Die Inschriften des Regensburger Doms (I)

6. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

In einer Zusammenschau der vorhandenen Inschriftendenkmäler kommen die Bearbeiter dieses Bandes letztlich zu dem Ergebnis, dass sich für den Dom – hier freilich häufig nicht mehr am originalen Standort – und den Domkreuzgang ungewöhnlich viele Inschriftendenkmäler, nämlich nahezu 75%, erhalten haben. Für den Domfriedhof trifft dies, wie oben beschrieben, nicht zu. Dennoch kann der gesamte Bestand, wie er sich im zu bearbeitenden Zeitraum geboten hatte, nur unter Einbeziehung der kopialen Überlieferung rekonstruiert werden181).

Die Existenz, das Aussehen und die Standorte der Inschriftendenkmäler sind häufig nur aus der Überlieferung der Inschriftensammlungen bekannt, in denen, freilich von den unterschiedlichsten Intentionen geleitet, Inschriften erfasst und niedergeschrieben wurden.

Der Zeitraum der schriftlichen Überlieferungen reicht vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert hinein. Die Quellenlage kann als relativ gut bezeichnet werden.

Handschriftliche Überlieferung

Die älteste Sammlung geht auf den Regensburger Ratsherren und Ratsschreiber Elias Eppinger (1563–1625) zurück182). Das Manuskript MsR 371 (zitiert: Eppinger) gelangte als Geschenk des Grafen Hugo von Walderdorff im Jahre 1898 in den Besitz des Historischen Vereins Regensburg und wurde dort erstmals gebunden183). Die Bestände des Historischen Vereins werden heute im Archiv der Stadt Regensburg verwahrt.

Die Handschrift umfasst Aufzeichnungen von Inschriften der Domkirche, des Domkreuzganges und des Domfriedhofes; der von Walderdorff vorgenommenen Paginierung zufolge, nach der sich auch die Bearbeiter richten184), beginnen sie mit Seite 5 und enden mit 34. Auch hier handelt es sich um eine doppelte Ausführung des Verfassers, die allerdings, anders als bei den Aufzeichnungen für die Minoritenkirche und das Kloster zusammengebunden ist185).

Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die letzten acht Blätter der Handschrift Vorortabschriften186).

Die gesamte Handschrift zeichnet sich vor allem durch ziemlich genaue Angaben der Standorte der Inschriftendenkmäler aus. Die Abschriften selbst sind sehr klein und oft fehlerhaft und nicht vollständig. Wenn vorhanden, zeichnet Elias Eppinger auch jeweils die zur Inschrift gehörigen Wappen ab.

Wenig Aufmerksamkeit schenkte der Verfasser den Inschriften in der Domkirche. Am Beginn der Handschrift finden sich 20 Wappen, die er in den Glasfenstern sowohl im Chor als auch in den südlichen und nördlichen Seitenschiffen vorfand. Inschriften zu diesem Standort sind insgesamt nur acht transkribiert, für den Zeitraum bis 1500 lediglich vier.

Umso intensiver widmete sich Elias Eppinger dem Domkreuzgang. Für den östlichen und westlichen Teil des Südflügels überliefert der Kopist insgesamt 57 Inschriften. 40 fallen in den Bearbeitungszeitraum bis 1500. Für die beiden Seiten des Kreuzgangnordflügels transkribierte der Ratsherr insgesamt 27 Inschriften, davon 12 bis in das Jahr 1500.

Nur zwei Grabinschriften fand Elias Eppinger im Ostflügel des Kreuzganges, die beide in das 15. Jahrhundert datiert sind.

Erst ab dem 16. Jahrhundert finden sich bei Eppinger im Westflügel des Kreuzganges elf Transkriptionen von Inschriften auf Totengedächtnismalen.

Aus dieser Handschrift geht hervor, dass die Mittelhalle des Kreuzganges der begehrteste Bestattungsort war. Insgesamt 122 Grab- und Gedenkinschriften überliefert der Kopist. In den Bearbeitungszeitraum fallen 85 Inschriften.

Für den damaligen Domfriedhof ist er mit wenigen Ausnahmen die einzige Quelle.

[Druckseite LXII]

Eine weitere Inschriftensammlung geht auf den Fürstbischof von Freising, Johann Franz Eckher von Kapfing (1646–1727; seit 1695 Bischof) zurück. Unter der Signatur Cgm 2267 wird das Grabsteinbuch, das vier Bände umfasst, in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt187).

Aus Klöstern, Kirchen und Friedhöfen des altbayerischen Raumes sammelte der geschichtsbegeisterte Fürstbischof in den Jahren 1693–1727 weit über 2000 Inschriften von Grabmälern Epitaphien und Wappen188).

In Regensburg ließ der Bischof Inschriftendenkmäler in der Alten Kapelle, der Landshuter Herberge, der Nieder- und der Obermünsterkirche, im St. Peterfriedhof, in der Alten Pfarrkirche, im Deutschherrenhof, in der Dominikanerkirche, St. Emmeram und der Minoritenkirche abzeichnen189).

Im Grabsteinpuech 2. Theil finden sich bei Eckher insgesamt 14 Inschriftendenkmäler für den Domkreuzgang verzeichnet (fol. 54r-55r). Auf dem Blatt 55r sind zwei Denkmäler aus der Domkirche widergegeben. Folio 56r bietet zwei weitere Abzeichnungen. Für den hier bearbeiteten Zeitraum konnten vier Abzeichnungen zum Vergleich mit den Originalen herangezogen werden (s. Kat.-Nrn. 196, 230, 246, 257).

Von besonderer Bedeutung ist die umfangreiche Inschriftensammlung des Benediktinermönches und Historikers Roman Zirngibl (1740–1816), der dem Kloster St. Emmeram angehörte und als Archivar und Bibliothekar historische Forschungen betrieb190). Von ihm stammt die umfangreichste Regensburger Inschriftensammlung. Sie wird unter der Signatur Rat. ep. 409 in der Staatlichen Bibliothek Regensburg verwahrt.

Roman Zirngibl sammelte die Inschriften von St. Emmeram, der Nieder- und Obermünsterkirche, der Minoritenkirche und des Klosters und des Augustinerklosters. Seine Handschrift ist 1785/86 datiert.

Was die Domkirche und den Kreuzgang betrifft, so finden sich hier zunächst auf 30 Seiten die Inschriften der Domkirche mit zweiseitigem, alphabetischem Register. Er ordnet seine Inschriften hierarchisch, beginnend mit den Bischöfen (diese in chronologischer Folge), wobei die früheste Eintragung Bischof Siegfried (†1246) betrifft, die letzte hier aufgenommene Bischofsinschrift datiert 1663. Seine Transkriptionen sind mit römischen Ordnungszahlen von I-XXX versehen.

An die Bischöfe schließen sich beginnend mit der Seite 11 (neue Paginierung) die Epitaphia non Episcoporum in der Domkirche an. Auch hier nummeriert Roman Zirngibl die aufgenommenen Inschriftendenkmäler mit römischen Zahlzeichen (I-LI). Der früheste Eintrag betrifft das Jahr 1326, der letzte nennt das Jahr 1779. Die Inschriften für Bischof Heinrich von Absberg, den Weihbischof Ulrich Aumayer und den Domherren Nikolaus von Redwitz, die sich alle im nördlichen Seitenchor der Domkirche befinden, sind zwischen den Denkmälern des Domkreuzganges auf der Seite 45 transkribiert.

Nach dem bereits oben erwähnten Register beginnen auf der Seite 33 die Inschriften des Kreuzganges, die er im ersten Abschnitt mit arabischen Ziffern nummeriert, dann aber die Nummerierung der Denkmäler weglässt. Zirngibl ordnet in diesem Teil seiner Handschrift nach der Lage der Denkmäler. Nach einem Leerblatt schließt sich ein alphabetisches Register von Seite 97–101 an.

Bei den Vergleichen mit den im Original vorhandenen Inschriften stellt sich heraus, dass das Hauptaugenmerk des Verfassers auf die Inhalte der Inschriften gerichtet war, weniger beachtet sind epigraphische Besonderheiten. Zirngibl transkribiert einheitlich kursiv und unterscheidet kaum Groß- und Kleinschreibung. Ohne epigraphische Genauigkeit erweist sich auch die Transkription der Daten. Er benützt häufig bereits für das 13. und 14. Jahrhundert arabische Zahlzeichen. Bei den nur kopial überlieferten Inschriftendenkmälern wurde, gemäß den Inschriftenkonventionen die Schreibweise der Kopisten übernommen.

Wertvolle Hinweise gibt der Verfasser über die Lage der Denkmäler, die er häufig am Rande der jeweiligen Inschrift vermerkt. Aus den Aufzeichnungen des Roman Zirngibl geht auch hervor, dass er die Handschrift des Elias Eppinger kannte, denn mehrfach findet sich am Rand die Anmerkung Eppinger legit, was beweist, dass er seine Lesung mit der früheren Abschrift verglichen hat.

Ein nicht exakt datiertes Manuskript aus dem 18./19. Jahrhundert mit dem Titel Grabsteinbuch von Regensburg wird im Hauptstaatsarchiv München unter der Signatur Manuskriptensammlung 277 verwahrt. [Druckseite LXIII] Der Verfasser listet Inschriften aus der Minoritenkirche, aus der Ober- und Niedermünsterkirche, von St. Emmeram, dem Dom und den Augustinereremiten auf. Für den Dom überliefert er auf insgesamt viereinhalb Seiten Daten und Namen, deren Anordnung und Zusammenstellung wohl eine unselbständige Übernahme des Zirngiblschen Verzeichnisses darstellt. Daher wurde diese Handschrift bei der Bearbeitung der einzelnen Katalognummern nicht berücksichtigt.

Die Sammlung des Joseph Cranner mit den Inschriften der Domkirche ist in das Jahr 1794 datiert. Diese Handschrift wird unter Signatur BDK Alte Registratur Nr. 41 a / 3 im Bischöflichen Zentralarchiv verwahrt (zitiert: Cranner).

Joseph Cranner stammte aus Regensburg, er wurde im Jahre 1754 geboren. Am 10. August 1777 empfing er die Priesterweihe, 1779 wurde er Domvikar. Zudem war er Ceremoniar, Präsentiar und Subcustos am Regensburger Dom. 1797 wurde er Pfarrer der Pfarrei Pfatter. Er starb am 10. Juli 1799191). Der Domherr Thomas Ried kannte die Arbeit des Joseph Cranner und übergab sie 1803 dem Domkapitel192).

Cranner überliefert ausschließlich Inschriften der Domkirche (innen und außen). Auf der Seite 47 (neue Paginierung) äußert er sich über seine Vorgehensweise bei der Inschriftensammlung. Unter dem Titel Grabschriften und Monumente der Domkirche schreibt Cranner:

Da ich diese zu beschreiben beginne, fand ich es für nöthig, sie in eine gewisse Ordnung einzutheilen. Ich werde also die Grabschriften der wirklichen Bischöfe vorausschicken, dann werden die Dompröbste, Domdechanten, Suffragane und Domherren folgen, und die übrigen noch vorfindlichen in chronologischer Ordnung den Schluss machen193).

Auf den Seiten 47 bis 137 (neue Paginierung) bietet Cranner innerhalb der hierarchischen Ordnung chronologisch bis in das 18. Jahrhundert hinein Inschriften und – zumeist am Rande vermerkt – auch Angaben über die Lage der einzelnen Denkmäler.

Die Eintragungen über die Bischöfe beginnen im Jahre 1246 und enden 1789; die Eintragungen für die Dompröpste beginnen im Jahr 1362 und enden 1784. Die früheste Inschrift für einen Domdekan ist 1326 datiert, die letzte 1779. Danach listet Cranner die Weihbischöfe auf außer denen, die zusätzlich Domdekane waren. Den umfangreichsten Teil der Abschriften bilden die Domherren. Hier finden sich auch die zeitlich frühesten Einträge, beginnend im Jahre 1290. Den Schluss bilden nach Cranner die übrigen Grabschriften der Domkirche nach chronologischer Ordnung. Hier sind auch die Inschriften im Außenbereich der Domkirche wiedergegeben.

Joseph Cranner findet, was die Lage der Denkmäler betrifft, die Ordnung nach der Barockisierung des Innenraumes der Domkirche vor. Die Inschriftentranskriptionen in der Handschrift Cranners beginnen auf Seite 47. Den ersten Teil der Arbeit bilden auf insgesamt 41 Seiten (die ersten vier Seiten sind unbeschriftet) eine kurze Baugeschichte der Kathedrale. Es folgt eine Beschreibung des Domes außen und eine Beschreibung des Dominnenraumes mit den Altären. Von Seite 29 bis 45 beschreibt er die nach der Barockisierung verbliebenen 16 Altäre.

Bei der Handschrift des Joseph Cranner dürfte es sich um die vollständigste Sammlung von Inschriften für den Dominnenraum handeln. Verglichen mit den im Original vorhandenen Denkmälern erweisen sich seine Lesungen als erstaunlich exakt. Zudem lassen die häufig beigefügten Bemerkungen über die Lage der Denkmäler eine gute Standortbestimmung zu.

Zeitlich geringfügig später verfasste der Domherr Thomas Ried (1773–1827)194) seine Collectio Epitaphiorum Episcoporum et non Episcoporum in Ecclesia Cathedralis (zitiert: Ried, Collectio), die in der Staatlichen Bibliothek Regensburg unter der Signatur Rat. ep. 131 aufbewahrt wird. Auf insgesamt 33 folierten Blättern verzeichnete er die Inschriften der Domkirche und des Kreuzganges. Ein erster Teil behandelt 23 Bischöfe; im zweiten Teil weist der Domherr darauf hin, dass für ihn die Handschrift Eppingers die Hauptquelle darstellte.

Die Arbeit des Thomas Ried gleicht sehr der Abschrift Zirngibls und wirkt über weite Teile wie eine Reinschrift der oben beschriebenen Handschrift. Ried nummeriert seine Inschriften durchgehend mit arabischen Zahlen (1–196)195).

[Druckseite LXIV]

Seit dem Jahre 1810 lebte der königlich bayrische Rat und Regierungsassessor Georg Alois Resch in Regensburg. Der geschichtsbegeisterte Beamte gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Historischen Vereins im Jahre 1830196). Er sammelte Kupferstiche, Aquarelle, Lithographien, Zeichnungen und Portraits von Regensburger Persönlichkeiten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts197). In dieser Sammlung verstreut befinden sich auch Abzeichnungen verschiedenster Grabplatten und Inschriftendenkmäler198). Die Denkwürdigkeiten der Stadt Regensburg sind nach ihren Standorten in den sieben mittelalterlichen Wachten der Reichsstadt geordnet. Obwohl Alois Resch Mitglied des Historischen Vereins der Stadt war, übergab er seine Sammlung im Jahre 1839 an Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis199). Sie wird bis heute im fürstlichen Archiv verwahrt.

Jeweils ein bis zwei Blätter unterschiedlicher Größe sind auf blauen Karton (49 x 30 cm) aufgeklebt bzw. befinden sich in einem beigen Passepartout (35 x 50 cm). Für den Dom und den Domkreuzgang konnten aus dem Konvolut IV 12 Objekte eingearbeitet werden. Im Konvolut VII befindet sich der Großteil, nämlich 37 Objekte (zitiert: Sammlung Resch). Die mit Bleistift gezeichneten und sorgfältig mit Tusche nachgezogenen Abzeichnungen sind häufig mit sauber geschriebenen, zumeist biographischen Informationen zu den entsprechenden Personen versehen.

Resch beauftragte Künstler der Stadt, wie Justus Popp und Josef Dorfmeister, die sich um Genauigkeit der Abzeichnungen und der Transkriptionen der Inschriftentexte bemühten. Für wenige sehr frühe verlorene Inschriftendenkmäler bildet diese Sammlung die einzige Quelle, die Auskunft über das Aussehen und die Inschriften auf den Denkmälern vermittelt (Kat.-Nrn. 11, 41, 47).

Eine weitere Sammlung über die Inschriften des Domes befindet sich im Archiv des Erzbistums München und Freising und wird unter der Signatur Ratisbonensia II, Nr. 1449 (zitiert: Heckenstallersammlung) verwahrt. Sie wurde von dem Doktor der Theologie, Joseph Jakob Heckenstaller, der am 15. Juli 1748 in Regensburg geboren und am 19. September 1772 hier zum Priester geweiht wurde, verfasst. Heckenstaller war seit 1798 Kanzleidirektor der geistlichen Regierung in Freising, 1814–1821 Generalvikariatsdirektor in Freising, 1819–1821 Apostolischer Vikar. Von 1821 bis zu seinem Tod im Jahr 1832 in München hatte er das Amt des Domdekans inne200). Er starb im Alter von 84 Jahren in München.

Auf den Seiten 297 bis 304 transkribierte Heckenstaller die Inschriften der Bischofsdenkmäler, auf den Seiten von 311 bis 372 die übrigen Inschriften der Domkirche und des Kreuzganges. Beigebunden sind Pläne der Domkirche mit Maß- und Ortsangaben und der Einzeichnung der 17 Altäre wie sie sich im Dom nach der Barockisierung befunden haben. Die Altäre sind allesamt bezeichnet, sodass dies eine Einordnung eines großen Teils der Denkmäler in ihrer ursprünglichen Lage möglich macht. Vor allem hier liegt die Bedeutung dieser Quelle für die epigraphischen Arbeiten.

Eine weitere Handschrift mit dem Titel: Grabsteine Regensburger Geschlechter des XIV. Jahrhunderts wurde von Karl Rücker im Jahr 1928 verfasst. Sie ist im Besitz des Historischen Vereins und wird unter der Signatur MsR 510 verwahrt (zitiert: Rücker, Grabsteine)201).

Karl Rücker überliefert für Regensburg Wappen und Grabmäler der Dominikanerkirche, der Minoritenkirche202), St. Emmeram und der Ulrichskirche sowie zwei Denkmäler aus dem Passauer Raum203). Die Objekte sind zum Teil koloriert oder mit Bleistift gezeichnet. Jede Abzeichnung ist ausgeschnitten; jeweils zwei oder drei Inschriftendenkmäler wurden auf 20 Tafeln aus Karton geklebt. Karl Rücker erfasst ausschließlich Grabplatten von Regensburger Patriziergeschlechtern. Daneben finden sich auf losen Blättern zugeordnet weitere Einzelabzeichnungen von Denkmälern sowie elf handschriftliche Blätter mit Notizen und Literaturangaben zu den oben genannten Kirchen.

Aus dem Domkreuzgang hat der Verfasser sieben Objekte abgezeichnet; es handelt sich ausschließlich um Wappengrabplatten. Eine Grabplatte aus der Ulrichskirche (damals bereits Museum des Historischen Vereins) sowie eine weitere Wappengrabplatte aus der Augustinereremitenkirche, die sich ebenfalls in der Sammlung befinden, wurden in den Katalog mitaufgenommen (Kat.-Nrn. 83†(?), 29); sie gehören zum Bestand des Dombereichs.

Die Handschrift kam im Jahre 1928 in den Besitz des Historischen Vereins.

[Druckseite LXV]

Im Besitz der historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften befand sich der Folioband mit Abbildungen von Grabdenkmälern und Grabsteinen im Dome zu Regensburg, der heute im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt wird204). Auf insgesamt 122 folierten Blättern zeichnet der Verfasser die Denkmäler sehr genau ab und macht dazu präzise Standortangaben, beschreibt zum Teil das Material, sodass die Auffindung der Denkmäler durch diese Quelle sehr erleichtert wird. Zwei Blätter mit dem Personennamenregister bilden den Schluss der Arbeit. Die Transkriptionen der Inschriften erweisen sich aber bei den meisten Objekten als fehlerhaft, sodass sie sich gerade bei unsicheren Lesungen der Inschriften in schlechtem Zustand als kaum hilfreich erweisen. Die künstlerische Qualität dieser Quelle jedoch ist unbestreitbar.

Überlieferung in Druckwerken

In den Jahren 1847 und 1848 erschien in Regensburg in zwei Bänden die Geschichte des Domes von Regensburg als Band XI und XII der Verhandlungen des Historischen Vereins.

Es stellt das Hauptwerk des Archivars, Kunstsammlers und Schriftstellers Joseph Rudolf Schuegraf (1790–1861) dar und gilt bis heute als Standardwerk zur Domgeschichte205).

Seine Beschreibungen der Altäre im Dom vor der Barockisierung sind unverzichtbar für die ursprünglichen Standorte der Inschriftendenkmäler. Schuegraf leistete hervorragende Quellenarbeit und bemühte sich um eine Bestandsaufnahme dieser Objekte mit zum Teil genauen Angaben über Beschaffenheit und Aussehen. Häufig finden sich hier auch biographische Angaben zu den jeweiligen Personen. Seine vielen Transkriptionen von Inschriften erweisen sich beim Vergleich mit den im Original vorhandenen Denkmälern als sehr sorgfältig. Die Aufzeichnungen über die nicht mehr vorhandenen Inschriften helfen bei der Rekonstruktion des ursprünglichen Bestandes.

Im Jahre 1884 veröffentlichte J.L. Renner in einer lokalen Tageszeitung, dem Unterhaltungsblatt zum Regensburger Morgenblatt unter dem Titel: Deutsche Grabschriften des 14. bis 18. Jahrhunderts (zitiert: Renner, Deutsche Grabschriften) ausschließlich deutschsprachige Inschriften aus der Alten Kapelle mit Kreuzgang, der Obermünsterkirche der Niedermünsterkirche, der Karmelitenkirche, von St. Cassian, der Dominikanerkirche mit Kreuzgang und aus St. Emmeram mit Kreuzgang. Für die Domkirche überliefert er insgesamt sieben, für den Kreuzgang 13 Inschriften. Er transkribierte recht ordentlich, sodass auch diese Überlieferung in die Arbeit einbezogen werden konnte. Der Verfasser befasst sich allerdings nur mit den ihm bekannten im Original vorhandenen Denkmälern. Die kopiale Überlieferung bleibt unberücksichtigt206).

Im Jahre 1920 erschien der Führer durch die mittelalterliche und neuzeitliche Sammlung im Oberpfälzischen Kreismuseum zu St. Ulrich in Regensburg. Joseph A. Endres listet zum größten Teil nur die Bestände des Museums auf, bemüht sich aber auch um Inschriften, sodass auch diese gedruckte Überlieferung bei den jeweiligen Objekten mit eingearbeitet wurde (zitiert: Endres, Führer).

Die Zusammenstellung der Grabdenkmäler des Regensburger Domes, verfasst von Oberarchivrat Dr. Rudolf Freytag und Domvikar Johann B. Hecht, erfüllen zwar nicht die Kriterien einer kopialen Überlieferung, denn außer kurzen Hinweisen auf Berufe, kirchliche Ämter oder knappen Beschreibungen und kurzen biographischen Angaben finden sich hier keine Inschriftentranskriptionen. Dennoch ist diese Zusammenstellung, die 1933 veröffentlicht wurde, unentbehrlich für die Publikation von Inschriften im Dom, Domkreuzgang und im Dombereich. Die Qualität dieser Veröffentlichung liegt darin, dass der im Jahre 1933 existierende Bestand von Domvikar Hecht mit den jeweiligen Standorten erfasst wurde. Die Archivarbeit mit den Belegstellen aus der kopialen Überlieferung leistete Rudolf Freytag. Zudem arbeiteten die Verfasser auch Literatur mit ein, besonders die jeweiligen Belegstellen der drei Bände der Bischofsgeschichte von Ferdinand Janner.

Gerade daraus wird allerdings auch eine Reihe von Personen aufgeführt, von denen weder Inschriften noch kopiale Überlieferungen oder Hinweise auf Inschriftendenkmäler existieren. Dieser Personenkreis wurde in der Inschriftenedition nicht berücksichtigt. Die Sammlung ist alphabetisch geordnet und bietet somit einen schnellen Zugriff für den Benützer. Nach einer ausführlichen Quellenbeschreibung wird hier auch die Ordnung der Altäre erfasst, wie sie vor der großen Restauration des Domes von 1833 bis 1840 bestand.

[Druckseite LXVI]

Im Rahmen der großen Inventarisierung der Kunstdenkmäler von Bayern widmete Felix Mader der Stadt Regensburg drei Bände. Der erste Band (zitiert: Kdm Regensburg I) behandelt neben St. Emmeram den Dom, den Domkreuzgang mit Allerheiligenkapelle, St. Stephan (Alter Dom), das Kapitelhaus und den Domfriedhof. Mader bemüht sich um vollständige Aufnahme des Bestandes an Denkmälern, wie er sie vorgefunden hatte. Neben den Namen der auf den Denkmälern genannten Personen mit den Datierungen werden hier auch Materialangaben, Größe und Beschaffenheit der Objekte mit zahlreichen Abbildungen wiedergegeben. Da zum Teil auch Inschriften transkribiert wurden, stellt diese Quelle auch eine kopiale Überlieferung dar. Das ist aber nicht die Hauptstärke der Publikation. Sie ist nach wie vor unverzichtbar für den großen Überblick der Bestände und Standorte aller vorhandenen Inschriftendenkmäler.

Die jüngste Veröffentlichung von ausschließlich deutschsprachigen Inschriften erschien im Jahr 1989 unter dem Titel: Die mittelalterlichen deutschen Inschriften in Regensburg. In dieser Monographie werden insgesamt 112 Inschriften, bis auf zwei Ausnahmen207) allesamt von original vorhandenen Denkmälern, geboten; die jüngste Inschrift stammt aus dem Jahr 1547.

Es handelt sich um sorgfältige Vorortabschriften der Denkmäler aus dem Dom und Domkreuzgang, der Dominikanerkirche, dem Stadtmuseum, aus der Ägidienkirche, der Minoritenkirche, aus Obermünster, St. Cassian , aus St. Emmeram und der Alten Kapelle, aus der Neupfarrkirche und der Schottenkirche. Daneben wurde hier eine große Zahl an profanen Inschriften der Stadt gelesen, transkribiert und ausgewertet. Für den Dombereich sind es insgesamt 17 deutschsprachige Inschriften bis Ende des 15. Jahrhunderts, die im Katalogteil bearbeitet wurden. Neben ausführlichen sprachlichen Analysen von Vokalismus und Konsonantismus, sowie Beiträgen zur Morphologie und Syntax enthält dieser Band auch ein ausführliches Glossar208) sowie eine Besprechung und Sammlung der kopialen Überlieferung von Regensburger Inschriften von Franz Fuchs209).

Das Interesse des Heraldikers und Graphikers Lorenz Max Rheude galt vor allem den Wappengrabplatten im Bearbeitungsbereich. Rheude wurde 1863 in München geboren und starb 1939 in München210). In den Heraldischen Mitteilungen beschrieb er in zwei Beilagen (Nr. 9 und Nr. 10) insgesamt acht Denkmäler mit Transkriptionen der Inschriften. Besondere Bedeutung legte der Autor naturgemäß auf die genauen Blasonierungen der Wappen. Hier finden sich auch kurze biographische Angaben zu den jeweiligen Personen. Für den Bearbeitungszeitraum bis zum Jahr 1500 wurde dieser Autor bei sieben Denkmälern herangezogen211).

Überlieferung durch Photographien

Im Bearbeitungsbereich können einige Inschriftendenkmäler nur noch auf Grund von Photomaterial rekonstruiert werden. Das trifft vor allem für die Inschriften der Allerheiligenkapelle zu, die heute kaum mehr zu erkennen sind. Ein Sonderfall ist auch die Grabplatte des Dekans Konrad von Schwarzenburg (Kat.-Nr. 74), die sich unter dem Gestühl des südlichen Seitenschiffes im ersten Joch befindet und daher unzugänglich ist. Das Photomaterial stammt aus der Zeit der letzten großen Renovierung im und am Dom in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch die Existenz der heute nicht mehr zugänglichen Fragmente in den Triforiengängen ist nur photographisch dokumentiert212).

Zitationshinweis:

DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Einleitung, 6. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di074m013e009.

  1. Die Bearbeiter dieses Bandes sind sich sehr wohl bewusst, dass man sich, was deren Vollständigkeit betrifft, nur annähern kann. »
  2. Wertvolle Hinweise zur Person und Biographie Eppingers verdanken wir Herrn Dr. Johann Schmuck; s. DI 40 (Regensburg I), XXIVf.; vgl. auch Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 149f.; Wurster, Geschichtsschreibung 111f. »
  3. Der Handschrift vorgebunden ist ein Bericht des Grafen Hugo von Walderdorff über die Geschichte der Handschrift; vgl. Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 149f. mit Beschreibung der Handschrift. »
  4. Das Grabmalverzeichnis von Freytag/Hecht bedient sich ebenfalls dieser Paginierung. »
  5. Nach einem eingelegten Blatt (p. 25) mit dem Kommentar: Die auf den nachfolgenden 4 Blättern verzeichneten Epitaphien sind großentheils schon in den vorangegangenen 20 Blättern berücksichtigt und bei vielen dem Verzeichnis mit rother Tinte eingeschrieben; es handelt sich allerdings hierbei nicht um vier, sondern um acht Blätter (p. 26–34). »
  6. Bei der Bearbeitung wurden, soweit vorhanden, beide Abschriften mit den entsprechenden Seitenzahlen verzeichnet. »
  7. Eine detaillierte Beschreibung dieser Handschrift findet sich in DI 67 (Passau) XXV»
  8. Bosl, Eckher von Kapfing 395; Hubensteiner, Eckher von Kapfing; zur Familie: Hund, Stammenbuch II, 69f.; Allgemeine Enzyclopädie (Ersch/Gruber), 1. Sektion (A-G), Bd. 29/30, 461ff.; Krick, Stammtafeln 79ff. »
  9. Vgl. DI 40 (Regensburg I) XXV. »
  10. Zu Roman Zirngibl vgl. Kraus, Zirngibl (1955/1956); ders., Zirngibl (1989); Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 150f. »
  11. Für diese Informationen und eine Beschreibung der Handschrift bedanken wir uns bei Dr. Stephan Acht, BZAR. »
  12. Freytag/Hecht 4. »
  13. Cranner 47. »
  14. Vgl. Mai, Thomas Ried; Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 151 (Anm. 28); vgl. auch Dirmeier Artur, „Ein wahrer Schatz an Dokumenten“. Spitalüberlieferung in Regensburg, in: Regensburg im Spätmittelalter, hg. von Peter Schmid (Forum Mittelalter, Studien 2), 107–122, hier 119. »
  15. Freytag/Hecht 4. »
  16. Mai, 150 Jahre Historischer Verein 8f. »
  17. Bauer, Regensburg 884. »
  18. Diese Sammlung wurde katalogisiert und beschrieben von Renate Staudinger, Geschichte einer graphischen Sammlung und vorläufiger Katalog, (Schriftliche Hausarbeit zur Magisterprüfung), Regensburg 1988. »
  19. Ebenda, 5. »
  20. Hausberger, Neuorganisation 35. »
  21. Heute im Bestand des Stadtarchivs Regensburg. »
  22. Diese Handschrift wurde bereits in DI 40 (Regensburg I) eingearbeitet. »
  23. Vgl. hierzu DI 67 (Passau) XXIX»
  24. Rockinger Ludwig, Handschriften zur baierischen und pfälzischen wie zur deutschen Geschichte in der Bibliothek der historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften (Abhandlungen der Historischen Klasse der königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften 24), München 1909, 200–280, hier 201 und 248. »
  25. Zu Schuegraf vgl. Ausstellungskatalog Joseph Rudolf Schuegraf 1790–1861, Ausstellung des Stadtarchives Regensburg und des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1990, hier 24f. zur Domgeschichte. »
  26. Vgl. hierzu auch DI 40 (Regensburg I), Einleitungskapitel XXXVII. »
  27. Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 13, Nr. 8,; ebenda, 13f., Nr. 9. »
  28. Ebenda, 63–144. »
  29. Ebenda, 145–151. »
  30. Biographisches Lexikon der Heraldiker 441. »
  31. Die achte Grabplatte datiert in das 16. Jahrhundert und wird im Band Dom II bearbeitet werden. »
  32. Für das Photomaterial bedanken wir uns bei Prof. Dr. Achim Hubel, Univ. Bamberg. »