Die Inschriften des Regensburger Doms (I)

4. Die Inschriftenträger

Gestaltung, künstlerische Ausführung und Material

Von einem insgesamt überlieferten Bestand von 355 Inschriften in dem zu bearbeitenden Zeitraum sind im Original 263 Denkmäler vorhanden, 92 Inschriften sind auf Grund der kopialen Überlieferung greifbar.

Den weitaus größten Teil der im Original vorhandenen Inschriftendenkmäler stellen Grabplatten und Epitaphien, d. h. Inschriften des Totengedenkens, dar93). Das Spektrum reicht hier von einfach gestalteten Deckplatten mit schmucklosen Kreuzen, denen zum Teil Wappenschilde aufgelegt sind, bis zu aufwändig gefertigten, monumentalen Grabmälern und Grabplatten. Auch die zahlreich vorhandenen Epitaphien beschreiben den Weg von einfach gehaltenen, frommen Darstellungen mit obiit-Vermerken bis zum reich ornamentierten, großformatigen Wandepitaph mit den unterschiedlichsten Ausführungen und Inhalten. Einige Fragmente konnten auf Grund der kopialen Überlieferung zugeordnet werden (z. B. Kat.-Nrn. 5, 133).

Die nächste größere Gruppe mit 31 Inschriften präsentieren die hoch- und spätgotischen Glasfenster; hier beginnt die Überlieferung bei einem verlorenen Fenster von ca. 1167 (Kat.-Nr. 3†), das älteste vorhandene stammt aus der Zeit um 1230 (Kat.-Nr. 4), das letzte in den Bearbeitungszeitraum fallende ist ca. 1450 (Kat.-Nr. 206) einzuordnen.

Einen kleineren Teil stellen die Inschriften auf sakralen Geräten94), Paramenten95) und Beischriften zu Heiligenfiguren dar96).

Eine weitere Inschriftengruppe bilden die Jahreszahlen, die zum großen Teil an der Außenfassade des Domes eingehauen sind und die jeweiligen Bauabschnitte über die Jahrhunderte weg markieren. Sie alle folgen dem neuen arabischen Zahlenkanon. Lediglich zwei Jahreszahlen befinden sich im Innenraum an den beiden Ausstattungsstücken des 15. Jahrhunderts, dem Sakramentshaus und dem Dombrunnen (Kat.-Nrn. 300, 329).

Vom Selbstbewusstsein der verschiedenen Baumeister des gotischen Domes zeugen Inschriften mit deren Vornamen vor allem im 14. Jahrhundert (Kat.-Nrn. 30, 43, 70)97).

Ein Großteil der Scheitelsteine im Mortuarium und in den Flügeln des Domkreuzganges ist mit Wappen der jeweiligen Stifter versehen und trägt häufig deren Namen mit Jahreszahlen als Umschrift. Diese Inschriften sind im Zusammenhang mit der ersten Renovierung des Kreuzganges zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen98). Sie sind, soweit sie in den zu bearbeiteten Zeitraum fallen, in diesem Band aufgenommen99).

Die aus dem 14. Jahrhundert noch vorhandene Predigtglocke (Kat.-Nr. 60) ist gebrochen und nicht mehr in Gebrauch100). Eine weitere inschriftenlose Glocke ist für das 15. Jahrhundert verzeichnet101). In den Bearbeitungszeitraum fällt auch eine der Sonnenuhren an der Südseite des Domes (Kat.-Nr. 287)102).

Die frühesten in diesem Band bearbeiteten Inschriften betreffen Beischriften zu Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert in der Stephanskapelle und der Allerheiligenkapelle im Domkreuzgang, die freilich nur noch sehr fragmentarisch erhalten sind (Kat.-Nrn. 1, 2)103).

Aus dem 15. Jh. haben sich wenige Reste einer Bemalung im Kreuzgangnordflügel erhalten, die sich wohl auf die Stiftung eines Bruderhauses des Stephan Notangst bezieht und im Zusammenhang mit der Grablege und den Gewölbestiftungen an diesem Ort zu sehen ist. Leider kann wegen des schlechten Zustandes nur noch schemenhaft ein Inschriftenband und Reste von Beschriftungen der jeweiligen dargestellten Personen erahnt werden (Kat.-Nr. 143)104).

[Druckseite XXXI]

Die Inschrift einer Konsolbüste in der Sakristei des Domes, Domschüler betreffend, stellt eine weitere Besonderheit dar (Kat.-Nr. 333).

In diesem Band wurden auch, soweit möglich, Inschriften an der Außenseite des Domes am nördlichen Laufgang bearbeitet105). Es handelt sich um Grabplatten, die zerschnitten sind und sowohl für die niedrige Balustrade des Laufganges verwendet wurden als auch unter der Dachtraufe als Befestigung eingesetzt sind. Wegen der Bruchstückhaftigkeit dieser Denkmäler und dem Fehlen von kopialen Überlieferungen konnten aber bislang weder Herkunft noch nähere Informationen über die bezeichneten Personen ermittelt werden106).

An der Außenfassade des Kapitelhauses und im Domkreuzgang finden sich mehrere Totenleuchten. Eine ist mit einer Inschrift versehen (Kat.-Nr. 338), eine weitere trägt Initialen (Kat.-Nr. 209)107).

Totengedächtnismale

Zunehmend gewinnt die Grabplastik in der neueren kunsthistorischen Forschung vor allem für exakte Datierungen der Domplastik an Bedeutung. Eine ausführliche Arbeit über die Werke der Regensburger Grabplastik existiert bis heute nicht108). Volker Liedke konstatiert in seinen Ausführungen über die Augsburger Sepulkralskulptur der Hoch - und Spätgotik, dass im süddeutschen Raum nicht Augsburg, auch nicht München, Freising, Eichstätt oder Passau, sondern allein Regensburg die führende Rolle zukam109). Es entstanden in dem zu bearbeitenden Zeitraum, vor allem aber im 14. und 15. Jahrhundert, gerade was die figürlichen und heraldischen Darstellungen auf den Grabplatten und Epitaphien betrifft, Denkmäler von außerordentlicher Qualität. Sie wurden selbstverständlich nicht ohne Bezug zu den Skulpturen für den Innenraum und die Außenfassaden des Domes geschaffen.

So soll in diesem Zusammenhang ein Überblick zur Gestaltung, Ausführung und den verwendeten Materialien dieser Denkmäler gegeben werden.

Erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde anlässlich der verschiedensten Fachtagungen für Epigraphik eine einheitliche Terminologie für die unterschiedlichsten Erscheinungsformen der Inschriftendenkmäler entwickelt110).

Die Grablegen der Bischöfe

Naturgemäß kommt den Grabdenkmälern der Bischöfe eine vorrangige Bedeutung zu. Die oben kurz zusammengefassten Veränderungen im Dominnenbereich, besonders die Restauration und Purifikation des 19. Jahrhunderts, betrafen ebenfalls die Grablegen der Bischöfe, sodass sich auch hier die Lokalisierung der ursprünglichen Standorte der Denkmäler problematisch darstellt111). Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich bis zum Jahre 1833 alle Bischofsgrabmäler an ihrem ursprünglichen Ort befanden.

Die Tradition, dass sich Regensburger Bischöfe nicht in St. Emmeram, sondern im Dombereich bestatten ließen, begann mit Bischof Hartwig II. von Sponheim (†1164), der die Allerheiligenkapelle [Druckseite XXXII] an der Mittelhalle des großen Kreuzganges im östlichen Kreuzganghof in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichten ließ; diese Kapelle diente dem Bischof als Grablege.

Die trapezförmige Grabplatte aus weißem Kalkstein, die keine Inschrift trug, war gegliedert durch neun vertikale Streifen über die gesamte Länge des Steines; die von außen nach innen gelesen die verschiedenen geistlichen Ämter bis hin zum Bischofsamt versinnbildlichen sollen (Kat.-Nr. 2†).

Von Bischof Konrad, Graf von Frontenhausen ist überliefert, dass er im Jahre 1218 eine Kapelle zu Ehren der Hl. Katharina im romanischen Dom erbauen ließ, in deren Nähe er im Jahre 1226 bestattet wurde112). Allerdings sind auch von ihm weder Grabdenkmal noch Inschrift überliefert.

Bischof Siegfried (†1246, Kat.-Nr. 5) wurde im Vorgängerbau des gotischen Domes bestattet. Der Überlieferung nach hatte man aber offensichtlich die Grablege des Bischofs vom romanischen Vorgängerbau in die neue gotische Kathedrale hinter den Hochaltar transferiert113). Auf Grund der wenigen Fragmente einer Inschrift, die sich auf einer Kalksteinplatte noch erkennen lassen, kann es sich hier um die Deckplatte der Grablege des Bischofs handeln. Sie ist im Lapidarium gelagert.

Im Südchor bei dem damaligen St. Andreasaltar fand Bischof Leo Thundorfer (Kat.-Nr. 7†), der im Jahr 1277 in Wien verstorben war, seine Grablege. Fürstbischof Albert IV. von Törring ließ im Jahre 1630 für ihn und seinen Vorgänger eine Gedenktafel setzen114).

Hinter dem Hochaltar schuf man offensichtlich auch eine repräsentative Grablege für Bischof Heinrich von Rotteneck (†1296, Kat.-Nr. 15†)115); auch er war wohl ursprünglich noch im Alten Dom bestattet.

Dessen Nachfolger auf der Kathedra, Konrad V. von Lupburg, wurde 1313 in der Domkirche vor dem St. Andreasaltar im südlichen Nebenchor bestattet (Kat.-Nr. 34†). Auch für ihn ließ Fürstbischof Albert IV. von Törring eine Erinnerungstafel aus rotem Marmor bei dem Rupertusaltar anbringen116).

Alle diese Denkmäler, mit Ausnahme der Grabplatte Bischof Siegfrieds, sind heute nicht mehr vorhanden, sodass genauere Aussagen über deren Aussehen, Symbole oder figürliche Gestaltungen, Material und Größe nicht gemacht werden können.

In der Neuplanung und Ausführung der gotischen Kathedralkirche findet sich nirgendwo ein Hinweis zur Schaffung einer gemeinsamen Grablege für die Bischöfe. So dienten für diese frühen Bischöfe, die sich nahezu alle um den Dombau verdient gemacht hatten, der als erster Bauabschnitt fertiggestellte Hochchor und der südliche Nebenchor als Bestattungsorte.

Erst zum Ende des 14. Jahrhunderts beginnt der im Original vorhandene Bestand der Bischofsgrabdenkmäler lückenlos bis zum Ende des 15. Jahrhunderts.

Bischof Konrad von Haimburg (†1381, Kat.-Nr. 93) ließ sich im Nordchor bei dem vermutlich von ihm gestifteten Altar zu Ehren der Hl. Barbara bestatten, der 1627 abgebrochen wurde117). Heute ist die Grabplatte im südlichen Seitenschiff (Turmjoch) im Boden eingelassen und stark der Verwitterung und dem Verfall ausgesetzt. Die Gestalt auf einem Kissen ruhend ist in Hochrelief gearbeitet.

Bereits von höherer künstlerischer Qualität zeigt sich die Grabplatte des Bischofs Theoderich von Absberg, dessen ursprünglicher Bestattungsort hinter dem Hochaltar im Hauptchor war (†1383, Kat.-Nr. 96). Sie ist seit Ende des 18. Jahrhunderts im Mortuarium an der Westwand aufgerichtet. Obwohl sich die beiden Bildkonzepte bis ins Detail gleichen, nämlich Vollrelief, en face-Darstellung und die beiden Hündchen zu Füßen118),zeigen z. B. der Faltenwurf und die Gestaltung des Ruhekissens mehr Sorgfalt und Können in der Ausführung. Viel stärker als bei der Darstellung des Konrad von Haimburg werden hier die drei Bekleidungsstücke Albe, Dalmatika und Kasel herausgearbeitet. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Denkmal um eine der ersten individualisierten Darstellungen eines Bischofs, die die Grabplastik des Domes aufzuweisen hat119).

Die Deckplatte der Grablege des Bischofs Johannes von Moosburg (†1409, Kat.-Nr. 129) ist mit großer Wahrscheinlichkeit die erste Grabplatte, die sich noch am ursprünglichen Ort im Südchor befindet. Die Hochreliefplastik zeigt eine massig wirkende Gestalt. Auch hier sind die Gewandstücke [Druckseite XXXIII] gut differenziert und sehr bewegt gearbeitet. Konzeptionell wurde umgedacht. Der Bischofsstab, dem im unteren Bereich der Wappenschild des Bischofs aufgelegt ist, befindet sich in der rechten Hand, das Buch in der linken Hand. Darunter als Pendant zum Wappenschild des Bischofs, das Wappen des Hochstifts. Insgesamt kann die Grabplastik als hochwertige bildhauerische Arbeit bezeichnet werden.

Nicht nur das Bildkonzept, auch die Ausführung der Grabplastik für den Nachfolger des Johann von Moosburg, Bischof Albert III. von Stauf (†1421, Kat.-Nr. 144) gleichen sich bis ins Detail, sodass, wenn nicht der identische Künstler, zumindest die gleiche Werkstatt angenommen werden muss, die diese bildhauerische Arbeit geleistet hat120).

Bei der Reliefdarstellung für Bischofs Johannes von Streitberg, (†1428, Kat.-Nr.168), die nur sieben Jahre später datiert ist, kommt eine andere künstlerische Auffassung und Ausführung zum Ausdruck. Auch wenn der Erhaltungszustand als sehr schlecht zu bezeichnen ist, zeigen sich deutliche Unterschiede zu den vorangegangenen Bischofsgrabmälern. Allein der leicht geneigte Kopf bringt mehr an Bewegung in das Bild, der Faltenwurf der Gewänder wirkt hart, mit spitzen Enden eingehauen. Der gravierendste Unterschied aber ist die Verwendung von Metall als Gestaltungsmaterial. Der Stab, die Mitra, das Buch und die unter dem Gewand hervorschauende linke Schuhspitze waren mit diesem Material ausgelegt. Sie sind heute bis auf eine Schuhspitze herausgebrochen. Auch hier lief, wie bei den vorher beschriebenen Denkmälern, die Inschrift um die figürliche Darstellung herum; sie ist hier möglicherweise mit dem Herausbrechen vom ursprünglichen Bestattungsort vollkommen zerstört worden.

Wegen des überaus schlechten Zustandes der Grabplatte für Konrad von Soest (†1437, Kat.-Nr. 186) eignet sich dieses Denkmal kaum für eine Beschreibung. Allein durch die leidlich gut lesbare Umschrift kann diese Grabplatte zugeschrieben werden. Der Abzeichnung zufolge, die in der Sammlung Resch noch vorhanden ist121), hatte das Relief Ähnlichkeit mit der Darstellung des Johannes von Streitberg, seines Vorgängers. Sein Kopf ruht leicht nach links geneigt auf einem mit großen Quasten besetztem Kissen, auch er hält das Pedum in seiner rechten Hand, das Buch auf Brusthöhe, wie auch Johannes von Streitberg. Im Gegensatz zu dem Streitberg-Relief, bei dem die Falten der Kasel spitz eingehauen sind, finden sich auf der Abzeichnung Schüsselfalten122). Auf der Zeichnung sind auch in den beiden oberen Ecken zwei kleine Wappenschilde in genastem Dreipass zu erkennen123).

Zwölf Jahre später ist das Grabdenkmal für den Regensburger Bischof Friedrich II. von Parsberg (†1449, Kat.-Nr. 200) datiert. Der deutliche Unterschied zeigt sich in der Bildaufteilung. Der breite Rand trägt erstmals eine doppelzeilige Inschrift; sie endet auf beiden Seiten vor dem unteren Drittel, läuft also nicht um den ganzen Stein. Die beiden unteren Ecken bestimmen die unter Dreipässen eingehauenen Vollwappen. Die Kleidung ist undifferenziert mit einem fast geraden Faltenwurf, die Gestalt wirkt förmlich eingedrängt in den engen Bildrahmen.

Auch die Grabplatte Bischof Friedrichs III. von Plankenfels (†1457, Kat.-Nr. 222) war ebenso wie die seines Vorgängers im Mittelschiff der Domkirche im Boden eingelassen. Vor allem die Darstellung ist abgetreten, sodass die ursprüngliche bildhauerische Qualität besonders im oberen und mittleren Teil nur noch zu erahnen ist. Das Kissen mit großen Quasten, auf dem der Kopf ruht, der Bischofsstab in der rechten Hand, das Buch in der Linken sind wie bei den früheren Denkmälern bestimmende Elemente des Bildprogramms. Einen prominenten Platz erhält das Wappen des Hochstifts, das an die linke Seite des Kissens anschließt. Wie die beiden Wappenschilde zur rechten und zur linken im unteren Drittel unterbricht es die Umschrift. Diese Grabplatte stammt nicht von einem Regensburger Steinmetzen, sondern von dem Bildschnitzer Hanns Paldauf aus Salzburg124).

Was im künstlerischen Konzept für das Grabdenkmal des Bischofs Friedrich II. von Parsberg bereits angelegt ist – doppelzeilige Inschrift auf breitem, erhöhtem Rand und mehr Raum für die Vollwappen –, wird im monumentalen Denkmal für den Bischofsadministrator Rupert I. aus dem Hause Wittelsbach (†1465, Kat.-Nr. 238), keine zehn Jahre später, konsequent vollendet. Die jugendlich wirkende Gestalt ruht auf einem breiten mit großen Quasten gezierten Kissen und ist bekleidet mit Albe und einer mit Bordüren gezierten Kasel. Der geradlinige Faltenwurf signalisiert eine stehende Skulptur. Der Bischofsstab rechts neben der Gestalt wird nicht vom Bischof umfasst. Die Mitra, etwa in Brusthöhe um das Pedum herumgearbeitet, zeigt an, dass der Kandidat für die Kathedra zwar gewählt [Druckseite XXXIV] war, dass er aber sein Amt nie antreten konnte. Zur besonderen Beachtung dieser Tatsache weist der linke Zeigefinger des Bischofs auf die Mitra. Im unteren Drittel bestimmen die beiden Vollwappen unter Rundbögen mit dem querrechteckigen Bildfeld für den liegenden Löwen, dem Wappentier des Hauses Wittelsbach, das Bildgeschehen. Erstmalig, zumindest was den vorhandenen Bestand anbetrifft, ist die Umschrift bei einem Bischofsgrabmal erhaben gehauen und sehr gekonnt und exakt ausgeführt.

Eine neue künstlerische Entwicklung in der Grabplastik, die im 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand, wurde mit dem monumentalen Wandgrabmal für Bischof Heinrich IV. von Absberg (†1492, Kat.-Nr. 293) verwirklicht. Es befindet sich an der Südwand des nördlichen Nebenchores am ursprünglichen Standort125).

Sowohl in der Ausführung als auch im ikonographischen Gehalt steht dieses Werk einmalig in der spätgotische Grabplastik der Regensburger Domkirche126). Den Hintergrund zu beiden Seiten des Kopfes füllt das von Engeln gehaltene, gefaltete Grabtuch127). Sehr gekonnt und detailliert ist die reiche Ornamentik auf der Mitra, dem Bischofsstab und den einzelnen Gewandteilen gearbeitet. Auch hier nehmen die Vollwappen unter Rundbögen die beiden Ecken des unteren Bereiches des Denkmals ein. Gleichsam als schmälere Rahmung und nicht so dominant wie bei dem Grabdenkmal Ruperts I. zeigt sich die umlaufende Schrift, selbstverständlich erhaben und gekonnt ausgeführt. Flankiert wird das Gesamtbild durch zwei gedrehte Säulchen und bekrönt vom einem mit Astwerk gezierten hochgotischen Wimperg; Säulen und Wimperg sind aus hellem Kalkstein. Dieses monumentale Denkmal ist der repräsentative Teil der Grablege des Bischofs; die Grablege selbst befindet sich direkt unterhalb des Wandgrabmals und wird von einer sehr einfach gearbeiteten Grabplatte (Kat.-Nr. 294) gedeckt, die lediglich mit vier Wappenrundschilden in genasten Dreipässen und einer siebenzeiligen Inschrift versehen ist. Diese Gesamtanlage am ursprünglichen Ort ist einmalig im Dombereich.

Insgesamt zehn Bischofsgrabmäler vom letzten Drittel des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des 15. Jahrhunderts geben ein eindrucksvolles Bild von der künstlerischen Gestaltung und den unterschiedlichsten Ausführungen der Grabmalkunst. In dauerhaftem Material gearbeitet, die Grabmäler sind alle aus rotem Marmor, und an den unterschiedlichsten, aber immer prominenten Orten in der Domkirche angebracht, hinterließen nicht nur die verschiedenen Steinmetze und Künstler ihre Visitenkarten128). Diese Denkmäler sind alle angelegt auf dauerhafte Präsenz für die Nachwelt. Sie geben aber auch Einblick in das Repräsentationsbewusstsein des hohen Klerus. In den Darstellungen ist eine zunehmende Individualisierung der Persönlichkeiten erkennbar. Das zeigen nicht nur die detailliert ausgeführten Gestalten der einzelnen Kirchenfürsten. Mit den immer präziser werdenden Grabplastiken auf den Denkmälern geben auch die umrahmenden, begleitenden Inschriftentexte mehr Auskunft über die Herkunft, das Leben und Wirken der geistlichen Herren in diesem hohen Amt.

Grabkreuzplatten

Die ältesten Inschriftenträger im Domkreuzgang sind Grabkreuzplatten129), von denen heute noch insgesamt sechs130) und ein Fragment (Kat.-Nr. 52) vorhanden sind. Es handelte sich in jedem Fall um Grabplatten, die die jeweilige Sepultur deckten.

Die älteste Grabplatte aus dem Domkreuzgang ist in das Jahr 1290 datiert; sie ist nur noch in Abzeichnung vorhanden. Die meisten dieser frühen Grabplatten weisen aber ähnliche Gestaltungskriterien auf. Das Grundschema hier ist in fast allen Fällen das griechische, gleicharmige Kreuz mit verbreiteten Balkenenden. Die Kreuzstange steht auf dem oft einfach gestalteten Dreiberg. Sie ist mit bis zu drei Nodi geziert. Bei vier Grabplatten ist ein Wappenspitzschild aufgelegt, immer von links nach rechts. Bei den zwei unter der Confessio eingemauerten Grabkreuzplatten handelt es sich um Denkmäler mit den oben beschriebenen Darstellungskriterien, aber ohne Wappenschild. Bei der dritten Grabplatte ist nur noch der Schild erkennbar. Die Inschrift, soweit vorhanden, läuft bei allen Denkmälern um den Stein. Ein Denkmal, das zwar keine Grabkreuzplatte im herkömmlichen Sinn [Druckseite XXXV] ist, aber Elemente dieser Darstellung aufweist, trägt Datierungen von 1317–1376. Auf einem Dreiberg, über dem ein Nodus gearbeitet ist, befindet sich kein Kreuz, sondern eine heute verlorene Inschriftentafel (Kat.-Nr. 41). Der übliche Spitzschild mit dem Wappen der Familie liegt von links nach rechts geneigt daneben.

Die letzte einigermaßen erhaltene Grabplatte mit Grabkreuzdarstellung datiert in das Jahr 1347 (Kat.-Nr. 66). Trotz des schlechten Erhaltungszustandes ist hier eine sehr sorgfältige Steinmetzarbeit zu erkennen, die Kreuzarme sind mit Lilien geschmückt, über dem Dreiberg befindet sich der schräggelegte Wappenschild. Ein Denkmal, ebenfalls noch in das 14. Jahrhundert zu datieren, befindet sich im Domkreuzgang an der Wand aufgerichtet. Der Zustand dieser Grabplatte aus Kalkstein ist allerdings so schlecht, dass auch die Datierung nicht gesichert ist (möglicherweise 1381, Kat.-Nr. 94). Hier ist nur noch sehr schwach der Dreiberg zu erkennen, auf dem der Kreuzfuß aufgerichtet war. Nach diesem Zeitpunkt existieren keine Grabkreuzplatten mehr in dem auf uns gekommenen Bestand; auch die kopiale Überlieferung beschreibt keine Denkmäler dieser Art131).

Die figürlichen Darstellungen auf Grabplatten

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts haben im Dombereich insgesamt 68 Denkmäler mit figürlichen Darstellungen die Zeit überdauert132).

Für den gesamten Regensburger Raum und das Umland ist eine Vielzahl von Grabplatten überliefert, die nicht nur das Kunstschaffen in der Grabplastik repräsentieren, sondern zum einen in der Gestaltungsweise die Auffassung des Übertritts vom Leben zum Tod wiedergeben, zum anderen Einblicke über die äußere Erscheinung der Persönlichkeiten, deren Haartracht und Kleidung mit allem Zubehör erlauben. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts und vereinzelt noch im 16. Jahrhundert zeigen sich die Verstorbenen als Gisants, als Ruhende, die weder tot noch lebendig, sondern als Beati ihrer Auferstehung am Jüngsten Tag entgegensehen133). In den meisten Fällen kennzeichnen Attribute ihre soziale Zugehörigkeit.

Der erste Inschriftenträger mit figürlicher Darstellung datiert in das Jahr 1326 und befand sich ursprünglich vor der Katharinenkapelle im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffs des Doms (Kat.-Nr. 53). Die wohl idealisiert jugendlich gestaltete Skulptur des Domdekans Ulrich von Au wirkt überaus lebendig und gilt in der Forschung als eine der bedeutendsten Beispiele der Regensburger Plastik des 14. Jahrhunderts134). Sowohl der Faltenwurf der Kasula und des Unterkleides als auch die feste Verbindung der Füße mit dem Boden der Grabplatte signalisieren eine stehende Gestalt. Das Kissen, auf dem der Kopf ruht, steht bildhaft für ruhen. Das Buch in den Händen des Domdekans steht sinnbildhaft für Bildung und Wissen135). Die Grabplatte stammt aus einer Bildhauerwerkstatt, die bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts die Domplastik geprägt hat136). Die Datierung dieser vom Domherren zu Lebzeiten bestellten Grabplatte, die etwa 1322 geschaffen wurde, bietet auch den zeitlichen Anhaltspunkt für die Datierungen und Zuordnungen vollplastischer Figuren im Dom137).

Aus dem 14. Jahrhundert sind noch zwei weitere figürlich gestaltete Grabplatten im Original vorhanden, abgesehen von den beiden Bischofsgrabmälern, die oben beschrieben wurden.

Bei der Grabplatte des Petrus von Remago, deren Datierung nicht exakt gesichert ist (Kat.-Nr. 109), handelt es sich vermutlich um eine der ersten individuellen ungeschönten Wiedergabe eines Domherren138). Auch hier zeigt die Darstellung eine feststehende Figur, die auf einem Kissen mit vier Quasten ruht. Auffällig ist die nahezu identische Art der Gestaltung des Ruhekissens mit der Darstellung des Grabbildes des Ulrichs von Au. Im Unterschied zur oben beschriebenen Grabplastik wird hier am oberen Bildrand gotische Ornamentik, unten das Familienwappen mit Wappenhaltern in das [Druckseite XXXVI] Reliefbildnis mit einbezogen139). Bei der zweiten Grabplatte handelt es sich um ein Konturenbildnis eines Domherren.

Konturenbildnisse bzw. Ritzzeichnungen

Im Zeitraum bis Ende des 15. Jahrhunderts haben sich 24 Grabdenkmäler erhalten, die Konturenbildnisse zeigen. Allesamt bilden Herren sowohl aus dem hohen als auch aus niedrigem geistlichen Stand ab.

Nur ein Konturenbildnis eines Domherrn findet sich im Bestand der Grabplatten des 14. Jahrhunderts. Die nur noch schemenhaft zu erkennenden Ritzzeichnung für Arnold von Weidenberg (†1398, Kat.-Nr. 111) zeigt Leichtigkeit und Eleganz in der Formgebung.

Abgesehen von den Bischofsgrabplatten der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die allesamt im Viertel- oder Hochrelief gearbeitet sind, ergibt der Befund der figürlich gestalteten Grabplatten für den Dombereich Erstaunliches: Es finden sich bis in das Jahr 1440 keine Reliefdarstellungen in den figürlichen Gestaltungen.

Konturenbildnisse, die zum Teil in so schlechtem Zustand sind, dass Beschreibungen schwer fallen, bestimmen die Gestaltungsart der Denkmäler. Die wenigen relativ gut erhaltenen jedoch lassen eine hohe Qualität der Steinmetzarbeiten erkennen. Die Darstellungen wirken sehr bewegt und lebendig und lassen, anders als Reliefarbeiten, den Vergleich mit der Malerei zu. Gleich Bildern wie auf Leinwand gemalt, bewegen sich die Gestalten, den Rahmen stellen die Umschriften. Die Kleriker sind en face dargestellt, der Großteil von ihnen trägt, unabhängig davon, ob sie dem Kreis des Domkapitels angehörten oder als Altaristen und Pfarrer wirkten, als Attribut des geistlichen Standes den Kelch. Weiter fällt bei diesen Darstellungen auf, dass einige dieser Kelche mit Metall ausgelegt waren. Soweit noch erkennbar, bleibt das Kissen in den Konturbildnissen weg, sodass hier fest auf dem Boden stehende Personen dargestellt sind, bei denen neben der Kleidung und den Attributen der Segensgestus auf ihren geistlichen Stand hinweist. Auch hier bleiben Ausnahmen: Bei vier Domherren, alle mit akademischen Titeln und bürgerlicher Abstammung, ruht der Kopf auf einem Buch anstatt auf einem - in Konturenbildnissen ohnehin fehlenden - Kissen. Johannes Goldner und Johannes Tröster (Kat.-Nrn. 262, 280) tragen als Zeichen der Gelehrsamkeit und Bildung ein weiteres Buch in ihren Händen140). Nur in der Darstellung des Johannes Mendel (Kat.-Nr. 272) findet sich als Hinweis auf den geistlichen Stand der Kelch. Sowohl Tröster als auch Mendel werden dem Kreis der Frühhumanisten zugerechnet. Das letzte dem 15. Jahrhundert angehörende Konturenbildnis datiert in das Jahr 1493 (Kat.-Nr. 296) und zeigt die beschriebenen Gestaltungskriterien.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert bis fast zur Mitte des 15. Jahrhunderts die Mehrzahl der figuralen Grabplatten in der Technik der Ritzzeichnung gearbeitet sind. Ab 1440 bilden die Reliefplatten dann den Großteil der Denkmäler. Im 16. Jahrhundert finden sich nur noch ganz vereinzelt Konturenbildnisse auf Grabplatten141).

Reliefdarstellungen

Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts haben nur zwei Grabplatten mit Reliefdarstellungen die Zeit überdauert142).

Hier ist vor allem das Denkmal des Domherren und Dompfarrers Wolfhard Ebner (Kat.-Nr. 190) zu nennen, das nicht nur durch seine Größe beeindruckt. Es weist auch ein hohes Maß an künstlerischer Gestaltung, Sorgfalt der Ausführung und Reichhaltigkeit des Bildprogrammes auf143). Der Gesichtsausdruck und das große Kissen zeigen Ruhen an, die linke Hand hält jedoch fest den Kelch in den Händen, die Rechte zeigt deutlich auf die über dem Kelch schwebende, bereits geweihte Hostie und verdeutlicht das Priesteramt. Auch diese Gestalt steht fest auf einer profilierten Plinthe, die von kleinen Konsolfigürchen getragen wird.

Im Initialbuchstaben in der linken oberen Ecke ist ein Engel integriert. Das nackte betende Kind zu Beginn der Inschrift an der rechten Längsseite stellt bildhaft die Seele des Verstorbenen dar. Obwohl Wolfhard Ebner dem Domkapitel angehörte, ist er im Priestergewand wiedergegeben, einer Kasel mit prächtig ornamentiertem Gabelkreuz, das ebenfalls mit figürlichen Darstellungen ausgestattet [Druckseite XXXVII] ist. In der Mitte Christus als Schmerzensmann, am linken Kreuzarm die Darstellung der Hl. Katharina, an der rechten Seite der Hl. Petrus. Zur demonstrierten Individualität des Domherren passt die Hand, die die Augen des Betrachters sehr bewusst zu dem in der Inschrift wiedergegebenen Namen an der unteren Seite der Grabplatte führt.

Bei den weiteren figural gestalteten Reliefplatten bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bestimmen einige Gemeinsamkeiten, dennoch aber auch die unterschiedlichsten künstlerischen Konzepte das Aussehen dieser Grabplatten. Was den Personenkreis betrifft, so handelt es sich, wie oben schon angedeutet, ausschließlich um Herren, die dem geistlichen Stand angehören. Bei den ruhend-stehenden Gestalten überwiegt als Kriterium das Kissen oder das Buch, auf dem der Kopf ruht. Die Domherren tragen zumeist das Chorgewand und die mit Hermelinschwänzen besetzte Almucia aus Pelz, die zum Teil sehr fein gearbeitet ist.

Der Kopf ist mit dem Birett bedeckt. Einige Geistliche bevorzugen als Überkleid die Kasel mit Amikt. Um die hochrechteckigen, scharf abgegrenzten, vertieften Felder mit den figuralen Darstellungen läuft jeweils die Umschrift auf erhöhtem Rand. Sowohl bei Geistlichen adeliger Abstammung als auch bei Geistlichen, die dem bürgerlichen Stand angehörten, ist in der linken unteren Ecke des Feldes oder auf dem erhöhten Rand das Wappen eingehauen. Bei bürgerlichen Domherren ist es nur der Schild, bei adeligen das zum Teil aufwendig gestaltete Vollwappen mit weiteren Ahnenwappen in den vier Ecken der jeweiligen Denkmäler. Mit dem Fortgang des Jahrhunderts lassen sich dennoch einige unterschiedliche künstlerische Konzepte erkennen, die kurz benannt werden sollen144). Die Figuren werden ab dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts einige Male unter gotischen Architekturelementen dargestellt. Das erste Beispiel hierfür, neben dem oben beschriebenen Denkmal des Petrus von Remago, das noch in das 14. Jahrhundert datiert, ist die Grabplatte des Ulrich von Pairstorf (†1476, Kat-Nr. 257). Im Dreipass ist noch ein Kissen eingearbeitet, auf dem der Kopf ruht. Dieses Kriterium für Ruhen fällt dann komplett weg, wenn Dreipässe, gedrückte Eselsbögen, Rundbögen oder Kleeblattbögen die Figur überspannen. In zwei dieser genannten Denkmäler ist der Hintergrund fein ornamentiert (Kat.-Nrn. 314, 317).

Zwei Denkmäler weisen eine Besonderheit auf: Über der Mitte der Grabskulptur ist auf dem Niveau des erhöhten Randes eine querrechteckige Inschriftenplatte eingehängt, in der jeweils eine Bibelstelle aus dem Buch Hiob eingehauen ist (Kat.-Nrn. 302, 307)145); mit diesem Zitat wird der Glaube an die Auferstehung direkt vermittelt.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich noch einige figurale Grabplatten mit Umschriften, die von den oder für die Domgeistlichen als Totengedächtnis gewählt wurden. Diese Art der Darstellung nimmt allerdings in der zweiten Hälfte ab und kommt nur noch vereinzelt vor. Das Renaissance-Epitaph mit Halbfiguren und zum Teil ausführlichen Texten, die in das Feld eingeschrieben sind, bestimmt dann das Bild der Grabskulpturen.

Wappengrabplatten

Neben den figürlich gestalteten Grabplatten finden sich im Bestand der Originale 32 Wappengrabmäler, die zum Teil mindestens ebenso aufwändig gearbeitet sind wie die figuralen Grabplatten.

Hier fällt auf, dass vor allem das Patriziat und das Regensburger Bürgertum diese Art der Darstellung wählten146). Zwei Grabplatten aus dem 14. Jahrhundert zeigen noch sehr flach eingehauene, einfache Wappenschilde, das früheste, 1320 datierte, ohne Oberwappen und Decken (Kat.-Nr. 46). Auf dem zweiten Denkmal, etwa 50 Jahre später, erscheint bereits ein Vollwappen (Kat.-Nr. 92). Helm und Helmzier werden schließlich zu unentbehrlichen Bestandteilen des Schildes.

Erst im 15. Jahrhundert füllen diese Wappendarstellungen das gesamte oft stark vertiefte Feld mit dem Vollwappen der jeweiligen Familien, zum Teil eingearbeitet in Dreipässen (Kat.-Nrn. 132, 159) oder unter Kielbögen, gemeinsam mit kleineren Schilden der Vorfahren, plastisch gestaltet. Die Umschriften auf erhöhtem Rand, – häufig finden sich hier Mehrfacheinträge – laufen um den Stein.

Hervorzuheben ist die Grabplatte des Stephan Notangst (†1424, Kat.-Nr. 156). Über dem schräggelegten Wappenschild wächst aus dem geschlossenen Helm die Halbfigur eines Mannes, im Profil dargestellt; das Haupt ist mit dem Birett bedeckt, dem Wappenbild der Familie. Dieses Oberwappen ziert reichlich hochgotisches Maßwerk unter einem Kielbogen mit Kreuzblume. Die beiden oberen [Druckseite XXXVIII] Ecken füllen Fabeltiere147). Ebenfalls dem Patriziat und Bürgertum sind auch die Wappendarstellungen in untereinander angeordneten Rundmedaillons mit Umschrift zuzuordnen148).

Was den Klerus anbetrifft, sind bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zwölf Denkmäler mit Vollwappen erhalten, die für adelige Domherren angefertigt wurden149). Die Grabplatten sind zum Teil in gutem Zustand und zeigen viel Variantenreichtum und Sorgfalt in der Ausführung. Die Vollwappen füllen das gesamte Feld, und dort, wo dies nicht der Fall ist, werden sie von Architekturelementen wie Rundbögen oder Kielbögen überspannt, ähnlich den figuralen Grabplatten.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich noch einige wenige Wappengrabplatten, dann endet auch diese Tradition. Das oder die Wappen bleiben zwar mitbestimmende Elemente gerade für Mitglieder aus adeligen Familien, sind aber häufig den immer ausführlicheren Inschriftentexten oder Halbfiguren als weitere Identifikation der jeweiligen Personen nur zugefügt.

Epitaphien

Im 14. Jahrhundert entstand ein neuer Typ des Gedächtnismales, der heute in der Forschung allgemein als Epitaph bezeichnet wird150). Diese Art von Memorienstein begegnet in Kirchen, Kapellen und Kreuzgängen und im Dombereich betrifft, an den Wänden, die den Domfriedhof begrenzten. Überall da, wo eine Seelgerätstiftung für einen oder mehrere Verstorbene betreut werden musste, erinnerten und erinnern bis heute Epitaphien an die vergangene Existenz dieser Menschen und fordern zur Fürbitte auf. Neben dieser Funktion geben Epitaphien auch, gerade weil die Stifterpersonen immer als Lebende unter den Lebenden erscheinen, Einblick über den Status der Familien, über die Anzahl der Ehefrauen der Stifter und aller Familienmitglieder151). Wie die 13 Beispiele im Dombereich zeigen, haben auch hier einige Denkmäler von außerordentlicher Qualität die Zeit überdauert.

Gerade was die frommen Darstellungen auf diesen Gedächtnismalen betrifft, lohnt sich der Blick auf die Bildinhalte der Altarretabeln, die im 14. und 15. Jahrhundert bevorzugt wurden. In der Gestaltung der Epitaphien sind diese eins zu eins umgesetzt152).

Epitaphien sind ausnahmslos an der Wand angebracht. Sie befinden sich zum Teil in der Nähe der jeweiligen Grablegen wie zum Beispiel bei den Patrizierfamilien Ingolstetter und Gumprecht (Kat.-Nrn. 76, 99), können aber auch ganz unabhängig vom Begräbnisort ein weiteres Mal das ewige Gedenken sichern153). Sie boten auch die Möglichkeit, in den zahlreichen anderen Kirchen Regensburgs präsent zu sein.

Das früheste erhaltene Epitaph für den Domherren Ulrich Wild (Kat.-Nr. 100) datiert in das Jahr 1389. Gerade hier wird der oben beschriebene Zusammenhang zur Architekturskulptur am Dom sichtbar154). Die in Dreiviertelrelief gearbeiteten Figuren der Patrone des Regensburger Domes, des Apostels Petrus und der Maria sind bewegt und mit großer Ausdruckskraft wiedergegeben. Es zählt zu den besten Werken der Regensburger Grabplastik im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts und wird dem Meister zugeschrieben, der die Skulpturen der Hll. Stephan und Christophorus geschaffen hat155). Aus derselben Werkstatt stammt wohl auch das drei Jahre früher datierte Epitaph für Johannes von Peina (†1386, Kat.-Nr. 98), erreicht aber dessen künstlerische Qualität nicht.

Aus dem 15. Jahrhundert sind weitere Epitaphien von hoher künstlerischer Qualität erhalten. Herauszuheben ist das Epitaph an der Ostwand des Mortuariums für Barbara Gumprecht (†1410, Kat.-Nr. 130), eine Dame aus dem Patriziat. Es handelt sich hier um eine der kunstvollsten, fast im Vollrelief gestalteten Ölbergszenen, die im Dombereich zu finden sind. Das Relief zeigt die stilistischen Merkmale der Spätformen des sog. Schönen Stils156). Die beiden Vollwappen rechts und links neben der Inschriftentafel ersetzen in diesem Fall die Stifterfiguren und bezeichnen die Herkunftsfamilie der Stifterin und die Familie ihres Ehemannes. Zwei weitere, allerdings kleiner und einfacher gearbeitete Ölbergepitaphe sind im Bestand des Domes erhalten; das eine, 1423 datiert, für Johannes Sumpringer [Druckseite XXXIX] (Kat.-Nr. 146) in zeitlicher Nähe zum Gumprechtepitaph, das andere für Ulrich Huber (Kat.-Nr. 301) aus dem Jahr 1494. Auffallend ist die gleiche Gestaltung der Olivenbäume mit ihren kugelig-runden Kronen. Im 16. Jahrhundert entstand die lebensgroße, vollplastische Ölbergszene an der äußeren Südwand des Kapitelhauses. Dem Sockel ist ein monumentales Epitaph mit Darstellungen der knieenden Stifter und einer Inschriftentafel mit vier obiit-Vermerken vorgeblendet (s. Kat.-Nr. 309)157).

Ein weiteres beliebtes Motiv für diese Art des Memoriums war der Schmerzensmann oder Erbärmdechristus158). Auch hier ist ein Denkmal aus dem Jahr 1444/45 hervorzuheben, das an Größe und künstlerischer Qualität herausragt (Kat.-Nr. 196). Die Bildkomposition erinnert den Betrachter an einen Altar. Der bis ins Detail naturalistisch fast im Vollrelief dargestellte Schmerzensmann ist in einem Figurentabernakel mit hochgotischem Maßwerk gearbeitet159). Den Hintergrund bildet das Grabtuch, von zwei Engeln gehalten. Bescheiden wirken die beiden Stifter dieses Epitaphs, das Ehepaar Ingolstetter, als Betende zu beiden Seiten unter Maßwerk, getrennt von der frommen Darstellung durch zwei Wandsäulen. Dennoch kommt das Selbstbewusstsein der mächtigen Familie nicht zufällig bildhaft zum Ausdruck. Über den Stifterfiguren sind jeweils zwei kleine Wappenschilde angebracht, die Inschriftentafel wird zu beiden Seiten von aufwendig gestalteten Vollwappen flankiert, die nochmals auf die Identität der Verstorbenen hinweisen. Soweit überschaubar ist dies im bearbeiteten Zeitraum in der gesamten Grabmalskulptur des Dombereichs die einzige Darstellung einer Frau.

Sieben weitere einfachere Epitaphien mit Christus als Schmerzensmann sind im Bestand des Domes erhalten. In vielen Fällen ist der Erbärmdechristus als Halbfigur im Wolkenkranz konzipiert, daneben jeweils die betende kleine Stifterfigur, die ein Spruchband mit Inschrift hält (Kat.-Nrn. 92, 98, 145). Zum Ende des Jahrhundert finden sich noch zwei weitere Darstellungen von starker Ausdruckskraft, nämlich die Epitaphien für Matthias Polling (†1496, Kat.-Nr. 308) und für Stephan Modl (†1499, Kat.-Nr. 321). Das Epitaph für Matthias Polling zeigt in seinen stilistischen Merkmalen der Figuren, der Gestaltung der Haartracht, den aufwendigen Schüssel- und Knitterfalten und dem Gesichtsausdruck starke Verwandtschaft mit den kleinen vollplastischen Figuren des Christus und der Samariterin am Dombrunnen, die Wolfgang Roriczer zugeschrieben werden160). Konzeptionell identisch gestaltet ist das Epitaph für den Kaplan Stephan Modl, es stammt aber möglicherweise aus einer anderen Werkstatt161).

Das großformatige Epitaph für den adeligen Domherren Nikolaus von Künsberg (†1473, Kat.-Nr. 252) bleibt sowohl inhaltlich als auch in der Gestaltung einmalig im Bestand des Domes162). Es könnte auch als Grabplatte klassifiziert werden. Die Anbringung an der Wand des Kreuzgangsüdflügels in einer Nische – wohl am ursprünglichen Ort – lassen dieses Denkmal aber eher als Epitaph gelten. Der Mittelteil zeigt die Auferstehung Christi, überspannt von einem Rundbogen, der auf zwei Wandsäulchen ruht. In den Zwickeln sind Adler eingepasst. Zu beiden Seiten jeweils unter gedrücktem Eselsbogen mit Kreuzblume links der Domherr, rechts das Vollwappen. Über den beiden Eselsbögen sind jeweils vier gotische Blendfenster gearbeitet, die wohl den Eindruck eines Kircheninnenraumes vermitteln sollen. Stilistisch und vom Bildprogramm her zeigt dieses Epitaph starke Ähnlichkeiten mit dem Epitaph für Matthäus Runtinger, datiert 1407/1410, aus der ehemaligen Obermünsterkirche163).

Ebenfalls einmalig im bearbeiteten Bestand begegnet das Epitaph des Domherren Georg von Paulsdorf (†1500, Kat.-Nr. 323)164). Das Relief aus Grünsandstein mit Resten von farbiger Fassung ist aus drei Platten gefertigt und zeigt zwei breite vertikale Fugen. Der schmälere Mittelteil zeigt den wiedererweckten Lazarus, über dem sich zwei stark gewundene Schriftbänder befinden. Den beiden Seitenteilen hat der Künstler mehr Raum gegeben. Links Christus mit vier Aposteln, rechts die Schwestern des Lazarus, Maria und Martha, mit mehreren Begleitpersonen. Dem Betrachter wird der Eindruck vermittelt, dass zu diesem Wunder noch mehr Personen von den Seiten in das Bild hereindrängen. Die vierzeilige Inschrift nennt den Stifter mit all seinen Ämtern, Schild und Oberwappen zu beiden Seiten des Textes identifizieren ihn als Mitglied der Adelsfamilie von Paulsdorf. [Druckseite XL] Die Bewegtheit und Dramatik der Bildinszenierung zeigen zum ausgehenden Jahrhundert ein hohes Niveau an künstlerischer Fertigkeit in der Sepulkralskulptur165).

Aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts ist die Reliefdarstellung einer Gregorsmesse aus rotem Marmor erhalten (Kat.-Nr. 255). Der älteren Überlieferung nach stand sie bei einem Gregorsaltar im Dom, der heute nicht mehr vorhanden und dessen Standort unbekannt ist166). Die Darstellung dominiert die Figur des knienden Papstes im Vordergrund, dessen Gestalt von einem in bewegten Falten auslaufenden Pluviale umhüllt wird. Als Altaraufsatz dient die Grabkufe, aus der in Halbfigur der Erbärmdechristus aufsteigt, umgeben von den Leidenswerkzeugen. Vor der Grabkufe die Vera Ikon mit dem Angesicht Christi. In Regensburg sind insgesamt drei Gregorsmessen erhalten167). Die Gregorsmesse im Domkreuzgang ist die einzige Darstellung mit dem vollen Text des Ablasses168).

Zusammenfassend kann bislang festgestellt werden, dass der erhaltene Bestand an figuralen und ebenso auch an heraldischen Grabskulpturen in der Domkirche und im Dombereich, verglichen vor allem mit St. Emmeram, deutlich später einsetzt169). Als Hauptgrund mag hier der Beginn des Neubaues der gotischen Kathedralkirche, der im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts begann, genannt sein. Fülle und Qualität der Denkmäler veranschaulichen eindrucksvoll die Auffassung des Christentums vom Zustand zwischen Tod und Erlösung und geben gerade in der Kathedralkirche ein Bild vom Können der Dommeister und Steinmetze über Jahrhunderte hinweg. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts finden sich im gesamten überlieferten Bestand keine Hochgräber oder Tumben.

Die dargestellten Personen auf den Grabplatten gehören fast ausnahmslos dem Klerus an170). Mit Ausnahme der weiblichen Stifterskulptur auf dem sog. Ingolstetterepitaph ist überhaupt keine Darstellung einer weiblichen Person zu finden. Ebenso fehlen für diesen Zeitraum Ritterdarstellungen und Doppelgrabplatten171). Das Epitaph behauptet sich auch in den kommenden zwei Jahrhunderten in den unterschiedlichsten Ausführungen vor allem als mehrgeschossiges Wandepitaph mit Architekturelementen172). Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts finden sich im Bestand der Denkmäler Figurengrabplatten. Die Regensburger Bischöfe bevorzugen durch das gesamte 16., 17. und 18. Jahrhundert Grabplatten mit figuralen Darstellungen.

Materialien

Die wenigen Inschriftendenkmäler des späten 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts sind aus Kalkstein oder Sandstein gefertigt. Der in der Nähe Regensburgs gebrochene helle Kalkstein – auch als Kelheimer Marmor bezeichnet – fand häufig Verwendung; auch Sandstein kommt in vielen Tönungen überall in Bayern vor173). Diese Steinarten bleiben das bevorzugte Material bis etwa in die 40er Jahre des 14. Jahrhunderts für Grabkreuzplatten, Inschriftentafeln und auch die früheste figurale Grabplatte aus dem Jahr 1326.

Ab dieser Zeit wurde der aus Salzburg kommende Rotmarmor in allen seinen Varianten bevorzugt für die Grabdenkmäler verwendet.

Kalk- oder Sandstein fand weiterhin, wenn auch nur vereinzelt, bis zum Ende des bearbeiteten Zeitraumes immer wieder Verwendung. Gerade was das 15. Jahrhundert betrifft, handelt es sich in den meisten Fällen um einfacher gestaltete Grabplatten und Inschriftentafeln für das Bürgertum oder den niedrigen Klerus174).

Für die neue Art des Totengedenkens, die Epitaphien, wurde fast ausschließlich Sandstein verwendet. Die nahezu vollplastischen Gestalten in den oben beschriebenen Epitaphien ließen sich besser [Druckseite XLI] aus dem weicheren Stein arbeiten. Allerdings sind diese Denkmäler gerade wegen ihres Materials viel mehr durch Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit der Verwitterung ausgesetzt.

Diese in Stein gehauenen Inschriften stellen den allergrößten Teil des Bestandes. Daneben bildet Metall für die sakralen Geräte und die Glocke das Material für Inschriften. Einige wenige Inschriften, die auf Stoff gestickt sind, haben die Zeit überdauert.

Die Glasfenster des Domes175)

Die mittelalterlichen Glasfenster des Regensburger Domes sind, wie in nur wenigen vergleichbaren gotischen Kathedralen, durch glückliche Umstände zum größten Teil erhalten. Da sie während des Zweiten Weltkrieges ausgebaut und sicher eingelagert wurden, traten größere Schäden und Verluste nur an den im Dom belassenen Fenster des 19. Jahrhunderts auf. Bis auf die Obergadenverglasung des Langhauses, die wahrscheinlich bereits in der Barockzeit entfernt wurden und über die es keinerlei Überlieferungen gibt176), und einzelne mittelalterliche Fenster, die im 19. Jahrhundert ersetzt wurden, ist der ursprüngliche Bestand noch vorhanden. Von den 39 erhaltenen Glasgemälden tragen 29 Inschriften. Überliefert sind auch Inschriften auf einem nicht erhaltenen Fenster des vorromanischen Domes aus der Zeit um 1167 (Kat.-Nr. 3†). Ein Fenster des Südchores aus der Zeit um 1300 (Kat.-Nr. 24†), eine Stiftung des Bruders des Bischofs Konrad von Lupburg, ist verschollen, die Inschrift und die Darstellung darauf aber kopial überliefert.

Die ältesten noch vorhandenen Scheiben im Dom stammen aus einem Fenster des romanischen Vorgängerbaues, datiert um 1230, und wurden in den Triforiumsfenstern des Südquerhauses wieder verwendet (Kat.-Nr. 4). Der Einbau der gotischen Glasfenster erfolgte nach dem Baufortgang, so dass sich die ältesten gotischen Scheiben aus der Zeit um 1300, Stiftungen des Bischof Konrad von Lupburg, im Südchor befinden (Kat.-Nrn. 22, 23). Mit der Einwölbung des Hochchores um 1315/20 und der Fortführung des südlichen und nördlichen Langhauses bis zum zweiten Joch erfolgte die Bestückung mit Glasgemälden im zeitlichen Ablauf bis ca. 1330/40177). Im Zuge des weiteren Ausbaus bis ca. 1370/75 kamen die noch fehlenden Glasgemälde an den Langseiten des Chores, im Querhaus sowie im Obergaden hinzu. In dieser Zeit änderte sich die Art der Bildkomposition. Die Darstellungen auf den älteren Scheiben waren eher kleinteilig und auf eine Fensterbahn beschränkt. So erstreckte sich nun eine einzelne monumentale Szene, zum Beispiel die Anbetung der Hl. Drei Könige (Kat.-Nr. 87), über ein ganzes Fenster mit seinen sechs Bahnen.

Erst nach einer langen Unterbrechung konnten nach der Einwölbung der westlichen Joche des nördlichen Seitenschiffes die nächsten Fenster von ca. 1440 bis 1450 eingesetzt werden. Mit der Vollendung der Westfassade 1486 war wohl auch die Verglasung der Domfenster beendet178).

In fast allen mittelalterlichen Domfenstern sind Hinweise auf die Stifter vorhanden. Sie sind entweder als Person wie zum Beispiel Bischof Nikolaus von Ybbs (Kat.-Nr. 36), Ulrich Haederer (Kat.-Nr. 57) oder Wernt und Anna Auer (Kat.-Nr. 85) dargestellt oder per Wappen identifizierbar. Zum Personenkreis der Stifter gehörten von Anfang an neben dem Bischof und dem Domklerus Mitglieder des Patriziats und des vermögenden Bürgertums der Stadt.

Der mit Abstand größte Teil der Inschriften auf den Glasgemälden bezeichnet die Namen der dargestellten Personen, also zumeist Heilige, Propheten, Könige oder Stifter. Ein weiterer Teil beinhaltet Fürbitten, Gebete oder Psalmenstellen. Die Inschriften befinden sich zumeist im Nimbus der Heiligen, auf dem die Figuren umschließenden Rahmen oder auf einem beigefügten Schriftband.

Reparaturen und das Ersetzen von einzelnen zu Bruch gegangenen Scheiben waren immer wieder nötig. Die früheste Nachricht stammt bereits aus dem Jahr 1372 und bezieht sich auf Ausbesserungsarbeiten durch den Glasmaler Heinrich Menger179). Während man sich im 17. Jahrhundert vor [Druckseite XLII] allem unter Bischof Albert IV. von Törring (1613–1649) noch um die Glasfenster kümmerte, hatte man im 18. Jahrhundert offensichtlich weniger Verständnis für den Erhalt des alten Bestandes. Wohl aus Gründen einer besseren Durchlichtung des Raumes entfernte man die Obergadenfenster des Langhauses und setzte Blankverglasungen ein. Pläne zur Entfernung weiterer Fenster wurden glücklicherweise nicht verwirklicht. Im 19. Jahrhundert trat König Ludwig I. von Bayern als Stifter neuer Glasfenster auf, die die mittelalterliche Verglasung komplettieren sollten. Seit 1840 kümmerte man sich auch um die mittelalterlichen Fenster, die dann besonders von 1852 bis 1858, allerdings eher notdürftig, instandgesetzt wurden. Eine sehr sorgfältige Restaurierung fand zwischen 1898 und 1908 statt, als bereits erste Folgen der zunehmenden Luftverschmutzung bemerkbar waren. Die bisher letzte Reinigung zwischen 1974 und 1986 war verbunden mit einer aufwendigen Sicherung durch eine Schutzverglasung, die eine weitere Zerstörung durch Umwelteinflüsse verhindern soll180).

Zitationshinweis:

DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Einleitung, 4. Die Inschriftenträger (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di074m013e009.

  1. Nennung einiger Beispiele zur Grabmalskulptur in Kdm Regensburg III, 267f. »
  2. Kat.-Nrn. 6, 8, 18, 25, 166†, 229, 242, 264†. »
  3. Kat.-Nrn. 19, 51, 170»
  4. Kat.-Nrn. 45, 55, 56»
  5. RDK II, Sp. 49f. »
  6. S. o. XXVII. »
  7. Vgl . Kat.-Nrn. 131†, 140, 142, 147, 148, 149, 172, 179. Nicht in diesen Band gehören die Steinmetzzeichen, die im Rahmen eines großen Projektes von Dr. Friedrich Fuchs, Diözesanmuseum Regensburg, bearbeitet werden. »
  8. Walter, Glockenkunde 209f. Die Glocke ist derzeit in der Dombauhütte gelagert. »
  9. Vgl. Kdm Regensburg I, 132: die Predigtglocke ist die älteste erhaltene Glocke, weitere Glocken mit Inschriften gehören alle dem 17. Jahrhundert an; vgl. hierzu auch Kdm Regensburg III, 276. »
  10. Unter der hier bearbeiteten Sonnenuhr befindet sich eine weitere, die in das Jahr 1509 datiert. »
  11. Vgl. hierzu auch zusammenfassend Kdm Regensburg III, 270f. mit einem Überblick über die kirchliche Wandmalerei in Regensburg. »
  12. Kdm Regensburg I, 166f.; Dirmeier, Armenfürsorge 221. »
  13. Kat.-Nrn. 342-349; die Grabplatten unterhalb der Dachtraufe sind mit Holz verschallt und nur teilweise zugänglich. »
  14. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass beim Fortschreiten der epigraphischen Arbeiten für die Stadt Regensburg der eine oder andere Hinweis auf die Herkunft oder die genannten Personen ermittelt werden kann. »
  15. Traeger, Mittelalterliche Architekturfiktion 60ff. »
  16. Hubel, Mittelalterliche Plastik 53 (Anm. 2) weist auf diese Tatsache hin; in der älteren Forschung zu diesem Thema s. Seyler Alfred, Die Mittelalterliche Plastik Regensburgs, Diss. München 1905; Riehl Berthold, Bayerns Donautal, Tausend Jahre Deutsche Kunst, München-Leipzig 1912; Schinnerer Johannes, Die Gotische Plastik in Regensburg, Straßburg 1918 (mit umfassender Übersicht über die ältere Forschung); Krankenhagen Heidrun, Studien zur spätgotischen Plastik in Regensburg, Diss. Freiburg i. Br. 1968 spart die Grabplastik in ihrer Arbeit aus; vgl. hierzu Rolf Schmidt, Studien zur spätgotischen Plastik in Regensburg, in: ZBLG 37 (1974) 167–177. Den besten zusammenfassenden Überblick über das Kunstschaffen auf dem Gebiet der Grabplastik und der Epitaphik bietet immer noch die Kunststatistische Übersicht von Felix Mader in Kdm Regensburg III, 267–270. In übergreifenden Gesamtdarstellungen zum Thema Sepulkralskulptur wie Panofsky Erwin, Grabplastik. Vier Vorlesungen über ihren Bedeutungswandel von Alt-Ägypten bis Bernini, Köln 1964, Bauch Kurt, Das mittelalterliche Grabbild. Figürliche Grabmäler des 11.-15. Jahrhunderts in Europa, Berlin-New York 1976 und Körner Hans, Grabmonumente des Mittelalters, Darmstadt 1997 finden Regensburger Beispiele keine Erwähnung. »
  17. Liedke, Augsburger Sepulkralskulptur, 97. »
  18. Seeliger-Zeiss, Grabstein oder Grabplatte? – Anfragen zur Terminologie des mittelalterlichen Grabmals, in: Epigraphik 1988, 283–291; Schmidt, Mittelalterliche Grabmaltypen 293–304; zum Epitaph s. u. XXXVIII. »
  19. Vgl. hierzu Hausberger, Die Grablegen der Bischöfe 365; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 385 mit dem Bittschreiben des Bischof Schwäbl um Rücksichtnahme besonders auf die Bischofsgrabmäler. »
  20. Cranner 47 spricht von einem doppelten Stein ohne Inschrift; Schuegraf, Dom I, 54f.; Hausberger, Grablegen 371. »
  21. Oefele I, 202f.; Freytag/Hecht 45; Hausberger, Grablegen 371. »
  22. Schuegraf, Dom I, 72, 84; Freytag/Hecht 51; Hausberger, Grablegen 372. »
  23. Hausberger, Grablegen 372; Hubel, Funktion und Geschichte des Hochaltares 349–351, hier weitere Ausführungen und Literatur zu diesem Grabmal. »
  24. Anders Hausberger, Grablegen 372: vor dem Frauenaltar; Freytag/Hecht 30. »
  25. Schuegraf, Dom I, 130f.; ders., Dom II, 17; Loers, Barockausstattung 234. »
  26. Vgl. hierzu Bauch, Das mittelalterlich Grabbild 73f. »
  27. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 55. »
  28. Die Grabplatte befand sich ursprünglich vor dem von ihm gestifteten Altar des Hl. Florinus im nördlichen Seitenschiff im dritten Joch. »
  29. Resch, Sammlung VII, Blatt 26. »
  30. Freytag/Hecht 46; Hausberger, Die Grablegen der Bischöfe 373f. »
  31. Diese Arbeit ist dem Dommeister Andre Engel zugeschrieben, s. u. XLIX. »
  32. Ebenda. »
  33. Bauch, Das mittelalterliche Grabbild 262f. »
  34. Kdm Regensburg I, 116f.: die Arbeit wird hier dem Meister Erhart aus Straubing zugeschrieben. »
  35. Zum Grabtuch vgl. Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 289ff. »
  36. S. u. L ff. »
  37. Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 304–306; der Bestand an noch vorhandenen Grabkreuzplatten setzt z. B. in St. Emmeram wesentlich früher ein, vgl Kdm Regensburg I, 290 (Abb. 196): Vortragkreuz auf dem Sarkophagdeckel des Abtes Ramwold 1001. »
  38. Vgl. Kat.-Nrn. 17, 32, 33, 66, 71, 94»
  39. Die Zusammenfassung richtet sich nach Morsbach, Grabkreuzplatten 27ff. »
  40. Sauerländer, Französische Plastik 108; Scholz, DI 38 (Landkreis Bergstraße), XXVII. Seit dem späten 11. Jahrhundert begegnet in der europäischen Skulptur die figürliche Darstellung auf Grabplatten; doch erst mit der gotischen Bildhauerkunst fand diese Art, Grabplatten zu gestalten, über den ganzen Kontinent Verbreitung. »
  41. Ariès, Geschichte der Todes 308ff.; ausführlich und kritisch wird diese Problematik der Darstellung behandelt bei Körner, Grabmonumente 107–117. »
  42. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 53f. »
  43. Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 291; Das Buch als Attribut tragen auch der Hl. Dominikus, der Hl Antonius von Padua, der Hl. Bernhard von Clairvaux und der Hl. Thomas von Aquin. »
  44. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 54. »
  45. Die Figur des Hl. Georg (Kat.-Nr. 55) und die Figur der Maria an der nördlichen Querhauswand sind demselben Meister zuzuordnen. »
  46. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 57. »
  47. Borgwardt, Die Typen des mittelalterlichen Grabmals 70. »
  48. Kroos, Grabbräuche – Grabbilder 291f. »
  49. Dieser Bestand wird im Band Dom II bearbeitet werden. »
  50. Die Grabplatte des Bischofs Friedrich von Parsberg (†1449, Kat-Nr. 200) wurde oben bereits beschrieben. »
  51. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 61. »
  52. Diese Konzepte deuten möglicherweise auch auf unterschiedliche Werkmeister hin; s. u. XLIXff. »
  53. Vgl. hierzu Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 348; hier wird auf ein weiteres Beispiel aus Paris hingewiesen, das in der Umschrift die Bibelstelle Hiob 19,25f. wiedergibt. »
  54. Böcher, Alte Wormser Grabsteine 50f. »
  55. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Domkreuzgang und Kapitelhaus 59 (Abb. 8). »
  56. Vgl. DI 40 (Regensburg I), XXXIII; s. z. B. Kat.-Nrn. 97, 180, 232»
  57. Vgl. Kat.-Nrn. 157, 163, 188, 195, 212, 230, 246, 271, 313, 319, 324, 326»
  58. Zur Definition des Begriffes in der Kunstgeschichte vgl. Schoenen, Epitaph Sp. 872–921; Seeliger-Zeiss, Grabstein oder Grabplatte? 286f. »
  59. Oexle, Memoria und Memorialbild 422ff. »
  60. Braun, Der christliche Altar II, 451ff. »
  61. Bauch, Das mittelalterliche Grabbild 198ff.; Seeliger-Zeiss, Grabstein oder Grabplatte? 289. »
  62. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 55f. (Abb. 4 u. 5). »
  63. Ebenda, 56f.: Das Epitaph stellt ein Bindeglied dar, das zu den beginnenden Arbeiten am Domportal überleitet. »
  64. Ebenda, 58 (Abb. 7). »
  65. Kdm Regensburg I, 240; in den Bearbeitungszeitraum fällt nur die früheste Inschrift für Christoph Peringer (†1496). »
  66. Braun, Der christliche Altar I, 451ff. »
  67. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 64 (Abb. 12), Hubel weist darauf hin, dass dies ein Beispiel für den sich vollziehenden Stilwandel vom Schönen Stil, der noch in den 30er Jahren des 15. Jahrhundert vorherrscht, hin zum Naturalismus ist. »
  68. Ebenda, 67 (Abb. 18); vgl. auch Kdm Regensburg II, 31 (Abb. 23): Epitaph des Stifters Schenk von Schenkenstein. »
  69. S. u. LXXIV. »
  70. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 65f. (Abb. 14, 15, 16). »
  71. Kdm Regensburg II, 278 (Abb.216). »
  72. Hubel, Mittelalterliche Plastik im Kreuzgang und Kapitelhaus 68f. (Abb. 19, 20). »
  73. Zur Zuschreibung ebenda 69. »
  74. Ebenda 67. »
  75. Vgl. DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 149: es handelt sich um das Epitaph des Erasmus von Paulsdorf und der Dorothea Leublfing in der Minoritenkirche; eine weitere Gregorsmesse befindet sich im westlichen Vorplatz der Vorhalle von St. Emmeram, vgl. Kdm Regensburg I, 302. »
  76. Zur Gregorsmesse im Domkreuzgang vgl. Gamber, Gregoriusmesse 38–44. »
  77. Kdm Regensburg III, 267. »
  78. Die im Dom und Domkreuzgang noch vorhandenen Totengedenken für das Patriziat und Bürgertum sind einige wenige Wappengrabsteine und mit kleinen Wappen versehene Inschriftensteine. »
  79. Figürliche Darstellungen auf Grabplatten, die Damen und Herren aus dem Adel, dem Patriziat und Rittertum zeigen, finden sich eher in Niedermünster, bei den Dominikanern und bei den Minoriten. »
  80. Einen kurzen Überblick über den Bestand an Grabskulpturen durch die Jahrhunderte gibt Kdm Regensburg III, 267–270. »
  81. Hubel/Schuller, Dom 136: Die in Abbach und Kapfelberg gelegenen Steinbrüche gehörten zur Dombauhütte. »
  82. Eine Ausnahme bildet die Grabplatte des Domherren Petrus von Remago (Kat.-Nr. 109) aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Sie ist aus Kalkstein gefertigt. »
  83. Die Bezeichnung der einzelnen Kirchenfenster, ihre Lage und die Maße orientieren sich an dem im Jahr 1987 erschienenen Standardwerk über die Glasmalereien des Regensburger Domes, dem Band Deutschland XIII,1 des Corpus Vitrearum Medii Aevi, bearbeitet von Gabriela Fritzsche. So bezeichnet z. B. das Chorfenster NORD II (Kat.-Nr. 37) das obere Fenster im nördlichen Hauptchor, das Chorfenster süd II (Kat.-Nr. 38) das untere Fenster im südlichen Hauptchor. Bei den Maßangaben haben wir uns für das Lichte Gesamtmaß der einzelnen Fenster entschieden, da sich die einzelnen Scheiben, wenn auch nur in geringem Umfang, in ihrer Größe unterscheiden. Da es nicht möglich war, die Inschriften in den Fenstern aus der Nähe zu überprüfen, musste auf das hier publizierte Fotomaterial zurückgegriffen werden. So konnten auch keine Buchstabengrößen ermittelt werden. »
  84. Da in den kleinen Restzwickeln farbige Glasscherben gefunden wurden, kann man davon ausgehen, dass die Obergadenfenster ebenfalls mit farbigen Glasscheiben ausgestattet waren; vgl. Hubel/Schuller, Dom 138. »
  85. Hubel/Schuller, Dom 36. »
  86. Hubel, Glasmalereien 1981, 23ff. »
  87. Herz, Regesten 351, Nr. 2. »
  88. Zu den Restaurierungen s. Hubel, Erforschung und Restaurierungen 10ff. und Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 96ff. »