Die Inschriften der Stadt Essen

1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die Edition der bis zum Jahr 1650 hergestellten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften aus dem heutigen Gebiet der Stadt Essen. Die Aufnahme erfolgte nach dem Provenienzprinzip, d. h. Inschriften, die zwar vor 1650 entstanden, aber erst nach diesem Zeitpunkt nach Essen gelangt sind, wurden nicht aufgenommen, im Gegensatz zu Inschriften Essener Provenienz, die heute an anderen Orten aufbewahrt werden. Vollständigkeit wurde angestrebt, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass sich nach Abschluss der Arbeit noch vereinzelte erhaltene oder kopial überlieferte Inschriften finden.

Berücksichtigt wurden neben den erhaltenen Inschriften auch verlorene Inschriften, sofern deren Wortlaut kopial in ungedruckten oder gedruckten Quellen oder durch Nachzeichnungen oder Fotografien überliefert ist. Befinden sich an einem Inschriftenträger neben Inschriften aus dem Bearbeitungszeitraum auch solche, die nach 1650 hergestellt wurden, so werden diese im Allgemeinen in einer Anmerkung wiedergegeben. Die jüngeren Inschriften werden nur dann in den Editionstext aufgenommen, wenn sie in einem inhaltlichen Zusammenhang mit den vor 1651 ausgeführten Inschriften stehen.

Als Inschriften gelten nach der Definition von Rudolf M. Kloos „Beschriftungen verschiedener Materialien – in Stein, Holz, Metall, Leder, Stoff, Email, Glas, Mosaik usw. –, die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.“1) Im Rahmen der Deutschen Inschriften werden allerdings auch solche Inschriften nicht aufgenommen, die in den Zuständigkeitsbereich anderer Fachdisziplinen fallen, wie z. B. der Einbandkunde, der Numismatik, der Sphragistik und der Typographie.2) Zu den nicht bearbeiteten Inschriftenträgern gehören folglich Bucheinbände, sofern sie in dafür typischen Techniken und Materialien wie z. B. geprägtem Leder hergestellt wurden,3) Münzen und Medaillen, Druckwerke und Drucklettern sowie Siegel- und Siegelstempel. Ebenfalls außer Acht gelassen wurden Inschriften aus serieller Herstellung wie Steingut und Ofenplatten. Hausmarken und Meisterzeichen wurden nur aufgenommen, wenn sie mit einer Inschrift in Verbindung stehen, sie werden im Anhang wiedergegeben.

Der Katalogteil enthält die chronologisch geordneten Inschriften. Die zu jedem Inschriftenträger verfassten Artikel sind nach einem einheitlichen Schema mit Kopfzeile, Beschreibung, Wiedergabe des Inschriftentextes, Kommentar und Apparat aufgebaut.

In der Kopfzeile stehen die laufende Nummer, der Standort der Inschrift(en) und ihre Datierung(en).

1 Die laufenden Nummern der Inschriftenartikel befinden sich in der Kopfzeile links.
Ein hinter die laufende Nummer gesetztes Kreuz bedeutet, dass der Inschriftenträger verloren, die Inschrift aber überliefert ist.
(†) Das Kreuz ist eingeklammert, wenn zwar der Inschriftenträger noch vorhanden, die Inschrift selbst aber verloren und nur durch kopiale Überlieferung bekannt ist, oder wenn sich auf einem Träger mehrere Inschriften befunden haben, von denen ein Teil verloren ist.
Dom Der aktuelle bzw. der letzte bekannte Standort des Inschriftenträgers ist in der Mitte der Kopfzeile angegeben. Es handelt sich dabei um die aktuellen Bezeichnungen, so dass beispielsweise für alle Inschriften aus dem Bereich des ehemaligen Stifts Essen der Standort [Druckseite X] „Dom“ oder „Domschatzkammer“ angegeben wird, selbst wenn die Inschrift vor der Erhebung der Münsterkirche zum Dom verloren gegangen ist.4)
Wenn der Standortangabe ein Kreuz vorangestellt ist, handelt es sich um ein nicht mehr vorhandenes Gebäude.
1522 Die Datierung steht am rechten Rand der Kopfzeile. Sie bezieht sich auf die Herstellung der Inschrift und kann vom Entstehungszeitpunkt des Inschriftenträgers abweichen. Die Datierung wird, wenn möglich, der Inschrift entnommen. Bei Grabdenkmälern bezieht sie sich auf das Todesjahr des oder der Verstorbenen, da im Allgemeinen von der Herstellung des Grabdenkmals im Todesjahr ausgegangen werden kann. Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wird nach historischen, paläographischen oder stilistischen Gesichtspunkten erschlossen. Die Einordnung im Katalogteil richtet sich nach dem Ende des infrage kommenden Zeitraums. Inschriften, deren zeitliche Einordnung nicht möglich ist, werden an den Schluss des Katalogteils gesetzt. Befinden sich mehrere, zu unterschiedlichen Zeitpunkten hergestellte Inschriften auf einem Träger, werden die unterschiedlichen Datierungen durch Komma getrennt, die älteste Inschrift bestimmt die Einordnung des Inschriftenträgers im Katalog. In Ausnahmefällen werden zwei Datierungen angegeben, wenn eine Entscheidung für die eine oder die andere Datierung nicht möglich scheint.
1454? Unsichere Datierungen werden durch ein Fragezeichen gekennzeichnet.

In der Beschreibung wird der Inschriftenträger genannt, gefolgt von Angaben zum Material und zur Herstellungstechnik. Es werden eine präzisierte Standortangabe und gegebenenfalls Hinweise auf frühere Standorte geliefert. Die knappe Beschreibung benennt die Textsorten oder die Inschriftenarten, die Position der Inschrift(en) am Träger und bietet Informationen zur Gestaltung des Inschriftenträgers, gegebenenfalls auch zur Ikonographie und zum Erhaltungszustand. Mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger werden mit fortlaufenden Großbuchstaben (A, B, C usw.) gekennzeichnet. Werden in einem Artikel ausnahmsweise mehrere Inschriftenträger zusammengefasst, so werden diese mit römischen Zahlen bezeichnet. Die Beschreibung erfolgt vom Betrachter aus, Wappen werden allerdings entsprechend der heraldischen Fachsprache aus der Sicht des Wappenführers beschrieben.

In der auf die Beschreibung folgenden Zeile werden bei originalen Inschriften die Maße des Inschriftenträgers und die Buchstabenhöhe, wenn möglich gemessen an N oder n, bzw. die Ziffernhöhe in Zentimetern sowie die Schriftart angegeben. Bei ausschließlich kopial überlieferten Inschriften ist an dieser Stelle die Quelle der Überlieferung genannt. Am Rand ist die Abbildungsnummer der zugehörigen Abbildung im Tafelteil vermerkt.

Die Inschriftentexte sind eingerückt. Bei noch im Original erhaltenen Inschriften sind Majuskeln mit Großbuchstaben und Minuskeln mit Kleinbuchstaben transkribiert. Die Inschriftentexte sind fortlaufend wiedergegeben, Zeilenumbrüche im Original werden durch Schrägstriche angezeigt. Nur Inschriften in gebundener Sprache sind versweise angeordnet, auch wenn sie auf dem Inschriftenträger oder in der kopialen Überlieferung fortlaufend ausgeführt sind. Bei elegischen Distichen ist die Pentameterzeile eingerückt. Sind mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger vorhanden, werden sie entsprechend der Beschreibung durch Großbuchstaben am Zeilenanfang unterschieden. Vergleichbares gilt für mehrere Inschriftenträger in einem Artikel, sie werden durch römische Zahlen bezeichnet.

Zur Wiedergabe des Inschriftentextes:

/ Das Zeilenende auf dem Träger und Knicke von Schriftbändern werden durch einen Schrägstrich angegeben.
// Ein doppelter Schrägstrich signalisiert, dass der Text z. B. durch ein Wappen, ein Ornament oder eine bildliche Darstellung unterbrochen wird, oder zeigt den Übergang auf ein anderes Textfeld an.
( ) Abkürzungen werden in runden Klammern aufgelöst, vorhandene Kürzungszeichen werden nicht gesondert vermerkt. Auf fehlende Kürzungszeichen wird hingewiesen, wenn es sich nicht um Kürzungen handelt, die immer ohne Kürzungszeichen ausgeführt werden, wie z. B. INRI. [Druckseite XI]
NE Nexus litterarum, Ligatur und Bogenverschmelzung zweier Buchstaben werden durch einen Bogen unter den betreffenden Buchstaben kenntlich gemacht. Die Verschmelzung zweier i bzw. I (mit Lautwert ii) zur Y-Form wird je nach Erscheinungsbild als ij-, II- oder IJ-Nexus dargestellt. Andere Buchstabenverbindungen wie beispielsweise Enklaven werden nicht im Text kenntlich gemacht, sondern in den Anmerkungen erläutert.
Ein unter einen Buchstaben gesetzter Punkt bedeutet, dass die Lesung unsicher ist.
[ ] Mit eckigen Klammern werden Teile der Inschrift markiert, die nicht mehr vorhanden oder unleserlich sind. Auch Konjekturen aus der nicht-originalen Überlieferung oder rekonstruierte Ergänzungen sind mit eckigen Klammern gekennzeichnet.
[..] Wenn eine Ergänzung nicht möglich ist, wird der Umfang der Lücke mit Punkten angedeutet, wobei jeder Punkt in etwa einem fehlenden Buchstaben entspricht.
[- - -] Größere Lücken von mehr als zehn Buchstaben werden mit drei Gedankenstrichen wiedergegeben. Wenn möglich, wird die ungefähre Zahl der fehlenden Buchstaben in einer Anmerkung angegeben.
< > Für Nachträge freigelassene Lücken und in solche Lücken nachgetragener Text werden durch spitze Klammern gekennzeichnet.
· Trennzeichen werden durch Punkte auf der Zeilenmitte wiedergegeben, ihre Form wird gegebenenfalls im Kommentar erläutert.

Ausschließlich kopial überlieferte Inschriften werden in Kleinbuchstaben mit Großbuchstaben am Wortanfang von Eigennamen wiedergegeben. Abkürzungen aus der kopialen Überlieferung werden ohne Klammern aufgelöst. Auf die Wiedergabe von Interpunktionszeichen wurde bei ausschließlich kopial überlieferten Inschriften verzichtet, da ihre Überlieferung meist unzuverlässig ist.

Gekürzte Nomina Sacra, die in lateinischen Inschriften teilweise oder ganz mit griechischen Buchstaben geschrieben sind, werden mit den ihrem Lautwert entsprechenden lateinischen Buchstabenformen wiedergegeben; das ganze Wort wird in runden Klammern aufgelöst. Beispielsweise wird der Buchstabenbestand IHV XPI als (IESV CHRISTI) ediert. Der Buchstabenbestand wird in einer Anmerkung mitgeteilt.

An den Editionstext schließt sich gegebenenfalls eine Übersetzung an. Datierungen nach den römischen Tagesbezeichnungen und nach Heiligentagen werden aufgelöst. Bei Inschriften in gebundener Sprache werden Versmaße und Reimformen angegeben. In der Wappenzeile werden die am Inschriftenträger angebrachten Wappen vermerkt, unbekannte Wappen oder solche, die in den gängigen Wappenbüchern5) nicht nachgewiesen werden können, werden blasoniert. Ahnenproben werden spaltenweise entsprechend ihrer Anbringung am Inschriftenträger wiedergegeben.

Im Kommentar wird der paläographische Befund der Inschrift gedeutet,6) auf philologische Besonderheiten des Textes hingewiesen, die kunsthistorische Einordnung des Inschriftenträgers erläutert und die Inschrift in das historische Umfeld eingeordnet. Wenn Inschriften oder Teile davon außerhalb des eingerückten Editionstextes zitiert werden, sind sie kursiv gesetzt.

Der Anmerkungsapparat gliedert sich in zwei Teile: In Buchstabenanmerkungen werden textkritische Fragen wie paläographische und orthographische Besonderheiten, problematische Lesungen, abweichende kopiale Überlieferungen und offensichtliche Fehler im Text behandelt. In Ziffernanmerkungen werden Zitat- und Literaturnachweise und zusätzliche Erläuterungen zum Kommentar angegeben.

Das Literaturverzeichnis bietet in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten ungedruckten und gedruckten kopialen Überlieferungen des Inschriftentextes, die bloße Erwähnung oder Abbildung der Inschrift oder Literatur ausschließlich zum Inschriftenträger werden nicht berücksichtigt.

Zitationshinweis:

DI 81, Stadt Essen, Einleitung, 1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise (Sonja Hermann), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di081d007e009.

  1. Kloos, Einführung, S. 2. »
  2. Die Bearbeitungsrichtlinien des Inschriftenunternehmens der deutschen Akademien sind nicht publiziert, allerdings liegen die leicht abweichenden Bearbeitungsrichtlinien der „Wiener Reihe“ gedruckt vor: Bearbeitungs- und Editionsgrundsätze für die „Wiener Reihe“ des deutschen Inschriftenwerkes, zusammengestellt von Walter Koch, Wien 1991. »
  3. Allerdings wurden solche Bucheinbände berücksichtigt, die in Techniken und aus Materialien der Goldschmiedekunst hergestellt wurden, vgl. Nr. 20 und Nr. 38»
  4. Die ehemalige Münsterkirche wurde nach der Einrichtung des Bistums Essen 1958 zur Bischofskirche erhoben und wird seitdem als Dom bezeichnet. »
  5. Zum Wappennachweis wurden v. a. die Siebmacher’schen Wappenbücher, Nürnberg 1605–1961 (ND Neustadt/Aisch 1970ff.) und Max von Spießen, Wappenbuch des westfälischen Adels, 2 Bde., Görlitz 1901–1903, benutzt. »
  6. Die paläographischen Beschreibungen und Einordnungen basieren auf Terminologie, passim. »