Einleitung

1. Vorwort, Vorbemerkung und Hinweise zur Benutzung

1.1 Vorwort

Die Sammlung und Bearbeitung der Inschriften des Reichsstifts Gandersheim und seiner Eigenklöster Brunshausen und Clus erfolgte in den Jahren 2009 bis 2011 mit großen zeitlichen Unterbrechungen. Aus dem dritten Gandersheimer Eigenkloster, St. Marien, liegt wahrscheinlich (vgl. Nr. 29) keine Inschriftenüberlieferung vor. Angeregt wurde die seit den Anfängen der Inschriftenerfassung in Niedersachsen immer wieder als Desiderat bezeichnete Sammlung der Gandersheimer Inschriften durch das von Frau Professor Dr. Hedwig Röckelein, Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Georg August-Universität Göttingen, geleitete Projekt „Frauenstift Gandersheim“ und durch das „Portal zur Geschichte Bad Gandersheim“. Die Einbindung der Inschriftenbearbeitung in dieses mittlerweile abgeschlossene Forschungsprojekt hat sich im Rückblick als besonders fruchtbar erwiesen. Ohne die einzelnen Arbeiten des Forschungsprojekts, die sich aus vielen verschiedenen Perspektiven den Gandersheimer Quellen näherten, wäre der disparate und zudem schmale Bestand von 70 Inschriften nur mit einem unverhältnismäßig hohen Zeitaufwand zu bearbeiten gewesen. Das gilt sowohl für die Ermittlung kopial überlieferter Inschriften wie auch für die Auffindung der Objekte selbst. Neben dem Forschungsprojekt boten auch die beiden dem Kanonissenstift Gandersheim und seinen Eigenklöstern gewidmeten, von Hans Goetting bearbeiteten zwei Bände der Reihe „Germania Sacra“ von 1973 und 1974 eine vorzügliche Grundlage für die Bearbeitung der Gandersheimer Inschriften. Sie erleichterten vor allem die Archivarbeit im Staatsarchiv Wolfenbüttel, die auf punktuelle Recherche beschränkt werden konnte. Nicht zuletzt wegen der unübersichtlichen Überlieferungslage war Gandersheim trotz beharrlicher Mahnung Hans Goettings (gest. 1994), langjähriges Mitglied der Göttinger Inschriftenkommission, immer wieder zurückgestellt worden.

Im Laufe der Arbeit habe ich von vielen Seiten Unterstützung erfahren, für die an dieser Stelle herzlich zu danken ist. Die drei zeitlich aufeinander folgenden Leiter des „Portals zur Geschichte Gandersheim“, Herr Dr. Martin Hoernes, Herr Dr. Thomas Labusiak und ganz besonders Herr Thorsten Henke M.A., haben mich immer wieder auf Neufunde aufmerksam gemacht, Fundumstände erklärt und Provenienzfragen mitbedacht. Die Teilnehmer eines Projekt-Workshops im Jahr 2009 haben vielfältige Hinweise zur Beurteilung einzelner Inschriften beigesteuert. Besonders wichtig waren dabei neben den Arbeiten von Hedwig Röckelein zu den Gandersheimer Heiligen die im Rahmen des Forschungsprojekts entstandenen und in der Reihe „Studien zum Frauenstift Gandersheim und seinen Eigenklöstern“ erschienenen Publikationen von Birgit Heilmann zum Gandersheimer Kirchenschatz in nachreformatorischer Zeit, von Jan Friedrich Richter zu den Gandersheimer Holzbildwerken des 13. bis 16. Jahrhunderts und von Christian Popp zu den Heiligen und Reliquien im Frauenstift Gandersheim. Herr Dr. Christian Popp, von der Forschungsstelle „Germania Sacra“ der Göttinger Akademie der Wissenschaften, hat meine Editionsarbeit mit vielen wertvollen Hinweisen unterstützt und mir immer wieder mit Rat und Tat – auch bei Aufnahmearbeiten – zur Seite gestanden.

In gedruckter Form werden die Gandersheimer Inschriften zu einem großen Teil in dem in Vorbereitung befindlichen, von Hedwig Röckelein herausgegebenen Sammelband der Tagung „Der Gandersheimer Schatz im Vergleich“ erscheinen. Die vollständige, nach den Richtlinien der Reihe „Die Deutschen Inschriften“ erarbeitete Druckfassung wird Teil der Inschriften des Landkreises Northeim sein, zu dem die Orte Bad Gandersheim, Brunshausen und Clus gehören. Bis zur Fertigstellung dieses Inschriftenbandes erscheint hier eine Interimsfassung auf der Plattform „Deutsche Inschriften Online“. Ich danke der Digitalen Akademie Mainz mit Torsten Schrade M.A., Max Grüntgens und Dominik Kasper für die sorgfältige Online-Bereitstellung der Daten.

Der ehemalige Vorsitzende der Göttinger Inschriftenkommission, Herr Professor Dr. Ulrich Schindel, hat die Bearbeitung der Gandersheimer Inschriften im Zusammenhang mit dem Projekt zum Frauenstift Gandersheim befürwortet und damit das Risiko einer Verschiebung des Projektplans der Arbeitsstelle mit der Bearbeiterin geteilt. Meine Kolleginnen in der Göttinger Inschriftenarbeitsstelle haben in bewährter alltäglicher Zusammenarbeit die Arbeit tatkräftig und engagiert unterstützt. Inga Finck M.A. hat die Aufnahmefahrten begleitet, einen großen Teil der Photos gemacht und sämtliche Lesungen geprüft. Julia Zech M.A. hat die Bilder für die Online-Publikation bearbeitet und mit Metadaten versehen. Ihr, Frau Dr. Katharina Mersch und Frau Mareike Brosenne und – wie immer – Frau Dr. Sabine Wehking danke ich für die geduldige Unterstützung in sämtlichen Phasen der Arbeit bis hin zu den Korrekturen. Der jetzige Vorsitzende der Göttinger Inschriftenkommission, Herr Professor Dr. Nikolaus Henkel, hat die Arbeit vor der Online-Publikation durchgesehen. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.

Göttingen, im Mai 2011. Christine Wulf

1.2. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Die vorliegende Edition hat die Inschriften des Kanonissenstifts Gandersheim und seiner Eigenkirchen Brunshausen und Clus zum Gegenstand. Aufgenommen wurden sowohl die erhaltenen als auch die nur noch in Abschriften oder Photographien überlieferten Texte. Der Erfassungszeitraum reicht von der Gründung des Stifts in Brunshausen im 9. Jahrhundert bis zum Jahr 1700. Für die genannten Standorte ist Vollständigkeit angestrebt, angesichts der diskontinuierlichen Überlieferung des Bestands ist aber nicht ausgeschlossen, daß nach Abschluß der Sammlung weitere Inschriften vor allem aus der kopialen Überlieferung bekannt werden.

Die Anordnung der Inschriften sowie die Einrichtung der einzelnen Artikel folgt den Richtlinien der Reihe „Die Deutschen Inschriften“. Dementsprechend werden nur diejenigen Schriftzeugnisse erfaßt, die ursprünglich auf dauerhaften Materialien angebracht und nicht mit einer Feder auf Papier oder Pergament (wie z. B. Reliquienschedulae) geschrieben worden sind. Die Inschriften sind chronologisch angeordnet. Für undatierte Inschriften wurde eine möglichst enge Eingrenzung ihres Entstehungszeitraums vorgenommen. Sie sind jeweils an das Ende des ermittelten Zeitraums gestellt. Konnte ein terminus post oder ante quem ermittelt werden, ist der Artikel vor bzw. nach der Inschrift, deren Datum am nächsten liegt, eingeordnet.

1.3 Der Aufbau der Katalogartikel

Die Katalogartikel sind untergliedert in Kopfzeile, Beschreibung, Wiedergabe des Inschriftentextes, Kommentar und Apparat.

Die  K o p f z e i l e  enthält die laufende Nummer, die Bezeichnung des Standortes und die Datierung(en) der Inschrift(en). Bei erhaltenen Inschriften ist der aktuelle, bei verlorenen der letzte nachweisbare Standort genannt.

Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet Inschriften, deren Original verloren ist.
(†) Ein Kreuz in Klammern steht 1. wenn der Inschriftenträger zwar vorhanden, die Inschrift als Ganze jedoch nicht original überliefert ist, 2. wenn der Träger eines Inschriftenensembles verloren, aber ein Teil der Inschrift(en) im Original vorhanden ist oder 3. wenn ein erheblicher Teil der Inschriften eines erhaltenen Trägers nur kopial überliefert ist.
† ? Ein Kreuz mit Fragezeichen steht bei photographisch oder kopial überlieferten Inschriften, deren Original möglicherweise noch erhalten ist, aber nicht zugänglich war und folglich nicht nach Autopsie wiedergegeben werden kann.
1465? Ein Fragezeichen bezeichnet eine zweifelhafte Datierung.

Die  B e s c h r e i b u n g  enthält Angaben zur Ausführung des Inschriftenträgers und der Inschrift(en), zu ihren früheren Standorten und gegebenenfalls zu den Verlustumständen. Alle Richtungsangaben verstehen sich vom Blickpunkt des Betrachters aus, nur für die Wappenbeschreibungen wird entsprechend den Regeln der heraldischen Fachsprache umgekehrt verfahren. Mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger werden mit A, B, C etc. bezeichnet. Für original überlieferte Inschriften werden die Maße des Inschriftenträgers, die Buchstabenhöhe und die Schriftart angegeben. Bei kopial überlieferten Inschriften ist hier die für die Edition maßgebliche Quelle genannt. Entsprechendes gilt für photographisch oder zeichnerisch überlieferte Inschriften. Soweit aus der kopialen Überlieferung Maße und Schriftart bekannt sind, werden diese mit einem entsprechenden Verweis übernommen.

Die  I n s c h r i f t e n t e x t e  sind eingerückt. Sie werden fortlaufend wiedergegeben. Texte in gebundener Sprache sind versweise abgesetzt, auch wenn das Original die Inschrift fortlaufend wiedergibt. Für die Edition nach der kopialen Überlieferung gilt, daß die vom Kopisten gewählte Wiedergabe in Groß- oder Kleinbuchstaben beibehalten wird. Die Interpunktion der kopialen Überlieferung wird nicht übernommen.

[ ] Eckige Klammern markieren Textverlust bei einer original überlieferten Inschrift und schließen die Ergänzungen der Bearbeiterin ein.
[...] Punkte in eckigen Klammern bezeichnen Textverlust, der nicht ergänzt werden kann. Läßt sich die Länge des verlorenen Textes feststellen, markiert ein Punkt jeweils einen ausgefallenen Buchstaben.
[ - - - ] Läßt sich die Länge des verlorenen Textes nicht feststellen, stehen drei durch Spatien getrennte Striche.
( ) Runde Klammern schließen aufgelöste Abkürzungen ein. Bei der Auflösung der Abkürzungen ist AE- oder E-Schreibung je nach Usus der Inschrift eingesetzt, ebenso U und V. Wenn die Inschrift keinen Anhaltspunkt gibt, wird nach klassischem Gebrauch verfahren. Punkte auf der Grundlinie oder hochgestellte Punkte werden nach Abkürzungen nur dann beibehalten, wenn die Inschrift durchgehend mit Worttrennern versehen ist.
< > Spitze Klammern bezeichnen spätere Nachträge auf einem Inschriftenträger oder schließen für Nachträge freigelassene Stellen ein. In Einzelfällen weisen spitze Klammern auch die Textpassagen aus, die bei Restaurierungen ergänzt worden sind.
/ Ein Schrägstrich markiert das Zeilenende.
// Doppelte Schrägstriche markieren den Wechsel des Inschriftenfeldes.
_ Ein unter mehrere Buchstaben gesetzter Strich bezeichnet eine Ligatur von zwei oder mehreren Buchstaben.

Lateinischen Inschriften werden Übersetzungen beigegeben. Im Anschluß an die Übersetzung wird bei metrischen Inschriften das Versmaß und gegebenenfalls die Reimform genannt. Niederdeutsche Inschriften werden in einzelnen Fällen ebenfalls übersetzt.

Die W a p p e n z e i l e verzeichnet die im Zusammenhang mit den Inschriften überlieferten Wappen. Bei Ahnenproben gibt das Druckbild die Anordnung der Wappen wieder.

Der K o m m e n t a r t e i l enthält Erläuterungen zu verschiedenen mit der Inschrift oder dem Inschriftenträger zusammenhängenden Fragen. Sie können sich beispielsweise auf Besonderheiten der Schrift,1) der Sprache oder des Inhalts einer Inschrift beziehen, historische oder biographische Angaben enthalten oder der Erklärung ikonographischer Zusammenhänge dienen.

Der A p p a r a t besteht aus Buchstaben- und Ziffernanmerkungen sowie Nachweisen der kopialen Überlieferung und Publikationen der Inschriften.

Die B u c h s t a b e n a n m e r k u n g e n beziehen sich auf textkritische Probleme der Inschrift. Sie enthalten abweichende Lesarten der kopialen Überlieferung, soweit sie relevant sind, und weisen auf orthographische Besonderheiten oder fehlerhafte Stellen in der Inschrift hin.

Die Z i f f e r n a n m e r k u n g e n enthalten Erläuterungen und Literaturnachweise.

Die Q u e l l e n z e i l e am Schluß des Artikels stellt in chronologischer Folge die wichtigsten kopialen Überlieferungen und Abbildungen der Inschrift zusammen. Vollständigkeit ist hier nicht angestrebt. Ist die Inschrift lediglich abschriftlich, zeichnerisch oder photographisch überliefert, steht an erster Stelle die Quelle, aus der die Inschrift zitiert wird.

Zitationshinweis:

DIO 2, Kanonissenstift Gandersheim, Einleitung, 1. Vorwort, Vorbemerkung und Hinweise zur Benutzung (Christine Wulf), in: inschriften.net,   urn:nbn:de:0238-dio002g001e009.

  1. Für die inschriftenpaläographischen Beschreibungen wird das in der Terminologie zur Schriftbeschreibung zusammengestellte Begriffsinventar verwendet, vgl. Deutsche Inschriften. Terminologie zur Schriftbeschreibung. Wiesbaden 1999.  »