Die Inschriften des Odenwaldkreises

5. Die Schriftformen

Die folgenden Kapitel behandeln die im Bearbeitungsgebiet verwendeten Schriftarten. Sie bieten jedoch keine Schriftgeschichte der Region, sondern geben nur einen Überblick über die zeitliche Ausdehnung der Verwendung einzelner Schriften, die Besonderheiten des Bestandes und die eingesetzten Stilmittel und beschreiben damit datierungsrelevante Phänomene. Diese Einschränkungen ergeben sich zum einen aus dem Fehlen eines kulturellen Zentrums, das die Schriftentwicklung nachhaltig hätte prägen können. Zum anderen werden sie durch die Überlieferungssituation bedingt. Zwar setzen die erhaltenen und sicher datierbaren Inschriften im Odenwaldkreis schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts und damit gut 150 Jahre früher als im benachbarten Landkreis Darmstadt-Dieburg ein, doch ist der Bestand sowohl hinsichtlich der zeitlichen Abfolge als auch der räumlichen Erfassung des Gebietes lückenhaft. So liegen von der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis 1279 keine inschriftlichen Zeugnisse vor, und mit Ausnahme der Glocken stammt der überwiegende Teil der Denkmäler vom beginnenden 12. Jahrhundert bis 1500 entweder aus Michelstadt oder aus dem benachbarten Steinbach. Insgesamt zeigen die in der Region verwendeten Schriften ähnlich wie in der benachbarten Bergstraße und im Landkreis Darmstadt-Dieburg eine uneinheitliche Ausprägung mit teilweise retardierenden Elementen.

5.1. Romanische und gotische Majuskel

Die romanische Majuskel ist im Bearbeitungsgebiet durch fünf Inschriften aus dem 12. Jahrhundert vertreten.314) Die Grabplatte des 1119 in Michelstadt verstorbenen Abtes Benno von Lorsch (Nr. 1) zeigt eine romanische Majuskel, die noch stark von Buchstaben der Kapitalis geprägt ist und lediglich ein unziales E aufweist. Sie gehört damit zu einem Entwicklungsstrang innerhalb der Romanischen Majuskel, der während des 11. Jahrhunderts der Kapitalis verpflichtet blieb und kaum Neuerungen wie unziale und runde Buchstaben, Buchstabenverbindungen (Nexus litterarum) oder Buchstabenverschränkungen aufnahm. Gleichzeitig gingen allerdings die ehemals prägenden Elemente der Karolingischen Kapitalis wie Linksschrägen- und Bogenverstärkungen in Verbindung mit einer möglichst ausgewogenen Proportion der Buchstaben allmählich verloren. Zu der gleichen Entwicklungslinie gehört die Inschrift für den Laien Osbirn (Nr. 3), die einen rein kapitalen Buchstabenbestand zeigt und vielleicht noch im ersten Viertel, sicherlich aber in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand.

Andere Einflüsse werden bei der Inschrift am Nischengrab für den Propst Libelinus sichtbar, der zwischen 1120 und 1135 starb (Nr. 2). Zwar kommen auch hier nur zwei Unzialbuchstaben (E und H) vor, doch durch die verwendeten kräftigen Bogenverstärkungen und die stark ausgezogenen Sporen besitzen die Buchstaben eine ganz andere Ausprägung als jene in den Inschriften für Benno und Osbirn. Hier werden Tendenzen sichtbar, die sich in den Auszeichnungsschriften der Handschriften bereits gegen Ende des 10. Jahrhunderts nachweisen lassen und etwa ab der Mitte des 11. Jahrhunderts die Inschriftenproduktion beeinflussen.315) Erst die wohl im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts entstandene Grabplatte der Judda (Nr. 4) zeigt dann den Wechsel zwischen kapitalen, unzialen und runden Buchstaben, der die romanische Majuskel des 12. Jahrhunderts zunehmend prägte. Neben den kapitalen Formen kommen A, E, H, M, und U als Unzialbuchstaben vor, und das T erscheint auch in runder Form. Das unziale M zeigt allerdings noch nicht die fortschrittliche linksgeschlossene Form, sondern seine fast kreisrunden Bögen sind symmetrisch und unten weit nach innen gebogen. Die in dieser Zeit regelmäßig verwendeten Buchstabenverbindungen fehlen ebenfalls. Hier werden somit zwei retardierende Elemente sichtbar. Im Gegensatz dazu weist die Grabinschrift eines Unbekannten aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts (Nr. 5) sowohl Buchstabenverbindungen als auch linksgeschlossenes unziales M und symmetrisches unziales M mit flachen Bögen auf, die unten nach außen gebogenen sind. Im übrigen sind die Buchstabenformen und der Wechsel zwischen kapitalen und unzialen Buchstaben mit der Inschrift für Judda vergleichbar, doch ist die Schriftausführung unbeholfener.

Für den Übergang von der romanischen zur gotischen Majuskel gegen Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts fehlen Belege im Bearbeitungsgebiet. Die frühesten Inschriften in gotischer Majuskel befinden sich auf den drei figürlichen Grabplatten der Schenken Konrad, Eberhard und Johannes von Erbach aus den Jahren 1279, 1293 und 1296 (Nrr. 6-8). Die Inschrift für Konrad II. zeigt eine noch wenig entwickelte gotische Majuskel, die ausgeprägte Bogenschwellungen, Schaftverbreiterungen und Sporenbildungen vermissen läßt. Zudem enthält sie noch keine durch Abschlußstriche geschlossenen Buchstaben. Auf der 17 Jahre später entstandenen Platte für Johannes weisen die Majuskeln hingegen regelmäßig Bogenschwellungen auf, doch bleibt die keilförmige Verbreiterung der Schäfte auf das A beschränkt. Neben dem kapitalen A erscheint hier zum erstenmal ein pseudounziales A, und das E ist nun erstmals sowohl in unzialer als auch in kapitaler Form völlig geschlossen. Geschlossenes E und C zeigt dann die Inschrift der 1304 verstorbenen Agnes Schenkin von Erbach (Nr. 11), die auch Ansätze zur Schaftverbreiterung erkennen läßt. Die Bogenschwellungen sind hier als Kontur ausgeführt. Auf dieser Platte erscheint zum erstenmal eine I-longa als Zierform des I, die aber im Editionstext grundsätzlich graphisch nicht dargestellt wurde. Eine vergleichbare Ausführung der Buchstaben wie auf der Platte für Agnes läßt sich auf der Platte für den Grafen Otto von Waldeck aus dem Jahr 1310 (Nr. 12) beobachten, bei der allerdings zum Teil auch die Schäfte konturiert sind. Eine für die Region typische gotische Majuskel der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts trägt dann die Grabplatte des Heinrich Schenk von Erbach genannt Rauch von 1334 [Druckseite XLV] (Nr. 14). Das von unzialen und runden Buchstaben geprägte Schriftbild ist in einer mäßig schlanken Majuskel mit deutlich ausgeprägten Bogenschwellungen und Schaftverbreiterungen ausgeführt. Eine andere Ausprägung zeigen die Majuskeln auf der Grabplatte der Ida von Erbach von 1345 (Nr. 16). Die Buchstaben sind breit und flächig, und die Bogenschwellungen sind leicht angespitzt. Die beiden letzten Majuskelinschriften von 1357 (Nr. 19) und 1369 (Nr. 22) weisen demgegenüber schlankere Buchstaben auf.

5.2. Frühhumanistische Kapitalis und Kapitalis

Die frühhumanistische Kapitalis wurde in Deutschland ab der Mitte des 15. Jahrhunderts zunächst sporadisch und ab dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts vermehrt als epigraphische Schrift genutzt. Ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts wurde sie jedoch von der Kapitalis abgelöst und fand kaum noch Verwendung. Sie entwickelte sich aus Elementen der klassischen Kapitalis und der vorgotischen Majuskelschriften unter Einbeziehung griechisch-byzantinischer Schrifteigenarten.316) Gelegentlich lassen sich auch Einflüsse der gotischen Majuskel wie Schaftverbreiterungen und Bogenschwellungen feststellen.317) Bei Inschriften, die als Wand- oder Tafelmalerei sowie in Holz und Metall ausgeführt wurden, verwendete man die frühhumanistische Kapitalis vor allem aufgrund ihres dekorativen Charakters häufiger.318) In Stein begegnet sie hingegen eher selten. Diese eingeschränkte Nutzung der frühhumanistischen Kapitalis ist wohl auch der Grund dafür, daß sie im Bearbeitungsgebiet kaum vertreten ist, da Wandmalereien, Tafelmalereien und geschnitzte Kunstwerke aus der fraglichen Zeit fehlen.319) Nur in fünf Inschriften, die jeweils aus wenigen Buchstaben bestehen, kam die frühhumanistische Kapitalis zur Anwendung. Es handelt sich um den Titulus einer Kreuzigungsdarstellung auf einem zwischen 1500 und 1503 entstandenen Fenster in Beerfelden (Nr. 87), eine Inschrift aus vier Initialen von 1523 in Rimhorn (Nr. 113), eine Devise mit fünf Buchstaben von 1526 in Brensbach (Nr. 114) sowie eine Namensinschrift auf einem Kelch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Güttersbach (Nr. 145). Aufgrund des geringen Buchstabenbestandes der Inschriften sind allgemeine Aussagen zu den unterschiedlichen Erscheinungsbildern der frühhumanistischen Kapitalis jedoch nicht möglich.

Eine interessante Verbindung der Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis zeigt die Bauinschrift der Beerfeldener Kirche aus dem Jahr 1500 (Nr. 72). Das spitze A mit breitem Deckbalken, das D mit flachem Bogen, der oben deutlich über den Schaft hinaus verlängert ist, das runde G und das mit einem kleinen Bogen gebildete R lassen deutliche Einflüsse der frühhumanistischen Kapitalis erkennen. Die Buchstaben der Kapitalis sind wie die verwendeten Buchstaben der frühhumanistischen Kapitalis schmal und weisen weder Linksschrägen- noch Bogenverstärkung auf. Das E besitzt drei gleich lange Balken, der Mittelteil des M reicht etwa bis zur Zeilenmitte und das O ist nicht kreisrund. Die Kapitalisbuchstaben zeigen somit eine deutlich andere Ausprägung als die an klassischen Vorbildern orientierte Renaissancekapitalis, wie sie sich in Mainz schon 1484 in der Inschrift der Madonna der Palästinafahrer oder im Wormser Dom in der Inschrift des Stammbaumreliefs von 1488 nachweisen läßt.320)

Die erste reine Kapitalisinschrift des Bearbeitungsgebiets befindet sich auf der 1517 gegossenen Glocke in Lützel-Wiebelsbach (Nr. 109). Ihre Buchstabenformen orientieren sich an klassisch antiken Vorbildern, ohne deren Merkmale vollständig umzusetzen.321) So besitzen A und N im Gegensatz zu M und V keine Linksschrägenverstärkung, die bei C gut ausgeprägte Bogenverstärkung ist bei D deutlich reduziert, und das R trägt statt einer stachelförmigen eine gerade Cauda. Die Glocke wurde allerdings wohl nicht von einem Glockengießer aus dem Odenwald gegossen. Auch die nächste Kapitalisinschrift stammt nicht von einem Meister aus dem Odenwaldkreis. Bei der Errichtung des [Druckseite XLVI] Zeughauses auf der Burg Breuberg beschäftigte Graf Michael II. von Wertheim im Jahr 1528 den in Wertheim ansässigen Steinmetzen Hans Stainmiller. Dieser errichtete über dem Architrav des Portals eine Ädikula, in deren Giebel er die Meisterinschrift und in deren Sockel er das Baudatum anbrachte (Nr. 115). Die beiden Inschriften sind in einer qualitätvollen, eng an klassischen Vorbildern orientierten Renaissancekapitalis ausgeführt, die im Bearbeitungsgebiet in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kein Gegenstück hat. A, M, N und V sind mit Linksschrägenverstärkung gebildet, C, D und R weisen deutliche Bogenverstärkungen auf, und das O besitzt linksschräge Schattenachsen. Der Mittelteil des M reicht bis zur Grundlinie, und die Cauda des R ist stachelförmig.

Die Grabplatten des Wertheimer Grafenhauses in Sandbach aus den Jahren 1529 bis 1531, deren Inschriften wohl in Kapitalis ausgeführt waren,322) sind verloren, so daß eine Kapitalisinschrift erst wieder auf dem Epitaph für den 1531 verstorbenen Hans IV. von Rodenstein in Fränkisch-Crumbach erscheint (Nr. 121). Die Inschrift zeigt ein A, das einmal mit Linksschrägenverstärkung und in den übrigen Fällen mit Rechtsschrägenverstärkung ausgeführt ist. Auch das mit weit ausgestellten Schäften gebildete M weist Rechtsschrägenverstärkung auf. N und V sind hingegen klassisch mit Linksschrägenverstärkung gebildet. Allerdings erscheint das N auch in retrograder Form mit Rechtsschrägenverstärkung. Das R besitzt einen kleinen, zumeist offenen Bogen und eine weit ausgreifende stachelförmige Cauda. Der Duktus der Kapitalis weicht damit deutlich von den klassischen Vorbildern ab, wenn auch einzelne Elemente wie die Linksschrägenverstärkung bei N und V oder die stachelförmige Cauda des R übernommen werden. Dem ausführenden Steinmetzen ging es nicht mehr wie Hans Stainmiller darum, die Formen der klassischen antiken Kapitalis möglichst exakt umzusetzen, sondern er spielte mit ihnen. Dieser Umgang mit dem vorhandenen Formenschatz läßt sich bei der überwiegenden Zahl von Kapitalisinschriften im Bearbeitungsgebiet feststellen, doch scheint den meisten Steinmetzen ein wirkliches Bewußtsein für ein formal ausgewogenes Schriftbild gefehlt zu haben. Deutlich wird dies etwa bei den Grabinschriften für den 1539 verstorbenen Eberhard XI. Schenk von Erbach (Nr. 131) und seine 1553 verstorbene Frau Maria (Nr. 146), die in schlanken Buchstaben mit unproportionierten Bögen ausgeführt sind. Das Spiel mit den Formen zeigt sich in der Inschrift für Eberhard XI. beim I, das in Anlehnung an ein I der gotischen Majuskel als I-longa mit i-Punkt ausgeführt ist, und beim H, dessen Balken eine Ausbuchtung nach unten besitzt. Dagegen enthält die Inschrift für Maria ein M mit schräggestellten Schäften und sehr kurzem Mittelteil, das aus der frühhumanistischen Kapitalis stammt.

Da ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Kapitalis als epigraphische Schriftart im Bearbeitungsgebiet eindeutig dominiert, lassen sich nun verschiedene Ausprägungen des Schriftstils beobachten. Das von dem Würzburger Bildhauer Peter Dell 1559 geschaffene Epitaph für Graf Michael III. von Wertheim (Nr. 152) zeigt eine Kapitalis, in der klassische Elemente mit anderen Formen verbunden sind. Von klassischen Vorbildern übernommen wurden die Linksschrägenverstärkungen bei A, M und N sowie die Bogenverstärkungen. Zugleich sind beim M mit den schräggestellten Schäften und dem hochgezogenen Mittelteil, beim R mit der geschwungenen Cauda sowie beim V mit Rechtsschrägenverstärkung auch unklassische Elemente vorhanden. Stärker an klassischen Vorbildern orientiert ist die Kapitalis auf dem Epitaph für den 1565 verstorbenen Pfarrer Johannes Heun in Güttersbach (Nr. 159). Linksschrägen- und Bogenverstärkungen werden in klassischer Ausprägung eingesetzt und das O besitzt linksschräge Schattenachsen. Der Mittelteil des M reicht fast bis zur Grundlinie, und das R trägt eine rechts am Bogen ansetzende stachelförmige Cauda. Einen Kontrapunkt zum klassischen Formenschatz bildet jedoch das N mit seinem unter die Grundlinie ausgezogenen Schrägschaft. Einen ganz ähnlichen Duktus der Buchstaben zeigen die Epitaphien der 1566 verstorbenen Eva Bender auf dem Michelstädter Friedhof (Nr. 162) und des 1569 verstorbenen Pfarrers Johannes Scherpf in Sandbach (Nr. 169). Bei letzterem ist auch das N mit seinem unter die Grundlinie ausgezogenen Schrägschaft vorhanden, das im Epitaph der Eva Bender fehlt.

Weniger stark an klassischen Vorbildern orientiert ist die Schrift der Werkstatt Johanns von Trarbach, die zwischen 1564 und 1567 für die Grafen von Erbach arbeitete. Sie entwickelte unter Verwendung klassischer Elemente eine qualitätvolle und besonders charakteristische Kapitalis, die zu den Kennzeichen der Werkstatt gehört. Aufgrund von Rechnungen ist sicher, daß Trarbach 1564/1565 die Tumba für Graf Georg II. von Erbach und seine Frau Elisabeth (Nr. 160) sowie 1567 die Epitaphien für Graf Eberhard XII. von Erbach (Nr. 166) und dessen Tochter Margarete Schenkin von [Druckseite XLVI] Limpurg (Nr. 165) schuf.323) An diesen drei Denkmälern kann die Schrift der Trarbach-Werkstatt genau studiert werden. Sie besitzen Inschriften in einer sorgfältig gearbeiteten Kapitalis, die sich durch gleichbleibende Proportionen und die exakte Ausführung der Haar- und Schattenstriche auszeichnet. Die Sporen sind als Serifen gestaltet. Die Buchstaben A, M, N und V besitzen stets Linksschrägenverstärkung, und alle Bögen sind deutlich verstärkt. Die raumgreifende Kapitalis zeigt im einzelnen spitzes A, B mit einem kleinen oberen und großem unteren Bogen, E mit sehr langem unteren Balken, sowie M mit schräggestellten äußeren Schäften und einem kurzen Mittelteil. Besonders auffällig ist das R, das eine geschwungene und weit ausgestellte Cauda trägt, die außen am Bogen ansetzt. An den Wortanfängen stehen häufig überhöhte Buchstaben. Die Werkstatt Trarbachs benutzte also eine sorgfältig gestaltete Kapitalis mit einem sehr eigenständigen Charakter. Sie erlaubt es, zwei weitere Denkmäler dieser Werkstatt zuzuweisen, die nicht durch Rechnungen für Trarbach gesichert sind. Es handelt sich um das Epitaph für Graf Eberhard XI. von Erbach und seine Frau Gräfin Maria von Wertheim (Nr. 136) in der Stadtkirche von Michelstadt sowie um die Bauinschrift im Langhaus der ehemaligen Klosterkirche Höchst (Nr. 163). Beide Denkmäler zeigen die typischen Schriftmerkmale der Werkstatt Trarbachs. Im Falle des Epitaphs für Graf Eberhard XI. von Erbach und seine Frau Maria hat Johann von Trarbach aber vermutlich nur die Schrifttafeln zu dem wohl schon 1542 geschaffenen Denkmal gefertigt.324) Die Schrift Trarbachs hat mit einer Ausnahme im Bereich des Odenwaldkreises keine Nachfolger gefunden. Nur die Inschrift am möglicherweise 1582 von einem unbekannten Meister geschaffenen Epitaph für Philipp von Rodenstein und seine beiden Frauen in Fränkisch-Crumbach (Nr. 198) zeigt eine Kapitalis, die von Trarbach beeinflußt sein könnte. Parallelen ergeben sich hier im raumgreifenden Duktus der Schrift sowie vor allem bei dem mit schräggestellten äußeren Schäften und einem kurzen Mittelteil gebildeten M und dem mit geschwungener und weit ausgestellter Cauda gestalteten R.

Nach 1582 lassen sich klassizierende Einflüsse nur noch bei den Epitaphien für Friedrich Magnus (Nr. 267) und seinen Bruder Johann Casimir von Erbach (Nr. 279) feststellen, die in den Jahren 1620 und 1627 von dem Bildhauer Michael Kern aus Forchtenberg geschaffen wurden. An den beiden Denkmälern ist die Bildung der Buchstaben jedoch nicht einheitlich. So läßt sich die Linksschrägenverstärkung bei A, M, N und V zwar auf beiden Denkmälern beobachten, doch sind die Strichstärken unterschiedlich. Dies macht sich vor allem bei den Bogenverstärkungen bemerkbar, die in der Inschrift für Johann Casimir kaum vorhanden sind. Auch die Bildungsweise des M ist unterschiedlich. Während der Mittelteil des M auf dem Epitaph für Friedrich Magnus nur bis zur Zeilenmitte reicht, ist er in der Inschrift für Johann Casimir fast bis zur Grundlinie ausgezogen. Eine Einordnung dieses Befundes in das Gesamtwerk Kerns kann jedoch nicht vorgenommen werden, da die Schrift der Werkstatt Kerns bisher nicht untersucht wurde.325)

Ab dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts herrscht im Bearbeitungsgebiet eine eher regellose, stark von den klassisch antiken Vorbildern abweichende Kapitalis vor. Die Linksschrägenverstärkung wird nun meist zugunsten gleichstrichiger Buchstaben aufgegeben.326) Der Mittelteil des M ist in der Regel weit hochgezogen und der Mittelbalken des E oft sehr verkürzt. Belege für eine entsprechende unklassische Kapitalis bieten die Grabplatten des 1618 verstorbenen Friedrich Magnus von Erbach (Nr. 261), der 1619 verschiedenen Johanna von Erbach (Nr. 262) und der 1622 verstorbenen Juliane von Erbach (Nr. 271). Trotz der unregelmäßig ausgeführten Kapitalis lassen sich alle drei Denkmäler aufgrund charakteristischer Buchstabenbildungen einer Werkstatt zuweisen. Besonders auffällig ist, daß bei M, N, V und W die Berührungspunkte der Schäfte nicht spitz, sondern abgeflacht sind.

Daneben läßt sich in wenigen Fällen eine Verfremdung der Kapitalis durch die Wiederaufnahme von Formen der frühhumanistischen Kapitalis feststellen. Auf dem Epitaph der 1573 verstorbenen Gela Fluck (Nr. 175) ist sowohl der Balken des H als auch der Schrägschaft des N mit einer Ausbuchtung gebildet.327) Die Kapitalis auf der Grabplatte des 1581 verstorbenen Sebastian Fuchs [Druckseite XLVIII] (Nr. 196) zeigt spitzes A mit Deckbalken und mit gebrochenem oder geradem Mittelbalken sowie offenes D in Form eines seitenverkehrten G, zweibogiges E, retrogrades N mit dünnem Schrägschaft und spitzovales O. Das Epitaph für Johannes Würtzburger von 1587 (Nr. 208) weist ebenfalls zweibogiges E sowie H und N mit ausgebuchtetem Schrägschaft auf. Daneben zeigt es weitere auffällige Buchstabenformen wie spitzes A mit gebrochenem Mittelbalken und kapitales E und F mit nach links über den Schaft hinaus verlängerten Balken. Bei A und M läuft der rechte Schaft jeweils einmal in einem Bogen aus. Insgesamt bleibt die Aufnahme dieser Buchstabenformen jedoch selten. Nur offenes D und spitzovales O werden häufiger benutzt.328) Auch die Verwendung von U für V läßt sich nur dreimal belegen,329) obwohl sie schon 1587 (Nr. 207) und 1591 (215) einsetzt, während sich dieses Phänomen in der Bergstraße erst 1595 und im Landkreis Darmstadt-Dieburg erstmals 1606 nachweisen läßt.330)

Nicht unerwähnt bleiben soll hier eine Besonderheit der Namensbeischriften auf dem Stuckfries im Rittersaal des Johann-Casimir Baus auf der Burg Breuberg von 1614 (Nr. 255). Die erhaben in Stuck ausgeführten Kapitalisbuchstaben zeigen an den Enden der Schäfte, Balken und Bögen nur selten Sporen. Vielfach wird statt dessen die Strichstärke geändert, indem die Strichführung an den Schaft- , Balken- und Bogenenden nur auf einer Seite verbreitert wird. Der Abschluß ist somit zwar verbreitert, doch zeigt er weder eine Keilform noch den Ansatz eines Sporns.331)

Überblickt man abschließend die Entwicklung der Kapitalis im Odenwaldkreis, so wird deutlich, daß die qualitätvollen Kapitalisinschriften, die durch Hans Stainmiller, Johann von Trarbach oder auch Michael Kern in das Bearbeitungsgebiet hineingebracht wurden, die Schriftentwicklung dort offenbar nicht nachhaltig beeinflußt haben. Eine Besonderheit im Bestand bilden die sechs Grabplatten in der Michelstädter Stadtkirche, deren Inschriften in den Jahren 1861/1862 erneuert wurden.332) Da bei der Erneuerung nicht nur die Texte kopiert, sondern auch die ursprüngliche Schrift nachgeahmt wurde, lassen sich die Überarbeitungen nur schwer identifizieren. Vor allem die modernen Ziffernformen sowie extreme Strichstärkenwechsel und sehr gleichstrichig ausgeführte Buchstaben verraten hier die Arbeit des 19. Jahrhunderts.

5.3. Gotische Minuskel

Die gotische Minuskel ist eine der Textura verwandte Monumentalschrift, die sich seit dem 11. Jahrhundert aus der karolingischen Minuskel entwickelte. Ihre wesentlichen Merkmale sind die Auflösung der Bögen in gebrochene Schäfte sowie die meist als Quadrangel ausgeformte Brechung der Schäfte auf der Grundlinie. Die Verwendung der gotischen Minuskel setzt in Deutschland im 14. Jahrhundert zu unterschiedlichen Zeiten in fast allen Regionen ein.333) Im Bearbeitungsgebiet kommt sie zuerst in Stein im Jahr 1370 vor und damit 14 Jahre später als im südlich anschließenden Rhein-Neckar-Kreis334) und neun Jahre später als im westlich angrenzenden Kreis Bergstraße.335) Im nördlich anschließenden Landkreis Darmstadt-Dieburg läßt sich die gotische Minuskel 1376 zum erstenmal belegen,336) im südöstlich gelegenen Neckar-Odenwald-Kreis 1399 und im östlich angrenzenden Kreis Miltenberg ist sie sogar erst 1438 nachweisbar.337) In Mainz stammen die ersten Minuskelinschriften in Stein dagegen schon aus der Mitte der 30er Jahre des 14. Jahrhunderts,338) und im Kloster Eberbach im Rheingau läßt sich die Verwendung der gotischen Minuskel 1341, 1346 und dann regelmäßig ab 1351 belegen.339) Die Verbreitung der gotischen Minuskel im Odenwaldkreis korrespondiert also mit der Entwicklung in den unmittelbar westlich und nördlich benachbarten Regionen, während im Osten eine spätere Aufnahme sichtbar wird. [Druckseite XLIX]

Nach dem ersten Auftreten der gotischen Minuskel 1370 lassen sich in Stein keine Inschriften in gotischer Majuskel im Bearbeitungsgebiet mehr nachweisen. Die gotische Majuskel erscheint in dieser Zeit nur auf einer Glocke in Fränkisch-Crumbach aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Nr. 28). Dies ist jedoch ein Ergebnis des Überlieferungszufalls, denn von 1370 bis 1400 sind lediglich vier Grabplatten überliefert, die alle für die Schenken von Erbach gefertigt wurden und zudem aus einer Werkstatt stammen.340) Die allgemeine Entwicklung in der Region bleibt hier also im Dunkeln.

Bis in die 30er Jahre des 16. Jahrhunderts ist die gotische Minuskel die vorherrschende epigraphische Schrift und wird dann allmählich von der Kapitalis abgelöst. Die älteste erhaltene Inschrift in gotischer Minuskel befindet sich auf der Grabplatte der Anna Schenkin von Erbach aus dem Jahr 1370 in der Einhards-Basilika in Steinbach (Nr. 23). Die Minuskeln stehen unregelmäßig in der Zeile, wodurch Buchstaben ohne Oberlängen oft in den Oberlängenbereich verschoben sind. Die eigentlichen Oberlängen sind nur schwach ausgeprägt, während die Unterlängen von p auf der Grundlinie stehen. Aus derselben Werkstatt stammt die Grabplatte der 1375 verstorbenen Anna Schenkin von Erbach, die sich heute im Erbacher Schloß befindet (Nr. 24). Sie zeigt ein ähnliches Schriftbild, doch sind die Oberlängen zum Teil besser ausgeprägt. Eine Minuskel mit deutlich ausgeprägten Ober- und Unterlängen weist dagegen die ebenfalls aus derselben Werkstatt stammende Platte für Heinrich I. Schenk von Erbach von 1387 (Nr. 25) auf. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist insgesamt eine unregelmäßige Ausprägung der Ober- und Unterlängen innerhalb der einzelnen Inschriften festzustellen. Dabei muß allerdings beachtet werden, daß die wenigen aus dieser Zeit überlieferten Inschriften in Stein alle aus Michelstadt und aus dem benachbarten Steinbach stammen.341) In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist die unregelmäßige Ausprägung der Ober- und Unterlängen außerhalb von Michelstadt jedoch auch an zwei Platten aus Fränkisch-Crumbach von 1470 und 1492 zu beobachten (Nrr. 45, 63). Auch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kommt dieses Phänomen noch auf drei Denkmälern auf der Burg Breuberg (Nr. 85), in Reichelsheim (Nr. 108) und in Michelstadt (Nr. 124) vor, während die übrigen Minuskelinschriften nun ausgeprägte Ober- und Unterlängen aufweisen.

Eine klare und konsequente Ausführung der Ober- und Unterlängen läßt sich im 15. Jahrhundert bei den in Stein ausgeführten Minuskeln zum erstenmal im Jahr 1468 auf der Grabplatte Ottos Schenk von Erbach (Nr. 43) beobachten. Bei ihr wurde erstmals jene Werkstatt in Michelstadt tätig, deren Werke mit dem Meister Hans von Amorbach in Verbindung gebracht wurden, ohne daß sich diese Zuschreibung durch Rechnungen oder Meisterzeichen belegen ließe.342) Von dieser Werkstatt stammen auch die Denkmäler für Philipp I. und Georg I. (Nr. 53), Johann IV. (Nr. 55) und Magdalena von Erbach (Nr. 61) sowie für Jutta Starkerad von Breuberg (Nr. 65) und Hans Rauschensteig (Nr. 69) in der Michelstädter Stadtkirche und zudem für Hans III. von Rodenstein in Fränkisch-Crumbach (Nr. 71). Kennzeichnend für die Werkstatt ist neben den aus der gotischen Majuskel abgeleiteten charakteristischen Versalien A und M eine regelmäßige und qualitätvolle Minuskel, bei der die Buchstaben exakt auf der Grundlinie stehen und die deutlich über das Mittelband hinaus verlängerten Ober- und Unterlängen als Stilmittel eingesetzt werden. Nur beim d ist der Linksschrägschaft relativ flach und ragt kaum in den Oberlängenbereich hinein. Das h kommt in zwei verschiedenen Ausführungen vor. Besonders auffällig ist jene Form des h, bei welcher der gebrochene Bogen in voller Strichstärke relativ weit unter die Grundlinie geführt wird. Bei den in den 1490er Jahren entstandenen Inschriften der Werkstatt ist zudem die Bildungsweise des u charakteristisch, bei dem der linke Schaft oben nicht nach links gebrochen, sondern rechtsschräg abgeschrägt ist. Ein weiteres allgemeines Merkmal ist der konsequente Verzicht auf die Spaltung der Ober- und Unterlängen zur Verzierung der Buchstaben, die sich sonst schon ab 1453 (Nr. 35) im Bearbeitungsgebiet beobachten läßt.343) Auch eine Bauinschrift von 1473 aus Mittelschefflenz zeigt die beschriebenen Schriftbesonderheiten und stammt mit Sicherheit aus derselben Werkstatt. In der zweiten Zeile dieser Inschrift ist [Druckseite L] das Steinmetzzeichen des Konrad von Mosbach angebracht.344) Sein Steinmetzzeichen findet sich auch auf den Rippen eines Erkergewölbes im Schloß Fürstenau, während die dazugehörige Bauinschrift (Nr. 66) wieder die entsprechenden Buchstabenformen aufweist. Allerdings ist am Turm der Kirche von Bad König ebenfalls das Steinmetzzeichen Konrads von Mosbach in Verbindung mit einer Bauinschrift (Nr. 48) vorhanden, die eindeutig nicht von derselben Hand wie die übrigen Inschriften ausgeführt wurde. Auch die Inschrift auf der Grabplatte für die 1493 verstorbene Anna Echter von Mespelbrunn, die sich im Kreuzgang des Klosters Bronnbach (Stadt Wertheim) befindet und das Zeichen Konrads trägt, zeigt andere Buchstabenformen.345) Es ist somit nicht möglich, aufgrund der Verbindung der Inschrift aus Mittelschefflenz mit dem Zeichen Konrads von Mosbachs auf eine Ausführung der Schrift durch ihn oder seine Werkstatt zu schließen. Die Inschriften aus Mittelschefflenz und Fürstenau zeigen aber, daß Konrad von Mosbach offenbar häufiger dort tätig war, wo auch die Werkstatt der Michelstädter Grabplatten arbeitete. Um die Zusammenhänge jedoch genau zu erfassen und die Michelstädter Werkstatt einordnen zu können, ist es nötig, alle ihre Arbeiten zusammenzustellen, was noch ein Desiderat der Forschung ist.

Neben der Werkstatt der Michelstädter Grabplatten war gleichzeitig noch eine weitere Werkstatt in Michelstadt tätig, von der die Grabplatte für Lukardis Schenkin von Erbach (Nr. 47) und das Epitaph für das Ehepaar Cyrologus (Nr. 54) stammen. Das Schriftbild dieser Werkstatt ist durch den stärkeren Einsatz von Versalien geprägt, die sich in ihrer Form deutlich von denen der anderen Werkstatt unterscheiden. Die Buchstaben b, h und l wurden zudem stets mit Schaftspaltung ausgeführt. Dies diente ebenso wie die häufigere Verwendung der Versalbuchstaben zur Auflockerung des Schriftbildes.

Die Entwicklung der Minuskel im Bearbeitungsgebiet kann im 15. Jahrhundert als durchaus normal bezeichnet werden. Eine ungewöhnliche Ausprägung weist lediglich die Minuskel der Bauinschrift an der Kirche zu Neustadt von 1480 (Nr. 50) auf, bei der die Schäfte vieler Buchstaben nicht mehr gebrochen, sondern gebogen sind. Dies dürfte auf den Einfluß schreibschriftlicher Gewohnheiten zurückzuführen sein. Im 16. Jahrhundert wird die gotische Minuskel im Odenwaldkreis ab 1540 vor allem durch die Kapitalis fast völlig verdrängt. Deshalb fehlen Inschriften mit einer Minuskel, die durch die Aufnahme von schreibschriftlichen Gewohnheiten oder Frakturelementen verfremdet ist, fast völlig.346) Die Inschriften auf den 1564 entstandenen Grabplatten für Margarete Schenkin von Limpurg (Nr. 156) und Graf Eberhard XII. von Erbach (Nr. 157) in der Stadtkirche Michelstadt zeigen noch Minuskeln, die fast frei sind von Einflüssen der Schreibschrift oder der Fraktur. Lediglich beim a, dessen Bogen gerundet statt gebrochen ist, machen sich zeittypische Erscheinungen bemerkbar. Erst die letzte Minuskel des Bearbeitungsgebiets auf dem Epitaph des 1565 verstorbenen Pfarrers Johannes Heun in Güttersbach (Nr. 159) zeigt deutliche Fraktureinflüsse. Die Bögen von b und h sind ohne Brechungen gebildet, und die oberen Bogenabschnitte bei b, f, k, l und langem s sind gerundet. Auch die gebogenen Schrägschäfte bei v und w sowie die Zierschleifen am Bogenende des h lassen Fraktureinflüsse erkennen.

Im Vergleich mit den Steininschriften ergibt sich bei den Glocken ein abweichendes Bild. Die Minuskeln auf den datierten Glocken in Frohnhofen von 1446 (Nr. 32) und in Höchst von 1453 (Nr. 36) sind im Zweilinienschema ohne Ausprägung der Ober- und Unterlängen ausgeführt worden. Dasselbe läßt sich bei den in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegossenen Glocken aus Güttersbach (Nr. 76) und Sandbach (Nr. 78) beobachten. Eine Ausnahme bildet die Glocke aus Reichelsheim (Nr. 80), deren Entstehung im 15. Jahrhundert sich nicht genauer eingrenzen läßt. Hier sind die Buchstaben im Vierlinienschema ausgeführt, doch stehen sie oft nicht auf einer Linie, wodurch teilweise der Eindruck einer Zweilinienschrift entsteht. Von den beiden erhaltenen Minuskelglocken des 16. Jahrhunderts zeigt die Glocke von 1513 aus Güttersbach immer noch eine Zweilinienschrift, während bei der 1529 für das Erbacher Schloß gegossenen Glocke (Nr. 118) zum erstenmal eine klare Ausprägung der Ober- und Unterlängen zu erkennen ist. Bei keiner der Glocken ist allerdings bekannt [Druckseite LI], von wem sie gegossen wurden, so daß ihre Anbindung an die Schrifttradition eines bestimmten Raumes fehlt.

Ab dem 15. Jahrhundert läßt sich in den Minuskelinschriften allgemein eine zunehmende Verwendung von Großbuchstaben feststellen, die vor allem zur Kennzeichnung des Textbeginns, für das römische Zahlzeichen M, für die Ziffer 1 sowie für die Anfangsbuchstaben von Eigennamen und Titeln benutzt wurden. Im Bearbeitungsgebiet erscheinen Versalien zum erstenmal 1423 auf der Grabplatte für Konrad VII. Schenk von Erbach und seine Frau Agnes (Nr. 30). Da danach jedoch nur eine weitere Inschrift in Stein aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhalten blieb (Nr. 31), ist über die Entwicklung der Versalien in dieser Zeit keine Aussage möglich. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts werden Versalien unterschiedlich häufig eingesetzt, während sich in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts ein vermehrter Gebrauch feststellen läßt.

Die Versalbuchstaben wurden verschiedenen Alphabeten entnommen. Die Buchstaben der gotischen Majuskel dienen bis in das erste Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts regelmäßig als Versalien.347) So weisen die aus der Werkstatt der Michelstädter Grabplatten stammenden Denkmäler, die sich zwischen 1468 und 1500 nachweisen lassen, in Anno regelmäßig ein vom pseudounzialen A der gotischen Majuskel abgeleitetes A auf, bei dem der mit einer tropfenförmigen Verdickung versehene linke Schaft von einem parallel verlaufenden Zierstrich begleitet wird, und der geschwungene Deckbalken zu beiden Seiten übersteht. Als M für M(illesimo) wird ein durch einen Abschlußstrich geschlossenes, symmetrisches unziales M der gotischen Majuskel verwendet, was für diese Zeit ungewöhnlich ist.348) Ab 1521 wird die Verwendung von Versalien, die aus der gotischen Majuskel stammen, selten und läßt sich nur noch in drei Inschriften nachweisen.349) Eine Annäherung von Buchstaben der gotischen Majuskel an Formen der gotischen Minuskel durch Brechungen einzelner Buchstabenteile und gleichzeitiger Bewahrung der typischen Majuskelgestalt bei anderen Buchstabenteilen läßt sich ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts regelmäßig beobachten. So ist zum Beispiel in der Inschrift für den 1453 verstorbenen Clas Leinenweber (Nr. 35) der rechte Schaft des pseudounzialen A gebrochen, auf der Grabplatte für den 1461 verstorbenen Philipp I. Schenk von Erbach (Nr. 37) besteht das S oben aus einem gebrochenen Schaft, der sich unten in einem breiten Bogen fortsetzt, und in der Bauinschrift von 1507 am Turm der Michelstädter Kirche (Nr. 94) ist das versale M in Magno vom symmetrischen, offenen unzialen M der gotischen Majuskel abgeleitet, bei dem die Bögen erhalten blieben, während der Mittelschaft in typischer Minuskelart unten gebrochen wurde.

Diese Ausprägung der aus der gotischen Majuskel stammenden Versalien ist aber nicht mit den aus Schreibmeisterbüchern übernommenen Versalien der gotischen Minuskel zu verwechseln, die im Bearbeitungsgebiet ab 1453 bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts vorkommen.350) Diese Versalien weisen Grundformen der Majuskel auf, doch werden in Analogie zu den Minuskeln die Bögen gebrochen und zudem einzelne Buchstabenbestandteile verdoppelt. Die Benutzung eines übergroßen Minuskelbuchstabens als Versal läßt sich im Bearbeitungsgebiet nur einmal in der Grabinschrift für den 1505 verstorbenen Hans Leinenweber (Nr. 35) beobachten.

Im Jahr 1500 ist zum erstenmal der Einfluß der frühhumanistischen Kapitalis bei den Versalien zu erkennen. Beim Epitaph des im Jahr 1500 verstorbenen Hans von Rodenstein (Nr. 71) ist das R mit unten gebrochenem Schaft, kleinem Bogen sowie gerader, langer Cauda gebildet. Es enthält damit Elemente der gotischen Minuskel und der frühhumanistischen Kapitalis. Regelrechte Buchstaben der frühhumanistischen Kapitalis wurden nur auf den Grabplatten für Margarete Schenkin von Limpurg (Nr. 156) und Graf Eberhard XII. von Erbach (Nr. 157) von 1564 verwendet. Es handelt sich damit um eine späte Wiederaufnahme dieses Schrifttyps.

Versalien der Kapitalis lassen sich nur in einer Inschrift von 1508 (Nr. 95) sowie auf der Grabplatte des 1516 verstorbenen Hen Hut in Reichelsheim (Nr. 108) nachweisen. Auch der Einsatz von Frakturversalien bleibt selten. In Stein ist er lediglich auf der Grabplatte des 1531 verstorbenen Valentin Schenk von Erbach in Michelstadt (Nr. 124) und auf dem Epitaph des 1565 gestorbenen Güttersbacher Pfarrers Johannes Heun (Nr. 159) zu beobachten. Außerdem erscheinen Frakturversalien auf den Wappenscheiben aus der Michelstädter Stadtkirche (Nr. 137). In ihrer Gestaltung der Fraktur [Druckseite LII] nahestehende Versalien zeigt schließlich noch die Grabplatte für Graf Eberhard XII. von Erbach von 1564 (Nr. 157) bei E, B und V, denen allerdings die charakteristischen Schwellzüge und Schaftverdoppelungen fehlen.

5.4. Fraktur

Die Fraktur wurde im frühen 16. Jahrhundert aus kalligraphisch gestalteten spätgotischen Kanzleischriften entwickelt und in ausgestalteter Form zuerst in Prachtdrucken Kaiser Maximilians I. (Gebetbuch 1513, „Theuerdank“ 1517) verwendet.351) Charakteristisch für diese Schrift sind Schwellzüge und Schwellschäfte. Die Großbuchstaben zeichnen sich durch S-förmige Anschwünge sowie Verdoppelung der Bögen und Schäfte aus, und die Kleinbuchstaben sind durch an- und abschwellende Linien sowie spitzoval geschlossene Bögen gekennzeichnet. Durch ihre Rezeption als Druckschrift fand die Fraktur rasch Verbreitung, doch wurde sie im Bearbeitungsgebiet und in den angrenzenden Regionen erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts als monumentale Textschrift verwendet.352) Die ersten Frakturversalien erscheinen in sehr schöner Ausprägung zwar schon auf der Grabplatte für den 1531 verstorbenen Valentin I. Schenk von Erbach (Nr. 124) in Michelstadt, doch wie gezeigt wurde (oben Kap. 5.3.), blieb diese Aufnahme der Frakturversalien als Zierelemente innerhalb der Inschriften in gotischer Minuskel eine Ausnahme. Im Gegensatz zu dem südlich anschließenden Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg sowie den östlich anschließenden Landkreisen Miltenberg und Neckar-Odenwald-Kreis wurde die Fraktur im Bearbeitungsgebiet ähnlich wie in den westlich und nördlich angrenzenden Landkreisen Bergstraße und Darmstadt-Dieburg als Textschrift für Inschriften nur spärlich verwendet. Zuerst kommt sie in den Wappenbeischriften des 1559 geschaffenen Epitaphs für Graf Michael III. in der Kirche von Sandbach (Nr. 152) vor. Die Fraktur zeigt langes s mit Unterlänge und Schwellschaft, b und h mit runden Bögen, die mit Schwellzügen versehen sind, sowie g mit Schwellschaft. Das zweistöckige a und die übrigen Gemeinen weisen aber noch deutliche Anklänge an die Formen der gotischen Minuskel auf, was sich in der Beibehaltung der Schaftbrechungen sowie im weitgehenden Verzicht auf Schwellschäfte und Schwellzüge bemerkbar macht.

Im Gegensatz dazu zeigen das Epitaph für Graf Eberhard XI. von Erbach und seine Frau Maria (Nr. 136), die Tumba für Graf Georg II. und seine Frau Elisabeth (Nr. 160) sowie das Epitaph für Margarete Schenkin von Limpurg (Nr. 165), die zwischen 1564 und 1567 von Johann von Trarbach für die Stadtkirche in Michelstadt gefertigt wurden, Bibelzitate in einer regelmäßigen und qualitätvollen Fraktur mit ausgeprägten Schwellschäften und Schwellzügen. Allerdings sind auf dem Epitaph für Margarete die Verzierungen der Versalien deutlich zurückhaltender gestaltet als auf den beiden anderen Denkmälern. Auf dem aus der Kirche von Fränkisch-Crumbach stammenden Epitaph für den 1580 verstorbenen Hans V. von Rodenstein (Nr. 193) ist zum erstenmal neben dem Bibelzitat und den Wappenbeischriften auch die Grabinschrift in Fraktur ausgeführt. Die hier verwendete Fraktur schließt jedoch nicht an den hohen Standard der Denkmäler Johanns von Trarbach an, sondern weist deutliche Anklänge an die Formen der gotischen Minuskel auf, da bei den Gemeinen die Schaftbrechung vielfach beibehalten und auf Schwellschäfte und Schwellzüge verzichtet wird. Das a ist hier wie in den Beischriften auf dem Epitaph Michaels III. von Wertheim (Nr. 152) stets zweistöckig, während es auf den beiden von Trarbach geschaffenen Denkmälern nur in der einstöckigen Form vorkommt. Ähnlich unentwickelte Frakturinschriften zeigen auch die Bauinschriften in Neustadt von 1592 (Nr. 217) und am Johann Casimir-Bau der Burg Breuberg von 1613 (Nr. 253) sowie die Grabinschrift für die 1596 verstorbene Katharina Waldschmied an der Michelstädter Friedhofskapelle (Nr. 223). Auch die qualitätvolle, möglicherweise von Erhard Barg geschaffene Grabinschrift353) auf dem 1611 entstandenen Epitaph für Graf Georg III. (Nr. 250) ist in einer Fraktur ausgeführt, bei der die Bögen des einstöckigen a sowie von d, e, und g noch die typisch gebrochene Form der gotischen Minuskel aufweisen. Die Versalien besitzen dagegen mit ihren breiten, geschwungenen Formen, den Schwellzügen und Ausziehungen am Ende der Schäfte oder Bögen sowie den Schlaufenbildungen [Druckseite LIII] die typischen Merkmale einer voll entwickelten Fraktur. Eine insgesamt gut ausgeprägte gemalte Fraktur zeigen dann die beiden Holzepitaphien für die Familie des Hans Georg von Rodenstein (Nr. 228, 1596?) in Fränkisch-Crumbach und für die Familien des Michael Scherffer von Scherffenstein und des Heinrich Liveherr (Nr. 252, 1613) in Michelstadt. Die späteste Fraktur auf der 1650 geschaffenen Grabplatte der Gräfin Luise Albertine von Erbach (Nr. 305) weist zwar keine Anklänge mehr an die gotische Minuskel auf, doch sind die Merkmale der Fraktur wenig ausgearbeitet.

5.5. Humanistische Minuskel

Die humanistische Minuskel entstand gegen Ende des 14. Jahrhunderts als Buchschrift durch den bewußten Rückgriff der Humanisten auf die karolingische Minuskel.354) Neben der reinen Nachahmung der karolingischen Minuskel entstand durch ihre Verbindung mit Rotunda-Formen sowie mit gotischen Kursiven und Halbkursiven eine Reihe von Mischschriften, die auch im Buchdruck Verwendung fanden.355) Aus dem Buchdruck wurden diese Schriftformen für die Inschriften je nach Region zu verschiedenen Zeiten und mit sehr unterschiedlicher Intensität übernommen.356) Im Odenwaldkreis läßt sich die humanistische Minuskel lediglich in acht Inschriften nachweisen.357) Zum erstenmal begegnet sie auf dem 1567 geschaffenen Epitaph für Margarete Schenkin von Limpurg (Nr. 165), auf dem jedoch nur die Überschrift des Bibelzitats in humanistischer Minuskel ausgeführt ist. Die Grabplatte des 1594 verstorbenen Grafen Friedrich Christian von Erbach (Nr. 221) sowie das im Erbacher Schloß befindliche Epitaph der 1595 verstorbenen Martha Scherffer von Scherffenstein (Nr. 222) zeigen dann vollständige Grabinschriften in humanistischer Minuskel. Auffällig ist, daß die humanistische Minuskel hier für Texte in deutscher Sprache genutzt wurde, während man sie sonst vor allem für lateinische Texte verwendete. Die deutschen Inschriften sind in dieser Zeit zumeist in Kapitalis oder in Fraktur ausgeführt worden. Beide Inschriften sind nach dem Vorbild der Druck-Antiqua mit Schattenstrichen und möglichst runden Bögen gearbeitet. Im Gegensatz dazu sind in der Gedenkinschrift für die Familie des Pfarrers Martin Walter von 1632 (Nr. 288) die Verbindungsbögen bei m, n und u nicht gerundet, sondern gespitzt. Gemalte humanistische Minuskel findet sich schließlich auf den Gemälden Graf Georgs III. von Erbach und seiner Frau Anna von 1578 in Schloß Fürstenau (Nr. 189) und auf dem Epitaph für die Familien des Michael Scherffer von Scherffenstein und des Heinrich Liveherr von 1613 (Nr. 252). Auf letzterem sind eine Reihe von gemalten Beischriften in einer rechtsgeneigten humanistischen Minuskel ausgeführt, bei der wie in der entsprechenden Druck-Antiqua f und langes s unter die Grundlinie reichen.

5.6. Ziffern und Zahlzeichen

Römische Ziffern werden während des gesamten Bearbeitungszeitraumes sowohl für die Jahreszahlen als auch für die Tagesangaben benutzt. Die Verwendung des Zahlzeichen C als Multiplikator läßt sich zuerst 1510 (M Vc X) in Kirch-Brombach feststellen (Nr. 42). Mit lediglich zwei weiteren sicheren Belegen 1513 (Nr. 100) und 1516 (Nr. 108) bleibt dieses Phänomen jedoch selten. Ungewöhnlich und nur einmal zu beobachten ist die Mischung von römischen und arabischen Ziffern an der Friedhofskapelle von Bad König in der Schreibweise 1V14 für 1514 (Nr. 105). Die ersten arabischen Ziffern befinden sich an der Kirche von Kirch-Brombach (Nr. 42). Dort ist auf einer Tafel neben dem Eingangsportal des Turms die Jahreszahl 1467 angebracht. Den nächsten Beleg für die Verwendung arabischer Ziffern bietet die Bauinschrift an der Westfassade der Michelstädter Stadtkirche von 1475 (Nr. 46). Auch in den folgenden Jahren werden arabische Ziffern bis zum Ende des 15. Jahrhunderts vor allem für Baudaten und Bauinschriften verwendet. Hier stehen insgesamt 11 Belege358) nur drei Belegen aus Grabinschriften359) gegenüber. Auffällig ist die frühe Verwendung von arabischen Ziffern auf einem Grenzstein aus dem Jahr 1484 (Nr. 57). [Druckseite LIV]

Die Ausführung der arabischen Ziffern in gotischer Form unterscheidet sich jedoch von den heute verwendeten modernen Ziffern. Besonders deutlich sind die Unterschiede bei 4, 5 und 7. Die 4 ist schlingenförmig aus einem Bogen mit sich überkreuzenden Enden gebildet, die 5 besteht aus einem Schaft und einem links daran angesetzten Bogen, und die 7 besteht aus zwei auf der Grundlinie stehenden Schrägschäften. Betrachtet man die Entwicklung dieser Ziffern, so zeigt sich, daß die ältere linksgewendete und die modernere rechtsgewendete 5 relativ lange nebeneinander vorkommen. Die linksgewendete 5 erscheint noch auf der Grabplatte der 1512 verstorbenen Äbtissin Elisabeth Lochinger von Archshofen (Nr. 98), auf zwei Grenzsteinen aus der Güttersbacher Gemarkung von 1513 (Nr. 103), in einer Jahreszahl im Kloster Höchst von 1514 (Nr. 106), in einer Jahreszahl an der Burg Breuberg von 1515 sowie in einer Jahreszahl aus Eberbach (Reichelsheim) von 1523 (Nr. 112). Die erste rechtsgewendete 5 ist aber bereits in einer Jahreszahl von 1506 vorhanden (Nr. 93). Die nächsten Belege stammen aus den Jahren 1511 und 1512 (Nrr. 97, 99). Die frühe rechtsgewendete 5 besteht zunächst aus einem Bogen und einem nach rechts weisenden Balken. Erst auf der Grabplatte des 1539 verstorbenen Grafen Eberhard XI. von Erbach (Nr. 131) ist sie aus Balken, Schaft und Bogen wie die heutige moderne 5 gebildet. Die erste aufgerichtete 4 läßt sich 1542 (Nr. 134) nachweisen. Eine schlingenförmige 4 läßt sich danach nur noch einmal und in eckiger Ausführung 1574 belegen. Die erste aufgerichtete 7, die aus geradem Balken und Schrägschaft besteht, erscheint im Jahr 1557 (Nrr. 147, 151), doch lassen sich noch in den Jahren 1557 (Nr. 150), 1570 (Nr. 170) und 1571 (Nr. 174) Formen der 7 feststellen, die mit senkrechtem Schaft und rechtsschrägem Balken gebildet sind und der gotischen Form somit noch sehr nahe stehen.

Zitationshinweis:

DI 63, Odenwaldkreis, Einleitung, 5. Die Schriftformen (Sebastian Scholz), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09e004.

  1. Vgl. zur Entwicklung der romanischen Majuskel Fuchs in DI 29 (Worms) LVIII-LX und Koch, Wege zur gotischen Majuskel 230-240, bes. 238-240 zur dynamischeren Entwicklung der Schrift in den Handschriften gegenüber den Inschriften. »
  2. Vgl. Koch, Wege zur gotischen Majuskel 239f.; Scholz, Gemalte Inschriften 33ff. »
  3. Vgl. Neumüllers-Klauser, Epigraphische Schriften 315-328; Koch, Frühhumanistische Kapitalis 337-345. »
  4. Fuchs, Übergangsschriften 334f.; DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) LXVIII und Nr. 349. »
  5. Vgl. DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nrr. 92, 94, 99, 109; DI 49 (Darmstadt, Lkr. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nrr. 111, 129, 155, 172»
  6. Die einzige in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführte Wandmalereiinschrift des Bestandes ist nur durch ein Photo überliefert, vgl. Nr. 95a; einen ähnlichen Befund bieten Heidelberg und der benachbarte Rhein-Neckar-Kreis, vgl. DI 12 (Heidelberg) Nr. 167 und DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 95 und Nr. 249. »
  7. DI 2 (Mainz) Nr. 206; DI 29 (Worms) Nr. 316»
  8. Zu den Merkmalen der antiken Kapitalis und ihrer Rezeption in der Renaissance vgl. R. Fuchs, Schrift/Typographik, in: Der neue Pauly 15 (2002) 1092-1098. »
  9. Nrr. 117, 120, 122. »
  10. Vgl. die entsprechenden Belege bei Strübing, Johann von Trarbach 136-151. »
  11. Vgl. dazu ausführlich den Kommentar bei Nr. 136»
  12. Die neue umfassende Monographie zu Michael Kern von Vera Schneider hat diesen Aspekt nicht untersucht; die vorliegende Dokumentation der Denkmäler Kerns in Abbildungen reicht für eine umfassende Schriftanalyse nicht aus; Kern hat im übrigen Inschriften auch vollständig in Fraktur ausgeführt, so etwa auf der Tumba des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe, vgl. DI 54 (Lkr. Mergentheim) Nr. 396 mit Abb. 238-240. »
  13. Vgl. etwa Nr. 175, 183, 188, 194»
  14. Vgl. diese Phänomene auch bei Nrr. 208, 236, 257»
  15. Nrr. 234, 243, 244, 280, 282, 286»
  16. Nrr. 207, 215, 249»
  17. Vgl. DI 38 (Lkr. Bergstraße) XLIV; DI 49 (Darmstadt, Lkr. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nr. 311. »
  18. Zu serifenlosen Schriften im 16. und 17. Jahrhundert vgl. Bollwage, Serifenlose Linearschriften 212f. »
  19. Nrr. 167, 172, 206, 216, 299, 300»
  20. Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 63-66. »
  21. DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 18. »
  22. DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 30»
  23. DI 49 (Darmstadt, Lkr. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nr. 11»
  24. DI 8 (Lkr. Mosbach, Buchen, Miltenberg) Nrr. 151a; 156. »
  25. DI 2 (Mainz) Nrr. 33, 37; zur Datierung der Denkmäler vgl. Kessel, Sepulkralpolitik 17-19. »
  26. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrr. 56; 66; 78ff. »
  27. Vgl. Nrr. 23-26»
  28. Vgl. Nrr. 27, 29, 30, 31, 35»
  29. Meisinger, Meister 10f. und 75-79; Albert, Eseler von Alzey 162-168; Hotz, Konrad von Mosbach 73 und dagegen Schnellbach, Plastik 126f. sowie Schaum-Benedum, Figürliche Grabsteine 115f. »
  30. Die Entwicklung ist allerdings keineswegs einheitlich, da sich bis in das 16. Jahrhundert auch immer wieder Inschriften finden, bei denen die Schaftspaltung fehlt, vgl. Nrr. 46, 50, 59, 85, 88, 92, 123, 124»
  31. DI 8 (Lkr. Mosbach, Buchen, Miltenberg) Nr. 20; zu dem Steinmetzzeichen vgl. Hotz, Konrad von Mosbach 69-72; Albert, Eseler von Alzey 156f. hatte das Zeichen noch Hans von Amorbach zugewiesen. »
  32. DI 1 (Badischer Main- und Taubergrund) Nr. 183; Hotz, Konrad von Mosbach 72 mit Abb. 16. »
  33. Dies ist in den angrenzenden Gebieten anders, vgl. DI 12 (Heidelberg) Nrr. 238, 249; DI 16 (Neckar-Odenwald-Kreis II) Nrr. 272, 275, 277, 282; DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nrr. 159, 186, 192 und DI 49 (Darmstadt, Lkr. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nrr. 170, 177, 183, 200»
  34. Die frühesten Belege sind Nrr. 30, 31, 35 und 37»
  35. Nrr. 43, 53, 55, 61, 65, 69, 71»
  36. Nrr. 99, 126 und 156»
  37. Die ersten Belege sind Nrr. 35, 37, 39, die letzten Belege Nrr. 124, 126, 134»
  38. Fichtenau, Lehrbücher 25-28; Zahn, Beiträge 10-14. »
  39. Vgl. DI 8 (Lkr. Mosbach, Buchen, Miltenberg) Nr. 223; DI 12 (Heidelberg) Nr. 265; DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 115; DI 38 (Lkr. Bergstraße) XLVII, DI 49 (Darmstadt, Lkr. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) XLIIIf. und ergänzend dazu DI 41 (Lkr. Göppingen) LVII mit Hinweisen auf die Entwicklung in anderen Regionen. »
  40. Die übrigen Frakturinschriften des Epitaphs wurden 1875 erneuert, vgl. den Kommentar bei Nr. 250»
  41. Steinmann, Humanistische Schrift 382-384. »
  42. Ullman, Origin passim; Steinmann, Humanistische Schrift passim Taf. I-XXXII; Kloos, Einführung 143-153. »
  43. Vgl. etwa DI 12 (Heidelberg) XXII; DI 41 (Lkr. Göppingen) LIV-LVI und LVIII; DI 46 (Minden) XXVI; DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) LXIVf. »
  44. Nrr. 165, 189, 221, 222, 252, 263, 288 und Nr. 223, in der nur zwei Worte in humanistischer Minuskel geschrieben sind. »
  45. Nrr. 42, 46, 48, 50, 51, 56, 58, 62, 67, 68, 70»
  46. Nrr. 47, 54, 61»