihrem Gestühl [Druckseite 40] eingeschnitzten Eigentumsvermerk DIT IS DER KRAME[R] ER STO[E]LTE (Kat.-Nr. 189, 1574) noch diese Schriftart.


Die (Renaissance-)Kapitalis ist zwar dem Ideal der antiken Monumental-Kapitalis verpflichtet, deren Buchstaben meist wie mit Lineal und Zirkel konstruiert sind und Linksschrägenverstärkungen, Unterschiede zwischen Haar- und Schattenstrichen, Bogenverstärkungen sowie ausgeprägte Serifen besitzen. Die neuzeitlichen Kapitalisschriften weisen jedoch nur in seltenen Fällen diese strengen Konstruktionsprinzipien auf; sie kommen vielmehr in vielfältigen Erscheinungsformen vor, etwa mit schmalen hohen Buchstaben oder schrägliegend, und erreichen nur selten die Qualität ihres antiken Vorbildes.

Die Renaissance-Kapitalis etabliert sich in Stralsund seit der Mitte des 16. Jahrhunderts103) und wird mit mehr als 500 Belegen weit vor der Fraktur zur beherrschenden Schriftart. In Stein ist die frühe Kapitalis nur schlecht belegt, bei den ersten Beispielen handelt es sich lediglich um Initialen.104) Erst seit den späten 1580er Jahren erlaubt eine größere Dichte von datierten und aussagekräftigen Inschriften eine genauere Betrachtung, die jedoch aufgrund von zeitlichen Lücken im Bestand kein scharf konturiertes Bild entstehen lässt. In erhaben ausgehauener Form kommt die Kapitalis relativ selten, dann aber vor allem in den Jahren um 1600 vor (vgl. etwa Kat.-Nr. 263, 275). Die Mehrzahl der Kapitalis-Inschriften in Stein ist eingehauen, und zwar auf Grabplatten in Form von Besitzvermerken, Bibelzitaten und Devisen. Vereinzelt vielleicht seit dem Ende des 16. Jahrhunderts, verstärkt jedoch seit den späten 1630er Jahren, werden bestimmte Teile dieser Inschriften, neben ANNO der Jahresangabe auch der Name des Eigentümers, in Kapitalis eingemeißelt.105) Als frühes Beispiele sei hier die Grabplatte Kat.-Nr. 292 (1616) genannt sowie die deutlich besser erhaltene Platte Kat.-Nr. 40 (1637), die den Anfang einer dichteren Beispielreihe bildet. Gelegentlich sind, wie bereits das eben genannte Beispiel zeigt, die Versalien dieser Inschriften so ausgeführt, dass deren Schäfte zur Mitte hin Verdickungen und dazwischen einen kleinen Nodus aufweisen, sodass sie wie gedrechselte Säulen aussehen; vgl. auch Kat.-Nr. 382 (1639 o. früher), Kat.-Nr. 420 (1650).106)

Ende der 1580er Jahre herrscht eine relativ schlichte, dünnstrichige Kapitalisform vor, die nahezu quadratische Proportionen (E, M, N, besonders deutlich T) und kleine Sporen zeigt. Die dieser Schriftausprägung zuzuordnenden Grabplatten Kat.-Nr. 210 (1586), Kat.-Nr. 212, 213, 214 (1587), Kat.-Nr. 218 (1588) und Kat.-Nr. 239 (1599 o. früher) stellen möglicherweise Erzeugnisse einer einzelnen Werkstatt dar. In demselben Zeitraum wurden drei weitere, teilweise aufwändig gestaltete Grabsteine bzw. -platten angefertigt, deren Schrift zwar dieselben Proportionen wie die zuvor genannte Gruppe zeigt, die sich jedoch durch zahlreiche Ligaturen und die – wenn auch nicht allzu stark ausgeprägte – Unterscheidung von Haar- und Schattenstrichen davon abhebt: Kat.-Nr. 215, 216 (beide 1587), Kat.-Nr. 229 (1593?, mit Versalien). Besonders ebenmäßige Kapitalisinschriften zeigen auch das Epitaph und der Grabstein für den Bürgermeister Joachim Klinkow. Das Epitaph aus der Werkstatt des Claus Midow (Kat.-Nr. 263, 1601–1602) mit erhabenen lateinischen und der Grabstein mit eingehauenen deutschen Inschriften (Kat.-Nr. 264, 1601–1602?) sind aber wohl nicht derselben Werkstatt zuzuordnen.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden einige Inschriften angefertigt, die N mit leicht geschwungener Schräghaste und die Ziffer 6 mit kleinem eingerollten Bogen aufweisen (Kat.-Nr. 91, 157, beide 1611). Wie schon die Proportionen dieser Inschriften andeutungsweise zeigen, wurden nach dem Beginn des 17. Jahrhunderts auch hochrechteckige Buchstaben und teilweise geschwungene Versalien üblich; vgl. Kat.-Nr. 295 (1618), Kat.-Nr. 28 (1624). Auch die Grabplatten Kat.-Nr. 298 und Kat.-Nr. 299, beide 1620 in derselben Werkstatt angefertigt, gehören zu diesem Schrifttyp. Aussagen über [Druckseite 41] die Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten bis 1650 scheitern daran, dass die Kapitalisanteile von Frakturinschriften in vielen Fällen nur aus dem gestalterisch unspezifischen Wort ANNO bestehen. Wenn (Fragmente von) Kapitalisinschriften nicht näher datierbar sind, wurden sie in den Zeitraum ‚Mitte 16. – Mitte 17. Jahrhundert‘ eingeordnet.107)

Rundes U mit rechtem Schaft, das die vorher durchgängig verwendete Graphie V ersetzt, kommt im Allgemeinen vereinzelt seit den beiden letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, häufiger jedoch erst seit den 1620er Jahren vor. In Stralsund ist diese Form seit dem frühen 17. Jahrhundert gelegentlich nachweisbar, das erste Mal an der Kanzel von St. Nikolai (Kat.-Nr. 280, A, G etc., 1611), wenig später auf Grabmälern (Kat.-Nr. 325, 1630, Kat.-Nr. 351, 1634?, Kat.-Nr. 213, 1638). Daneben bleibt auch noch V-Schreibung gebräuchlich (Kat.-Nr. 292, 1616, Kat.-Nr. 212, 1643). Einen besonderen Fall stellen daher zwei Inschriften am Kramergestühl in St. Nikolai dar, die U mit rechtem Schaft aufweisen (Kat.-Nr. 189, D und E). Möglicherweise sind diese Inschriften jünger als die ebenfalls am Gestühl angebrachte Jahreszahl 1574, zumal paläografische Beobachtungen vermuten lassen, dass das Gestühl über einen längeren Zeitraum und/oder unter Beteiligung mehrerer Hände angefertigt wurde.

Die Renaissance-Kapitalis kommt relativ häufig auch in gravierter und gegossener Ausführung vor. Gravierte Inschriften finden sich vorrangig auf Vasa sacra sowie auf Zunft- bzw. Amtspokalen und -bechern. Die Überlieferung beginnt mit einer Oblatendose (Kat.-Nr. 175, 1558, nur Namensinitialen) und einem nur noch fotografisch dokumentierten Kelch (Kat.-Nr. 176, 1559) aus St. Marien. Das älteste erhaltene Beispiel ist ein Kelch aus dem Hospital St. Jürgen (Kat.-Nr. 207, 1582), der sich keinem Meister zuordnen lässt. Einen größeren Komplex stellen die insgesamt wohl zwölf Goldschmiedearbeiten des Marten Diederich aus den Jahren 1637/1638 sowie 1647 dar. Zwar wurden sechs Objekte der früheren Jahre nicht mit seinem Meisterzeichen (MD in Ligatur) versehen, auf einer Oblatendose jedoch brachte Diederich seinen Namen und den seiner Ehefrau Elsebe Mitzel an (Kat.-Nr. 363). Daher lassen sich diesem Goldschmied auf der Grundlage eines Schriftvergleichs weitere qualitätvolle Inschriften zuordnen, auch wenn diese Objekte teilweise andere oder kein Meisterzeichen tragen.108) Eine 1637 gestiftete Weinkanne und ein Becher der Kleinfuhrleute (Kat.-Nr. 365, 430) lassen Schriftmerkmale am deutlichsten erkennen.

Leuchter und Mörser tragen oft erhabene Kapitalis-Inschriften. Auf einen Mörser des Jahres 1549 (Kat.-Nr. 145) folgen drei Wandleuchter der 1570er und frühen 1580er Jahre (Kat.-Nr. 192, 196, 204). Abgesehen von der Kapitalis des Marten Diederich weisen die Metallinschriften kaum spezifische Merkmale auf. Die für Steininschriften sichtbare Neigung zu schlankeren Buchstabenproportionen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts scheint in Metall nicht wirksam zu werden. Hinsichtlich einer professionellen, ästhetisch gelungenen Ausführung sind vor allem – neben den bereits erwähnten Inschriften des Marten Diederich – zwei Kronleuchter (Kat.-Nr. 337, 1633, Kat.-Nr. 414, 1649) und der von Johannes Staude angefertigte Becher der Schiffer-Compagnie (Kat.-Nr. 314, 1627) zu nennen. Ihnen stehen relativ unebenmäßig gravierte oder gegossene Erzeugnisse gegenüber, so Kat.-Nr. 204 (1598), Kat.-Nr. 268 (1604), Kat.-Nr. 291 (1616) Kat.-Nr. 294 (1617) und Kat.-Nr. 413 (1649). Eine ungewöhnliche, weil gestempelte Inschrift weist der 1621 angefertigte Pokal des Baderamtes auf (Kat.-Nr. 301, A).

Nahezu alle gemalten Kapitalis-Inschriften liegen nicht mehr in ihrer ursprünglichen Ausführung, sondern als spätere, vielfach (lange) nach 1650 angefertigte Erneuerungen vor.109) Ausnahmen unter den längeren Textinschriften stellen lediglich die Beischriften zu den herzoglichen Wappen aus dem Rathaus (Kat.-Nr. 178, 1566) und das Epitaph für Hinrik Swerin (Kat.-Nr. 223, 1591 und 1602) sowie zwei Glasmalereien dar (Kat.-Nr. 286, 1612, Kat.-Nr. 397, 1644).

7.4. Fraktur

Die Fraktur hatte sich im Umkreis Kaiser Maximilians I. aus spätgotischen Kanzleischriften entwickelt und wurde aus Buch- und Druckschriften des frühen 16. Jahrhunderts in die epigrafische Produktion übernommen. Die inschriftliche Ausprägung der Fraktur zeichnet sich durch Schwellzüge und Schwellschäfte sowie die spitzovale Form geschlossener Bögen aus. Die Schäfte von f und Schaft-s reichen unter die Grundlinie, die Oberlängen enden nicht stumpf, sondern gespalten, ausgezogen, mit Zierformen etc. Es kommt sowohl einstöckiges als auch doppelstöckiges a vor.

Die Übergangsperiode von der gotischen Minuskel zur Fraktur, mit der etwa ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in Form von Mischschriften zu rechnen wäre, ist in Stralsund nur sehr schlecht belegt.110) Hingegen stehen für die spätere Zeit anders als in Greifswald unter etwa 150 Fraktur-Inschriften genügend datierte, in aller Regel jedoch nicht unbeschädigt erhaltene Beispiele zur Verfügung, die ausgewertet werden können. Erste Frakturelemente in Form einzelner Versalien sind seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu beobachten (Kat.-Nr. 169, 1552; Kat.-Nr. 164, 2. V. 16. Jh.). Einen schon stärkeren Frakturcharakter zeigen die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführten, aber unterschiedlich gestalteten Grabplatteninschriften Kat.-Nr. 83 (B, 1573 o. früher) und Kat.-Nr. 50 (1587, B). Für die folgenden Jahrzehnte lassen sich unter den in Stein gehauenen Frakturinschriften aufgrund gemeinsamer Schriftmerkmale drei Gruppen ausmachen.

Die erste Inschriftengruppe wird in den Jahren kurz vor und nach 1600 greifbar. Die verwendete, zunächst erhaben ausgeführte Fraktur-Mischschrift zeigt deutliche Schwellzüge an Schaft-s, dessen Bogenenden stark verbreitert sind. Solchermaßen ist auch das lange d-Bogenende gestaltet. r, mit einem langen senkrechten Zierstrich versehen, und n mit gebrochenen Schaftenden weisen noch auf die gotische Minuskel hin. Zu dieser Gruppe gehören etwa die Grabplatten Kat.-Nr. 229 (A, 1593?) und Kat.-Nr. 262 (1602),111) auf denen ein ausgehauener Eigentumsvermerk, eine eingehauene Jahreszahl und ein Wappenschild (auch konturiert gearbeitet) mit Hausmarke zu sehen sind. Dieselben Schriftmerkmale zeigt auch eine Anzahl eingehauener Inschriften, so Kat.-Nr. 241 (B, 1604) sowie Kat.-Nr. 231, 265 A (beide 1603), Kat.-Nr. 251 (1607) sowie Kat.-Nr. 285 (A, 1612); bei der zuletzt genannten Katalognummer handelt es sich um das jüngste Beispiel dieser Gruppe.

Als frühester Beleg für voll entwickelte Fraktur kann neben dem Fragment Kat.-Nr. 259 (1601) die besonders flüssig wirkende Fraktur mit charakteristischen s-Formen auf dem Epitaph für Joachim Klinkow (1601–1602) gelten. Dieses Denkmal stellt einen Sonderfall in der Stralsunder Überlieferung dar, weil es als einziges wohl auf den Bildhauer Claus Midow und/oder seine Werkstatt zurückgeht.112)

Eine weitere Inschriftengruppe lässt sich seit den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts greifen. Ihre voll entwickelte, eingehauene Frakturform ist durch zahlreiche s-förmige Zierbögen und Zierschleifen in Form einer liegenden 8 an Ober- und Unterlängen von Gemeinen und Versalien gekennzeichnet; deren Vorbilder sind in Fraktur-Auszeichnungsschriften des Buchdrucks zu suchen.113) Schaft-s weist einen großen Oberlängenbogen auf. Weiterhin sind – wohl zunächst an Versalien, dann auch an Gemeinen – zackenförmige Verstärkungen zu beobachten (vgl. Kat.-Nr. 330, 1630 o. später; Kat.-Nr. 262, 1636). Die zuletzt genannte Grabplatte zeigt bereits die später mehrfach vorkommende Kombination mit Kapitalis, meistens für die Datumsangaben (vgl. etwa Kat.-Nr. 40, C, 1637; Kat.-Nr. 378, 1639; Kat.-Nr. 395, 1643; Kat.-Nr. 285, 1649) oder auch mit Majuskelversalien der Fraktur [Druckseite 43] (Kat.-Nr. 369, 1638; Kat.-Nr. 385, A u. B, 1640; Kat.-Nr. 386, C, 1640; Kat.-Nr. 399, 1645; Kat.-Nr. 419, 1650). Die aufwändigsten und am besten erhaltenen Beispiele dieser Gruppe sind Kat.-Nr. 394 (1643) und die beiden Steine aus dem Beinhaus von St. Nikolai (Kat.-Nr. 416, 1649). Da sich diese Frakturform mit zackenförmigen Verstärkungen auch noch einige Zeit nach 1650 nachweisen lässt, wurden die solchermaßen ausgeführten Inschriften, die keine weiteren Datierungskriterien bieten, in das zweite bis dritte Drittel des 17. Jahrhunderts datiert.

In einen engen Zusammenhang mit der eben beschriebenen Gruppe gehören auch drei der Bauinschriften am Heilgeisthospital aus den Jahren 1643 und 1647 (Kat.-Nr. 392, 393, 403) sowie eine leicht verwitterte Grabplatte in St. Nikolai (Kat.-Nr. 387, 1640), vielleicht auch eine vierte Bauinschrift an Heilgeist, Kat.-Nr. 361 (1637). Diese Inschriften sind erhaben ausgehauen und weisen zahlreiche vergleichbare Formendetails, so etwa kleine Anschwünge an den Bogenansätzen von h, m und n, sowie Majuskel-Frakturversalien auf. Diese und die Zierschleifen an Buchstabenoberlängen, die oft in Form einer liegenden 8 ausgeführt sind, erinnern an die zuvor bereits beschriebene Gruppe eingehauener Inschriften.

Auf den ersten Blick bietet der Stralsunder Inschriftenband nicht nur Fraktur in Stein, sondern auch eine größere Anzahl von vierzehn Objekten mit gemalten Frakturinschriften. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich indes vor allem um schlecht erhaltene oder nicht datierte Beispiele, so etwa eine Sammelbüchse im Stralsund Museum (Kat.-Nr. 228, 1593). Inschriften, die besser oder unbeschädigt erhalten zu sein scheinen, wurden überarbeitet oder erneuert und sind daher nicht für eine paläografische Auswertung geeignet. Dies gilt zunächst für das in großer Höhe aufgehängte Epitaph für Margarete Schermer (Kat.-Nr. 180, A) aus dem Jahr 1567. Auch die Frakturinschrift am Portal der 1611 errichteten Kanzel von St. Nikolai (Kat.-Nr. 280, G) wurde erneuert. Ungewöhnlich an den Inschriften der Kanzel von St. Jakobi (Kat.-Nr. 315, 1627, 1635) ist, dass sie einige Kürzungen aufweisen. Beide Kanzeln entstanden über einen längeren Zeitraum, weshalb sich viele Inschriften nicht eindeutig einer bestimmten Arbeitsphase zuordnen lassen. Keine Überarbeitungsspuren zeigen nur die zeitlich folgenden Inschriften an den Laden der Bader und Wundärzte (Kat.-Nr. 346, 1634), der Stallbrüder (Kat.-Nr. 368, 1637) und der Schifferbrüder (Kat.-Nr. 377, 1639). Wohl im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts wurden die Inschriften auf einem Gemälde in St. Nikolai erneuert (Kat.-Nr. 426). In die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts gehört schließlich auch der Schalldeckel der Kanzel in Voigdehagen (Kat.-Nr. 433) mit einer erhaben geschnitzten Inschrift.

7.5. Humanistische Minuskel

Die Formen der karolingischen Minuskel aufgreifend entstand gegen Ende des 14. Jahrhunderts unter dem Einfluss italienischer Humanisten in Abwendung von den gebrochenen Formen der gotischen Schriften eine Buchschrift, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch als Druckschrift (Antiqua) rezipiert wurde. Diese sogenannte humanistische Minuskel kommt in Inschriften seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor. Charakteristika sind runde Bögen, ohne Brechung endende Schäfte sowie auf der Grundlinie endendes f und Schaft-s, d mit senkrechtem Schaft, g mit geschlossener oberer Bogenlinie, h ohne Bogenverlängerung unter die Grundlinie. Serifen an Schaftenden sind möglich. Bei der rechtsgeneigten humanistischen Minuskel können die Schäfte von f und Schaft-s unter die Grundlinie reichen. Die Tendenz zur Serifenbildung ist geringer ausgeprägt als in der aufrechten Ausführung.

Die ältesten, gemalten Beispiele für diese Schriftart, die sich in Stralsund auf dreißig Objekten nachweisen lässt,114) wurden dem gelehrten Funktionszusammenhang der humanistischen Minuskel entsprechend auf zwei Porträts Philipp Melanchthons angebracht, Kat.-Nr. 188 (1560–1573) und Kat.-Nr. 202 (um 1570–1580), letzteres aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. J.115) Jüngere und dabei [Druckseite 44] gar nicht oder nur geringfügig erneuerte, ebenfalls gemalte Inschriften zeigt das große Epitaph für den Bürgermeister Lambert Steinwich (Kat.-Nr. 366, 1637).

In Stein und auf Goldschmiedearbeiten kommt die humanistische Minuskel nur sehr selten und erst seit den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts vor. Das Epitaph für Margarete Simon (Kat.-Nr. 325, 1630) zeigt teilweise rechtsgeneigte Schrift und stammt wahrscheinlich aus derselben Werkstatt wie die Grabplatte Kat.-Nr. 329 (um 1630?). Als interessante Beispiele für die sprachlich-funktionale Differenzierung von deutschen und lateinischen bzw. latinisierten Wörtern anhand der Schriftart, wie sie aus Druckschriften bekannt ist, können Kat.-Nr. 330 (1630 o. später) und Kat.-Nr. 394 (1643) stehen. In den überwiegend in Fraktur eingehauenen Inschriften sind einzelne als lateinisch verstandene Wörter (Chirvrgij, Prouisorn) in humanistischer Minuskel ausgeführt.116) Der Goldschmied Marten Diederich schließlich bediente sich für zwei deutsche Inschriften auf zwei Vasa sacra in Kombination mit Kapitalis dieser Schriftart, hier in einer leicht kursiven Variante. Während auf einer von ihm und seiner Ehefrau gestifteten Oblatendose (Kat.-Nr. 363, 1637) der überwiegende Teil der Inschrift so graviert ist, wurde in einer Inschrift des folgenden Jahres die Minuskel lediglich für die Datierung gewählt (Kat.-Nr. 116, 1638).

Zitationshinweis:

DI 102, Stralsund, Einleitung, 7. Schriftarten (Christine Magin), in: inschriften.net, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di102g018e009.

  1. Vgl. DI 77 (Greifswald), S. 39f. »
  2. Im Einzelnen wären für das Land Mecklenburg-Vorpommern die Grabplatte für Bischof Rudolf I. von Schwerin im dortigen Dom zu nennen, die nach dessen Tod 1262, aber wohl noch vor 1314 angefertigt wurde, weiterhin zwei aus Tonfliesen gebildete Mosaik-Grabplatten für Angehörige des mecklenburgischen Fürstenhauses im Doberaner Münster (um 1329); zu den Grabmälern in Doberan befindet sich eine Studie der Autorin im Druck. Auch im heutigen Niedersachsen lassen sich frühe gotische Minuskeln nachweisen. Eine umfassendere Betrachtung müsste nicht nur diese Beispiele, sondern auch den Inschriftenbestand der Stadt Lübeck einbeziehen. »
  3. Vgl. dagegen die ältere v-Form mit schrägen Hasten in Kat.-Nr. 16, 1. H. 14. Jh. »
  4. Diesem für Stralsund erhobenen Befund entspricht die für Greifswald gemachte Beobachtung, dass bis in die 1420er Jahre noch einzelne Buchstaben ohne Schaftbrechungen vorkommen; vgl. DI 77 (Greifswald), S. 42f. »
  5. Vgl. zur Spätform der gotischen Minuskel DI 77 (Greifswald), Einleitung, S. 43f. »
  6. Zu dieser späten Sonderform vgl. auch DI 77 (Greifswald), Einleitung, S. 46»
  7. Es handelt sich dabei um die Grabplatten Kat.-Nr. 152, 153, 154, 155, 157 und den Grenzstein Kat.-Nr. 149»
  8. Dies gilt in besonderem Maße für die umfangreichen Gewölbemalereien in St. Marien (Kat.-Nr. 43, 1411 o. später) und im sog. Remter des Dominikanerklosters (Kat.-Nr. 107, 2. H. 15. Jh.). »
  9. Auch die Kelche Kat.-Nr. 126, B, und Kat.-Nr. 127, C und D, weisen Bandminuskeln auf, die jedoch jeweils nur aus wenigen Buchstaben bestehen. »
  10. Um diese Zeit wird die Kapitalis auch in Greifswald üblich; vgl. DI 77 (Greifswald), S. 41»
  11. So etwa Kat.-Nr. 147 (1550), 171 (1553), 181 (1568). »
  12. Zur vielleicht häufigeren Ausführung der Besitzernamen nicht in Kapitalis, sondern in Frakturversalien vgl. unten, Kap. 7.4»
  13. Diese Gestaltungsweise ist auch noch nach 1650 (Kat.-Nr. 156, 1657) und sogar noch im 18. Jh. gebräuchlich (Kat.-Nr. 385, 1702, hier jedoch schon ziemlich plump). »
  14. Einen ergänzenden sprachhistorschen Datierungshinweis bieten Kapitalis-Inschriften mit niederdeutschen Formen (vgl. dazu oben, Kap. 6), die in den Zeitraum ‚3. Drittel 16. – 1. Drittel 17. Jahrhundert‘ eingeordnet wurden. »
  15. Inschriften des Marten Diederich auf Objekten mit anderen Meisterzeichen: Kat.-Nr. 362, 365 (1637); Objekte ohne Meisterzeichen: Kat.-Nr. 364, Kat.-Nr. 116, 376 (beide 1638). »
  16. Zu den Porträts der Superintendenten vgl. oben, Kap. 3.1.1, allgemein zu den Epitaphien oben, Kap. 5.1.2»
  17. Auf der Grundlage des jeweiligen Mischungsverhältnisses haben sich für diese in Stein ausgeführten Mischschriften zwischen gotischer Minuskel und Fraktur die Bezeichnungen ‚gotische Minuskel mit Elementen der Fraktur‘, ‚Mischschrift aus gotischer Minuskel und Fraktur‘ sowie ‚Fraktur mit Elementen der gotischen Minuskel‘ als brauchbar erwiesen. »
  18. Auch die etwas älteren, schlechter erhaltenen Inschriften Kat.-Nr. 233 (1597), Kat.-Nr. 229 (1590–1599?), Kat.-Nr. 79 (1601), Kat.-Nr. 160 (B, 1604) und Kat.-Nr. 271 (1605) sind dieser Gruppe zuzuordnen. »
  19. Zur Schriftbeschreibung vgl. den Kommentar zu Kat.-Nr. 263»
  20. Vgl. etwa schon für das 16. Jahrhundert zwei Belege bei Kapr, Fraktur, S. 33 (Ehrenpforte für Kaiser Maximilian, 1518), S. 50 (Schreibmeisterbuch des Johann Neudörffer, 1519). »
  21. Die meisten Belege für die humanistische Minuskel sind gemalt und stammen aus den Jahren nach 1650. Trotz ihrer späten Entstehungszeit wurden diese Inschriften bearbeitet, wenn es Indizien dafür gibt, dass es sich um wortidentische Erneuerungen von Inschriften handelt, die vor 1650 angefertigt wurden. »
  22. Das zu diesem Melanchthon-Porträt gehörende Gegenstück mit einer Darstellung Martin Luthers weist ebenfalls eine Minuskelinschrift auf, ist aber gegenwärtig nicht zugänglich (Kat.-Nr. 203). »
  23. Für das Wort Atmiral wurde dieses Verfahren auch auf der Lade der Schiffer-Compagnie (Kat.-Nr. 377, A und B, 1630) gewählt. »