Die Inschriften der Stadt Darmstadt und der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau

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1. Geleitwort, Vorbemerkung und Benutzungshinweise

Geleitwort

Einer Quellenedition nicht nur die Einleitung des Editors mit allerlei Vorbemerkungen und Benutzungshinweisen sowie historischen Darlegungen über die Fundorte der Quellen und ihre Beschaffenheit, sondern auch ein Geleitwort aus ganz anderer Feder voranzustellen, ist ein alter Brauch und hat seinen guten Sinn. Häufig neigt ja der Editor trotz berechtigten Stolzes auf sein Werk doch dazu, bescheiden dessen allgemeine Bedeutung zu bezweifeln. Dem aber muß hier ganz entschieden widersprochen werden.

Mit dem nun vorliegenden Inschriftenband wird dem Land Hessen der vierte Editionsband seiner epigraphischen Schätze geschenkt. Einige wichtige Regionen des Landes sind damit erfaßt und ihre epigraphischen Quellen können als Grundlage weiterer Forschungen dienen. Der Editionsband widmet sich einem relativ großen und heterogenen Gebiet, in dem sich die historische Entwicklung in vielen Bereichen wie der Regional- und Personengeschichte oder der Kunst- und Schriftgeschichte oft nur schwer nachzeichnen läßt. Gerade darum gebührt dem Bearbeiter allergrößter Dank für seine entsagungsvolle und exakte Arbeit, bei der er weder die mühevolle Sammlung der Inschriften, noch ihre schwierige Entzifferung oder die oft zeitaufwendige Auseinandersetzung mit den Texten gescheut hat. Welchen Gewinn man aus der Edition ziehen kann, muß der Benutzer jeweils für seinen Bereich feststellen.

In den Dank an den Bearbeiter und Editor muß der Photograph der Mainzer Arbeitstelle, Herr Thomas G. Tempel, für die Herstellung der Photos und die Bearbeitung des Abbildungsteils ebenso eingeschlossen werden wie die Herren Dr. Rüdiger Fuchs und Dr. Eberhard J. Nikitsch für ihre kollegiale Mithilfe. Nicht minder gebührt der Druckerei und dem Verlag geziemender Dank, nicht zuletzt dem Bund und dem Land Hessen als Geldgeber und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, als jener Institution, die auch diesem Groß- und Langzeitunternehmen der Inschriftenedition für die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ihre Protektion angedeihen läßt.

Mainz, im Juni 1999

Harald Zimmermann

Vorsitzender der Mainzer Inschriften-Kommission

Vorwort

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Darmstadt und der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau bis zum Jahr 1650. Er wurde in den Jahren 1995 bis 1999 im Auftrag der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz erstellt. Dabei konnte für Groß-Umstadt auf das Material einer 1992 durchgeführten Sicherheitsverfilmung zurückgegriffen werden. Die Sammlung des Materials erwies sich als schwierig, da für den alten Landkreis Darmstadt kein Kunstdenkmalinventar und für den Landkreis Groß-Gerau weder eine Denkmaltopographie noch ein Kunstdenkmalinventar vorliegen. Bei der geringen Dichte an Vorarbeiten ist es nicht verwunderlich, daß der Katalog mit 108 Ersteditionen eine Fülle bislang unbekannten Materials bieten kann.

Ein Band, in dem sich so viele Probleme und Fragestellungen kristallisieren, kann nicht ohne vielfältige Unterstützung und Hilfe erarbeitet werden. Es ist mir deshalb eine überaus angenehme Pflicht, den zahlreichen Förderern, die hier oder an entsprechender Stelle im Katalog genannt werden, zu danken. Stellvertretend für die Institutionen und Einzelpersonen, die mir nach Kräften geholfen haben, möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen an alle Pfarrer, Pfarrsekretärinnen und Küster, die mir geduldig immer wieder auch zu unpassenden Zeiten ihre Kirchen öffneten, an das Hessische Staatsarchiv Darmstadt, an den Leiter des Stadtarchivs Darmstadt, Dr. Peter Engels, sowie an die Herren Hans Dörr (Dieburg), Dr. Volker Ilgen (Schloßmuseum Darmstadt), Rudolf Kunz † (Jugenheim) und Jörg Poettgen (Overath). Herr Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola hat mir einmal mehr wertvolle Hilfe bei der Identifizierung von Handwerkszeichen sowie beim Aufspüren schwer auffindbarer Inschriftenträger geleistet. Prof. Dr. Falk Krebs (Darmstadt) fertigte in bewährter Qualität die Tafeln der Steinmetz- und Meisterzeichen.

Herr Dr. Harald Drös von der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften war immer wieder Ansprechpartner bei kniffligen Wappenproblemen. Er sah zudem das ganze Manuskript sorgfältig durch und steuerte wichtige Korrekturen, Ergänzungen und Anregungen bei.

Frau Christine Göhring, der Lektorin der Mainzer Akademie, danke ich für ihre Hilfe bei der technischen Herstellung.

Zu besonderem Dank bin ich den Kollegen der Mainzer Arbeitsstelle verpflichtet. Herr Thomas G. Tempel sorgte nicht nur in bewährter Weise für hervorragende Photos, sondern ihm sind auch die digitale Bearbeitung und das Layout des Abbildungsteils zu verdanken. Frau Gepa Spitzner las das ganze Manuskript akribisch Korrektur und war zudem unermüdliche Ratgeberin bei kunsthistorischen Fragen. Herr Dr. Eberhard J. Nikitsch stand zu jeder Zeit als Ansprechpartner für die unterschiedlichsten Probleme zur Verfügung und las das Manuskript Korrektur. Seine Verbesserungsvorschläge und Anregungen flossen in vielfältiger Weise in den Band ein. Die größten Verdienste um dieses Buch erwarb sich jedoch Dr. Rüdiger Fuchs. Er betreute seinen ganzen Werdegang, setzte sich immer wieder zeitintensiv mit vielen Problemen auseinander und unterzog die einzelnen Lesungen sowie das ganze Manuskript einer kritischen Überprüfung. Viele der hier präsentierten Ergebnisse wären ohne seine Hilfe und ohne unsere intensiven Diskussionen nicht denkbar.

Der abschließende Dank gebührt Herrn Prof. Dr. h. c. Dr. Dr. Harald Zimmermann (Tübingen) als Vorsitzendem der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur • Mainz. Durch seinen stetigen Einsatz für die Belange der Arbeitsstelle und sein förderndes Interesse an ihrer Arbeit schuf er die besten Bedingungen für die Entstehung dieses Bandes.

Mainz, im Juni 1999

Sebastian Scholz

VORBEMERKUNGEN UND BENUTZUNGSHINWEISE

Die Inschriften der Stadt Darmstadt und der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau wurden nach den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften bearbeitet. Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Darmstadt und der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau in ihren heutigen Grenzen bis zum Jahr 1650. Diese für das Inschriften-Unternehmen allgemein vorgegebene Zeitgrenze erschien insofern sinnvoll, als die Inschriftenproduktion im Bearbeitungsgebiet, soweit sich dies nach der oft unbefriedigenden Überlieferungssituation feststellen ließ, aufgrund der Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges etwa ab der Mitte des 17. Jahrhunderts bis um 1680 stark eingeschränkt war. Inschriften aus der Zeit vor 1650, deren Träger nachweislich erst später in das Bearbeitungsgebiet gelangten, wurden nicht berücksichtigt.

Aufgenommen wurden alle zugänglichen erhaltenen Inschriften mit ihren Trägern. Nur noch in Abschriften, in Nachzeichnungen, in Drucken oder auf Photos überlieferte Inschriften, die heute verschollen oder verloren sind, wurden ebenfalls ediert.1)

Die Edition beschränkt sich auf jene Inschriften, die nicht Gegenstand von Spezialdisziplinen wie z. B. der Sphragistik und der Numismatik sind.2) Außerdem wurde auf die Aufnahme von Inschriften verzichtet, deren Buchstaben aufgrund ihres mangelhaften Erhaltungszustandes nicht mehr eindeutig bestimmt werden konnten.3)

Ausgeschlossen blieben nach wie vor die Inschriften aus dem jüdischen Kulturkreis sowie Runen, Steinmetz- und Meisterzeichen, Hausmarken, Goldschmiede- und Beschauzeichen, Monogramme und Einzelbuchstaben, sofern sie nicht in Verbindung zu einer Inschrift stehen. Singulär vorkommende Jahreszahlen wurden nur unter bestimmten Bedingungen aufgenommen.4) Wenn mehrere Jahreszahlen an einem Standort vorhanden waren, wurden sie in einer Sammelnummer zusammengefaßt und unter der frühesten Jahreszahl im Katalog eingeordnet. Die Grenz- und Gütersteine wurden ebenfalls in einer Sammelnummer zusammengefaßt und außerhalb der chronologischen Reihenfolge am Ende des Katalogs plaziert.

Der Katalog ist chronologisch aufgebaut. Seine Artikel gliedern sich in der Regel nach folgendem Schema:

In der Mitte der Kopfzeile steht der Standort der Inschrift. Bei erhaltenen Inschriften wird immer der letztbekannte Standort angegeben.

1 Links in der Kopfzeile steht die fortlaufend gezählte Katalognummer.
Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften.
(†) Befinden sich innerhalb einer Nummer erhaltene und nichterhaltene Inschriften, steht das Kreuz in Klammern.
1400 Die Datierung am rechten Rand der Kopfzeile gibt, sofern feststellbar, das Entstehungsjahr der Inschrift an, das nicht immer mit dem Entstehungsjahr des Trägers identisch sein muß. Bei Grabinschriften wird von einer Herstellung im Todesjahr ausgegangen, falls keine Hinweise auf eine andere Datierung vorliegen. Entstanden die Inschriften eines Trägers zu [Druckseite XII] unterschiedlichen Zeiten, so werden die Entstehungsjahre in chronologischer Reihenfolge und durch Kommata getrennt angegeben.
Bei einer zufälligen Wiederverwendung des Trägers werden die Inschriften getrennt und unter Verweis auf den Träger unter dem jeweiligen Entstehungsjahr eingeordnet, bei einer bewußt konzipierten Wiederverwendung werden sie gemeinsam unter der frühesten Inschrift ediert. Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wurde durch paläographische Untersuchungen der Schrift, durch die Heranziehung historischer Zeugnisse oder mit Hilfe stilistischer Merkmale des Trägers so genau wie möglich bestimmt. Diese Inschriften sind jeweils am Ende des in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet.
1400? Unsichere Datierungen sind mit einem Fragezeichen versehen.

Der auf die Kopfzeile folgende Absatz beginnt mit der Benennung von Inschriftenart und Inschriftenträger. Er gibt Informationen zum Material, zum Erhaltungszustand, zur Ikonographie, zur Position der Inschriften am Träger und zu ihrer Ausführung. Außer bei der Blasonierung der Wappen erfolgen die Beschreibungen immer vom Blickpunkt des Betrachters aus.

Bei nichtoriginal überlieferten Inschriften wird die Quelle der Textwiedergabe genannt. Am Schluß des Abschnitts stehen die Maßangaben (in cm) des Inschriftenträgers und der Buchstaben (wenn möglich am klein- bzw. großgeschriebenen N gemessen) und die genaue Schriftbezeichnung. Am Rand steht die zugehörige Nummer der im Tafelteil wiedergegebenen Abbildung.

Bei der Wiedergabe der Inschriftentexte werden folgende Zeichen verwendet:

A, B, C Mehrere Inschriften an demselben Träger werden durch Großbuchstaben unterschieden.
A† Ein Kreuz hinter dem Buchstaben kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften. wenn sich innerhalb einer Nummer erhaltene und nichterhaltene Inschriften befinden.
/ Ein Schrägstrich markiert das reale Zeilenende auf dem Träger. Die Texte werden fortlaufend wiedergegeben, wenn es sich nicht um metrische Inschriften handelt. Diese sind versweise angeordnet.
// Doppelte Schrägstriche kennzeichnen den Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld.
( ) Abkürzungen werden unter Auslassung des Kürzungszeichens in runden Klammern aufgelöst.
NE Unter die Zeile gesetzte Bögen kennzeichnen Ligaturen. Andere Buchstabenverbindungen sind nicht am Text gekennzeichnet. Sie werden in der Schriftbeschreibung erläutert.
[ ] Eckige Klammern machen Textverlust, nicht mehr sicher lesbare Stellen, Konjekturen des Bearbeiters und Ergänzungen aus nichtoriginaler Überlieferung kenntlich.
[....] Ist bei Textverlust eine Ergänzung nicht möglich, stehen in den Klammern Punkte auf der Zeile. Sie zeigen bei geringen Verlusten in etwa den Umfang des verlorenen Teils an.
[. . .] Ist die Länge einer Fehlstelle ungewiß, werden stets nur drei durch Spatien getrennte Punkte gesetzt.
<. . .> Bei der Herstellung der Inschrift absichtlich freigelassene Stellen – etwa für später nachzutragende Sterbedaten – sind mit spitzen Klammern kenntlich gemacht, die entweder Punkte oder den tatsächlichen Nachtrag enthalten.
= Worttrennstriche an Zeilenenden und -anfängen originaler Inschriften sind durch Doppelstriche wiedergegeben.
Änderung in der Onlineversion

Nicht Bögen, sondern Striche unter der Zeile (Unterstreichungen) bezeichnen Buchstabenligaturen.

Bei erhaltenen Inschriften wird der erkennbare Buchstabenbestand wiedergegeben. Nichtoriginale Überlieferung wird nur dann buchstabengetreu mit Kennzeichnung der Kürzungen ediert, wenn dem Gewährsmann eine textgetreue Übernahme zuzutrauen ist. Andernfalls werden in lateinischen Texten die Worte nach Wörterbuch normalisiert und die Eigennamen groß geschrieben. Deutsche Texte werden der Vorlage entsprechend übernommen. In beiden Fällen werden eventuell vorhandene Kürzungen nicht vermerkt.

Dem Text der Inschrift folgen gegebenenfalls eine Übersetzung, die Auflösung des Datums, die Nennung der am Träger befindlichen Wappen und die Angabe des Versmaßes oder der Reimform. Um die Abstammungslinien deutlicher zu machen, wird bei der Anordnung der Wappen folgendermaßen verfahren: Zunächst wird das Hauptwappen genannt, dann werden jeweils durch einen Strichpunkt getrennt die Wappen der linken, dann die der rechten Seite aufgeführt. In der Literatur nicht nachweisbare oder nur selten vorkommende Wappen werden in den Anmerkungen blasoniert.

Der Kommentarteil enthält Erläuterungen zum paläographischen Befund, zu philologischen Besonderheiten, zu den genannten Personen, zu historischen Hintergründen und unter Umständen zur [Druckseite XIII] kunsthistorischen Einordnung des Trägers. Die Schriftbeschreibungen richten sich nach der „Terminologie zur Schriftbeschreibung”.5)

Der Anmerkungsapparat ist in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen unterteilt. Die Buchstabenanmerkungen enthalten textkritische Angaben wie etwa Textvarianten in der Parallelüberlieferung, orthographische Besonderheiten und unsichere Lesarten. Die Ziffernanmerkungen umfassen Zitat- und Literaturnachweise sowie ergänzende Bemerkungen zum Kommentar.

Das Literaturverzeichnis am Schluß der Katalognummern nennt die wichtigsten Überlieferungen des Inschriftentextes in chronologischer Reihenfolge.

Zitationshinweis:

DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Einleitung, 1. Geleitwort, Vorbemerkung und Benutzungshinweise (Sebastian Scholz), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06e001.

  1. Flurdenkmäler, insbesondere Grenzsteine, wurden aufgrund ihrer oft problematischen Standorte nur dann berücksichtigt, wenn sie entweder in situ angetroffen wurden oder auf Karteikarten verzeichnet oder in der Literatur behandelt worden waren. »
  2. Vgl. Kloos, Einführung 2. »
  3. Vgl. dazu Einleitung Kap. 6. »
  4. Vgl. Einleitung Kap. 6. 2. »
  5. DI Terminologie passim. »