Die Inschriften der Stadt Greifswald

2. Historisch-chronologischer Überblick

Für die folgende Tabelle wurden die wichtigsten stadt- und territorialgeschichtlichen Daten zusammengestellt.4) Besonderes Augenmerk wurde auf historische Ereignisse gelegt, die in den Inschriften einen Niederschlag finden oder die – wie Brände, Kriege, Besetzungen, Umbauten – negative Auswirkungen auf den Greifswalder Inschriftenbestand hatten.

um 1199 Gründung des Zisterzienserklosters St. Marien in Eldena (lat. Hilda) durch die Fürsten von Rügen; Besiedlung durch Mönche, die aus dem zerstörten Kloster Dargun (Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte), ursprünglich aus dem dänischen Esrom kamen (Kat.-Nr. 1).
1248 Ersterwähnung Greifswalds als oppidum Gripheswald im Besitz des Klosters Eldena.
1250 Verleihung des lübischen Stadtrechts durch Herzog Wartislaw III. von Pommern.
1262 Graf Jackso von Gützkow überlässt den Franziskanern einen Platz am südöstlichen Stadtrand (Mühlenstraße, heute Gelände des Pommerschen Landesmuseums) zur Gründung eines Konvents (Kat.-Nr. 90).
1262 Ersterwähnung des Heilig-Geist-Hospitals (St. Spiritus, Lange Str. 51). Die zugehörige Kirche wird 1322 erwähnt. 1329 wird ein neues Heilig-Geist-Hospital im Norden der Stadt vor dem Steinbecker Tor angelegt.
1262 Ersterwähnung der Kirche St. Nikolai.
1275 Ersterwähnung der Kirche St. Jacobi in der Neustadt. St. Jacobi unterstand zunächst dem Heilig-Geist-Hospital.
1280 Ersterwähnung der Kirche St. Marien.
1280 Der Bischof von Cammin bestätigt dem Kloster Eldena das Patronat über die drei Greifswalder Stadtkirchen St. Nikolai, St. Marien und St. Jacobi. Das Kloster überträgt diese Rechte erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an die Universität. [Druckseite 13]
1295–1459/78 Das Herzogtum Pommern ist aufgeteilt in die Herzogtümer Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast.
1310 Schutzbündnis zwischen den Städten Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald.
1326–1328 Rügen’scher Erbfolgekrieg: Greifswald, Stralsund, Anklam und Demmin unterstützen die Erbansprüche des pommerschen Herzogshauses gegen die Mecklenburger.
1348 Goldene Bulle: Kaiser Karl IV. erkennt die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns an; dennoch muss der Herzog 1479 Brandenburg huldigen.
1349 Erste Erwähnung des Greifswalder Rathauses (kophus).
1368/72 Die Linie Pommern-Wolgast teilt ihr Erbe in die Teilherzogtümer Pommern-Wolgast und Pommern-Stolp.
1370 Stralsunder Friede: Der dänische Reichsrat muss der Hanse freien Handel in Dänemark einräumen. Die Vertreter der Hansestädte, darunter Greifswald, besiegeln diesen Vertrag, der den Höhepunkt hansischer Macht im Ostseeraum darstellt.
um 1400–1457 Herzog Wartislaw IX.
1452 Goldenes Privileg: Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin erreichen den Höhepunkt ihrer Macht und Freiheit gegenüber der schwachen landesherrlichen Gewalt.
1454–1523 Herzog Bogislaw X.
1456 17. Oktober: Eröffnung der Universität Greifswald in St. Nikolai (Kat.-Nr. 137, 142).
1462 31. Dezember: Ermordung des Bürgermeisters Hinrich Rubenow (Kat.-Nr. 143).
1515 Der Einsturz des Turmhelms von St. Nikolai verursacht erhebliche Bauschäden.
1515–1560 Herzog Philipp I. (Kat.-Nr. 228).
1531 16. Juli: erste evangelische Predigt in Greifswald, St. Nikolai; 1534 Landtag von Treptow: Einführung der reformatorischen Lehre im Herzogtum.
1535 Das Kloster Eldena wird in ein herzogliches Amt umgewandelt, der Grundbesitz des Klosters fällt an die Herzöge von Pommern.
1539 Die Universität, die ihren Lehrbetrieb seit 1524 infolge der konfessionellen Auseinandersetzungen zwischenzeitlich hatte einstellen müssen, wird wieder eröffnet.
1553 Greifswald wird Sitz des Generalsuperintendenten von Vorpommern, d. h. des leitenden Geistlichen des Herzogtums (Kat.-Nr. 266).
1580–1637 Herzog Bogislaw XIV., letzter pommerscher Herzog (Kat.-Nr. 341).
1584–1625 Herzog Philipp Julius von Pommern-Wolgast (Kat.-Nr. 336, 350). Nach dessen Tod regiert Bogislaw XIV. auch diesen Teil des Herzogtums.
1623 Einrichtung des Fünfzigmänner-Gremiums bestehend aus Vertretern der Kaufmannschaft und der Zünfte (Bürgerschaftliches Kollegium).
1627 20. November: Kaiserliche Truppen rücken in Greifswald ein, die Besetzung gefährdet den Wohlstand der Stadt (Kat.-Nr. 419).
1630 Juni: König Gustav II. Adolf von Schweden landet mit einer Armee bei Peenemünde (Insel Usedom), die Klosteranlagen in Eldena werden durch kaiserliche Truppen zerstört.
1631 Die außerhalb der Stadtmauer gelegenen Hospitäler St. Georgen, St. Gertruden und Heilig Geist werden abgerissen. Der kaiserliche Stadtkommandant übergibt Greifswald dem schwedischen König Gustav II. Adolf; 1632 Abzug der schwedischen Armee.
1634 Herzog Bogislaw XIV. übereignet der Universität Greifswald das Amt Eldena, den ehem. Klostergrundbesitz. [Druckseite 14]
1637 Tod Herzog Bogislaws XIV., schwedische Militärbefehlshaber üben die Kontrolle über Pommern aus. Weitere Beschädigung des Klosters Eldena.
1637/38 Erneute Besetzung Pommerns durch das schwedische Heer (Kat.-Nr. 404, 405).
1642 Das Hofgericht wird von Wolgast nach Greifswald verlegt, das Geistliche Konsistorium in Greifswald wieder eröffnet.
1648 Artikel 10 des Osnabrücker Friedens: Vorpommern mit Rügen, die Inseln Usedom und Wollin, die Odermündungen, das Haff sowie die Städte Stettin, Gollnow, Gartz und Damm fallen als Reichslehen an die Krone Schwedens. Der schwedische König ist damit deutscher Reichsfürst und Herzog von Pommern.
1650 Ein Sturm zerstört den zwischen 1604 und 1609 erneuerten Turmhelm von St. Nikolai (Kat.-Nr. 238, 252, 351, Anm. 3; Kat.-Nr. 428). Im Jahr 1653 erhält der Turm den heutigen Barockhelm.
1665, 1678 Auf Weisung der schwedischen Militärverwaltung werden aus der Klosterkirche Eldena Steine zum Bau einer Schanze in Wieck herausgebrochen. 1728 und 1733–1735 nutzt auch die Universität das ehem. Kloster als Steinbruch.
1678 November: Im schwedisch-brandenburgischen Krieg (1674–1679) kapituliert Greifswald als letzte schwedische Bastion in Pommern nach heftigem Beschuss, der erhebliche Schäden an den Befestigungen und Bauwerken in der Stadt, u. a. der Marienkirche, verursacht, vor den Truppen des Großen Kurfürsten.
1716–1720 Dänemark und Preußen teilen sich während des Nordischen Krieges (1700–1720) die Herrschaft über Vorpommern und Rügen, Greifswald steht kurzzeitig unter dänischer Verwaltung.
1720 Das nördlich der Peene liegende Vorpommern und damit auch Greifswald fällt an Schweden zurück, Stralsund wird Sitz des schwedischen Generalgouverneurs, der südöstliche Teil Vorpommerns geht an Preußen.
1736 Durch einen Stadtbrand wird der Westturm des Rathauses stark beschädigt, danach nicht wieder aufgerichtet (Kat.-Nr. 61).
1758 7. Januar: Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) besetzen preußische Truppen Greifswald.
1789/90 Abbruch der Kirche des Franziskanerkonvents St. Peter und Paul.
1807 Januar: Französische Truppen besetzen mit Unterbrechungen bis zum März 1810 Greifswald; militärische Nutzung der Marienkirche und der Jacobikirche. In den Jahren 1812–1813 erneute Besetzung der Stadt.
1815 Wiener Kongress: Übergang Vorpommerns aus schwedischem in preußischen Besitz.
1822 Allmählicher Beginn der Bemühungen, die Architekturreste und Grabplatten des Zisterzienserklosters Eldena zu erhalten und einen Landschaftspark zu schaffen.
1815 Wiener Kongress: Übergang Vorpommerns aus schwedischem in preußischen Besitz.1822
1823–1832 Umbau und Neugestaltung des Inneren von St. Nikolai im Sinne der Romantik.
1926–1927 Erste archäologische Grabungen in der Klosterruine Eldena.
1939 Wieck und Eldena werden Ortsteile von Greifswald.
1952 Einrichtung des Bezirks Rostock entlang der Ostseeküste der DDR.
1990 Gründung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern aus den drei Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg.

Zitationshinweis:

DI 77, Greifswald, Einleitung, 2. Historisch-chronologischer Überblick (Jürgen Herold, Christine Magin), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di077g014e009.

  1. Dieser Übersicht liegen folgende Werke zugrunde: Kiel, Greifswald; Wernicke, Geschichte Greifswald; verschiedene Artikel in Lexikon Mecklenburg-Vorpommern. – Zu den historischen Bistumsgrenzen vgl. Lexikon Mecklenburg-Vorpommern, S. 110f. Zur Entwicklung des Herzogtums Pommern vgl. Köbler, Historisches Lexikon, S. 489–492, und Atlas Mecklenburg-Vorpommern 2, S. 31 (Pommern 1295–1478) und S. 49 (Pommern 1478–1637). »